Galopptraining 20 Minuten am Stück

Rund um die klassische Reitkunst

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Medusa888
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Galopptraining 20 Minuten am Stück

Beitrag von Medusa888 »

In den Tagebüchern, die nicht allen zugänglich sind, kam folgendes interessante Thema auf:
xelape hat geschrieben:In den aktuellen Dressurstudien zum Thema Versammlung,
schreibt Horst Becker, dass man, um überhaupt an versammelnde Arbeit zu denken, man Galopptraining mit dem Pferd machen sollte und 20min am Stück galoppieren...
Medusa888 hat geschrieben:Ich denke, man muss nicht alles glauben, was andere Leute sagen...
Ich würde nicht mal die Hälfte davon schaffen und habe deswegen keine schlaflosen Nächte.
lalala hat geschrieben:Wie begründet er das denn ?
Dann hätte das Monster ja nach der Winterarbeit stets ein Versammlungsgenie sein müssen *gg*...dem war leider nicht so...grundsätzlich glaub ich aber schon, dass die meisten viel zu wenig galoppieren.
Ich bin hin- und hergerissen.

Ein gutes Training an der Dauer festmachen zu wollen, halte ich für Unsinn. Natürlich wünscht man sich ein ausdauerndes Pferd. Gerade bei unseren Friesen, denen es oft an Leichtigkeit und Gummi fehlt, wünschte ich mir eine größere Lunge und mehr Leistungsfähigkeit um effektiver reiten/trainieren zu können.

Aber ich denke trotz allem, dass man der Qualität des Galopps größere Beachtung schenken sollte, als der Quantität.
Lieber ein gutes Angaloppieren und ein paar Runden schönen aufwärts gesprungenen Galopp als 20 Minuten auseinandergefallen galoppieren, weil die Kraft ausgeht.

Wie handhabt Ihr das Thema?
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
lalala

Beitrag von lalala »

Ich denke, man sollte sich jetzt nicht so sehr an den genannten 20min hochziehen, ebenso wie zwischen
Lieber ein gutes Angaloppieren und ein paar Runden schönen aufwärts gesprungenen Galopp als 20 Minuten auseinandergefallen galoppieren, weil die Kraft ausgeht.
ja auch noch ganz viel Grauzone herrscht. Ich kenne z.B. eine Menge Reiter die nicht in der Lage sind ihr Pferd auch nur 2- 3 Zirkelrunden am Stück zu galoppieren und das 20min auseinandergefallenes galoppieren wenig Wert hat sollte eigentlich jedem klar sein. Zumal sich der Anteil der Galopparbeit ja auch mit fortschreitender Ausbildung erhöht.

Mich würde allerdings interessieren wie HB seine Aussage begründet und welche Art des Galopptrainings er meint.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich habe das In den Dressurstudien ebenfalls gelesen. Die Aussage von Horst Becker geht in die Richtung, dass die meisten Pferde zwar gut gymnastiziert sind, aber die Kraft fehlt. Deshalb soll das Pferd so aufsträubet werden, dass es 20 Minuten am Stück galoppieren kann. Dies geschieht langsam. Begonnen wird mit einer Zeit, die knapp unterhalb der angenommenen möglichen Zeit liegt. Diese wird über vier Tage abgefragt. Dann sind zwei Tage Pause

In meinen Augen muss der Unterschied zwischen Ausdauer- und Krafttraining beachtet werden. Kraft kann ich durch die Galopparbeit beim Pferd sicher entsprechend entwickeln. Ausdauer wird in dem Vielseitigkeitsstall, in dem Timo steht eher über Trab aufgebaut.

Meine Erfahrung ist, dass auch die Reiter erst einmal diese Zeit durchgaloppieren können müssen. Oft sehe ich, dass dem Reiter eher die Puste ausgeht als dem Reiter.

Mit meinem Friesen wurde die Galopparbeitim Training nach und nach gesteigert. Vorher wurde durch gezieltes Reiten von Übungen die Kraft des Pferdes langsam aufgebaut.
Liebe Grüße, Sabine

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Internetfreak
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Beitrag von Internetfreak »

H.H. Isenbarth hat in einem Interview einmal gesagt, dass es den Spring- und Vielseitigkeitspferden viel besser gehe, als den Dressurpferden, da sie sich kraftvoll und frei im Galopp bewegen dürfen.

Ein Tempi, dass vielen Dressurlern zu schnell ist!

Geht man von den Aspekten der modernen menschlichen Physiotherapie aus, dann ist Gymnastik zwar schön und gut, aber die wichtigste Komponente im Training ist das Ausdauertraining für Herz-und Kreislauf und ein maßgeschneidertes Intervalltraining.

Wer kennt schon die Blutsättigungswerte seines Pferdes?

Aus medizinischer Sicht gibt es eine weitere wichtige Komponente die wäre, dass die Zahl der Atemwegserkrankungen bei den Pferden in den letzten 15 Jahren extrem zugenommen hat. Das hat auch Auswirkungen auf das Herz, da beide Organe nicht ohne einander können.

Je besser und kräftiger Herz- und Lunge also über die Ausdauer sind, desto besser ist der allgemeine Gesundheitszustand und auch die Psyche.

In unserer Region bietet die Rennbahn in Neuss, allen Reiterin der Neusser Verbände die Möglichkeit 1 bis 2 mal im Monat zu einer bestimmten Zeit auf der Sandbahn zu trainieren. Das ist eine prima Sache.

Optimiert mit einem Gesundheitsscheck und einem Aufbauprogramm kann man es also wagen, auf ebenem Geläuf das Konditionstraining zu starten. Hier empfiehlt sich auch die Ausstattung mit einem Polar Herzmessgerät. So überlässt man eigentlich nichts mehr dem Zufall.

Und auch für schwergewichtige Pferde ist dieses Programm sehr geeignet, wenn man weiß wie man beginnt. Aber jeder Weg beginnt mit dem 1. Schritt. Unserem Senior macht das seit Jahren sehr viel Spaß.

Die Firma FTS bietet übrigens solche Fitness-Analysen und Trainingsprogramme an. *sollkeinewerbungsein*
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Rioja
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Beitrag von Rioja »

So macht die Aussage/Forderung dann auch Sinn.
Meine Erfahrung ist, dass auch die Reiter erst einmal diese Zeit durchgaloppieren können müssen. Oft sehe ich, dass dem Reiter eher die Puste ausgeht als dem Reiter.
Stimme ich voll zu. So hin und wieder galoppiere ich Rioja auch mal länger (mehrere Minuten) am Stück, da muß sie aber schon gut drauf sein (energiemässig). Was soll ich sagen, ich fange schlußendlich selbst an zu japsen - etwas übertrieben ausgedrückt :roll:
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Josatianma hat geschrieben:Ich habe das In den Dressurstudien ebenfalls gelesen. Die Aussage von Horst Becker geht in die Richtung, dass die meisten Pferde zwar gut gymnastiziert sind, aber die Kraft fehlt. Deshalb soll das Pferd so aufsträubet werden, dass es 20 Minuten am Stück galoppieren kann. Dies geschieht langsam. Begonnen wird mit einer Zeit, die knapp unterhalb der angenommenen möglichen Zeit liegt. Diese wird über vier Tage abgefragt. Dann sind zwei Tage Pause
Ich habe die DS noch nicht gelesen (wie so vieles liegen sie zu Hause auf einem Stapel...), hätte mich aber über die so alleinstehende Aussage im ersten Posting auch gewundert - denn bei HB habe ich im Kurs noch nie jemanden so lange galöppeln sehen. 8)

Unter diesem Aspekt macht die Aussage für mich jedoch schon Sinn.
lg, Tanja

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xelape

Beitrag von xelape »

Josa, danke fürs bessere zusammenfassen.. ich hatte das lediglich im TB kurz angsprochen.

Ich habe in meiner letzten Reiteinheit getestet und kam auf 12min galoppieren am Stück - wobei ich da gewechselt habe zwischen ganze Bahn, Zirkel, Mittelzirkel große Volten usw.
Das kam mit sehr lange vor..
Fazit - Pferd hat gut mitgemacht, ich hatte genug Puste und Pferd war nach dem langen Galopp richtig frisch und motiviert.. und wir haben noch 20 min gearbeitet.

Wie oben schon geschrieben würde ich auch nicht auf Teufel komm raus galoppieren nur um auf 20min zu kommen...
Aber ich habe wieder mal festgestellt, dass längeres Galoppieren uns gut tut.
(Hatte den Tip schon mal bekommen ) - nur kamen mir die 20min sehr lange vor.
Selbst mit der vorbereitenden Phase die er beschreibt.
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Hut ab: 12 Minuten! Find ich schon irre lang. :shock: Aber das zeigt doch auch, daß Du und Pferd gut trainiert seid. Eine Steigerung ist ja sicherlich immer möglich. :D
lg, Tanja

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xelape

Beitrag von xelape »

Danke Tanja - Pferd ist bestimmt auch fit für 20 min - der arbeitet ja täglich ;)
und wie ich mit dem Radlfahren nun selber gemerkt habe, ist auch unser Gelände deutlich hügeliger als man selber so auf dem Pferd denkt.

Nur die Versammlung ;) die müßte doch dann ganz leicht sein :roll: :wink: :wink: höhö
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emproada
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Beitrag von emproada »

Naja, das hängt wie immer ja auch ein bisschen vom Pferd ab. :wink:
Mein Lusinger war zu gesunden Zeiten mit 20 min Galopp total glücklich zu machen und wurde dadurch auch extrem locker. Dagegen wäre so etwas die Höchststrafe für mein Haflinger, da er eh nicht so gerne galoppiert.
Viele Grüße Tina
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

emproada hat geschrieben:Dagegen wäre so etwas die Höchststrafe für mein Haflinger, da er eh nicht so gerne galoppiert.
:mrgreen: Da sind sie doch alle gleich. :mrgreen:
lg, Tanja

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Beitrag von alimat01 »

-Tanja- hat geschrieben:
Josatianma hat geschrieben:Ich habe das In den Dressurstudien ebenfalls gelesen. Die Aussage von Horst Becker geht in die Richtung, dass die meisten Pferde zwar gut gymnastiziert sind, aber die Kraft fehlt. Deshalb soll das Pferd so aufsträubet werden, dass es 20 Minuten am Stück galoppieren kann. Dies geschieht langsam. Begonnen wird mit einer Zeit, die knapp unterhalb der angenommenen möglichen Zeit liegt. Diese wird über vier Tage abgefragt. Dann sind zwei Tage Pause
Ich habe die DS noch nicht gelesen (wie so vieles liegen sie zu Hause auf einem Stapel...), hätte mich aber über die so alleinstehende Aussage im ersten Posting auch gewundert - denn bei HB habe ich im Kurs noch nie jemanden so lange galöppeln sehen. 8)

Unter diesem Aspekt macht die Aussage für mich jedoch schon Sinn.
Also vor einigen Jahren war ich mal bei ihm und musste durchaus sehr lange galoppieren (- die oben genannte Aussage habe ich übrigens genauso in Erinnerung - ohne weitere Erklärungen. Mit ist sie aber sicher eher nachzuvollziehen). Ok, keine 20 Minuten, aber durchaus so lange, dass ich mich ein wenig geärgert habe, weil ich unser Ausdauertraining eigentlich nicht in den Kurs verlegen, sondern was lernen wollte (v.a. weil er in der Zwischenzeit seinem Lieblingshobby nachging, aber das ist eine andere Geschichte) - da hat er alle sehr lange galoppieren lassen. Runde für Runde und Runde. Vielleicht ist das heute anders.

Ansonsten bin ich ein wenig neidisch auf die in der Neusser Umgebung, denn das würde ich auch gerne mal machen!
Ich erlebe es auch als großen Unterschied, ob ich auf dem Platz oder im Gelände galoppiere. Habe selbt ein kräftiges Pferd, aber ein frischer Galopp draußen, gerne auch mal länger ist für meinen der absolute Hit.

Sicher ist es nicht für alle Pferde/Reiter das Richtige, aber gerade für manchen Dressurler wäre das sicher manchmal gut.
Gerade für das Bauchmuskeltraining kann das sehr wertvoll sein. Geht es auch noch etwas bergauf und bergab ist auch die Hinterhandmuskulatur enorm gefordert. Alles Dinge, die für den Dressuler von Bedeutung sind. Oft scheitert es aber eher am Mut (oder eben der Kondition der Reiter ;-)
Denke da oft an meine alte Reitlehrerin, die mir empfahl, mein gerne mal verspanntes und bockendes Pony doch mal einen Hügel hinauf galoppieren zu lassen - Vor der Dressurprüfung. Ich hab ihr innerlich erst mal den Vogel gezeigt - und dann den 2. Platz belegt......
(das waren allerdings eher 2 als 20 Minuten ;-))
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Internetfreak
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Beitrag von Internetfreak »

Bei uns gibt es allerdings auch sowas:

http://www.pannenbeckerhof.de/

Wir haben in unserer Region viele neue Aspekte des Trainings "zum Anfassen". Es wurden viele neue Anlagen gebaut und neue Ideen umgesetzt.
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Im Distanzsport ist Galopptraining ab einer gewissen Streckenlänge von Vorteil. Bis zu einer Strecke von 80 km wird es aber wenig eingesetzt, weil die Gefahr zu groß ist, die Sehnen, Gelenke, Bänder zu überfordern. Ich galoppiere meinen Anglo-Araber mit einem Puls von ca. 115 - 125 mittlerweile bis zu 40 Minuten am Stück. Er schwitzt zwar sehr stark dabei, die Pulswerte sind aber nach relativ kurzer Zeit wieder auf 60 Schlägen (und damit im richtigen Bereich). Da jeder Galoppsprung ein Atemzug bedeutet, bleibt die Lunge wunderbar frei. Nach 3 Minuten schnaubt er ab und läuft danach wie ein schweizer Uhrwerk. Merke ich aber, daß er nicht mehr richtig durchspringt, höre ich sofort auf! Die Gefahr von Verletzungen ist bei müden Pferden sehr groß!! Angefangen bin ich mit 5 Minuten bei einem Puls von 125 - 130. Die Pulswerte sind besser geworden, die Zeit länger. Die Kondition kommt von alleine. Wir haben eine 250 Meter lange Ovalbahn am Hof, die mit sehr gutem Sand ausgestattet ist. Optimal für Galopptraining. Versammlung verlange ich natürlich nicht so lange! Aber die Galopparbeit in der Dressur hat sich dadurch DEUTLICH!! verbessert!

Ach ja, ich galoppiere natürlich auf der Ovalbahn nur im leichten Sitz.

Mit Speedy halte ich das nicht mehr so lange durch. Er hatte vor 3 Jahren nach seiner Augen-OP eine schwere Bronchitis. Die Lunge hat einen Knacks weg bekommen. Er galoppiert nicht länger als 5 Minuten am Stück, dann trabe ich wieder 5 - 8 Minuten und galoppier dann wieder an. Wenn die Lunge nicht fit ist, kann das lange galoppieren zu massiven Herzproblemen führen, da das Herz nicht optimal durchblutet wird!!!
alimat01
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Beitrag von alimat01 »

Internetfreak hat geschrieben:Bei uns gibt es allerdings auch sowas:

http://www.pannenbeckerhof.de/

Wir haben in unserer Region viele neue Aspekte des Trainings "zum Anfassen". Es wurden viele neue Anlagen gebaut und neue Ideen umgesetzt.
seufz *mag auch*
Was meinst Du denn mit "Training zum Anfassen" denn alles so? (Ist das OT?)
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