Wieviel Training braucht ein Reitpferd?

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Manfred

Wieviel Training braucht ein Reitpferd?

Beitrag von Manfred »

Hallo zusammen,

wie ihr sicher wisst, sind unsere Pferde nicht zum Reiten von Natur aus gebaut. Wir müssen sie also gut daruf vorbereiten und entsprechend trainieren / gymnastizieren.

Angeblich dauert der Muskelaufbau auch sehr viel länger als er sich wieder abbaut, wenn kein Trainig mehr erfolgt.

Nun, in unserem damaligen Reitverein, wo die Pferde für den Turniersport trainiert wurden, mussten sie jeden Tag gleich mehrmals ran. Gleich nach dem Frühstück stand Longieren auf dem Programm, mindestens 15 Minuten, eher eine halbe Stunde.

Dann kamen sie auf die Weide (zum Glück nicht mehr in die Box, wie es sonst so üblich war) und wurden erst am Abend wieder in den Stall geholt.

Dann wurden sie ca. zwei Stunden entweder in der Bahn oderauf dem Reitplatz geriten (meist irgendwelche Prüfungsaufgaben). Am Wochenende ging es zusätzlich noch ins Gelände, wo Langstreckentraben und -galoppieren angesagt war. Es galt die Kondition ständig zu verbessern und die Muskulatur immer weiter aufzubauen.

War ein Pferd krank und musste stehen, folgte nach der Genesung ein noch intensiveres Training, denn die ursprüngliche Fittness musste schnellst möglich wieder hergestellt werden.

Na, ihr könnt euch sicher vorstellen, dass es nicht ein Pferd gab, dass sich über den Besuch eines Menschen unbandig gefreut hat, war dieser doch immer mit harter Arbeit verbunden. Und wehe es hat sich widersetzt und zeigte Ungehorsam, dann wurde es noch mehr getritzt und gescheucht. Insofern haben sich bis auf wenige Ausnahmen, mit Charakter immer brav ihr Programm absolviert.

Von derart extremen Dingen habe ich mich auch damals schon deutlich distanziert. Aber leider musste ich auch erkennen, dass sich die Muskulatur tatsächlich sehr schnell wieder zurückbildet und die Kondition verlohren geht, wenn das Tier nicht regelmäßig trainiert wird.

Daher meine Frage an euch, wieviel Trainig mindestens sein muss, damit das Pferd zum Reiten fitt und somit auch gesund erhalten wird.

Wie ihr sicher wisst, bin ich nicht jeden Tag bei meinem Pferd und beschäftige es nur an zwei bis drei Tagen in der Woche. Die verbleibende Zeit steht es auf der Weide und im Winter wird es nur über Nacht eingestallt.

Muss ich nun jedes Mal, wenn ich bei ihm bin auch mit ihm trainieren? Und wie oft sollte er mindestens geritten werden? Ich möchte ja nicht, dass er meinen Besuch immer nur mit Arbeit verbindet. Gerne würde ich auch nur mit ihm spielen und spazieren gehen. Doch wann würde er dabei wieder an Fittness verlieren?

Was mein ihr dazu?
Manfred
Zuletzt geändert von Manfred am Mi, 24. Jan 2007 23:23, insgesamt 1-mal geändert.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Hallo,

Dauer und Häufigkeit hängen sehr vom Iststand des Pferdes (Konstitution/Trainingsstand) ab, sowie von seiner Haltung ab. Ein reines Boxenpferd kann ruhig 2 mal am Tag leicht bewegt werden, aber dann sicherlich keine 2 h, wenn es sich noch um ein junges handelt :shock: Da fände ich früh etwas Arbeit und abends spazierengehen oder Führmaschine wesentlich sinnvoller. Bei 2 h Reiten und nach Krankheit noch mehr trainieren, macht man doch die Knochen der Jungspunde kaputt. Aber Geld und Zeit sind da wahrscheinlich wichtiger.Dein beschriebenes "Konditionstraining" der Jungpferde finde ich absolut falsch. Mal abgesehen, dass Pferd so auch die Motivation verliert.

Grundsetzlich finde ich für den Anfang sinnvoll: Wenig aber oft. Je mehr ein Muskel beansprucht wird, umso länger braucht er sich zum Erholen. Richtiger Muskelkater kann selbst nach 2 Wochen im Blut noch nachgewiesen werden.
Ein Jungpferd wird eh erst mit Handarbeit und Longieren an die Arbeit gewöhnt. Ich würde aber selbst bei guter Kondition die Zeit auf max. 20-30 Minuten beschränken, auch wegen der Konzentration. Bei Ausritten würde ich eine kleine Pause einlegen, und das Pferd grasen lassen oder 5 Minuten führen. Gerade wenn man merkt, Pferd stolpert, schlägt mit dem Kopf und wird unwillig, dann ist es oft schon zu spät und man hat die Belastungsgrenze überschritten. Ein Pferd ist nicht grundlos unwillig.

Pferde können bis 7/8 Jahre wachsen. In Zeiten von Wachstumsschüben würde ich vor allem die Dauer des Trainings heruntersetzen. Bei jungen Pferden auch auf viel Abwechslung beim Training achten, d.h. nicht 20 Min. Runde für Runde traben oder Ausbinder reinschnallen und damit dieselben Muskelgruppen beanspruchen. Das Training muss pro Einheit abwechselungsreich sein und viele Pausen beinhalten, sowie auch in der Woche verschiedene Möglichkeiten zum Training bieten (Handarbeit, Longieren, Handpferd, Reiten im Gelände/in der Bahn, spazieren gehen). Auf das Pferd "hören" und die Entwicklung der Muskeln beobachten. Überbelastete Muskeln entwickeln sich schlecht, verkürzen sich eher. Das gilt auch für Muskeln, die durch Druck zu wenig durchblutet werden (Rückenmuskeln unter dem Sattel). Ideal ist Anspannung und Entspannung in einem für das Pferd angepaßten Wechsel. Zur Entspannung und Regneration ist Koppelgang, Massage, Wärme oder geringe Belastung bei Bewegung (gute Durchblutung bei Schrittgehen) ideal.
Ein wachsender Muskel verkürzt sich. Beim Muskelaufbau ist die Gymnastizierung genauso wichtig.

Muskelentwicklung ist die eine Seite. Koordination und Gleichgewicht die andere. Ein Pferd welches nicht im Gleichgewicht geht, wird sich auf Dauer durch die Überbelastung (z.B. Vorhand) verspannen. Ein untrainiertes Pferd kann unter dem Reiter nicht im Gleichgewicht gehen, weil die entsprechenden Muskeln fehlen. Daher langsam vorgehen, damit beide Aspekte gleichmäßig aufgebaut werden. Ich gehe hier von einigen Jahren aus.
hexle
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Beitrag von hexle »

meine bisherige Erfahrung hat gezeigt, dass die meisten Pferde krank werden weil sie schlicht zu wenig arbeiten - sprich wir tun meistens viel zu wenig mit ihnen weil wir sie mit uns vergleichen

UNS reicht 2x wöchentlich Leichtathletiktraining um einigermassen fit zu bleiben - Pferden reicht das nicht. Auch auf de rKoppel bewegen sie sich nicht wirklich und auf einem Paddock erst recht nicht und in einer Box schon gleich garnicht.

Pferde sind Lauf- und Lufttiere - je weniger wir mit ihnen tun um so schlechter für die Gelenke, die Lunge, das Herz, die Bänder und die Sehnen, wenn sie den nzwischndrin auch noch geritten werden sollen. lässt man sie kom plett sich selbst ist es etwas anderes - aber wenn man sie reiten und dabei nicht kaputt machen will, muss man schauen dass sie gymnastiziert udn bemuskelt werden udn dann bleiben


Ganz bezeichnend war mal ein längerer Wanderritt - es hatte deutlich über 30° und wir hatten an dem Tag ca. 45 km (relativ ebene) Strecke hinter uns zu bringen - wir haben häufig Pausen gemacht und ein tierisch schlechtes Gewissen - die meiste Zeit sind wir schon zu Fuss nebenher gelaufen um die armen Pferde zu schonen ...

Wir haben sie am ziel abgesattelt, getränkt, gefüttert , abgewaschen und auf die koppel gestellt .. da ging dann nochmal lockere 20 Minuten so richtig die Post ab :evil: ... am nächsten Tag hatten nur WIR Muskelkater, die Pferde waren so gut drauf wie selten ...

Für mein Pferd (9) ist das beste Arbeitspensum (zusätzlich zu koppel/Paddock) :

1 Tag nur Koppel (meinetwegen, damit ich auch mal pferdefrei habe)
3x Dressur (mit ca. 70% davon Galopparbeit)
1x Springgymnastik
2x mehrstündig flott (!) ins Gelände (meistens zwischen 18 und 30 km)
1-2x flitzen lassen mit Pferdefreunden (=30-40 Minuten vollgas in der Halle)
1-2x Woche Gassi

oder halt mehrtägige Wanderritte in hügeligen Gelände mit im Schnitt 3 - 6 Stunden Reitzeit

alles was weniger ist macht sie unzufrieden - je häufiger ich sie reite und je mehr sie dabei traben und galoppieren darf um so entspannter wird sie körperlich UND geistig :D

Um mit Reiter wirklich entspannt laufen zu können, benötigt ein Pferd viel viel mehr und auch andere Muskulatur als ein Pferd das auf der Koppel herumsteht - je weniger Muskulatur ein Pferd hat und je unbeweglicher es ist um so anstrengender ist es für das Tier uns zu tragen und um so weniger Spass wird es im Endeffekt auch an der Arbeit haben.

geht uns ja ähnlich ... ohne ausreichend Skigymnastik und Sport vorher kommen wir auf Ski zwar auch einen Berg herunter .. aber es zwackt, strengt an, man schwitzt, wird schnell müde, muss oft pausen machen .. je mehr Sport und Skigymnastik wir vorher gemacht haben, um so leichter fällt es uns um so mehr spass haben wir beim skifahren und um so geringer das Verletzungsrisiko
lalala

Beitrag von lalala »

*zugeb* ich empfinde 2 Tage die Woche einfach als zu wenig, um das junge Pferd vernünftig aufzubauen.

Bei einem bereits gut im Training stehenden und gut bemuskelten Pferd sind "Spieltage" kein Problem.

Hartes Training gibts bei uns 2, max 3 Tage in der Woche ca. 30min, an anderen Tagen wird locker "gejoggt", Stangenarbeit gemacht, Springymnastik oder raus in den Busch und mit Kumpels laufen gelassen. Im Sommer wird sie meist 2x täglich geritten...Ich reite ein Arbeitstier - die will einfach laufen und was tun (bei 37° Ausssentemperatur läuft sie zur Hochform auf und ist lediglich an der Brust leicht feucht) und wenn sie wieder aus der Klinik kommt und nach der Aufbauphase wieder geritten werden darf wird sie sich überschlagen, um es mir recht zu machen...weil sie diese ewigen Spaziergänge anöden.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

hexle hat geschrieben:Pferde sind Lauf- und Lufttiere - je weniger wir mit ihnen tun um so schlechter für die Gelenke, die Lunge, das Herz, die Bänder und die Sehnen, wenn sie den nzwischndrin auch noch geritten werden sollen. lässt man sie kom plett sich selbst ist es etwas anderes - aber wenn man sie reiten und dabei nicht kaputt machen will, muss man schauen dass sie gymnastiziert udn bemuskelt werden udn dann bleiben
Da stimme ich Dir voll und ganz zu. Die tägliche Bewegung auf der Koppel und sei es ein Aktivstall ist zu wenig. Wanderritte vorwiegend im Schritt kommen der natürlichen Pferdewegung am nächsten.

Für 30 Minuten Galopp, benötigt es aber schon ausreichende dressurmäßige Ausbildung (unausbalanciert in engen Hallen Knochenverschleiß pur). Für Jungpferde finde ich da hügeliges Gelände geradeaus für Galopparbeit besser.

Beste Kondition erhälst Du: 5 Minuten Galopp, 10 Minuten Schritt (oder Puls wieder auf Normalwert) im Wechsel. Kondition bedeutet vor allem eine hohe Belastbarkeit der vorhandenen Muskulatur und des Kreislaufs. Für das Jungpferd muss erstmal die spezifische Muskulatur für das Reiten aufgebaut werden bzw. die Jungpferd-Koppel-Muskulatur zu einer Reitpferdmuskulatur geformt werden.

Manfred, Du hattest das doch jetzt auf Deinen jungen Fuchs bezogen oder? Geh mit dem raus ins Gelände, nutze jeden Berg, jede Unebenheit. Laß die dressurmäßige Ausbildung (und erst recht die Schlaufer und Gebissexperimente) erstmal sein. Laß ihn erstmal langsam Muskeln aufbauen und sein Gleichgewicht schulen. Du hast alle Zeit der Welt.
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Jen
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Beitrag von Jen »

also 2-3 Tag um ein Pferd vernünftig aufzubauen finde ich auch zu wenig. zumal das ja dann wahrscheinlich meist aufeinanderfolgende Tage sind (Wochenende)?

Man muss ein Pferd nicht jeden Tag 2h arbeiten, damit es Kondition bekommt. Unser Wochenprogramm sieht ungefähr so aus:

1-3x Gelände (je nach Wetter und Bodenverhältnissen, bei schlechtem Wetter häufiger Gelände, da keine Halle)
2-3x Dressur (ca. 30-40min in unterschiedlich intensiven Sequenzen mit häufigen WEchseln und Pausen)
1-2x Longe und oder Handarbeit (mit und ohne Bodenhindernisse/Cavalletti)

Meine Pferde schwitzen bei der Arbeit praktisch nie. Sie werden in häufigen, aber kurzen Sequenzen gearbeitet, die in ihrer Intensität dem Ausbildungs(zu)stand angepasst werden. Und trotzdem sind sie besser bemuskelt als die meisten anderen Pferde im Stall, die z.T. deutlich häufiger und intensiver gearbeitet werden. Es kommt eben nicht nur auf das wieviel sondern v.a. auch auf das wie darauf an.

Trotzdem: der Muskel braucht ein gewisses Mass an Reizen, um stimuliert zu werden. Das "wachsen" des Muskels geschieht dann in der Erholungspause, deshalb ist es wichtig, dass der Muskel genügend Pausen bekommt. Allerdings wenn die Pausen zu lang sind, dann bekommt der Muskel nicht genügend stimulierende Reize. Die Balance zu finden ist wichtig und manchmal auch schwierig.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
Manfred

Beitrag von Manfred »

Hallo,

und schon mal vielen Dank für eure Meinungen.

@Kallisto
Bin ganz deiner Meinung und genau so werde ich auch vorgehen. Wollte halt nur wissen, ob es nicht doch zu wenig ist.

@Jen
Antares wird nicht nur am Wochenende von mir bewegt. Ich fahre auch unter der Woche noch einmal zu ihm. Insofern bleibt er maximal drei Tage hintereinander aber meist nur zwei Tage auf der Koppel.

In der Zeit vor dem Anreiten und während des Einreitens war ich jeden zweiten Tag da und habe mit ihm gearbeitet. Das soll sich jetzt wieder ändern und auch nicht mehr soviel in der Halle gemacht werden.

@hexle und lala
Unter diesen Umständen würde ich auf das Reiten komplett verzichten. Daran hätte auch ich keine Freude mehr. Aber im Leistungssport muss das wohl so sein.

Ich sehe mich auch nicht als Sportler in diesem Sinne, sondern eher als Freizeitreiter mit sportlichen Ambitionen.

Was mich auch sehr abgeschreckt hat, war die Jungpferdeausbildung im Reitsportverein. Da wurden knapp Dreijährige mehrmals am tag gut 15 Minuten am Stück longiert, ausgebunden und gesattelt. Die Longe wurde dann, wie es die FN vorschreibt auch dabei an dem Gebiss der Trense befestigt. Ich habe dort kaum einen Trainer mit einem Kappzaum arbeiten gesehen. Da wäre ja auch viel zu viel Zeit beim Umzäumen auf Trense zum anschließenden Reiten draufgegangen. Das war Fließbandarbeit! Spätestens nach einen viertel Jahr musste das An- / Einreiten erledigt sein. Dann gab es ca. drei Monate Pause und die Ausbildung unter dem Sattel wurde fortgesetzt.

Diese noch unausbalancierten Tiere sind reihenweise gestürzt (auch unter dem Reiter noch). Es war die pure Knechtung und gehört nach meinem Dafürhalten aus Tierschutzgründen verboten. Das sind Opfer, die der Leistungssport so mit sich bringt.

Ich denke nicht, dass das ein Pferd braucht, um einen Menschen tragen zu können ohne dabei Schaden zu nehmen. Das frühzeitige Ausmustern dabei verschlissener Tiere spricht auch für sich. Undine ist eine von ihnen.

VG
Manfred
lalala

Beitrag von lalala »

Manfred hat geschrieben:Hallo,

und schon mal vielen Dank für eure Meinungen.


@hexle und lala
Unter diesen Umständen würde ich auf das Reiten komplett verzichten. Daran hätte auch ich keine Freude mehr. Aber im Leistungssport muss das wohl so sein.

Ich sehe mich auch nicht als Sportler in diesem Sinne, sondern eher als Freizeitreiter mit sportlichen Ambitionen.


VG
Manfred
Leistungssport ? Wer sprach von Leistungssport ? Ich, für meinen Teil, bin ein stinknormaler ambitionierter Freizeitreiter...
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

@Manfred
Wenn Du ein Pferd hast, das arbeiten will und dass Dir sonst "aufs Dach steigt" weil ihm pottenlangweilig ist, dann wird's eben täglich beschäftigt und das hat nix mit Leistungssport zu tun.. Es gibt auch genügend Menschen die nicht ruhig halten können und Sport im normalen Maß betreiben..

LG Alix
Manfred

Beitrag von Manfred »

@Alix,

woran erkennst Du denn dass es arbeiten will? Das habe ich bei Antares auch gedacht, weil er mir soviel angeboten hat und super fleißig immer bei der Sache war. Doch nun erkenne ich, dass er das nur tut, um es mir Recht zu machen. Er will mir zeigen, was er kann und ich bekam das Gefühl, dass er immer mehr lernen wollte. Dabei habe ich ihn dann überfordert, weil alles viel zu schnell ging und längst nicht gefestigt war. Es fehlte auch an der nötigen Enspannung bei der Arbeit. Kaum dass er stand, fing er schon bald an mit den Hufen zu scharren und wurde ungeduldig.

Klar, ich hätte ihn auch richtig auspowern können, bis er endlich ruhig stehen bleibt und sich entspannt. Aber ich würde das dann nicht mit Zudfriedenheit verwechseln. In der freien Natur, wäre er in diesem Zustand eine leichte Beute für seine Jäger. Isofern wäre das auch wider seiner Natur, sich so zu verausgaben. Das tut er dann auch nur um es mir recht zu machen. Wenn die Pferde in der Herde toben, dann auch nur wenige Minuten. Sie haben dann immer noch ausreichend Reserven, um ihren Feinden zu entkommen und können auch zufrieden sein, ruhig stehen und grasen etc.

Genau so entspannt sollte er sich auch neben mir und unter mir bewegen. Mal einen flotten Sprint einlegen und danach wieder locker werden und ruhig im Schritt gehen können. Erst dann stimm die Balance, denke ich. da darf nicht rumgezappelt und gescharrt werden. Das tut er in der herde ja auch nicht, nur wenn ich komme und ihn putze geht das schon los, mit dem "aufs Dach steigen". Er weiß dann genau was ansteht und das er gleich wieder etwas zu tun bekommt und sich bewegen soll. Da kann man sich dann ja auch schon gleich mal warmmachen und mental darauf vorbereiten, oder?

Sobald ich das jedoch ignoriere, kann er sich beruhigen, gehe ich aber darauf ein und sage noch "ruuuhig" oder so, dann verstärkt sich seine Aufregung eher. Auch einfaches Führen kann dann immer schneller werden. Also bleibe ich völlig ruhig und entspannt, ohne mich von seiner Aufregung mitreißen zu lassen und schon wird auch er wieder ruhig und gelassen. Erst dann gehen wir weiter etc. und es wird immer besser.

Und wenn sich ein Tier in seiner Herde genauso unruhig verhält, wie bei seinem Menschen, dann stimmt da eventuell gesundheitlich was nicht, denke ich. Darüber würde ich mir dann schon eher Gedanken machen.

VG
Manfred
Zuletzt geändert von Manfred am Mi, 24. Jan 2007 12:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Manfred hat geschrieben:woran erkennst Du denn dass es arbeiten will?
An der Laune vom Pferd? Wenn es 2 oder 3 Tage nichts gemacht hat und mürrisch ist?? Wenn man das Pferd kennt, merkt man das schon.. Auch merkt man, wenn die Arbeitslaune im Keller ist oder wenn Muskelkater da ist etc. etc..
Aber genau das liegt doch in meiner Verantwortung, dass ich erkenne und entsprechend handel, oder?
Dabei habe ich ihn dann überfordert, weil alles viel zu schnell ging und längst nicht gefestigt war.
Ja gut, aber das war/ist Dein Fehler..
Klar, ich hätte ihn auch richtig auspowern können, bis er endlich ruhig stehen bleibt und sich entspannt.
Das ist nicht Sinn und Zweck der Pferdeausbildung..
Wenn die Pferde in der Herde toben, dann auch nur wenige Minuten.
Eben und warum nicht wenige Minuten "knackig" was machen?? Ich power meine Pferde auch nicht aus. Schaffe ich gar nicht, aber mir geht es darum, dass sie aus den Übungseinheiten möglichst viel mitnehmen.
Genau so entspannt sollte er sich auch neben mir und unter mir bewegen.
Es ist ein junges Pferd.. Ist wie mit Kindern - stillsitzen fällt schwer 8)
Das tut er in der herde ja auch nicht, nur wenn ich komme und ihn putze geht das schon los, mit dem "aufs Dach steigen".
Dann läuft aber woanders auch noch was falsch..

LG Alix
Zuletzt geändert von Alix_ludivine am Mi, 24. Jan 2007 14:23, insgesamt 1-mal geändert.
hexle
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Beitrag von hexle »

Unter diesen Umständen würde ich auf das Reiten komplett verzichten. Daran hätte auch ich keine Freude mehr. Aber im Leistungssport muss das wohl so sein.
?? Leistungssport ? weder mein Pferd noch ich treiben Leistungssport - o.k. für jemand der in den 3. Stock zu Fuss gehen statt den Aufzug zu nehmen als Leistungssport betrachtet, für DEN ist das natürlich Leistungssport

Das was ich mit meinem Pferd "arbeite" (und glaub mir sie hat sehr viel spass dabei und ist sehr eifrig) , ist das was SIE braucht um ausgeglichen, fröhlich, entspannt und gut gelaunt zu sein UND um körperlich die Voraussetzungen zu erfüllen um mich dauerhaft schadlos in allen Gangarten tragen zu können - mehr nicht aber weniger eben auhc nicht

gut sie ist 9 - mit 4 hat sie mich 4 Tage die Woche tragen dürfen (sie findet reiten übrigens toll und blubbert wenn man mit dem sattel kommt) - davon 2x ca. 1/2 Stunde dressur - vor allem Trab, weil sie da ihr gleichgewicht leichter fand + je 15 minuten davor und danach schritt ins gelände und 2x wöchentlich ca. 1 - 1,5 Stunden Gelände (viel trab , bisschen klettern) - 1x wöchentlich Longe - rest Koppel

ich habe das langsam gesteigert bis zu dem Stand den wir jetzt haben (das ist das Winterprogramm) - und zum Sommer wird das mehr ... länger und flotter ins Gelände dafür bisschen weniger Dressur ..
Manfred

Beitrag von Manfred »

Alix_ludivine hat geschrieben:Dann läuft aber woanders auch noch was falsch..
Mag sein, denn er weiß, dass er durch mich gefordert wird. Dennoch kommt er immer noch freiwillig zu mir. Er könnte ja auch sagen: "Ach nee, der schon wieder!" und sich abwenden.

Daraus könnte ich dann wieder schließen, dass er auch etwas tun möchte. Vieleicht hat er aber auch gemerkt, dass er von mir was lernen und womit er den anderen gegenüber wieder imopnieren kann. Denn dabei habe ich ihn auch schon auf der Koppel beobachtet, wie er selbst die erlenten Lektionen wiederholt hat und die anderen ihm dabei zugesehen haben. Dann trabte er mit eingerolltem Kopf vor ihnen her usw., so als wäre er stolz darauf.

Aber welches Maß ist völlig ausreichend und was ist zuviel? Wieviel muss mindestens sein? Das war meine Frage.

Wenn er nicht mehr zurück zu seiner inneren Ruhe bei der Arbeit findet, ist es einfach zu aufregend für ihn denke ich. Und wenn er überhaupt nicht aus der Hüfte kommt, ist es wohl eher zu langweilig. Das habe ich bei Undine sehr oft. Die ist ständige Leistung gewöhnt gewesen und darf nun wieder Pferd sein. damit kommt sie nicht klar und hat sich das Koppen als Ersatzbefriedigung angewöhnt. Ist aber in meine Augen ein Verhalten, welches aus einer ständigen Überforderung herrührt.

Antares hat mir früher deutlicher gezeigt, wann es ihm zuviel wurde, da ist er einfach aus der jeweiligen Übung ausgebrochen. Das war mehr als deutlich. Doch inzwischen bleibt er bei der Sache und macht alles brav mit. Er greift in ihm bekannten Dingen auch schon vor oder bietet mir bei unbekannten Aufgaben selbst Lösungen dazu an. Dabei steigert er sich richtig rein und wird für mich immer anspruchsvoller. Daher denke ich, dass wir da einen Punkt erreicht haben, wo wir wieder etwas zurückgehen sollten, bevor das eskaliert und eventuell unkontrollierbar wird.

Insofern sind das für mich schon erste Anzeichen von einer Überforderung, da er aus seiner inneren Balance kommt und alleine nicht mehr zur Ruhe zurückfindet. Die geben ich ihm nun.

Aber wie lang dürfen diese Pausen sein ohne dass er an Vitalität und Ehrgeiz dabei verliert?

VG
Manfred
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Manfred hat geschrieben:Aber wie lang dürfen diese Pausen sein ohne dass er an Vitalität und Ehrgeiz dabei verliert?
Das kannst nur Du allein rausfinden..
Mußt Du mal testen, ab wann ihm langweilig ist und ab wann er der Überforderung nahe kommt...
Manfred

Beitrag von Manfred »

@Hexle und Lala,

freut mich, dass ihr euch von dem Leistungssport distanziert, denn der geht leider häufig zu Lasten der Tiere, von ganz wenigen Ausnahmen mal abgesehen.

Da ich aus einem Turniersatll komme, verbinde ich tägliches unter dem Sattel Gehen, ganz einfach mit dem Ziel etwas zu perfektionieren und sehe es insofern auch nicht mehr als Ausgleichssport.

Für diese Leute dort, war Bodenarbeit ein Fremdwort. Pferde müssen geritten werde, das ist ihre Bestimmung, lautete die Parole. Als ich dort mit TTeam-Arbeit anfing wurde nur herzhaft gelacht und TTouches als Kraulen bezeichnet. So waren keine Schleifen zu bekommen, etc.

Ja und wer mit einem Pferd spazieren geht und mit ihm an der Hand durch den Wald joggt, muss komplett verblödet sein. Dann noch mit einen Gymnastikball und Plastikplanen zu spielen, entbehrt jeglicher Grundlage der sportlichen Reiterei. Erst als auf diese Weise in der Halle Fußball gegeneinander gespielt wurde, etc. kam leichtes Interesse auf. Hier konnte man sich wieder profilieren und dabei auch sein Pferd reiten.

Na, jedenfalls habe ich dieses Terrain verlassen und gehe nun einen anderen Weg. Dennoch möchte ich weiter reiten und mein Pferd auch dafür gymnastizieren und ihm nicht dabei zur Last fallen.

Also bitte nicht übel nehmen, wenn ich hier abwertend über diesen Sport schreibe. Es sind halt meine negativen Erfahrungen damit.

LG
Manfred
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