"Stampfendes" Pferd

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

Moderatoren: ninischi, Janina

Maria Orange
User
Beiträge: 76
Registriert: Mo, 31. Jan 2011 15:33
Wohnort: Erzgebirge

"Stampfendes" Pferd

Beitrag von Maria Orange »

Hallo ihr Lieben,

ich möchte euch zu folgendem Sachverhalt nach Erfahrungen fragen. Ich habe es in Kurzform gepackt, da die Geschickte schon langsam lang wird:

16-jährige Appaloosa-Stute, die Ende 2011 nicht mehr „gerade lief":
 Pferd ging nicht lahm, es fiel ihr jedoch sehr schwer sich nach links zu biegen.
 Hinterhand lief gefühlt nicht mehr hinter sondern neben der Vorderhand.
 Ritt man im Gelände fiel das kaum bis gar nicht auf. Wollte man sie auf dem Platz arbeiten trat das Problem rasch und deutlich zu Tage.

Osteopathisch Behandlung Ende 2011, Ergebnis:
 Schiefstellung von Wirbeln im Widerrist und Schiefstellung des Beckens (nach rechts abgesunken und nach vorn verschoben)
 8 Wochen später Nachkontrolle - lediglich Nachbehandlung der Wirbel im Widerristbereich erforderlich,
 Stellung des Beckens i. O.

Problem: bereits wenige Tage nach der ersten Behandlung begann die Stute mit dem rechten Hinterbein heftig zu stampfen.
 Stampfen tritt hauptsächlich auf, wenn das Pferd in Ruhestellung also mit angewinkeltem Hinterbein dasteht oder an der Heuraufe frisst.
 Sie streckt dabei den Kopf nach vorn als müsste sie sich dehnen.
 bei gefrorenem Boden führte das Stampfen zum Anschwellen des rechte Hinterbeins

Natürlich haben wir den Sachverhalt mit unserer Osteopathin besprochen, der solche Fälle bisher nicht bekannt waren genau wie unserer TA.

Vermutung: durch die korrigierte Stellung des Beckens sind Muskelpartien einer nicht mehr bekannten Beanspruchung / jetzt Überbeanspruchung ausgesetzt. Das führte zu einer Entzündung.
 Wie kommen wir darauf? Die Fehlstellung muss schon länger vorhanden gewesen sein evt. Jahre. Daher haben sich Muskel auch dieser Fehlstellung angepasst. In 2010 und 2011 wurde das Pferd wenig geritten und dann meist im Gelände sodass dieses Problem kaum bis gar nicht auffiel. In den Jahren zuvor war die Stute als Therapiepferd im Einsatz, lief also wenn nur im Schritt.

Bisherige Behandlungen: Spazieren gehen auf ebenen Boden: Das Pferd lief und läuft lahmfrei, frisch und fröhlich vorwärt …
 Gespritzt gegen Milden (Empfehlung TA)
 3-4 Tage Gabe von Entzündungshemmer (per Maulspritze) -> Besserung nach 3 Tagen, erneute Verschlechterung nach ca. 1 Woche
 erneute Gabe von Entzündungshemmer (per Spritze) -> Besserung nach wenigen Tagen, seit ca. 1 Woche geht das Stampfen wieder los – nicht so heftig und auch kürzer aber es ist nicht weg zu bekommen.
 Wenn ich es bemerke klopfe ich die rechte Hinterhand mit leicht gewölbten Händen hab. Das tut der Stute offenbar gut – sie läuft nicht weg und hört ziemlich zeitnah auf zu Stampfen.

Sind euch vergleichbare Fälle bekannt und viel interessanter auch die Ursachen?
Derzeit stochern wir im Nebel :(
Tic
User
Beiträge: 3
Registriert: Do, 16. Dez 2010 19:41
Wohnort: Alzey

Beitrag von Tic »

hallo Maria,

mein Pferd stampfte auch ab und an, beim Heufressen oder einfach zwischendurch beim dösen oder so mit dem Hinterbein. Ich dachte immer das ist eine Marotte von ihm.

Aufgrund einer anderen Sache hab ich ein Blutbild machen lassen und er hatte einen extremen Selenmangel.

Er bekam dann Equi-Selenosel und schon nach ca. zwei Wochen Pulverfuttern hörte auch das Stampfen auf... ich hab meinen TA darauf angesprochen und er meinte, wahrscheinlich hätte er leichte Muskelkrämpfe gehabt. Selenmangel ist - ähnlich wie Magnesiummangel - u.a. auch für muskuläre Probleme verantwortlich und das wäre nun eben behoben...

Ich hoffe ihr findet die Ursache, viel Erfolg!
Viele Grüße
Tic
Maria Orange
User
Beiträge: 76
Registriert: Mo, 31. Jan 2011 15:33
Wohnort: Erzgebirge

Beitrag von Maria Orange »

Hallo Tic,
Das ist ein guter Gedanke. Ich werde unsere TA bitten ein Blutbild anfertigen zu lassen und berichte dann mal über das Ergebnis. Etwas komisch fände ich eine Mangelerscheinung schon, denn wir füttern Mineralfutter (Magnostable von Iwest). Werde zur Sicherheit dennoch ein Blutbild machen lassen.
VG
Sylvia
Zuletzt geändert von Maria Orange am Mi, 15. Feb 2012 08:53, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Josatianma
Admin
Beiträge: 12317
Registriert: Di, 19. Sep 2006 20:50
Wohnort: Reichshof

Beitrag von Josatianma »

Pico macht das auch ganz gerne, allerdings habe ich das bis jetzt eher auf ein Jucken unter dem Behang zurückgeführt. Wenn ich ihn dann dort kratze, zieht er ein genüßliches Juckgesicht und hört auf.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
Benutzeravatar
ottilie
User
Beiträge: 5400
Registriert: Fr, 22. Jun 2007 12:00
Wohnort: Oberbayern

Beitrag von ottilie »

Von meinem Pferd kenne ich noch zwei weitere Gründe:
- Gefühl der Taubheit bzw. wie ein "eingeschlafener Fuß"
- Energiemangel (im energetischen Sinne)
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
Benutzeravatar
Jen
User
Beiträge: 3007
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:12
Wohnort: CH
Kontaktdaten:

Beitrag von Jen »

Lustigerweise war mein erster Gedanke genau sowas ähnliches, wie von Tic beschrieben. Irgend ein "klemmen" oder ein "ziepen", welches das Pferd versucht zu lösen. Denke ein Allgemeinuntersuch und Überprüfung der Nährstoffversorgung ist sicher eine gute Idee, um hier irgendwelche Über- oder Unterversorgung auszuschliessen.

Wurde das Pferd denn nur ein einziges Mal osteopathisch behandelt? Manchmal macht es Sinn, die Behandlung in 2-3 mal aufzuteilen, um das (vielleicht festgefahrene) System durch eine einzige, starke Behandlung nicht zu überfordern. Je nachdem, wenn sonst keine Lösung gefunden wird, macht es vielleicht auch Sinn eine Zweitmeinung zu holen (anderer Osteopath, Physiotherapeut oder Chiropraktik).
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
Maria Orange
User
Beiträge: 76
Registriert: Mo, 31. Jan 2011 15:33
Wohnort: Erzgebirge

Beitrag von Maria Orange »

@ Sabine,
aufgrund der Jahreszeit wurde von Einige ebenfalls auf etwas störendes im Behang getippt. Nun hat das Pferd keinen Behang - es ist da sehr sparsam ausgestattet. Trotzdem haben wir auch das kontrolliert, genau wie auf Mauke. Alles Fehltanzeige.

@ ottilie,
der "eingeschlafene Fuss" wäre auch noch ein Ansatz. Aber da würde ich als Voraussetzung vermuten, dass es eines zu wenig durchbluteten Muskels bedarf, der Warnsignale in Form von Kribbeln sendet. Ich denke dabei jetzt an den Vergleich mit mir, wenn mir das Bein oder die Hand einmal "einschläft". Ich frage mich, ob das durch eine osteopathische Behandlung ausgelöst werden kann. Aber irgendwie muss es in diese Richtung gehen, denn das Verhalten tritt in Ruhe auf und nicht in Bewegung.

@ Jen,
zu dem Gedanken des "klemmen" oder "ziepen" fällt mir ein, dass sich die Stute manchmal selbst dehnt. Sie stellt die Vorderbeine deutliche nach vorn aus, streckt Kopf und Hals und bewegt den Körper anschließend Richtung Hinterbeine. Anschließend schaut sie recht zufrieden drein, wahrscheinlich so wie Sabines Pico.
Benutzeravatar
susiesonja
Moderator
Beiträge: 4889
Registriert: So, 24. Sep 2006 19:54
Wohnort: Schleswig-Holstein/Kreis Plön

Beitrag von susiesonja »

Nach Deiner Beschreibung habe ich auch sofort an so etwas wie "eingeklemmt" oder ähnliches gedacht. Dieses Stampfen kann auch vom Ischias kommen. Dafür würde sprechen, dass es nach der Medikamentengabe immer zeitweilig weg oder besser ist.
Mein Pferd ist zur Zeit davon betroffen. Seit ich es weiß und reagiert habe ist mir das Stampfen nicht mehr aufgefallen. Hatte es lange Zeit (weil Friese und Behang) auch schlicht für "normales" Jucken gehalten. :?
Benutzeravatar
Josatianma
Admin
Beiträge: 12317
Registriert: Di, 19. Sep 2006 20:50
Wohnort: Reichshof

Beitrag von Josatianma »

@susiesonja: Und darf man erfahren, wie du reagiert hast? Pico wurde erst vor kurzem osteopathisch durchgecheckt und für sehr gut und problemlos befunden.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
Benutzeravatar
susiesonja
Moderator
Beiträge: 4889
Registriert: So, 24. Sep 2006 19:54
Wohnort: Schleswig-Holstein/Kreis Plön

Beitrag von susiesonja »

@Sabine

Darf man. :lol:
So im ersten Moment bin ich da ja auch nicht drauf gekommen, weil bis auf den gebundenen Bewegungsablauf zu Beginn der Einheiten und eben dieses fest werden auf dem rechten Zügel nichts auffällig war. Aus osteopathischer Sicht nichts ganz gravierendes, eher Kleinigkeiten.
Gurbe hat Akupunktur bekommen und verschiedene homöopathische Mittel.
Benutzeravatar
Internetfreak
User
Beiträge: 244
Registriert: Do, 03. Dez 2009 10:08
Wohnort: Rheinland

Beitrag von Internetfreak »

Maria hat deine Osteopathin die Thoraklen Wirbel T 16 und T17 untersucht?

Macht die Dame nur Osteopathie? Ist Sie Tierärztin mit der Forbildung zur Osteopathin?

LG
Wenn jemand ein Prunkpferd verlangt, das freiwillig steigt und lebhaft ist, so muss man wissen, das nicht alle dieser Gaben fähig sind, sondern nur diejenigen, welche mit einer stolzen Seele einen starken Körper verbinden.
Xenophon
Benutzeravatar
Nilspferd
User
Beiträge: 297
Registriert: Di, 24. Jul 2007 16:42
Wohnort: bei Hamburg

Beitrag von Nilspferd »

Ich würde auch nochmal gezielt auf ein Wurzelreizsyndrom prüfen lassen. Gerade Pferde die immer wieder aufstampfen oder gegen Boxenwände hauen sind da verdächtig.
Maria, das "einschlafen" ist eine sog. Sensation eines Nervens. Am Beispiel eines Bandscheibenvorfalls erklärt: das ausgetretene Material aus der Bandscheibe hat Kontakt zur Nervenwurzel und reizt diese, in Folge schwillt die Wurzel an. Manchmal empfindet der Patient (hier jetzt mal der Mensch, weil der kann reden :wink:) nur ein Kribbeln, das muss nichtmal durchgehend vorhanden sein, manchmal werden einschießende Schmerzen empfunden und manchmal kommt es zur kompletten Taubheit mit u. U. Lähmungserscheinungen. Denn wenn der Defekt zu groß ist, wird der Nerv gequetscht und kann den Muskel nicht mehr versorgen, der Muskel kann nicht mehr arbeiten und nimmt an Größe ab (Muskelatrophie). Wird frühzeitig in leichteren Fällen ein sog. NSAID gegeben (beim Menschen z. B. Diclo, Ibu) kann es dafür sorgen, dass sich die gereizte Wurzel beruhigt, dies KÖNNTE bei deinem Pferd mit der Schmerzmittelgabe passiert sein.
Das Problem bei solchen Geschichten ist, dass sich die Muskeln anpassen und verhärten um den Prozess zu schützen und stabil zu halten. Wird jetzt ein Wirbel korrigiert, kann der Muskel die ganze Geschichte ganz schnell wieder in die Fehlhaltung ziehen und evtl. sogar zu einer Verschlechterung der Symptomatik führen...
Ich halte jedoch auch ein Blutbild für eine gute Idee :wink: Und vielleicht findest du noch einen guten Akupunkteur, der euch unterstützen kann :D
Theorie ist, wenn man alles weiß und nichts klappt. Praxis ist, wenn alles klappt und keiner weiß warum. Oft sind Theorie und Praxis vereint: nichts klappt und und keiner weiß, warum.
Max1404
User
Beiträge: 2259
Registriert: So, 13. Jun 2010 13:54
Wohnort: Hessen

Beitrag von Max1404 »

Ich halte es bei gravierenden Fehlstellungen, die darüber hinaus noch seit längerer Zeit bestehen, für besser, die Behandlung auf mehrere Schritte aufzuteilen, also nicht gleich "komplett einrenken", sondern dies sanfter nach und nach zu machen, damit sich der gesamte Organismus langsam umstellen kann. Aber auch bei den Osteopathen gibt es Strömungen und Stilrichtungen, die sich teilweise sehr unterscheiden, und sie arbeiten auch unterschiedlich. Und man kann die erfolgte Behandlung ja jetzt nicht mehr rückgängig machen.

In Eurem Fall könnte man aber vielleicht durch gezieltes vorsichtiges Gymnastizieren versuchen zu unterstützen (im Schritt, sofern keine Taktverschiebung droht). Unter dem Sattel und an der Hand, falls der Arzt das OK dazu gibt. Ich denke, bei einer solch gravierenden Fehlstellung muss vielleicht auch das Koordinationsvermögen neu wieder aufgebaut werden.

Akupunktur würde ich auf jeden Fall zur Unterstützung hinzuziehen. Massagen kannst Du selbst machen, auch das kann viel helfen.
Viele Grüße
Sabine
Bild
Maria Orange
User
Beiträge: 76
Registriert: Mo, 31. Jan 2011 15:33
Wohnort: Erzgebirge

Beitrag von Maria Orange »

Hi Internetfreak,
Internetfreak hat geschrieben:Maria hat deine Osteopathin die Thoraklen Wirbel T 16 und T17 untersucht?
LG
Ich behaupte mal ja, denn sie hat das gesamte Pferd ausführlich von vorn bis hinten überprüft und behandelt. Was ist der Grund für deine gezielte Frage nach genau diesen beiden (Brust-?) Wirbeln?

Die Osteopathin ist keine TA. Ich bin jedoch bisher auf keine negativen Erfahrungsberichte über ihre Arbeit gestossen und mit den beiden Behandlungen, die an unserem anderen Pferd durchgeführten sehr zufrieden.
Maria Orange
User
Beiträge: 76
Registriert: Mo, 31. Jan 2011 15:33
Wohnort: Erzgebirge

Beitrag von Maria Orange »

Hallo Nilspferd,
Nilspferd hat geschrieben:...
Das Problem bei solchen Geschichten ist, dass sich die Muskeln anpassen und verhärten um den Prozess zu schützen und stabil zu halten. Wird jetzt ein Wirbel korrigiert, kann der Muskel die ganze Geschichte ganz schnell wieder in die Fehlhaltung ziehen und evtl. sogar zu einer Verschlechterung der Symptomatik führen...
Das Zurückfallen in eine alte falsche Haltungen sollte sicher bei der Nachuntersuchung (ca. 8 Wochen nach der Erstbehandlung) überprüft werden. Da gab es keine Auffälligkeiten der Beckenstellung mehr. Was nicht heißt, dass evt. nach weiteren Wochen sich ein Problem eingestellt hat.
Dieses Pferd läuft jedoch locker und fleißig vorwärt beim Spazierengehen (Geritten wird derzeit nicht, wir wollten erst einmal wieder mit Longieren und Muskelaufbau beginnen. ), es springt & buckelt - anders als wir sie bisher kannten - auch mal mit den anderen auf dem Auslauf herum. Schmerzen kann das Tier nicht haben. Es scheint alles nicht so recht zusammen zu passen.
Antworten