noch mal Fragen zu PK

Rund um die klassische Reitkunst

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Finchen
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Beitrag von Finchen »

saltandpepper hat geschrieben:Fortissimo, ein gutes Beispiel dafür, daß es unerheblich ist, ob "nach PK" die Hälse hochgezerrt werden oder "nach FN" die Hälse rund und runtergezerrt werden - grottenschlechter Unterricht, bleibt grottenschlechter Unterricht ! :cry:
Daumen hoch, das war mein Gedanke, wenn erst der zweite. Der erste hat mich schaudern lassen wie man Kindern versuchen will beizubringen, was nicht wenige langjährige Reiter nicht gescheit mit Gefühl mit den Händen hinkommen...... :roll:
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Ja, es ist ein Problem, wenn Leute "nach PK" unterrichten, um damit kundzutun, daß sie schlicht etwas anderes machen, als das Konventionelle.

Hier bei uns gibt es eine junge Frau die ebenfalls "nach PK " unterrichtete.
Was da ablief war himmelschreiender Unfug und weder technisch, noch systematisch hatte das irgendwas mit "nach PK" zu tun.

Aber : sie hatte das Buch gelesen ! Und sie war mal vor ein paar Jahren einen Tag bei einem Kurs zuschauen.
Danach war sie "total überzeugt" und fühlte sich berufen, ihre Erleuchtung in die Welt zu tragen.

Ich habe sie damals zur Seite genommen, ihr kurz und knapp erklärt, was die da rein aus funktionell anatomischer Sicht verzapft, was dazu jemand ( also hier : ich :wink: ) , der seit damals 6 Jahren bei Herrn Karl selbst lernt , denkt und daß sie bitte künftig Herrn Karl aus der Beschreibung ihres Unterrichtsstiles bitte heraushalten möchte.

Das hat geholfen. Leider nicht im Hinblick darauf , was sie im Unterricht verzapft- sie unterrichtet nach wie vor- , aber im Hinblick darauf, daß sie damit einem klugen System wie dem der EdL schadet/ dieses ad adsurdum führt.

Mitlerweile unterrichtet sie meines Wissens " nach Geidner" , warscheinlich hat sie jetzt auch dessen Buch gelesen und vielleicht sogar auch mal einen Tag bei einem Kurs von ihm zugeschaut... wer weiß...? :lol: :lol: :lol:
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Sascha
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Beitrag von Sascha »

Ich verstehe immer nicht, warum man den von den betreffenden Reitlehrern benannten Reitstil betonen muss, wenn einfach schlechter Unterricht gegeben wird, Pferde und Reitschüler verwirrt werden. Kein Unterricht, in dem ein Schema einfach aufgepresst wird, kann gut sein. Ein Eingehen auf die individuellen Probleme des Reitschülers und des Pferdes ist die Grundlage jeden guten Unterrichts. Es geht doch immer darum Reiter und Pferd dort abzuholen, wo sie sind und Stück für Stück die Reiterei voranzutreiben.

Mein Reitmädel ist letztens in einen "FN-Reitunterricht" hineingeschlittert und sollte dort ihre extrem vorhandlastige Norwegerstute mal ordentlich vorwärtsreiten. (Wir kämpfen bei dieser Stute immer gegen ihre Angst vor einem Balanceverlust an.) Ganz toll, dass sie "endlich mal richtg was tun musste" ... O'Ton der Anwesenden. Tatsache war, die Stute wurde extremst auf die Vorhand geritten, war nur noch am Stolpern, hing auf dem Zügel und war schließlich von meinem Reitmädel kaum noch zu halten -> Durchgänger aufgrund der fehlenden Balance.
Und nun stelle ich mich trotzdem nicht hin und sage, die FNler sind doof und machen schlechten Unterricht, nur weil diese Reitlehrerin zumindest in diesem Fall (weiter lehne ich mich nicht aus dem Fenster) schlechten Unterricht gegeben hat.
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
Antoine De La Pluvinel
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

@s&p: solche Leute gibt's viel ... die der Meinung sind, dass sie nach Herr oder Frau XY unterrichten, nur weil sie sein/ihr Buch gelesen oder ihre/seine DVD gesehen haben. Oder noch besser bei einem Kurs zugeschaut haben!!!

Nicht's gegen "passive" Kursteilnahmen, ABER reiten lernt man nur durch fühlen und tun UND nicht nur durch zuschauen. Klar kann man sich bei solchen Kursen viel abschauen, aber das ersetzt keine aktive Auseinandersetzung mit der Materie.

Zu PK: Ich glaube schon, dass sich sein "System" auch im Kinder- und Anfängerunterricht einsetzen lässt (es besteht schließlich nicht nur aus der hohen Hand ;) ), ABER dazu braucht es hochausgebildete Pferde, die zB. wissen, was mit einer kurzfirsstig Hohenhand gemeint ist. Und nicht Pferde die keine Ahnung haben, wie ihnen geschieht.
Leider ist es inzwschen fast Standard, das Kinder und Anfänger auf Pferden landen, die eine sehr mangelhafte Ausbildung genossen haben. Sagten nicht schon die alten Reitmeister: Junger (schlechter) Reiter auf altes (hochausgebildetes) Pferd und umgekehrt. Erkenne ich inzwischen immer wieder selbst (ich stehe inzwischen in dem Genuss eine gut ausgebildete RB mein Eigen zu nennen). Eigentlich kann ich meine Reit-"Ausbildung" der ersten ~10 Jahre komplett in die Tonne tretten.
grisu
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Beitrag von grisu »

Hier ist ein Beispiel von Unterricht nach PK: Diese junge Reiterin ist Schülerin von Birgit Beck- Broichsitter und wird im Rahmen eines PK Seminars vorgestellt. Frau Beck- Broichsitter ist ja lizenzierte Ausbilderin, also kann man zunächst davon ausgehen, dass hier gezeigt wird, wie Herr Karl Unterricht sehen möchte. Ich bin zugegebenermaßen nicht begeistert.


http://m.youtube.com/watch?v=jIY8ZemQXf ... IY8ZemQXfA

Als Erläuterung steht unter dem Video:
"Einmal im Jahr stellen die lizensierten Ausbilder der Schule der Légèreté Herrn Karl einen Reitschüler ihrer Wahl vor. Sehen Sie hier ein Unterrichtsbild von Birgit mit Alina und Theresita, 12-jährige Trakehner-Stute aus August 2012 in Pegestorf. Alina, 19 Jahre und ihre 15-jährige Schwester Jana besitzen die Stute zweieinhalb Jahre und reiten sie beide nach der Philosophie der Schule der Légèreté. Die Mädchen haben als kleine Schulkinder bei Birgit mit dem Reiten begonnen und sind seitdem jede Ferien auf Fehmarn, insbesondere um zu reiten. Die Stute wurde vorher konventionell und oft mit Dreieckszügeln geritten -- als die Mädchen sie bekamen, war ihre vordere Basis samt Maul total blockiert. Die Verbesserung von Balance und Gleichgewicht mit einem beweglichen Genick als höchstem Punkt, der Biegsamkeit, Geschmeidigkeit, Schulterfreiheit und Rückentätigkeit gilt es daher immer wieder herzustellen, einhergehend mit einem beweglichen Unterkiefer und lebendigen Maul."


Ich habe es mir jetzt ein paar Mal angeschaut, habe mir die Ausführungen von salt & pepper im Heuschmann-Thread zum lockeren Rücken vs. Spannungsbogen dabei vergegenwärtigt.
Trotzdem, auch wenn ich mal davon ausgehe, dass der Weg und auch das Ziel vielleicht unterschiedlich sind:
Das als "tätiges Maul" beschriebene dauernde Öffnen des Maules würde ich als Versuch der Stute interpretieren, der dauernden Einwirkung mit der Hand zu entgehen.
Das SH und die Traversalen sind absolut nicht korrekt ausgeführt und das Pferd wehrt und entzieht sich, mir erschließt sich der Sinn dieser Lektionen, mit diesem Pferd in dieser Form nicht.
Von "den Rücken hergeben" kann keine Rede sein, aber auchnein "loser" Rücken ist dies größtenteils wohl nicht, sondern schlicht hängend oder teils auch weggedrückt.

Vergessen wir einmal alle intellektuellen Erklärungen - was ich sehe ist: Das Pferd wird seit zweieinhalb Jahren so geritten, die Reiterin ist eine langjährige Schülerin. Dieses Pferd erscheint mir während der ganzen Einheit unzufrieden, eine harmonische Einheit ist für mich nicht zu erkennen. Die Einwirkung der Reiterin erfolgt mechanisch, sie ist dauernd am Pferdemaul zugange, das Pferd sperrt die ganze Zeit das Maul auf. Wo führt dieser Weg für dieses Pferd und diese Reiterin hin?
Ich bin ein bisschen ratlos. Übersehe ich hier etwas Grundlegendes?
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Ja, Grisu, ich denke, du übersiehst einige Dinge, bzw. siehst und beurteiltst sie mit deiner Vorstellung von Weg und Aussehen im Hintergrund.
Vielleicht versuche ich einmal zu erklären, was ich sehe, und wir sprechen darüber ?

Ich sehe ein sehr steifes Pferd mit tiefen Halsansatz, schleppender gerader HH und einem deutlichen Maulfehler. Desweiteren sehe ich einen Teenager, der sich nach Möglichkeiten bemüht.

Darübehinaus habe ich die Information :
älteres Pferd, vorher Im Schulbetrieb, mit Dreieckszügeln ausgebunden, sehr steif und in der Vorhand blockiert.

Vor meinem inneren Auge erscheint ein Pferd, das stumpf, stuckesteif mit heruntergebundenem Kopf und Sperriemen auf der Vorhand im Schulbetrieb seine Runden dreht.
Stuckesteif, so wie diese Stute es hier nach zwei Jahren Vorarbeit von einem mittelmäßigen Reiter zeigt, bedeutet für mich Ursprungssituation warscheinlich ( warscheinlich, weil ich es nicht weiß, aber aus der Erfahrung heraus darauf tippen würde- ich habe auch einige solcher Pferde"typen" im Unterricht) :
vollständig verspannter Hals, Genick und Maul. So wie sich das Maul der Stute hier jetzt zeigt : mit Maulfehler Sperren, Zunge hochziehen und ggf. Stoßen in den Zügel, ein Pferd das - wenn nicht ausgebunden wie eine Giraffe läuft.

Natürlich geht das Pferd in diesem Zustand nicht schwungvoll über den Rücken. Wie soll das gehen ? Das Pferd in die Verfassung zu bringen, daß es über den Rücken gehen kann / können wird, ist die Zielsetzung im Unterricht von Frau BB. ( nicht unbedingt bei jedem Ausbilder der EdL- aber bei BB weiß ich, dass es so ist :wink:) .

Was muß dafür erreicht werden ? Das Pferd muß lernen sein Maul zu lösen. Dafür werden die Abkauübungen vom Boden gemacht, dafür die Flexionen im Sattel, dafür das Anheben des Genicks.
Das Pferd hat einen massiven Maulfehler, der mit Sicherheit nicht in den 2 Jahren, in denen die Mädels das Pferd haben entstanden ist. Wie schwer es ist, so einen Maulfehler zu korrigieren, brauche ich niemandem, der sich ansatzweise auskennt ,zu erklären .
Dadurch, daß das Maul aber nach den Prinzipien der EdL NICHT mit einem Sperriemen geschlossen wird, kann die Stute ihren Maulfehler deutlich zeigen. Man sieht ihn, laut !
( Klar könnte man dem Pferd einen Sperriemen dranmachen, wieder Dreiecker draufschnallen und schwupp, würde das Pferd warscheinlich optisch ansprechenderer für das "deutsch-gewohnte Auge" dahergehen, aber die Probleme würden damit nicht angetastet)

Dass dieser Fehler absolut bewusst ist und daß an ihm gearbeitet wird, sieht man in der Arbeit und weiß man ( also in diesem Fall ich :lol: ) , wenn man weiß, WIE WICHTIG ein GUTER; RICHTIGER; EHRLICHER Kontakt zum Maul in der EdL ist.

Hier also mein Hintergrund, ich weiß wie wichtig der Kontakt ist, ich sehe den Übungsaufbau und weiß worauf er zielt.

Um einen sauberen Spannungsbogen einzunehmen, muß das Pferd sich im Rumpf tragen und dabei in Dehnungsbereitschaft sein.
Hierfür muß bei einem so in den Boden gerittenen Pferd - nach den Grundsätzen der EdL die Grundbalance verändert werden- das Pferd muß also den Hals anheben, damit den Rumpf über die Beine umverlagern und damit dann vorwärts gehen lernen, darüberhinaus muß das Pferd aus dieser Haltung zuverlässig in die Dehnung geschickt werden können, ohne dabei wieder vornüber zu kippen.

Das ist eine ziemlich kniffelige Angelegenheit, vor allem wenn man ein Pferd wie dieses hat, das mit langem steifen, tiefen Hals, sperrend gegen und über den Zügel möchte und sich in Badewannenhaltung mit heruntergehaltenem Kopf über Jahre zu organisieren gelernt hat.

Wir sprechen hier somit mitnichten von einem nach den Grundsätzen der EdL ausgebildeten unverdorbenem Ausbildungspferd, sondern von - entschuldige meine Wortwahl : einem versauten Schulgaul.

Möglicherweise ein "Rettungskauf" von Reitschülerleins eines liebgewonnen Schulpferdes ?! In Kombination mit Teenagern !

Die Maßnahmen, die zum Erlangen dieser Voraussetzungen für deinen sauberen Spannungsbogen erforderlich sind, sehe ich alle im Unterricht :

Es wird an Aktion- Reaktion gearbeitet, dem Tool für die Erarbeitung einer abrufbahr anweisbaren Dehnungshaltung, es wird von "Leichtigkeit im Kontakt" und über Demi-Arrêt + decente des mains gesprochen, es wird Innen und Konterstellung gewählt, es wird wiederholt auf den Maulfehler hingewiesen : "laß sie nicht schwer werden" " pass auf, daß sie leicht bleibt" .
Es wird an der Balance gearbeitet und an der Bewegulichkeit des Pferdes, aber, das ist halt auch eine ziemlich harte Nuß !

Nun kommt sicher der Einwand,: " immer werden die Pferde als "Korrekturpferde" verkauft !"
Ja, aber ( :lol: ) leider stimmt das auch sehr, sehr häufig.

Ein Reiter, der seine Reitweise ändert, hat dafür in den meisten Fällen einen triftigen Grund, sehr, sehr oft, kommt er mit einem Pferd nicht mehr weiter, weiß sich keinen Rat mehr. Meist sind diese Pferde wirklich massive Korrekturpferde. Oder er ist frustriert darüber, daß in seiner "Stammreitweise- egal welche das war- der Weg zu grob, zu brutal und damit unbefriedigend für ihn war.

Die wenigsten Reiter und Kollegen , die sich mit der EdL beschäftigen, tun dies - wie ich- aus reinem Interesse an einem anderen Weg.

Möglicherweise sind deshalb auch so viele damit so radikal.
Ganz oft war dieser Schritt für Reiter und Pferde die "Rettung" , daher vertreten sie die Schule auch so vehemment.

Zu den Seitengängen.
Die Seitengänge werden in der EdL genutzt, um Gleichgewicht, Beweglichkeit und Durchlässigkeit zu verbessern- und da der Spannungsbogen in dieser Schule im Grunde keinen wirklichen Ausbildungspunkt ausmacht, bzw. ganz am Ende einer Ausbildung steht, ist die Ausführung der "Lektionen" auch von Nutzen, wenn die Pferde sie NICHT " in der deutschen klassisch-korrekten Definition" ausführen.

Auch auf deutschen Tunieren der schweren Klasse, sieht man sehr häufig fehlerhafte Ausführungen, und dies sogar, wenn das im Rahmen einer Prüfung als "Produkt von Ausbildung" präsentiert wird.

Warum also, soll in einer Reitstunde, in der Ziel ist ein Pferd zu schulen und auszubilden, bzw. Grundlagen für eine "korrekte" Ausführung zu schaffen, ein Seitengang fehlerfrei gezeigt werden ?

In soweit, ja, auch ich sehe hier ein Pferd, daß sich suboptimal zeigt, aber ich beurteile das völlig anders als du, weil ich es tatsächlich " mit anderen Augen" , aus einem ganz anderen Blickwinkel sehe.
Was ich hingegen sehe, ist eine sinnvoll aufgebaute Reitstunde ( aus Sicht eines Légèretélers :wink: ) die genau an den Punkten ansetzt, die es zu bearbeiten gilt.

Hilft dir das weiter?

Gruß S&P

Fehler bitte wie immer großzügig überlesen !
grisu
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Beitrag von grisu »

Ganz ehrlich:
Wenn ich tatsächlich ein Pferd hätte, dass sich nach zwei Jahren Korrekturreiten so bewegt, würde ich es
O entweder einem Reiter übergeben, der es professionell korrigieren kann oder
O entscheiden, dass es in einer schönen Herde auf der Koppel stehen darf und vielleicht ein bisschen mit seiner freundlichen jungen Reiterin ins Gelände gehen darf.

Der Grund für diese Meinung: Ich bin ganz sicher, dass RL und Schülerin das Beste für das Pferd wollen. Aber: Für das Pferd ist das, während es geritten wird, nicht ersichtlich. Er fühlt sich offensichtlich nicht wohl.
Stell dir das einmal vor: 2,5 Jahre Korrektur, also um die sagen wir 600 Mal dieses Gefühl für Pferd und Reiter.
Der Weg mag zu einem guten Ziel führen - das möchte ich nicht beurteilen. Aber der Weg ist für dieses Pferd (meiner Meinung nach) einfach nur unangenehm, das Ziel ungewiss.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Na ja, da ich nicht weiß, wie die Lebensumstände des Pferdes sind und waren und ich mir nicht zutraue, das anhand eines 10-minütigen Clips zu beurteilen, ob das Pferd noch geritten werden sollte, oder nicht....
Wenn du zu diesem Schluß kommst, so ist das so.

Offenbar, kommen sowohl Frau BB als auch die beiden Besitzerinnen aber nicht zu diesem Schluß bzw. sehen Fortschritte und Entwicklungsmöglichkeiten zum Positiven. Da wir nicht wissen, wie das Pferd 2 Jahre zuvor lief, bin ich mit solchen Pauschalverurteilungen gerne etwas vorsichtiger...
Ob es sich mit dem Weg vorher besser fühlte ?

Aber solltest du mal so einen Fall für dich entscheiden, kannst du das ja dann so tun.

Wenn jedes Pferd, das sich mit der Art und Weise, wie es geritten wird, stets und ständig durchweg wohl fühlen müsste, um nicht auf die Wiese gestellt zu werden und nur noch mit leichtem Reiter durch den Wald man geritten zu werden, wären alle Wiesen und alle Wälder voll.... :lol:

Wie gesagt, auch früher hat das Pferd sicher bereits massiv gesperrt, nur sah man es möglicherweise nicht, weil das Maul geschlossen wurde....


Daß es eine Schande ist, daß ein Pferd eine so schlechten Weg genommen, hat, daß es sich so zeigt- und ich meine dabei nicht den Weg, den es jetzt geht, sondern den davor- darüber brauchen wir denke ich aber nicht zu streiten ! :wink:

Ob man sich aufmacht, eine Pferd zu korrigieren, oder nicht, das muß jeder für sich selbst entscheiden...
Ob das ein Profi besser könnte ? Ein guter ? Sicher ! Besser geht immer, nur ob es möglich ist ??? Alles Spekulation!
grisu
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Beitrag von grisu »

saltandpepper hat geschrieben:
Ob man sich aufmacht, eine Pferd zu korrigieren, oder nicht, das muß jeder für sich selbst entscheiden...
Darum schreib ich ja auch "meiner Meinung nach" :wink:

Und verurteilen wollte ich eigentlich niemanden. Ich geh mal davon aus, dass wir versuchen, gute Wege zu finden, um unseren Pferden gerecht zu werden. Nur heißt das vielleicht manchmal auch, es gut sein zu lassen. Das ist aber tatsächlich nur zu entscheiden, wenn man die Situation kennt.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Sorry, aber das finde ich zu hart. Es handelt sich schließlich um den Freizeitbereich! Wer legt da fest, wie lange etwas dauern darf? Deine Messlatte mag da höher liegen, als bei anderen...

Eine Freundin hat vor knapp 9 Jahren (!) eine damals 14Jährige ehemals Zuchtstute gekauft, die man mit Gewalt (kurze Ausbinder z. B.) wieder einbrechen wollte. Es hat gute 7 Jahre gedauert (inkl. Babypause der Besi) bis sie ausbalanciert unter dem Reiter laufen konnte. Sie war so gegen den Reiter, dass es nicht ohne war, sie überhaupt zu reiten. Natürlich dauert es auch, weil die wenigsten Pferdebesitzer so talentiert sind und natürlich weil die Wenigsten mehrmals die Woche unter RU (und überhaupt) reiten :wink:

Der Stute geht es wunderbar. :-) Besser als anderen WB´s in ihrem Alter - haben da nette (kaputte) "Vergleichspferde" im Stall. Es obliegt also allein dem Geschmack, dem Geldbeutel und dem Talent der Besitzer wie "schnell" sie ihr Ziel erreichen wollen und KÖNNEN. Ich habe auch noch nicht alles mit meinem Pferd erreicht, was mir vorschwebte zu Beginn, aber das Wichtigste ist erreicht. Für alles andere bräuchten wir 2 Mal die Woche RU :-)

Ganz abseits davon wurde besagte Stute zu Beginn nach PK geritten (grob gesagt), und ich denke das ebnete den Weg für weiteres. Zwischendurch eher klassisch-Barock nach modernem Verständnis und zuletzt nach Beritt durch BB-Ausbilderin eben aK.RK. Letzteres brachte den Feinschliff, Stütchen kann nun auch in einem kleineren Zirkel ausbalanciert galoppieren, ich kenne sie noch kopfhochreißend und halb umfallend mit Weiß in den Augen.

Das Pferd meiner RL (Steiger und Durchgänger) hat 3 Jahre wirklich intensive Arbeit (4-6 Mal Wöchentlich) gebraucht um sich jetzt vorsichtig im Gelände etc. reiten zu lassen. In Jahren umgerechnet war meine RL 2 Jahre am Boden zu Gange (verteilt auf die gesamte Zeit :wink: ). Korrekturpferde sind wirklich eine Sache für sich, da gibt es keine Zeitrahmen in denen man was erreichen muss, am Ende ist es immer haarig und oft gibt es keinen Ausweg, es sei den man schiebt das Pferd ab, aber wer ausser dem Schlachthaus nimmt einen so ein Pferd ab :shock:
Es grüßt Nadine

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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Ich komm ja nun aus einer ganz anderen Richtung,versuche aber mal,objektiv an die sache heranzugehen:

Die junge Reiterin schafft es zumindest zeitweise,das Pferd in die Nähe von "am Sitz haben" zu bringen.Das Pferd ist von natur aus sehr stark abwärts orientiert,mit hoch liegenden Sprunggelenken.
Wenn man genau hinschaut,sieht man ein recht frisch vorwärts gehendes Pferd,welches im Rücken zwar noch nicht optimal arbeitet,aber:

das Becken in in weiten Phasen korrekt nach dorsal abgekippt,was m.E. ein Meilenstein in der Ausbildung darstellt.

Wenn man sich dagegen mal das Video von Barbier auf dem Schimmel vergegenwärtigt,so ist dieser für meinen geschmack noch schlechter vorm Bein und entzieht sich in den Seitengängen ständig dem "durch den Körper nach vorne ziehen" durch seitliches Ausweichen,wobei er teilweise massiv zu eng wird.Nö,nicht meins

Natürlich hat das nicht versierte Mädchen das Pferd noch nicht optimal an den seitwärts begrenzenden Hilfen und mich persönlich irritiert auch zugegebenermaßen die Kopfeinstellung ihres Pferdes sehr,weil es für mein Auge ungewohnt und ehrlich gesagt auch unästhetisch ist,aber blende ich das aus,empfinde ich den Rest als gar nicht so verkehrt.

Welcher Reiter in diesem Ausbildungsstand,Korrekturpferd hin oder her,hat sein Pferd im Allgemeinen besser an den Hilfen?
Ich kenn da nicht so viele.
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Beitrag von grisu »

@ kosmonova
Das meine ich gar nicht hart.

Ich frage mich nur, wie viele Jahre ein Pferd das Reiten als unangenehm und verwirrend empfinden darf, um zu rechtfertigen, dass man es "korrigiert" und dann irgendwann (oder vielleicht auch nie) alles gut ist. Ich sehe das eigentlich aus Sicht des Pferdes, das ja das Ziel nicht kennt, sondern einfach nur täglich einer "Korrektur" unterzogen wird.
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Beitrag von Motte »

Das ist interessant:
an anderer Stelle in diesem Forum wird sich immer wieder darüber mokiert, dass eine IK bei einem Jungpferd in der Ausbildung so kleinschrittig vorgeht, dass diese Ausbildung halt 2 Jahre dauert - und das obwohl IK mit Sicherheit reiterlich uns alle (und auch ganz ganz viele andere Reiter) sowas von in den Sack steckt!
Da kann ich nur fragen: ja watt denn nu? :wink:

Zu dem Video nur in Kürze:
ich bin mir sicher, dass die Reiterin es dem Pferd nicht leicht macht - da sind (meiner Meinung nach) noch deutliche Unsicherheiten im Sitz, in der Einwirkung etc...
Es stellt sich dann halt die grundlegende Frage, ob man - gerade als Freizeitfuzzi - sich nicht auch irgendwo an irgendeinem Punkt mal die Frage stellt, ob man mit der Korrektur eines Pferdes nicht einfach überfordert ist und dieses jemandem überlassen sollte, der es einfach besser kann?
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Beitrag von Kosmonova »

In Bezug auf DIESES Video ist deine Sichtweise aber wirklich maßlos überspitzt. Das Pferd wird nicht in eine Haltung gezwungen, es KANN sein Maul öffnen, weil es nicht zugebunden ist und es wird nicht mit dem Sporen in ein Vorwärts gezwungen, das es (noch) nicht leisten kann. Du siehst es auch aus fachlicher Sicht schlechter als es andere hier tun. Ich sehe nur, dass das garantiert kein Endergebnis ist und würde es mir auch "runder" wünschen, was bei PK aber prinzipiell immer erst später kommt, als in anderen RW (so meine Erfahrung).

Was ich sagen will: In deutschen Reithallen leiden tausende Pferde täglich mehr und haben nicht den Sonderstatus eines "Korrekturpferdes im Unterricht" und auch die "überleben" es ohne gleich euthanasiert zu werden (und wenn es nur Renterkoppel ist). Also ja, sehr dramatische Sichtweise. Es gefällt nicht, okay, aber ein leidenes Pferd, das man lieber auf die Koppel stellt - völlig übertrieben.

@ motte

Zwei Gedanken dazu: Ist die die IK so etwas vorwirft hier in dieser Runde? Und Beritt schön und gut, aber am Ende reitet doch der Besitzer sein Pferd, also sollte der es lernen, mit seinem Pferd, alles andere ist schön und gut, löst aber das Problem nicht (der Reiter).
Es grüßt Nadine

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Beitrag von grisu »

Liebe Kosmonova: Ganz so dramatisch habe ich glaube ich nicht argumentiert. Hier nochmal (zum Beruhigen). Und damit man es nicht falsch verstehen kann, auch nochmal mit Erklärungen

Wenn ich (damit meine ich tatsächlich nur mich und nicht alle anderen) tatsächlich ein Pferd hätte, dass sich nach zwei Jahren Korrekturreiten so bewegt, würde ich es
O entweder einem Reiter übergeben, der es professionell korrigieren kann oder
O entscheiden, dass es in einer schönen Herde auf der Koppel stehen darf und vielleicht ein bisschen mit seiner freundlichen jungen Reiterin ins Gelände gehen darf.

Wie bitte kommst du nach so einer Aussage auf "ohne gleich euthanasiert zu werden"?
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