Ranghöhe/Rittigkeit

Infos und Fragen rund ums Thema "wie Pferde denken"...

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Braunestute32
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Ranghöhe/Rittigkeit

Beitrag von Braunestute32 »

Ich bin neu hier im Forum und stelle mich hernach gleich mal vor.
Ich bin hier, weil ich von "neutralen" Mitgliedern Meinungen einholen möchte.
Mein "Problem" ist sehr alt.
Und es ist mal gut und mal weniger gut.

Vor einigen Jahren bin ich von Freizeitreiten mit mehr oder weniger gutem Signalreiten hin zu englischem Reiten gewechselt. Hoffentlich bin ich hier nicht "fehl" am Platz, ist doch hier ein klassisches Forum.
Ich habe meine Stute "umgestellt". Sie ging früher Westernturniere mit einem andren Besitzer.
Sie hatte rauhe Trainer, rüden Umgang und war hektisch. Es hat sie mal ein Trainer geritten, von dem ist heute noch die Rede, dass dessen Umgang mit meinem Pferd wohl sie für immer so geformt hat, wie sie heute ist. Keine Reitpausen, keine Koppelzeit in ihrer Turnierzeit.
Für Reining war sie immer schon zu hektisch. Videos von früher belegen ihre Hektik, sie ist da Schweif-schlagend zu sehen und mit Kandare rüde gestoppt worden. Alles sehr unharmonisch.

Sie wechselte den Besitzer. Dieser fand keinen Zugang zu dem Pferd, nach 9 Monaten ca. wurde sie wieder aufgegeben.

Landete bei mir. Mein Kindheitstraum, noch dazu wurde sie mir "nahegelegt" weil sie in der Familie bleiben sollte. Ich wollte immer schon ein Pferd und vor 9 Jahren war ich halt so naiv, 3 Proberitte wo man galoppierte bis der Berg zu Ende war und schon war die Stute gekauft.
Heute würde ich das so nicht mehr machen!!!

Ich ritt sie einige Jahre so schlapprig im Gelände und irgendwann kam die Glühbirne über dem Gehirn, dass dies so nicht mehr ginge weil sie immer heißer wurde und ich nur noch Mitfahrer wurde.

Ich schmiss von einem Tag auf den andren die Kandare aus dem Maul, kaufte ein Trensengebiss und fuhr zu einem Reitstall, bei dem ich englischen/klassischen Unterricht bekam. Erst auf Schulpferden, dann auf meiner Stute.
So zugeschnitten, dass es für mich und Pferd passte. Ich war wieder am Sitz und am Platz konnten wir schon ordentliche Zirkel im Galopp bewältigen. Im Gelände wurde es immer besser.

Seit dieser Umstellung wursteln wir uns so durch den Reitalltag. 1 x pro Woche an der Longe, 2 x entweder Platz oder Ausritt, oder gemischt.
Sie ist 23 Jahre alt und longieren nur noch bedingt erlaubt, geht aber da taktrein. Reitlehrerin hat sich das angesehen und mich im Longieren unterrichtet, auch mit Ausbinder-Einheiten.

Ich kann sie wieder an den Schenkel stellen und seit dem Longieren lernt sie, bergauf zu springen.

I
Braunestute32
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....Fortsetzung

Beitrag von Braunestute32 »

... Sie ist und war eine Stute, bei der man sich schon durchsetzen muss und die mir in manchen Situationen unbewußt "den Schneid" abkauft. Sprich, wandelt Situationen zu ihrem Vorteil.

Sie testet. Beim Spazierengehen nach 4 Wochen Zwangs-Winterpause (wir haben keinen bereitbaren Platz im Winter, keine Halle), war die neue Marotte mich zu überholen.
Der Strick war straff und gespannt und ich erwischte mich beim "ziehen". So kanns nicht weitergehen und ich brach mir einen kleinen Ast ab und "wedelte mit meinem Schweif" so vor ihrer Nase, dass sie beim Überholen eine aufn Latz bekam und an richtiger Stelle Lob.
Das machten wir 3 x und seitdem brauche ich nur mit dem Ellenbogen eine rückwärtsbewegung machen und sie passt auf.

Im Sattel und da komm ich zu meinem Kopfzerbrechen, klappt dies mit der Ranghöhe leider im Moment gar nicht.
Alleine ist es so, Weg vom Stall geht sie ordentlich, fast kann man sie dabei treiben.
Heimwärts oh weh. Schenkel anlegen und sie sagt huiiii, ich darf trippeln.
Ich setze mich tief rein, atme normal, gebe wechselseitig Paraden und halte immer wieder an und reite dann los. Hilft nix.
Früher hatte sie auf links-rechts -Paraden den Kopf senken müssen. Das tut sie bei mir natürlich dann auch mechanisch. Sie weiß schon, dass sie aufpassen müsste.
Nun wird sie bei Stress nur noch hitziger.
Ich bin zudem kein Freund von Stress und Räson. Aber ich kann mir nicht mehr weiterhelfen. So kanns nicht sein, die muss aufpassen.

Was kann man da noch machen mit so einem Alter? Bin das ich, reite ich schlecht, ich mache mir Vorwürfe. Oder hat sie das so drin, ich kann sie nicht mehr ändern und muss das als gegeben hinnehmen? Meine Reitlehrerin am Ort die mir schon oft geholfen hat meint hat, dass sie so ein Charakter wäre und sie von Früher her so eine harte Nuss geworden ist. Aber ich möchte trotzdem meine Ranghöhe/Respekt auch vom Sattel aus haben.

Bin ich hier falsch, ich hoffe nicht zu viel geschrieben zu haben und hoffe auf ein paar ehrliche Antworten.
Falls ich im falschen Thread gelandet bin, bitte ich die Mods höflichst mich zu verschieben, aber ich denke dass ich hier schon richtig bin denn es geht ja ums Verhalten.

LG und vielen Dank für die Zeit.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Hm, ganz spontan kommt es mir bekannt vor... die Pferde verfallen in solchen (für sie) Streßmomenten doch oft wieder in alte Muster, auch wenn es sonst kaum noch vorkommt, sich insgesamt die Situation und das Miteinander arg verbesser hat.

Zwei Dinge fallen mir aus der Erfahrung mit solchen Hektikern ein:

- ruhig aber konsequent arbeiten, nicht nur "Kopf runter", was ja mechanisch funktioniert, sondern bewußt durchparieren, rückwärtsrichten, im SH vorwärts, wieder parieren...

und wenn das nicht genug beschäftigt, sie sich trotzdem weiter in Hektik "flüchtet" bzw reinsteigert ggf. folgendes probieren:

Zügel nach Belieben lang oder mit leichter Anlehnung, wenn Tippeln begonnen wird sofort ganz ruhig auf eine kleine Volte abwenden, wirklich so klein wenden, aber ruhig, dass es nur im Schritt geht, sofort wieder "auf die Gerade" und schauen, ob sie die Ruhe behält, sonst wieder Volte.

Letzteres war das einzige was bei einer verkorksten Stute funktioniert hat, die aufgrund sehr langer Rückenschmerzen und "Kraftreiterei" ständig nur versucht hat wegzurennen im wahrsten Sinne des Wortes. Halten wollen ging gar nicht, sie schraubte sich dann hoch. So hatte sie aber schnell raus, dass sie nicht vorne eingeschränkt wird, aber hibbeln eben auch nicht weiterführt - das richtige angenehm machen, das falsche Verhalten einfach "verhindern".

Hoffe ihr könnt diese im Grunde Kleinigkeit auch schnell gut lösen, denn es scheint als hätte die Stute Glück gehabt, dass sie bei dir gelandet ist und du irgendwann das bisherige in Frage gestellt hast! Wünsche dir ganz viel Glück!
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
Braunestute32
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Beitrag von Braunestute32 »

O man, freu ich mich jetzt über eine schnelle Antwort und dein Lob.
Ich denke machmal, ich bin doch eine Größenwahnsinnige. Was ich alles verbessern wollte und doch oft gescheitert bin und nicht aufgebe.
Gerade am Mittwoch, wo das Ereignis stattfand mit dem Trippeln bergauf, dachte ich nur, wann kann ich endlich mal die Waldbäume ansehen auf Heimwegen und nicht nur mit Pferd im Zaum halten beschäftigt sein.

Volten stressen sie noch mehr, was ansatzweise ein bisschen funzte war Schenkelweichen, fast übertreten lassen auf der geraden Strecke nach links oder rechts, weil sie da ein paarmal ihre Beine durcheinander gebracht hat. Trotzdem kann ich nicht den ganzen Heimweg lang übertreten lassen.
Ich bin dann noch erziehungstechnisch noch weiter weg vom Stall, man musste sie fast schieben, dies hab ich für eine Trabsequenz ausgenutzt.
Im Moment klatsche ich ihr bei "nicht promtem Anhalten" mit der langen Gerte eins auf die Brust, sowie beim Spazierengehen.
Das klappt schon, sie passt besser auf.

Mit dem Kopf runter, das macht sie selber, so als würde sie meinen "ja ja ich mach Kopf runter- zack" und das Trippeln bleibt aber.

Was ich oft falsch mache ist, dass ich dann neige nach vorne zu fallen. Das hab ich schon so drin.
Ich versuche mich dann noch mehr in den Sattel reinzusetzen.
Bin geduldig und atme ruhig. Bloß irgendwann ärgere ich mich. Ich habe mich immer bemüht für sie, Gedanken gemacht, in Foren um Rat gebeten und auch mit ihr weiter gekommen, bin immer fair geblieben und sie macht mir so den Affen.

Rückenschmerzen schließe ich hier mal aus. Meinen Maßsattel (Western) muss ich, wenn ich erkenne, dass sich der Rücken zu senken beginnt wegen des Alters, verändern lassen. Zähne sind auch in Ordnung, behanndelt worden.
Ich habe ein Kupferroll-D-Ring Gebiss mit 12 mm.
Mach jetzt mal zur Abwechslung des sweet Iron 11 mm rein. Und das Nasenteil vom englischen Zaum dran, mehr Kopfkontakt?
Bei Rückenschmerzen ginge sie bestimmt auch auf dem Weg vom Stall weg hektisch?!
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Beitrag von Braunestute32 »

Ist es weil ich in ihren Augen

die 2. Geige spiele?
respektiert mich diese Stute nicht? Warum klappt dann Freiarbeit?
In der kleinen Herde, wenn ich sie von der Koppel hole, wartet sie immer am Weitesten hinten, die andren 2 Pferde kommen angetrabt und sie bleibt aus Entfernung stehen, als ob ich sie schon mal lebend geteert und gefedert hätte.

Wie kann ich mir mehr Vertrauen holen????
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Hm, wenn Freiarbeit "klappt" sollte eine Kommunikation auch in der Herde kein Problem darstellen... das klingt für mich nicht sinnig.

Bzgl. Volten:
wieviele bist du am langen Zügel (!) geritten?
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Beitrag von Braunestute32 »

Nicht viele Volten am langen Zügel, immer in Verbindung. Warum, stellt das einen Unterschied dar? Sorry für die vielleicht doofe Frage.

Freiarbeit auf der Koppel klappt bis zu einem gewissen Punkt wo meine Stute dann entscheidet, dass es besser ist die 1 Hektar große Koppel einmal zu umrunden und da ziehen gleich die andren 2 Damen mit. Und dann ist es schonmal vorgekommen, dass Madame doch zu mir hingetrabt ist.

Auf dem Platz beim Freiarbeiten ist es manchmal so, dass ich sie doll beschäftigen muss, sonst hat sie die Ohren nur in der Gegend u. wiehert den Koppelkumpelinnen.

Auch bekommt sie da schon mal ihren "Spacko" und dreht wie ein Drache so manche Runde. Ich bleib dann chillig in der Mitte stehen und warte bis sie sich abgeregt hat und zu mir kommt.

Vielleicht mach ich ja an der Basis was falsch? Aber Honza Blaha ist einfach leider nicht mein Nachbar.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Oh es gibt neben Honza sicher noch gewaltig viele Menschen die verstehen, wie man mit Pferden "kommunizieren" kann. :wink:

Was du von eurer Freiarbeit berichtest klingt - sorry, ich bin da ehrlich, meine das nicht böse - eher nach "Stute macht mit, wenn ihr danach ist", aber nicht als würde da zwischen euch die Situation/Beziehung für sie zu deinen Gunsten geklärt sein.

Volten am langen Zügel meine ich nur in dem speziellen Fall um sie gar nicht in ihr Muster des hochspulens geraten zu lassen. Du erwartest einfach nur dass sie ruhig am langen Zügel entspannt Schritt geht. Klappt das nicht wirklich nur so dezent wie möglich Nase rum und Volte drehen. Aber betont immer ihr die Wahl lassen, nicht in die Gefahr kommen doch zu "bremsen" mit dem Zügel. Das bewahrt mehr Ruhe, wenn ein Pferd sich sonst hochhibbelt.
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horido
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Beitrag von horido »

Hallo,

ich würde mich erstmal von der "Rangfolge" verabschieden. Das hat für mich einen negativen Beigeschmack. Man versucht dann immer das Pferd zu dominieren, aber ein Pferd folgt ja eigentlich nur, wenn es vertraut und nicht, wenn es dominiert wird. Klar auch, es folgt zwar, ist aber nervös dabei. Nur wenn es vertrauen hat, legt sich die Nervosität. Vertrauen erreicht man meiner Meinung nach am besten, wenn man selbst entspannt bleibt. Regt sich das Pferd auf und man ärgert sich darüber, nutzen alle Korrekturen nichts. Nur so als Denkanstoß. Dieses ich bin nicht der Chef von meinem Pferd, ist für mich schon Frustration und die spürt das Pferd, wieso soll es da noch horchen?

Aber jetzt auch mal eine technische Korrekturmöglichkeit:
Unsere Stute hat bei Jagden auch gerne aufgedreht und wurde nervös. Nicht so sehr im Galopp, sondern in den Schrittphasen. Da fing sie gerne an zu trippeln. Sie trägt dann immer einen Bügelriemen um den Hals, der mit einem Schnürsenkel am Sattel befestigt ist, damit er nicht runterrutschen kann. Mit diesem Bügelriemen als Halsring kann ich sie dann sehr gut korrigieren. Eigentlich ist er dazu gedacht, dass mann mal reinfassen kann, wenn man aus dem Gleichgewicht kommt, aber ich nutze ihn eher als Halsring. Die Zügel bleiben lang und sie kann dann viel eher entspannen, aber nur wenn ich auch vollkommen ruhig bleibe.
Mittlerweile brauche ich die Möglichkeit nur noch selten zu nutzen, wahrscheinlich auch, weil ich selbst entspannter bin.
Braunestute32
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Beitrag von Braunestute32 »

Danke für die gut gemeinten Tips.
Bei Volten ist es das gleiche, die dreht dann auf.
Dann trabt sie die Volte eben. Hauptsache man bleibt auf Kurs auf dem Nachhauseweg :wink:

Wie kann man die Ranghöhe dann optimieren? Auf dem Platz ist das besser, auf der 1 Hektar-Weide ist schon klar, dass sie mal ausbüchst, welches Pferd bleibt da beim Reiter stehen wenn alle mitziehen?
Da muss ich sagen, bei meinen 3 x pro Woche wo ich zu ihr rausfahre, ist es mir lieber sie hat eine intakte Herde als auf mich angewiesen zu sein.

Sicherlich sagt jetzt der ein oder andre, dass 3 x Pro Woche Umgang keine wirklich starke Bindung zum Pferd bewirken kann. Bei mir gehts aber von der Arbeit her nicht anders.

Meine Überlegungen gehen halt dahin: Ich denke sie hat vor mir nicht genügend "Respekt", sie weiß, dass ich sie nicht groß strafe und das nutzt sie aus weil sie eben früher so viel mitgemacht hat, dass sie eine Mauer um sich aufgebaut hat und so abgebrüht ist. Dann ist sie wieder das Schmusepony. So war sie die ersten Jahre, als ich sie bekam, auch nicht.

Ich denke, schon bei der Platzarbeit, an Longe und Freiarbeit müsste ich noch mehr aufschauen, dass sie nicht spackt und wirklich stets mit den Ohren bei mir ist, ich also stete Aufmerksamkeit fordere.
Bei nicht-aufpassen gibts Druck und bei Ohr bei mir weniger.
Das ist so eine Gratwanderung.

Verkaufen tu ich sie jetzt aber auch nicht mehr. Aber das nächste Pferd wird sicherlich ruhiger!!!!!!!!!!!!!!!!! :!: :!: :!:
Braunestute32
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Beitrag von Braunestute32 »

@horido. Doch ich denke, dass bei dieser Stute Ranghöhe eine große Rolle spielen.
Der Schmied kennt sie nun schon sehr lange, auch unter Turnierzeiten wohl.
Der sagte, dass sie beim Vorbesitzer beim Beschlagen besser aufgepasst hat, der hat ihr wohl öfter mal eine vor den Latz gegeben. Mitunter hörte ich sogar von Stiefel in den Bauch wenn sie nicht stand. Und da parierte sie halt.
Ich machte dem Schmied auch klar, dass ich von solchen Dingen überhaupt nix halte.
Mir ist aber- Hand aufs Herz- auch klar, dass sie bei mir nicht mehr so 100% steht beim Beschlagen. Sie zieht weg und hängt sich rein, ich hab beim Aufhalten echt zu schnaufen. Und sie sucht sich oft Stress, wo keiner ist.
Z.B. wenn die Schleifmaschine angeschalten wird entsteht ein Geräusch, das kennt die seit mindestens 16 Jahren, die weiß, dass ihr nix passiert. Also was soll das gegaffe und da muss ich sagen, bekommt sie von mir schon mal einen schroffen Schrei oder ein saftiges "Aufpassen".

Und von daher kommt bei mir die Diskussion um Ranghöhe und Respekt auf. Ich respektier das Tier, warum es mich nicht auch????????
Und zwar 100%????????????
Gast

Beitrag von Gast »

Wir sprechen hier von einem Korrekturpferd.
Das ist nun einmal so.
Das relativ hohe Alter der Stute macht die Angelegenheit auch nicht unbedingt leichter.

Aber hier aus dem Forum heraus eine allgemein gültige Aussage zu treffen, was Du machen musst, damit sich das gewünschte Ergebnis einstellt, ist schlichtweg unmöglich.
Du wirst da schon ein wenig experimentieren müssen.
Das gilt übrigens auch für den Reitunterricht.
Der sollte idealerweise im Dialog durchgeführt werden.
Sprich, Du musst soweit sein, dass Du dem jeweiligen Ausbilder sagen kannst, wie Dein Pferd auf die jeweils geforderte Hilfengebung regiert.
Nur dann kann sich allmählich ein Konzept erarbeiten lassen, das die Korrektur in die gewünschte Richtung leiten wird.
Mit den üblichen Schulweisheiten kommst Du hier jedenfalls nicht weiter.

Auch ist es sehr wahrscheinlich, dass sich verschiedene Verhaltensweisen Deines Pferdes nicht mehr abstellen lassen.

Mit Rangordnung hat Dein Problem nur am Rande zu tun.
Wenn überhaupt.
Deiner Schilderung nach ist das Verhalten Deiner Stute in dieser Form konditioniert worden.
Dieses Verhalten wieder abzustellen, wird unter Umständen gar nicht mehr möglich sein. Du kannst allenfalls damit rechnen, dass das Verhalten gemildert wird. Aber in Stresssituationen wird das immer wieder einmal durchbrechen.

Wenn Du gute Erfahrungen mit den Seitengängen gemacht hast, dann integrierte diese in Deine Arbeit.
Vor allem aber gehe gelassener mit der Situation um.
Mitunter ist es sogar hilfreich, gar nicht zu reagieren und einfach abzuwarten, bis die Hibbelei von selber eingestellt wird.

Auch würde ich das Verhalten beim freien Training auf der Weide nicht überbewerten. Wenn die Stute eine Runde um die Weide drehen will und anschließend wiederkommt, dann lasse sie doch. Siehe das als Aufforderung zum Spielen an.

Wir neigen ja oftmals dazu, unsere Pferde zu vermenschlichen.
Das ist aber beileibe keine Einbahnstraße!
Auch Pferde neigen mitunter dazu, "ihren" Menschen zu "verpferdlichen".

Nimm solche Eskapaden einfach als Ausdruck dessen hin, dass sich Deine Stute in Deiner Anwesenheit wohl fühlt.
Sonst nämlich würde sie nicht von sich aus zu Dir zurück kommen.
Gast

Beitrag von Gast »

Nachtrag:

Dass die Stute beim Schmied nicht mehr absolut ruhig steht, kann auch andere Ursachen haben.
Bedingt durch das relativ hohe Alter ist mit gewissen Verschleißerscheinungen zu rechnen.
Mitunter kann sie gar nicht mehr so lange auf drei Beinen stehen.
Oder das relativ lange Beugen des jeweiligen Beines ist ihr mittlerweile unangenehm.

Das könnte auch eine Erklärung dafür sein, dass Deine Stute jetzt auf das Abschleifen reagiert.
Das liegt dann aber nicht an dem Geräusch an sich. Sondern die Stute weiß, das anschließend die Eisen aufgenagelt werden. Was ihr mittlerweile unangenehm geworden sein könnte.
Das aber ließe sich durch unterlegen eines Polsters abstellen.

Hier gilt es erst einmal abzuklären, ob es sich wirklich um Widersätzlichkeit handelt.
Sollte das so sein, dann muss auch mal eine Zurückweisung erfolgen.
Aber NUR dann ist das auch gerechtfertigt.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Braunestute32 hat geschrieben:@Also was soll das gegaffe und da muss ich sagen, bekommt sie von mir schon mal einen schroffen Schrei oder ein saftiges "Aufpassen".

Und von daher kommt bei mir die Diskussion um Ranghöhe und Respekt auf. Ich respektier das Tier, warum es mich nicht auch????????
Und zwar 100%????????????
Wieso sie dich nicht respektiert? Du bietest ihr offenbar nicht genug Souveränität. Schreien und "dann wenn es quasi zu spät ist" ein Anranzen zeigen ihr eher das Gegenteil.
Wenn du in der Freiarbeit ständig einfordern musst, dass sie mit dir arbeitet, auf dich achtet, dann bist du für sie nicht wichtig genug. Das kann man erarbeiten, aber durch dauernden Druck wird das eher nicht vorteilhaft.

Zum Thema jetzt Dinge nicht mehr so hinnehmen wie früher würde ich AUCH bedenken bzw berücksichtigen, dass älter werdende Pferde schlicht manchmal wie auch älter werdende Menschen etwas "sonderbar" werden.
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Braunestute32
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Beitrag von Braunestute32 »

:? Ich mache das normalerweise echt nicht (schreien, puffen, zischen, schimpfen). Ich habe mich beim letzten Beschlagstermin so geärgert, über mich, über die Stute und über den Schmied, der mir verklickert hat, dass ich zu milde zu dem Pferd bin, dass es mich ausnutzt und sich nicht mehr stillhält wie früher (beim einschüchterndem Vorbesitzer, Prost Mahlzeit)

Ich gehöre auch eher zu der Fraktion, nachdenken und schauen warum ein Pferd sowas macht. Und zu der Rangdiskussion bin ich erst gekommen, seitdem der Schmied mich zum Nachdenken brachte und kurz darauf der stressende Ausritt dazu kam.

Ich denke manchmal, ich habe mir das Damoklesschwert zugelegt, diesem "Erbe" werde ich niemals gerecht werden und lasse mitunter den Kopf arg hängen.

Nunja, aufs Hibbeln nicht zu reagieren zieht halt nach sich, dass ich dann mit ihr halt im Trab den Berg hochkomme. Und mir gehts wirklich immer um meine Beständigkeit.
Ich hab sie ca. 2 Jahre im Gelände die alten Galoppberge Schritt gehen lassen, dann folgen Trab-Schritt-Übergänge und dann langsamer Galopp, das war ja früher kaum möglich. Und da möchte ich halt so Bestädig wie möglich drin bleiben.

Ja ich denke auch, das Frühjahr und die Pausen machen das Ganze nicht besser und sobald der Platz wieder begehbar wird, werde ich mit Freiarbeit anfangen, dann longieren dazu mischen u. werde mir alles nochmal in Ruhe ansehen.
Sie ist ja kein Unpferd was buckelt oder schreckhaft ist ansich. Und ich hab sie ja lieb und alles, 9 Jahre hab ich sie schon und wir haben schon viel zusammen erlebt.
Das Reiten in Anlehnung klappt ja auch und mit den Schenkeln kann man sie auch arbeiten.

Hab mir halt für den Anfang kein "leichtes " Pferd ausgesucht!
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