Mein Hafli geht Terre à Terre, statt Piaffe. Annehmen?

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Spielnase
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Mein Hafli geht Terre à Terre, statt Piaffe. Annehmen?

Beitrag von Spielnase »

Hallo an alle!
Ich bin heute das erste Mal bei euch und freue mich schon auf zahlreiche tolle Antworten! Bin schon ganz gespannt :-)

Also, einmal kurz zu meinem Anliegen: Ich hab einen 20 jährigen hoch motivierten und super tollen Haflinger-Wallach, den ich seit 2009 nach Philippe Karl ausbilde, verbunden mit reichlich Zirkus und was uns sonst noch so einfällt ;-)

Zurzeit hatte ich mir in den Kopf gesetzt, ihm das Piaffieren beizubringen, ganz brav nach PK-Lehre, dem Schaukeln (Trab-Rückwärts-Trab). Da ich anfangs wie verrückt den Vorwärts-Drang und -willen aus dem Rückwärts gelobt habe, hat er einfach vorgeschlagen aus dem Rückwärts anzugaloppieren (was ich auch reichlich gelobt habe, Idee ist ja super!). Jeeeeeeetzt hat er als nächstes nichts in Richtung Piaffe vorgeschlagen, sondern Terre à Terre! Hätte ich mir ja auch vorher denken können, aber hinterher ist man eben immer schlauer. Darüber habe ich mich natürlich auch irre gefreut und ich nehme dieses Angebot von ihm dankend an, da es ihm auch reichlich Freude bereitet ... mir natürlich auch :-)

Jetzt zu meiner Frage: Mein Hafi geht das Terre à Terre noch nicht so elegant, wie es sein sollte, d.h. er holt den Schwung ganz schön aus dem (Unter-)Hals, statt aus der Hinterhand. Meint ihr, das wird sich mit der Zeit einfach ändern? Gibt es Übungen mit denen ich ihm besser erklären kann, wie er es machen soll? Oder sogar: Sollte ich lieber die Finger davon lassen, weil es so zu schädlich ist?? (Würde ich eigentlich nicht sehr gerne, macht ja sooooo einen Spaß!)

Was meint ihr?
Motte
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Beitrag von Motte »

Kann man das mal sehen? (Video?)
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Spielnase
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Beitrag von Spielnase »

Leider noch nicht! Er hat es erst 2 mal gemacht und so schnell hatte ich meine Kamera nicht griffbereit. Vielleicht klappts am Wochenende!
Schennue
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Beitrag von Schennue »

Hallo :)
Ich habe Terre à Terre noch nie gehört und musste es erstmal googlen.
Auf ein Video würde ich mich auch freuen.

Übst du das Piaffieren trotzdem weiterhin?
Und arbeitest du ohne Trainer?

Alles nur aus reiner Neugierde :)
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Spielnase
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Beitrag von Spielnase »

Hallo Schennue!

Ich habe Unterricht bei einer Philippe Karl-RL. Die hat mit mir auch die Vorbereitung zur Piaffe geübt und gezeigt. Aber das Terre a Terre ist ganz frisch, kennt sie auch noch nicht! Ich finde es nur so super spannend, dass ich es bis zur nächsten Stunde nicht aushalte und jetzt gerne schon Feedback hätte ;-)

Ja, das mit Piaffe weiterüben ist jetzt halt knifflig! Mein Dicker schlägt dann das Terre a Terre vor und da bin ich mir grad nicht sicher: Angebot annehmen und weiterüben(Piaffe dann hintenan stellen)? Oder Terre a Terre ignorieren und lieber weiter Piaffe rauskitzeln? Aber bekomme ich das Terre a Terre irgendwann wieder??? Fragen über Fragen ;-)
esge
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Beitrag von esge »

Von einem Hafi kriegt man genau das, was man lobt und belohnt. Insofern: Keine Angst, dass du irgendwas NICHT kriegen könntest, was er schon mal irgendwann auf dem Zettel hatte.

Ich würde drei Schritte zurück gehen und wieder die Schaukel fragen. Da der Impuls inzwischen wohl da ist, würde ich jetzt zunächst langsam und mit Bedacht die diagonalen Schritte/Tritte arbeiten. Also eine sehr konzentrierte, langsame Schaukel aus einem sehr balancierten, versammelten Schritt heraus und wieder hinein.
ich denke, dein Problem hat sich entwickelt, weil du viel zu schnell vorgegangen bist. Mit übermotivierten Hafis kann das passieren, endet aber halt, wie du auch beschreibst, meist in kreativem Chaos.

Um wirklich zu einer Piaffe mit gymnastischen Sinn zu kommen, muss man die Schaukel oft viele Wochen und Monate in Ruhe üben. Es kommt vor allem darauf an, dem Pferd die richtige Balance zu gaben. Auf der Stelle trampeln aber dabei auf den Schultern lasten, ist nicht sinn der Sache. Vom Kopf her lernen Hafis sehr schnell - zu schnell. Aber um sich im Körper richtig zu organisieren,b rauchen sie genauso lang wie jedes andere Pferd auch. Beobachte dein pferd genau, während du mit ihm arbeitest. Ist es gerade gerichtet, sprich, lastet es beide Schultern gleich, richtet es GERADE rückwärts, tritt es GERADE wieder an? hat es mti beiden Hinterbeinen genauso viel Raumgewinn? Verwirft es sich im hals oder kommt der Hals stabil aus den Schultern heraus? Wie leicht ändert es beim Schaukeln die Richtung? Kann es sich in kleinsten Schritten vorwärts, und kleinen gesetzten, über die Hanke geschobenen Tritten rückwärts bewegen? Oder tritt es hastig und groß hinten heraus und wirft sich danach förmlich wieder nach vorn?

Nimm dir Zeit, lass dem Hafi Zeit, arbeite in Ruhe und behalte genau im Auge, WAS du wirklich willst. Bei Hafis ist es oft wichtiger, Angebote auch mal NICHT anzunehmen, als einen wilden Haufen übermotivierter Hafialbereien zu belohnen. :wink:
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Wenn du die Vorübungen mit der RL zusammen begonnen hast bzw auf ihren Rat hin angefangen hast damit, was sagt sie denn zum aktuellen Zwischenergebnis bzw den "Nebenwirkungen"? Was rät sie für die weitere Vorgehensweise?

(Ich gehe jetzt mal davon aus, dass eine RL auch zwischen den Reitstunden mal erreichbar ist und für Fragen offen.)
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Spielnase
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Beitrag von Spielnase »

Hi Esge,

super! Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort!
Du scheinst viel Hafi-Erfahrung zu haben? Wie weit ist deiner? Finde das sehr spannend! Gute ausgebildete Hafis (die sich wirklich versammeln, die HH nutzen und beugen, dabei Nase vor der Senkrechten) sind sehr selten. Und so schade, denn sie wollen ja!

Keine Panik, übe natürlich schon länger dran! Mit kleinen krankheitsbedingten Pausen seit über einem Jahr! Ich habe auch "gesittet" angefangen: Alle Übergänge in ruhigem Tempo, eher kleine Schritte verlangt. In der Phase fehlte aber der Wille nach vorn! Und mein Dicker hatte so gaaaar keinen Spaß dran, er war ganz schön genervt. Jetzt hat er super viel Spaß dran (Schlauch baumelt sogar fröhlich draußen ;-) ) und das nötige GO. Aber du hast vollkommen Recht, ein kreatives Chaos ist es schon :-)

Aber der Plan ist gut! Werde versuchen diesen Vorwärstdrang und diese Freude mit ins disziplinierte Arbeiten zu bringen .... soweit die Theorie!
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Beitrag von esge »

Ich selbst habe gar keinen Hafi. Aber etliche meiner Schüler haben welche und 4 davon piaffieren zwischen ansatzweise und sehr ordentlich. Bei eigentlich allen gab es zwischendrin Vorschläge für Terre a Terre, zum Steigen, für kuriose Bocksprünge aller Art (nicht abwehrend, sondern wirklich kreativ), aber das lag dann immer daran, dass die Vorgabe nicht klar genug war, dass im falschen Moment gelobt wurde oder, gaaaaaaanz schlimm, im richtigen Moment der Keks nicht kam.
Alle lieben die Piaffe. Nach ein paar Schaukeln fangen sie praktisch von allein damit an, einige brummeln dabei lautstark in Erwartung des Kekses. Bei BRAV ist allerdings rrrrummms, die Piaffe beendet und der Kopf fliegt rum: KEKS!

"Meine" Hafis haben die Piaffe alle eher als Zirkustrick gelernt, dann wurde sie aber immer weiter verfeinert, bis eine wirkliche Piaffe mit Lastaufnahme, Hankenbeugung usw. dabei herauskam. Das ist mir wichtig. Nur ein Gezappel auf der Stelle darf nicht dauerhaft sein. Aber andersrum wäre es dumm, die leichte Motiverbarkeit gekoppelt mit der hohen Intelligenz des Hafis nicht zu nutzen. Wie immer kommt es auf die richtige Mischung aus ernsthafter gymnastischer Arbeit und gut gelaunter Spielerei an.
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Spielnase
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Beitrag von Spielnase »

Was genau meinst du mit "als Zirkustrick gelernt"? Wie genau hast du denen das beigebracht? Nicht übers Schaukeln? Und wie hast du sie zu mehr Hankenbeugung erzogen?

Frage deshalb, weil eine Freundin von mir ihrem Pferd die Piaffe ähnlich beigebracht hat. Also erstmal "Zappeln auf der Stelle" am Boden erklärt hat, und jetzt den Feinschliff macht. Er belastet schon ganz gut die HH, allerdings ist die Vorhand noch rückständig.
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Beitrag von esge »

Doch, übers Schaukeln schon. Vielleicht ist es mehr eine Grundeinstellung als das Vorgehen an sich, dass ich es mehr als "Trick" empfinde. Im Grunde wurde ganz solide vorgearbeitet: Trabseitengänge, dann übergänge im Schulterherein zwischen Schritt, Trab, Schritt, rückwärts, daraus antraben, alles im Schultervor bis Schulterherein. Wechselnde Seiten, klar.
Gezählter Schritt (Schritt immer mehr verlangsamen, konzentrieren, allmählich diagonalisieren). Daraus die Schaukel. Hier mit Touchierpeitsche von unten helfen (ich erarbeite alles mit Reiter). Der "Zirkus"charakter entsteht vermutlich durch die z.T. extreme Bekeksung des Pferdes für diese Lektion. Ich glaube, kaum eine andere Lektione lohnt sich für die Pferde derartig bei mir wie alles, was in Richtung Piaffe geht.
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krümelzwerg
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Beitrag von krümelzwerg »

Sehr interessant was ihr schreibt...davon sind wir noch Lichtjahre entfernt. Was ja aber nicht heißt, dass wir nicht auch an der Vorarbeit feilen könnten.

Aber das Wort Bekeksung finde ich jetzt wirklich genial :lol: :lol:

Sorry fürs OT
Ein gutes Pferd hat keine Farbe - aber einen Aalstrich ;-)
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

@Spielnase:
ich frage einfach noch einmal, was sagt denn deine RL dazu? Die kennt euch, hat dir doch die Vorgehensweise "geraten", wird doch vielleicht auch eine Einschätzung abgeben können, wie du so jetzt doch die Piaffe entwickeln kannst?
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Vielleicht noch ein Wörtchen zum Terre a terre, auch "Hoppelgaloppel" genannt 8) - das bieten viele Pferde beim Anpiaffieren an, auch weil es schlichweg weniger anstrengend ist, hinten mit beiden Beinen gleichzeitig "abzudrücken" als zu diagonalisieren. Deshalb würde ich das lieber nicht unterstützen, sonst wird es u.U. immer schwieriger, nachher noch eine saubere Trabfußfolge reinzukriegen.
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Spielnase
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Beitrag von Spielnase »

Hey Finchen,
meine RL hat sich leider noch nicht gemeldet! Aber sie fährt auch demnächst für 3 Monate ins Ausland um da zu unterrichten, hat bestimmt seeeeeehr viel zu organisieren.

@ Rapunzel
Eigentlich stimme ich dir zu. Aber als Gegenargument: Wenn ihm das Terre a Terre leichter fällt als die Piaffe, warum arbeitet man nicht lieber erst das aus? Er versammelt sich ja auch da schon viel und baut so vielleicht mehr die Muskeln auf, die er für die Piaffe braucht. Vielleicht würde er so die Piaffe leichter lernen, bzw. rein körperlich leichter fallen. Er hat vielleicht einen Grund, sie mir jetzt anzubieten?? Schwierig .... *grübel

Übrigens hab ichs gestern abend natürlich gleich wieder probiert. :-)
Eigentlich hatte ich im Kopf, es wie esge es geschrieben hat: Nur im Schritt schaukeln, dabei darauf achten, dass die Schritte rückwärts versammelt, klein und "koordiniert" sind. Kaum mach ich das einmal (versammelt halten, 3 Schritte rückwärts, 2 vor) hüpft mein Dickie wie wild auf der Stelle! Es war unglaublich! Musste so lachen! Aber da war ALLES drinn: Terre-aTerre, Piaffe, am Ende Passage, reichlich gebocke! Er experiementiert total viel. Und dann brummelt er auch noch!!! Tolles Gefühl :-)

Das Wort Bekeksung ist echt lustig :-)
Vor allem weil mein "Leckerlie-Wort" also, wenn er alles super gut gemacht hat (oder den richtigen Weg gerade findet) "Keeeeeksiiiiiiieeeee" ist :-D
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