Oh Mann, so ein Weichei

Infos und Fragen rund ums Thema "wie Pferde denken"...

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Pfulverdampf
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Oh Mann, so ein Weichei

Beitrag von Pfulverdampf »

Unser Friese ist ein Weichei :roll:
Er ist ja immer schon eher wenig selbstbewusst und ängstlich. Aber es war alles halb so schlimm und man konnte ihn immer zu allem überreden.
Seit Dezember steht er mit einer Vollblut-Stute zusammen. Ein Herz und eine Seele die beiden, auch fütterungstechnisch passen sie sehr gut zusammen. Es wäre alles wunderbar wenn der Blödmann jetzt nun nicht anfangen würde das Verhalten der Stute 1:1 zu übernehmen :roll:
Dieselbige neigt zur Hysterie und zickt wegen Kleinigkeiten.
Dasselbe macht er nun auch :twisted: Momentan ist der in allen Belangen absolut unbrauchbar. Wie gesagt, ein Scheißer war er ja immer schon, auch die Neigung zum Kleben hatte er. Aber so kopflos, zickig oder gar hysterisch war er nie.
Gestern ist er vor Angst vor dem Traktor über die Schubkarre gesprungen :shock:
Das gab es ja noch nie nicht! Früher mußtest du aufpassen ihn nicht zu überfahren weil er nicht zur Seite gegangen ist. Jetzt rennt er vor dem Traktor davon. Jetzt orientiert er sich da ganz nach ihr.
Bezüglich der Rangordnung meine ich eigentlich dass sie die Hosen anhat. Kommandiert ihn jedenfalls dementsprechend rum (Wenn sie nicht will dass er jetzt Heu frisst, dann frisst der auch kein Heu). Andererseits nimmt er ihr aber regelmäßig das Eimerfutter weg.
Weder die Stute, noch mein Wallach passen in die andere Gruppe fütterungstechnisch rein (ist ja die Diätgruppe). Kommt also das trennen auch nicht in Frage. Aber einen Hysterie-Friesen kann ich ja nun auch nicht gebrauchen.
Wer kennt das und was habt ihr unternommen?
horsman
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Beitrag von horsman »

Ein Pferd ist ein Flucht- und Herdentier!
Da mal öfter drüber nach denken kann hilfreich sein, es besser zu verstehen !
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Pfulverdampf
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Beitrag von Pfulverdampf »

Sehr nett, vielen Dank.
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ottilie
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Re: Oh Mann, so ein Weichei

Beitrag von ottilie »

Wie alt ist der Friesling?
Wie gearbeitet (Bodenausbildung / geritten / gefahren / Platz / Gelände ...)?
Was wurde bisher unternommen um ihn mit ungewöhnlichen Situationen zu konfrontieren (Schrecktraining)?
Ggfs. mit der Stute zusammen?

Und ja - vielen Dank für alle Deine "netten" Aussagen
Unser Friese ist ein Weichei :roll:
der Blödmann
Momentan ist der in allen Belangen absolut unbrauchbar.
Aber einen Hysterie-Friesen kann ich ja nun auch nicht gebrauchen.
Mag sein daß Du im Augenblick sehr unglücklich mit dieser Situation bist, aber ich wage zu wetten - der Friesling ist es auch mit Dir. Ich jedenfalls würde mich bedanken wenn jemand so über mich denken würde. Das spiegelt sich doch auch in Deinem Verhalten wider. Wenn das Tier nicht davon überzeugt ist, bei Dir Sicherheit und Vertrauen zu finden, sondern nur mitgeteilt bekommt eh zu blöd zu sein für alles - warum sollte es sich dann (Deiner Vorstellung) entsprechend benehmen?
Mir geht bei so einem Text ehrlich der Hut hoch :evil:

Wie horsmän schon sagte - es sind (Flucht)Tiere, keine Maschinen. Wenn Du keine Geduld hast, Ursachen zu erforschen und Abhilfe zu schaffen, dann dürfte es auf Dauer sehr schwierig werden.

Generell würde ich zu o.g. Aktivitäten sowie evtl. zur Heranziehung einer THP raten - Globuli oder Bachblüten könnten hier helfend unterstützen.
Vorausgesetzt ansonsten ist alles ok.
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Schmunzel.....

Irgendjemand hier hat eine sehr schöne Signatur:
Reiten ist ein schönes Hobby, man lernt Geduld und Demut.
Zitiert wurde der viel zu früh verstorbene Björn Zauss.

Vielleicht magst Du etwas mehr über das Pferd schreiben, damit diejenigen, die Dir einen Tipp geben können und wollen, das besser beurteilen können.

- Alter des Pferdes
- Ausbildungsstand
- Haltungsform etc.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Ohne einen draufsetzen zu wollen, möchte ich dennoch schreiben, daß ich beim Lesen sofort die gleichen Gedanken wie Otti hatte. :wink:

Dazu auch meine Geschichte:

Ich habe mit meinem Pferd im letzten Jahr eine ähnliche, wenn auch andersgeartete Erfahrung gemacht. Mein Pony war schon immer sehr selbstbewußt und mutig, völlig cool. Angefangen im vorletzten Jahr hatte er jedoch immer mehr das Vertrauen in mich verloren, so daß er im April/Mai 2011 schließlich mit mir durchgegangen ist, sich vor Sachen erschreckt hat, die ihn sonst völlig kalt ließen. Unsere Beziehung war vollständig reseted - und ich hab die Welt nicht mehr verstanden, warum der blöde Gaul (auch das hab ich gedacht) so rumspinnt. :evil:

Schließlich habe ich jedoch angefangen, sehr reflektiert über mich nachzudenken, habe an mir selbst gearbeitet. Das hat uns einen immensen Schritt nach vorne gebracht und im nachhinein betrachtet: ja, ich war Schuld. Parallel hierzu habe ich im Januar diesen Jahres mit Bodenarbeitskursen angefangen.

Woran das nun bei Euch liegt, ist natürlich nur sehr schwer aus der Entfernung zu erkennen, zumal wir hier auch nur Deine - subjektive - Wahrnehmung lesen können. Kann natürlich auch was physisches sein. Aber grundlegend ist es sicherlich gut, mehrere Aspekte mit einzubeziehen.

Viel Glück!
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Pfulverdampf
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Beitrag von Pfulverdampf »

Oh mir war ja nicht bewusst dass ihr das so woertlich nehmt.
Nein, ich behandele den armen nicht schlecht. Nein, ich verhau ihn auch nicht. Ich bin aeusserst geduldig mit ihm. Nicht unbeherrscht. Ich bin auch ganz und gar nicht ungluecklich mit ihm!! Ich huete ihn wie meinen Augapfel. Und als Letztes glaube ich, dass viele Leute viel zu viel in Geschriebenes rein interpretieren. Hab ich denn ein schlechtes Verhaeltnis zu meinem Pferd wenn ich ihn mal z.B. Gaul nenne? Oder die Stute eine Zicke?
Ich hab ihm gestern ueber die Stirn gestreichelt und nenn ihn dabei einen kleinen Scheisskerl. Ich versteh's nicht wie man wegen sowas schon ein Fass aufmachen kann und ein "Wiederspiegeln der inneren Einstellung". Ganz ehrlich, find ich seltsam. Ich bin gerne fuer alternativ und pferdegerecht aber das ist mir persoenlich zu seltsam.

Aber zum Thema.
Alter: 5
Ausbildung: sehr viel Bodenarbeit, Horsemanship, bisschen Zirkuslektionen, Spaziergaenge, und seit letztem Sommer unter dem Sattel mit extrem viel Geduld, die man bei ihm halt einfach braucht weil sonst gar nichts geht. Wir haben eine klassische RL, die aber leider in den letzten vier Wochen keine Zeit hatte, die seh ich erst am Freitg und werde sie natuerlich auch zu Rate ziehen aber ich moechte gerne mehr Meinungen.

Als ich ihn bekam war er ein Jahr alt und sehr krank und ausserdem noch viel schlimmer als jetzt. Hat sich mit der Zeit einfach sehr stark gebessert, er war sehr kooperativ, brav, etwas faul aber hat doch gerne mitgearbeitet. Nur eben, wie gesagt, orientiert er sich momentan zu stark an der Stute. Selbst Besucher sagten gestern schon er waere jetzt schon wie sie.
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Beitrag von Pfulverdampf »

Ps: Offenstall
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Geschriebenes kann eben leider so oder so interpretiert werden.
Pfulverdampf hat geschrieben:mit extrem viel Geduld, die man bei ihm halt einfach braucht weil sonst gar nichts geht
Geduld läßt Dein erster Beitrag halt meinem Verständnis nach nicht wirklich erkennen. Ich lese da viel Ungeduld und Ärger.

Aber wenn dem nicht so ist: umso besser.
:wink:
lg, Tanja

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Pfulverdampf
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Beitrag von Pfulverdampf »

Also da faellt mir ein wenn ich an die Zeit zurueckdenke... Hat man ihn damals kaum betatschen koennen. Was aber vermutlich einfach daran lag dass er zweimal am Tag verarztet und gespritzt wurde. Und weil die Haltung beim Zuechter eine Katastrophe war. Als die schlimme Zeit vorueber war, wars auch mit seinem Verhalten ganz anders. Ich wuerde mal sagen, im Zeitraum ab drei Jahre bis vor Kurzem war er so wie sein Charakter eigentlich ist.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Wenn der Friesling unsicher ist, mit einer unsicheren Stute zusammensteht, ist doch logisch, dass er immer weniger "Halt" findet - die Stute zeigt ihm dann doch regelmäßig, dass es offenbar Grund zur absoluten Vorsicht gibt.

Wenn er dieses Verhalten auch in den Umgang mit dir gemeinsam überträgt, dann stimmt da was in eurer Beziehung nicht, dann bist du für ihn nicht "Sicherheit" genug. Daran kann man arbeiten, solltest du auch, weil es sonst schlicht gefährlich ist, wenn er so "unkalkulierbar" rumspringt aus Angst vor irgendwas.

Da ist aber eine Ferndiagnose und gar eine Fern"therapie" absolut unmöglich, da muss jemand mal vor Ort schauen, woran es bei euch hapert, was du brauchst, um für dein Pferd ein so ernstzunehmender Partner sein zu können, dem es vertrauen kann, dem es folgen kann.
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Beitrag von Pfulverdampf »

-Tanja- hat geschrieben:
Geduld läßt Dein erster Beitrag halt meinem Verständnis nach nicht wirklich erkennen. Ich lese da viel Ungeduld und Ärger.

:wink:
Ich glaub, ich hatte mit diesem Pferd schon etliches mehr an Geduld als die meisten anderen bereit waeren, zu haben.
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Beitrag von Pfulverdampf »

Finchen hat geschrieben:Wenn der Friesling unsicher ist, mit einer unsicheren Stute zusammensteht, ist doch logisch, dass er immer weniger "Halt" findet - die Stute zeigt ihm dann doch regelmäßig, dass es offenbar Grund zur absoluten Vorsicht gibt.

Wenn er dieses Verhalten auch in den Umgang mit dir gemeinsam überträgt, dann stimmt da was in eurer Beziehung nicht, dann bist du für ihn nicht "Sicherheit" genug. Daran kann man arbeiten, solltest du auch, weil es sonst schlicht gefährlich ist, wenn er so "unkalkulierbar" rumspringt aus Angst vor irgendwas.

Da ist aber eine Ferndiagnose und gar eine Fern"therapie" absolut unmöglich, da muss jemand mal vor Ort schauen, woran es bei euch hapert, was du brauchst, um für dein Pferd ein so ernstzunehmender Partner sein zu können, dem es vertrauen kann, dem es folgen kann.
Das ist schon klar. Sowas baut sich aber eben nicht von heut auf morgen auf. Daran arbeiten wir ja ohnehin. Aber was mach ich mit den beiden?
Ich kann kein sicheres Pferd herzaubern dass den Beiden den Boss macht. Ich kann sie aber auch schlecht auseinanderreissen.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Wenn es für ihn nicht wirklich eine Streßbelastung im Alltag mit der Stute bedeutet, er zB gar nicht mehr zur Ruhe kommt, die beiden keine Ruhe- und Entspannungsphasen gemeinsam erleben etc., dann ist das doch kein Drama.

Wenn du dann dich veränderst, dein Pferd lernt sich an dir orientieren zu können, vertraut auf dich, dann ist für euer Miteinander eine gute Basis gelegt. Und doch, sowas geht von heute auf morgen, wenn es "richtig" gemacht wird. :wink:
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Pfulverdampf hat geschrieben:Oh mir war ja nicht bewusst dass ihr das so woertlich nehmt ... Und als Letztes glaube ich, dass viele Leute viel zu viel in Geschriebenes rein interpretieren.

Nun ja, hier bleiben nicht viele Möglichkeiten außer das geschriebene Wort
Hab ich denn ein schlechtes Verhaeltnis zu meinem Pferd wenn ich ihn mal z.B. Gaul nenne?

Ganz pathetisch - solange Du Liebe im Herzen hast bestimmt nicht.
Der erste Beitrag klang aber einfach nur nach Wut und Enttäuschung, weil das Tier nicht so funktioniert wie Du Dir das vorstellst.
Das Pferd versteht die Worte eh nicht, also kannst Du ihn heissen wie Du willst. Aber es wird Deine Gefühle spüren.
Alter: 5
Möglicherweise hat er einen Wachstumsschub? Oder die Zähne kneifen? In dem Alter verändert sich grad noch so viel, da kann schon sein daß Dinge, die bis dato selbstverständlich waren, wieder etwas verloren gehen.
Eventuell mal eine Pause machen und abwarten, ob es "nur" ein Entwicklungsschub ist?
im Zeitraum ab drei Jahre bis vor Kurzem war er so wie sein Charakter eigentlich ist
Kannst Du erinnern ob "vor Kurzem" irgendwas passiert ist? Oder war die Verhaltensänderung von einem auf den anderen Tag da? Immerhin stehen die beiden nun schon 5 Monate zusammen.
Wäre es möglich daß "Frühlingsgefühle" eine Rolle spielen und diese einfach intensiver ausgelebt werden? Zumindest der Friesling ist ja noch ein Kind.

Die Stute gehört nicht Dir, nehme ich an? Wie alt ist sie? Wie steht deren Besi zu ihrem Verhalten? Könnt Ihr ggfs. beide zusammen arbeiten und schauen, auf diesem Wege Ruhe reinzubringen?
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
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