Junges Pferd soll mehr durchs Genick gehen

Rund um die klassische Reitkunst

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Anna
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Beitrag von Anna »

Auch ich danke dir für dieses Thema und das du so mutig und offen deine Fotos einstellst! Das erste Mal, dass ich den Reitentread gerne und oft lese!
S&P: Vielen Dank für deine Mühe der Analyse!! Ich freu mich immer total wenn ich deine Beiträge lese und die Dinge, die ich ebenfalls sehe aber nicht so wunderbar sagen kann, von dir so toll formuliert lese! Das lernt mich mein schon geschultes Auge in Worte zu fassen.. Ein tolles, lehrreiches Thema 👏👏👏👍
"Reiten ist das schönste Hobby - man lernt Verzicht und Demut" - Björn Zauss
xelape

Beitrag von xelape »

Tolle Box - Schenue super mit den vielen Bildern!

S&P Danke für die Analysen... das ist sehr, sehr spannend zu lesen.
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*Krisi*
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Beitrag von *Krisi* »

Dem kann ich mich nur vollumfänglich anschließen, sehr spannend und lehrreich hier, danke vielmals !
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Celine
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Beitrag von Celine »

Ich möchte mich anschließen: Danke, saltandpepper, für diese genaue Analyse.
Ich habe die ganze Zeit überlegt, ob und wie ich was über die Handhaltung und Zügelführung schreiben soll, aber du kannst das sooo viel besser :D
Dinah
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Beitrag von Dinah »

Von mir auch herzlichen Dank, saltandpepper! :)


Schön, dass hier im öffentlichen Bereich mal wieder was zu lesen ist, was interessant ist.


Danke Schennue für die Fotos! :)
horsman
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Beitrag von horsman »

Nunja,
ich schrieb es ja auch diverse Seiten zuvor schon mal:
nur mit "bravem" vorwärts-abwärts wird man dies Pferd (und auch kein anderes) runder, versammelter und damit "mehr durchs Genick" bekommen. "Junges Pferd soll mehr durchs Genick gehen" so ist ja der Threat mal betitelt worden.
In schlauen Bücher steht geschrieben: Genickbeugung ist nichts anderes als Hankenbeugung. Das heisst: "Mehr durchs Genick" erreicht man automatisch, wenn sich um die Hanken kümmert. Nichts anders bedeutet für mein Dafürhalten ja auch der vielzitierte Satz "das Pferd von hinten nach vorne reiten".

Dies voraus geschickt , kommt man bei einem jungen Pferd dann eben irgendwann an einen Punkt, an dem man anfangen muss, sich um "Versammlung" (Achtung: nicht Zerquetschung!!) zu kümmern. Das fängt z.B. mit Übertreten auf einem Kreis im Schritt an, später (aber nicht zu spät) kommt dann die Arbeit im SH / Konter-SH dazu (zunächst selbstverständlich der Beginn von SH) usw...usf. ... Ich denke dieses Pferd wäre an dem Punkt angelangt. Ein zu tief kommen mit dem Kopf/Hals würde man dann hier auch mit Aufwärts-Arrets (sprich Einwirkung nur auf die Mundwinkel) abstellen. Gewünschte Kieferflexionen werden sich erfahrungsgemäss bei dieser Arbeit dann meist wie von selbst einstellen.

Die dt. Lehre würde bei deinem Pferchen wohl fordern: treibe das Pferd mehr ans Gebiss. Bei einem Pferd was sich aber schnell einrollt und dazu schon leicht vorhandlastig mit zu tiefem Hals daher läuft, wird man hiermit mE nicht weit kommen.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

saltandpepper hat geschrieben:Für die Korrektur deiner Hand ( die ich hier vornehmen würde :wink: ) wäre möglicherweile eine zeitweilige Führung der Zügel in Fillis - sprich der Zügel wird von oben durch die Hand gelegt - zu empfehlen.
Der Zug des Pferdes wirkt somit von oben auf die Hand, was eine Reaktion der vorderen Muskelkette des Armes nach sich zieht und dem Reflex, die Hand nach unten -hinten zu drücken , entgegenwirkt.
Danke für die tollen anschaulichen Erläuterungen!

Ich hab noch eine Fragen, die Fillis-Führung die du hier beschreibst ist das Gleiche wie die Littauer Zügelführung, oder?
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Celine
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Beitrag von Celine »

horsmän hat geschrieben: Die dt. Lehre würde bei deinem Pferchen wohl fordern: treibe das Pferd mehr ans Gebiss. Bei einem Pferd was sich aber schnell einrollt und dazu schon leicht vorhandlastig mit zu tiefem Hals daher läuft, wird man hiermit mE nicht weit kommen.
Eventuell doch.
Falls es sich hier um Handfehler handelt, worauf ich aus den Fotos schließen würde, finde ich es auf jeden Fall sinnvoll, zunächst den Fehler abzustellen.

Vorher würde ich nicht an Schulterherein o.ä. denken.

Nach der dt. Lehre würde ich meinen, man würde versuchen, das Pferd wieder an die Hilfen zu stellen. Wenn es an den Hilfen steht, rollt es sich auch nicht mehr ein, weil es an das Gebiss herantritt.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Lilith79 hat geschrieben:
Danke für die tollen anschaulichen Erläuterungen!

Ich hab noch eine Fragen, die Fillis-Führung die du hier beschreibst ist das Gleiche wie die Littauer Zügelführung, oder?
Sehr gerne ! Und ja, das meint das Gleiche.

Nun, ich denke, Horsemän und Celine, daß hier der Punkt Balance wieder eine wichtige Rolle spielt. Ist ein Pferd in Unbalance, hat es zwei Möglichkeiten, zu reagieren : es wird schneller oder aber es verhält sich.

Nun stellt sich die Frage, warum es in Unbalance kommt. In diesem Fall hier bei Schennues Buben, kommt es einmal aus dem Pferd selbst:
- er macht sich eng, weil er - aus welchen Gründen auch immer- den Kontakt zum Gebiß meidet( das daß Pferd grundsätzlich das Gebiß nicht akzeptiert hat- und die Hand des Reiters hier nur noch das i-Tüpfelchen ist - kann man ja im Verlauf des Threads lesen.)

- die vom Reiter gewünschte/ angestrebte Hals-Position ist zu tief/ nicht passend gewählt.

Die Kombination aus beiden bringt das Pferd massiv in die Vorlastigkeit und verstärkt sein Unbehagen.
Da dieses Pferd sehr mit seinem Maul beschäftigt ist, äußert sich dieses Unbehagen vermehrt darin, die Zunge nach hinten zu ziehen. Ein echter Teufelskreis, den man an irgendeiner Stelle unterbrechen muß.

Hierzu gibt es unterschiedliche Ansatzpunkte, die auf unterschiedlichen Wegen zum Erfolg führen können. Den besten herauszufinden wird die Kunst sein. Sehr häufig ist der beste Weg, der in der Mitte :wink: .

Man sieht auf Schennues einem Bild sehr schön, daß ein Vorwärtsimpuls sehr wohl helfen kann, allerdings nicht nur, sondern eben nur in Kombination ( wieder : meine ganz persönlichen Meinung) mit einer passenden Haltung des Pferdes.
Dennoch liegt für mich das Problem viel tiefer, nämlich wirklich im ersten Schritt :
die Akzeptanz des Gebisses durch das Pferd. Diese ist m.E. nicht gegeben und in soweit wäre mein Ansatz eben wie beschrieben :

Zurück auf Los, Basis herstellen, wärenddessen die andere Baustelle : Sitz und Hand verbessern und damit bessere Rahmenbedingungen schaffen und dann nochmal von vorne.

Arbeite ich nur am Pferd, werde ich nicht nachhaltig eine Verbesserung bekommen, arbeite ich nur am Reiter, ebenfalls nicht.

Und dann möchte ich ausdrücklich nochmal eines betonen :
Ich finde Schennues Hand mitnichten schlimm, nur eben nicht optimal- was in Kombination mit einem Pferde, das hier ein echtes Problem hat, eben nicht nicht reicht. Ein Pferd wie dieses hat keine Fehlertoleranz in diesem Punkt, daher ist die genaue Linienführung der Hand hier so wichtig.
Die meisten anderen Pferde hätten sicher mit Schennues Hand überhaupt kein Problem.

In soweit Schennue : du hast großes Glück, ein Pferd zu haben, was dich so unverfälscht und deutlich auf deinen Fehler hinweist- aber natürlich hast du auch mehr Mühe , denn dein Pferd ist in diesem Punkt anspruchsvoll und fordert viel. :wink:
Eine Chance und auch Frust-Portential : man hat fast immer beide Seiten der Medallie :lol:

Gruß S&P
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Celine
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Beitrag von Celine »

saltandpepper hat geschrieben: Zurück auf Los, Basis herstellen, wärenddessen die andere Baustelle : Sitz und Hand verbessern und damit bessere Rahmenbedingungen schaffen und dann nochmal von vorne.
Das klingt für mich nach einer sinnvollen Vorgehensweise :)
Schennue
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Beitrag von Schennue »

Wo muss ich den beantragen, das ich auch im nicht öffentlichen Threads lesen kann/darf? :?:

saltandpepper : Vielen Dank für deinen ausführlichen und informativen Beitrag!

Hilfszügel benutzen wir sowieso nicht..
Füttern mit Gebiss = Er bekommt bei jeder Reiteinheit immer von oben Leckerlies für gut gemachte Dinge.
Vorwärts im Gelände = Habe ich gestern gleich umgesetzt und auch darauf geachtet, das er wirklich sofort reagiert.
Ich hab ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich meinem Pferd mit meinem - bescheidenen - Sitz richtig schade *seufz*

Würdest du diesen Satz für mich nochmal erklären?

"Du solltest an der genauen Linienführung deiner Hand in Richtung Maul - und vor allem in der Begleitung wieder zurück arbeiten. Also den Teil der Bewegung, der deinen Part des Kontakthaltens ausmacht.
- Wenn du das nicht verstehst, frag´ nochmal nach, dann versuche ich es anders zu erklären. "


Welches Bild meinst du zu diesem Satz?

Die Haltung auf diesem Bild jetzt, ist übrigens m.E. die, in der du die Balance und damit eine Chance für die Korrektur des Maulfehlers hast.

Die Fillis-Zügelführung werde ich mir am WE genauer durchlesen und versuchen umzusetzen.

horsmän : Auch dir danke für deinen Beitrag. Ich denke aber, das saltandpepper den richtigen Punkt schon angesprochen hat. Zurück zu den Basics ;)

Mein Bub und ich bedanken uns schonmal für die vielen, hilfreichen Antworten!
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Wenn Interesse besteht, kann ich noch weitere Reitbilder von dieser Reiteinheit hochladen?
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Celine
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Beitrag von Celine »

Daumen hoch, Schennue, für deine positive Reaktion auf saltandpeppers Hinweise. Das mit dem schlechten Gewissen kann ich nur zu gut nachvollziehen, aber du kannst sicher sein, dass wir da alle was auf dem "Kerbholz" haben. Man macht eben nicht alles perfekt, die Hauptsache ist doch, dass man bereit ist, dazu zu lernen.
Paula

Beitrag von Paula »

Wow zu deinem letzten eingestelltem Foto faelltlt mir nur


Happy Horse ein Eins der schoensten Fotos die ich je gesehen habe, Danke!
Schennue
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Beitrag von Schennue »

Paula, er grinst sogar :P

So, ich hab noch ein paar Bilder fertig gemacht. Hier sind wir nun nicht mehr beim "warm traben", ich habe die Zügel kürzer, Pferd scheint zufriedener?

Viel Spaß beim Anschauen ;)

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Hier war ich zu langsam mit der inneren Hand..
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Zu eng, Pferd grantig..
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Keine Ahnung was ich da mache..
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Anna
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Beitrag von Anna »

Erstmal: tolles tolles Pferdi😍 wunderhübsch! Dann finde ich es echt toll, dass du uns so teilhaben lässt! Danke👏👍
Großes Lob an die Fotografin, jeder weiß wie schwer es ist gute Reitbilder zu machen, ich finde die Fotos sehr gelungen! M.E. sieht es ein wenig so aus, als könnte dein Sattel einen Tick weiter nach hinten. Der Ellenbogen ist am Gurt und die Schulter könnte etwas freier- aber nur einen Tick. Und ich glaube, dass man die Beschreibungen von S&P bzgl. deines Sitzes auf den Bildern der gut sehen kann. Es wirkt ein wenig so, als wärst du außer Balance. Dein Unterschenkel fällt zu sehr nach hinten und dein Knie ist dran... Aber ich möchte dir wirklich auch mal sagen-die Analysen hier sind Momentaufnahmen und auf Fotos sieht es oft ganz ganz anders aus als in der Bewegung und dein Pferd wirkt zufrieden und ihr sehr harmonisch aus! Also, ich an deiner Stelle würde mir das, was hier geraten wird zwar zu Herzen nehmen, aber vor allem locker bleiben! Fängt man nämlich an, an alles denken und alles zu beachten wollen wird man verkrampft und alles geht schief. Unterricht für den Sitz finde ich immer wichtig, mit deinem Pferdi machst du das schon!! Lg
"Reiten ist das schönste Hobby - man lernt Verzicht und Demut" - Björn Zauss
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