Cubano hat geschrieben:Okay, Horsmän, ich versuche es mal anders herum: WAS ist an einem Vierschlag-Galopp erstrebenswert?
Ich bin zwar nicht Horsmän, aber ich antworte trotzdem.
Ich finde es ein ziemlich tolles gefühl, wenn ich merke, dass ich quasi ohne Zügel und nur am sitz mein Pferd (das von Haus aus eher gern schnell unterwegs ist und bei dem es jahre gedauert hat, ehe ich es am Sitz aufnehmen konnte, das also alles andere als einen barocken Schlurfgalopp mitgebracht hat und überdies zu gerade Hanken hat) zu einem Galopp bringen kann, der quasi auf der Stelle ist. Es daraus wieder nach vorn lassen kann, richtig! nach vorn und es dann wieder zurück, zurück zurücknehmen kann, bis es wieder für einige Sprünge mehr oder weniger auf der Stelle springt. Das halte ich für einen hohen Beweis an Durchlässigkeit. Ganz abgesehen davon, dass es ein prima Training für die Hanke ist. Der "normale" versammelte Galopp hat sich durch diese Arbeit und diese Art Abstimmung auf die Hilfen, verbessert.
Wenn es in diesen extrem aufgenommenen Sprüngen (wohlgemerkt, es müssen immer noch Sprünge sein, hinten laufen ist Mogelei) zu einem viertaktigen Galopp kommt - eben zu jenem, den Horsmän und viele andere als "guten" Vierschlag bezeichnen - dann ist mir das relativ schnurz,. Zu merken ist dieser Vierschlag nicht. Zu merken ist nur, wie sich der A... des Pferdes bald auf den Boden setzt, wie das Pferd vor Energie schier birst und trotzdem an Seidenfaden bei dir, unter dir bleibt. Das ist sozusagen die Piaffe im Galopp für mich. Das Gleichgewicht des Pferdes ist in diesen Momenten beliebig in alle Richtungen verschiebbar. Eines der Ziele der Hohen Schule, wenn ich mich richtig erinnere.
Es wird also kein Vierchlaggalopp geübt. Sondern es wird ein Versammlungsgrad a la extreme erreicht, der einen Vierschlaggalopp in diesem Moment mit sich bringt. Der Übergang zum normalen Dreischlaggalopp erfolgt vollkommen unauffällig in dem Moment, wo dem Pferd wieder genügend Raumgewinn erlaubt wird. Man kann dann Spielereien machen wie lange Seite mit so vielen Galoppsprüngen wie möglich reiten und nächste lange Seite mit so langen, also wenigen Galoppsprüngen wie möglich. Das sind einfach dinge, die die Durchlässigkeit des Pferdes verbessern.
Man muss nicht anstreben, diesen extrem versammelten Galopp - der den Vierschlag mit sich bringt - zu erreichen. Wem der Dreischlag über alles geht, verzichtet auf einen extrem versammelten Galopp, der fast auf der Stelle springt, eben. Verzichtet dann konsequenterweise allerdings auch auf die Pirouette im Galopp. Dem Pferd schadet es schließlich nichts, ohne Pirouette durchs leben zu gehen /springen.
Thomas Ritter sagte vor kurzem einen sehr schönen Satz, den ich mir erlaube, hier zu zitieren:
Es führen nicht nur viele Wege nach Rom, sondern Rom sieht für jeden Reiter auch etwas anders aus.
Dieser Satz kam für mich direkt in die Sammlung merkenswerter Sprüche.