Ranghöhe/Rittigkeit

Infos und Fragen rund ums Thema "wie Pferde denken"...

Moderatoren: Janina, dshengis

Benutzeravatar
Finchen
User
Beiträge: 8526
Registriert: Di, 19. Apr 2011 22:30
Wohnort: im Norden zwischen HB und HH

Beitrag von Finchen »

Kosmonova hat geschrieben:Lach! Jetzt geben wir uns beide erstmal einen Keks für diese Konfliktlösung :-) Den haben wir uns verdient*eisschale rüberschieb*

*
Also kommuniziert und gelernt - mit negativer und positiver Verstärkung sogar!? WOW :lol: Prost!

@Jen:
wenn du noch mal nachliest, habe ich geschrieben, dass auch Kommunikation mit Lernen zu tun hat, dass auch da positive Verstärkung eine Rolle spielt.

Umgekehrt gibt es aber sehr viele Pferdemenschen (noch schlimmer bei den Hundeleuten) die überwiegend oder fast ausschließlich konditionieren auf bestimmte Gesten, Kommandos etc. und das viel einfachere und für jedes Pferd verständliche Mittel Kommunikation beiseite lassen.

Siehe hierzu TE und Einwand bzgl. Roundpenarbeit. Wie "Gast" schreibt fehlt da ganz offensichtlich das Wissen um VIELES zwischen Schwarz und Weiß (scheuchen oder es muss zu mir kommen). Ebenfalls der Einwand sie könne für ihr Pferd keine Führungsposition einnehmen, ihr Pferd nicht beeindrucken, weil sie kein 90kg-Mann ist. Sowas finde ich erschreckend, denn das offenbart große Lücken im Punkt Pferdeverhalten und den dazugehörigen menschlichen Möglichkeiten sich verständlich zu machen.

@Gast:
auch wenn wir uns gelegentlich wohl gerne an die Gurgel gehen mögen, hier sind wir uns ja mal wieder einig. :wink:

Fazit:
die Bestandsaufnahme von "Gast" ist für mein Empfinden sehr treffend!
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
Benutzeravatar
Jen
User
Beiträge: 3007
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:12
Wohnort: CH
Kontaktdaten:

Beitrag von Jen »

Finchen hat geschrieben: @Jen:
wenn du noch mal nachliest, habe ich geschrieben, dass auch Kommunikation mit Lernen zu tun hat, dass auch da positive Verstärkung eine Rolle spielt.

Umgekehrt gibt es aber sehr viele Pferdemenschen (noch schlimmer bei den Hundeleuten) die überwiegend oder fast ausschließlich konditionieren auf bestimmte Gesten, Kommandos etc. und das viel einfachere und für jedes Pferd verständliche Mittel Kommunikation beiseite lassen.
ja, das habe ich schon gelesen. Der Punkt ist, dass du Kommunikation davon trennst bzw. das "Lernverhalten" der "Kommunikation" gegenüberstellst:
Finchen hat geschrieben: Die Frage ist einfach, ob man nur über Lernverhalten "arbeiten" will, oder ob man mit dem Pferd eine Kommunikationsebene anstrebt, die den Menschen für das Pferd als ernstzunehmenden "Partner" auch im Sinne von Führungsverständnis präsentiert.
Das sind zwei Dinge, die zwar ineinanderübergehen, aber schon getrennt zu betrachten sind.
Jedes Beispiel, das ihr gebracht habt ist ganz einfach über positive und negative Verstärkung zu erklären. Kommunikation ist schlicht ein Sammelbegriff der Anwendung verschiedener gelernter Signale. Dass du (anscheinend) die positive Verstärkung insbesondere heraushebst und dies alleine mit Lernverhalten gleichsetzt, greift zu kurz.
Finchen hat geschrieben: Klar lernt ein Pferd auch Kommunikation.

Aber in der Art mit einem Pferd umzugehen kann ich in wenigen Momenten einem Pferd meine Position ihm gegenüber verständlich klar machen, dann hat es erkannt, dass ich zB führungsstark bin und schließt sich an.

Oder ich errreiche gleiches über viele viele Wiederholungen, Bestätigungen, eben viele Wiederholungen von dem Lerneffekt "wenn ich das mache bekommne ich einen Keks/Lob, also geht es mir damit gut, dann mache ich das so".

Den Unterschied meine ich.
Wie meinst du hat das Pferd denn ursprünglich "Kommunikation" gelernt? Auch durch Wiederholungen. Situationsbezogen, sowie verallgemeinernd. Wie gesagt, kann man bei einem eindrücklichen Erlebnis auch durch nur 1-2 Wiederholungen ein Signal mit einem Verhalten bereits etwas stark verknüpfen. Aber andere Signale brauchen öfters Wiederholungen. Das ist bei Pferden unter ihresgleichen genauso wie bei uns. Da wir Körpersprachliche Neandertaler sind, brauchen wir vielleicht einige Wiederholungen mehr.


Dein Keksbeispiel ist ja nur ein winziger Aspekt von positiver Verstärkung. Mitnichten aber die Gesamtheit von "Lernverhalten". Deshalb habe ich mir die Mühe gemacht, die unterschiedlichen Lernprozesse darzustellen. Diese sind im Alltag überhaupt nicht immer explizit erkennbar. Das macht es ja auch so kompliziert. Aber auch jedes körpersprachliche Signal wurde irgendwann "gelernt", soweit sind wir uns einig. WIE diese gelernt wurden ist eben genau mit diesen positiven/negativen Verstärkern, Strafe etc. Lernen bedeutet: Ein Signal mit einer bestimmten Reaktion zu verbinden. Das heisst, wenn ein bestimmtes Signal kommt wird ein bestimmtes Verhalten häufiger gezeigt. Bzw, wenn es ein Unterbrechungssignal ist wird das Verhalten weniger häufig gezeigt. Ein "Signal" ist nicht gleichbedeutend mit "Kommando". Ein Signal kann zb. auch der mürrische Gesichtsausdruck der Leitstute sein, der bedeutet lass mich in Ruhe. Und wenn sie nicht in Ruhe gelassen wird, gibts eins auf den Deckel.


Ein guter Ausbilder kann nun ganz gezielt diese positive und negative Verstärker anwenden, um neue Signale zu etablieren oder bereits gelernte Signale abzurufen. Viele tun das völlig unbewusst und nennen das dann eben "Kommunikation". Aber "Kommunikation" ist ein völlig schwammiger, beliebig interpretierbarer Begriff. Wie Max sagt: sobald man auch nur irgendwie in Erscheinung tritt kommuniziert man. Man kann gar nicht "nicht-kommunizieren". Man kann aber eben auch nicht sagen, ich definier jetzt mal den Begriff "Sprache", wie es mir passt und lasse zb. alle Fluchwörter weg. Klar, ich kann mich entscheiden, diese nicht anzuwenden. Trotzdem sind sie ein Teil der Sprache. ;) Dass du das Wort "Konditionierung" aus deinem Verhaltensrepertoire streichen möchtest und lieber "kommunizierst", ist nur eine emotionale Entscheidung, weil du das Wort nicht magst. Du verbindest mit dem Wort "Kommunikation" nur einen bestimmten Ausschnitt aus dem Lernverhalten. Diese Definition ist aber rein willkürlich, es ist deine persönliche Definition und deshalb nicht hilfreich.

Warum reite ich da so drauf herum? Man kann zwar schon sagen, das alles ist zu abstrakt, das muss ich nicht wissen. OK, klar, diese Meinung kann man haben. Wenn es dann aber Einfluss auf die Ratschläge hat, wie "du musst kommunizieren" und nicht mit "Lernverhalten" arbeiten. Dann ist das m.E. problematisch, weil es inhaltlich nicht richtig ist. Man kann Fachsprache nicht beliebig neu definieren. Wenn jeder seine eigene Definition konstruiert, verstehen wir uns noch viel schwerer. Man kann sagen, ich mag Clickertraining nicht, dafür Natural Horsemanship. Oder ich arbeite lieber mit Keksen statt ohne. Oder ich arbeite lieber mit verbalen Signalen statt Körpersprache oder umgekehrt. Man kann auch sagen, ich arbeite lieber mit positiver statt negativer Verstärkung. Oder umgekehrt.

Die Frage ist also nicht: Wann kommuniziere ich, denn man kommuniziert immer, sondern WIE kommuniziere ich. Mit welcher Sprache möchte ich mich mit dem Pferd unterhalten.

Körperbeherrschung, Koordination, Timing beeinflusst, wie erfolgreich ich die gewählte Sprache anwende. Es ist quasi die Sprachfertigkeit, die Eloquenz der gewählten Sprache.

Um den Bogen dieses ganzen Exkurses zurück zur TE zu schlagen: Wenn man mit seinem Pferd feststeckt, weil dieses unerwünschtes Verhalten zeigt, muss ich mich damit befassen, herauszufinden, wie ich das Pferd dazu bringe, auf ein bestimmtes Signal häufiger erwünschtes Verhalten zu zeigen. Dies kann man Kommunikation, Erziehung, Ausbildung was auch immer nennen. Aber runtergebrochen ist es das: Ich gebe ein Signal (dies kann ein Wort, eine Geste, eine bestimmte Körperhaltung, oder auch einfach eine bestimmte Körperspannung sein) und das Pferd reagiert mit einem bestimmten, eben erwünschten, Verhalten darauf. Sei das nun Hufe geben, vorwärts laufen oder eine Gangart runterschalten etc. pipapo... das sind alles Verhaltensweisen, die ich als "Chef" steuern möchte. Und als Mensch möchte man äusserst viele Verhaltensweisen vom Pferd steuern.

Umgekehrt gibt das PFerd auch dem Menschen Signale ("kommuniziert"), weil es gelernt hat mit diesem Verhalten erfolgreich zu sein. Erfolgreich im Sinne des Pferdes ist nicht immer deckungsgleich im Sinne des Menschen. ;) Einfaches Beispiel eines unangenehmen/unerwünschten Verhaltens: Wenn ein Pferd gelernt hat, dass andere vor ihm wegweichen, wird es auch den Menschen zu bedrängen versuchen. Dass der andere weicht, ist das Erfolgserlebnis (=positiver Verstärker). Deshalb wird es dieses Verhalten häufiger zeigen.

Wenn ich nun ein saures, verdorbenes Pferd habe, kann ich nicht immer beliebig aus dem grossen Werkzeugkasten von Signalen schöpfen und diese mit beliebigen Verstärkern verbinden, um eine erwünschte Reaktion vom Pferd zu erzeugen. Weil eben viele Signale schon mit unerwünschten (=falschem) Verhalten besetzt sind. Ich muss herausfinden, mit welchen Verstärkern ich am konfliktfreisten das Pferd kooperativ zu erwünschtem Verhalten bringen kann. Und je grösser der Erfahrungsschatz des PFerdes ist, sprich, je verdorbener das PFerd ist, desto schwieriger ist es die richtige Wahl zu treffen. Hat man nun einen grossen Werkzeugkasten und kann aus vielen Varianten auswählen, ist das hilfreich. Wenn man dazu noch über eine gute Koordination, präzise Körperbeherrschung und Timing beherrscht, so wird man am leichtesten einen guten Zugang zum Pferd finden.

Wenn man zb. die Körpersprache erhöht bzw. dem Pferd den Weg abschneidet, so ist das eine wie auch immer sanfte Drohung. Das ist ein negativer Verstärker, bzw. wenn auch eine Konsequenz bei Nichtbeachten seitens des PFerdes erfolgen würde, eine Strafe. Man erzeugt Druck und wenn nötig folgt diesem Druck eine Sanktion. Diesen Druck kann ich - wenn ich geschickt bin - beliebig stufenlos erhöhen und verringern. Nichtsdestotrotz ist es Druck. Wenn ich nun ein Pferd habe, das gelernt hat, auf Druck "zu" zu machen (wie eben einige hart ausgebildete Pferde), dann kann ein Paradigmenwechsel in der Trainingsart äusserst hilfreich sein. Dadurch dass man eine ganz neue Methode anwendet, welche nicht vorbelastet ist, kann man einen besseren Zugang zum Pferd finden.

Wenn man also feststeckt, dann ist es hilfreich zu wissen, dass es auch noch andere Wege gibt und sich mit diesen befassen. Manche Leute sind experimentierfreudig und wursteln sich da alleine durch. Ich empfehle auch eher, dass man sich dazu Hilfe sucht. DAMIT man aber weiss, wo in diesem Riesenhaufen von Ausbildern und Methoden den richtigen herauszufinden ohne zig durchzuprobieren und am Schluss schlechter dazu stehen als vorher, ist es ganz gut, wenn man die angebotenen Methoden vorher etwas durchleuchten kann. Deshalb ist Theoriewissen auch für den "Schüler" hilfreich. Und deshalb versuche ich das so abstrakte Thema etwas zu durchleuchten und erklären.

p.s. normalerweise würde ich nie so tief in die materie reingehen, wenn nicht eben diese Missverständnisse auftauchen würden. ;)
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
sapiko
User
Beiträge: 190
Registriert: Fr, 02. Sep 2011 20:43
Wohnort: süddeutschland

Beitrag von sapiko »

wow jen. danke!
sapiko
gimlinchen
User
Beiträge: 6669
Registriert: Mi, 24. Sep 2008 12:04
Wohnort: Kamp-Lintfort
Kontaktdaten:

Beitrag von gimlinchen »

Klasse, damit sind die Begriffe wenigstens mal sauber geklärt.
Benutzeravatar
-Tanja-
User
Beiträge: 4129
Registriert: So, 21. Okt 2007 16:35
Wohnort: Pfinztal
Kontaktdaten:

Beitrag von -Tanja- »

Jen: Wie immer: :trink1: (leider gibts keinen Like- oder Daumen-hoch-Smilie).
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Benutzeravatar
Kosmonova
User
Beiträge: 3179
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:29
Wohnort: LE City/Sachsen

Beitrag von Kosmonova »

Traumhafter Exkurs! Ich danke für die Mühe und habe nichts mehr anzufügen :-)
Es grüßt Nadine

*******************
so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
********************
Kiruna Karmina
User
Beiträge: 740
Registriert: Mi, 04. Apr 2012 13:50
Wohnort: Niedersachsen

Beitrag von Kiruna Karmina »

Ja, wunderbar!
So kann jeder nachvollziehen, weshalb "so macht man das" bzw. "ich habe mehrfach DIE Erfahrung gemacht, also ist das auch die Lösung für dich" nicht universell anwendbar ist.
Phanja

Beitrag von Phanja »

Da kann ich auch nur sagen: Danke Jen! Super erklärt :love:
Benutzeravatar
Isalein
User
Beiträge: 570
Registriert: Do, 06. Mai 2010 00:20
Wohnort: bei Ingolstadt

Beitrag von Isalein »

Danke für den interessanten Exkurs... :D
Ganz liebe Grüße
Elisa

Reiten ist die Kunst, das Pferd zwischen sich und dem Erdboden zu halten.
Benutzeravatar
Tossi
User
Beiträge: 786
Registriert: Mi, 03. Feb 2010 19:47
Wohnort: Allgäu

Beitrag von Tossi »

Vielen Dank Jen, für die theoretischen Erläuterungen.

Für die tägliche Praxis im Umgang und bei der Ausbildung eines Pferdes hätte ich noch ein paar Gedanken.

Ob beim Reiten oder sonst, alles hängt vom richtigen Timing ab. Je besser das Timing des Ausbilders, umso schneller und erfolgreicher lernt das Pferd. Dabei ist zweitrangig, ob in der jeweiligen Situation positive oder negative Verstärkung/Bestrafung angewendet wird, wenn der Zeitpunkt nicht passt, verkehrt es sich im ungünstigsten Fall sogar ins Gegenteil. Das ist auch der Grund, wieso viele mit der positiven Verstärkung (Leckerli/Lob) „scheitern“ und dann vollkommen verzogene Pferde haben. Zeigt das Pferd z.B. an der Hand eine gelungene Übung und kommt das Lob nicht prompt, sondern das Pferd scharrt oder fordert mit dem Maul das Leckerli, dann ist jetzt mit der Belohnung schon das unerwünschte Verhalten, nämlich das „Betteln“ belohnt und verstärkt.

Umgekehrt drängelt etwa das Pferd beim Führen, wird zum Halten pariert und dann bekommt es in dem Moment noch einen Ruck am Halfter -> schon hat man das Halten bestraft.

Das klingt eigentlich selbstverständlich, trotzdem begegnen mir ständig Pferde, die nur wegen diesen kleinen Fehlern von ihren Besitzern absolut „perfekt“ (v)erzogen werden.

Besonders bei einem Pferd, das schon unerwünschte Verhaltensweisen gelernt hat, ist beim Ausbilder höchste Konzentration, schnelles Reaktionsvermögen und (nicht zu unterschätzen) Flexibilität erforderlich.

Mit Konzentration kann unerwünschtes Verhalten schon erkannt und verhindert werden, bevor es das Pferd überhaupt zeigt. Einen Fehler zu vermeiden ist auf jeden Fall besser, als ihn zu korrigieren. Beim Reiten spürt man z.B. immer schon vorher, wenn das Pferd wegdrücken will. Wenn ich bereits in dem Moment einschreite, brauche ich wesentlich weniger Aufwand, als wenn ich dem Pferd die Gelegenheit zum Wegdrücken gebe und dann wieder korrigieren muss.

Auch mit der positiven Verstärkung muss man sehr flexibel auf das Pferd eingehen, das kann von Tag zu Tag, aber sogar innerhalb einer Trainingseinheit variieren. Als Beispiel die Arbeit an einer anstrengenden Lektion z.B. Piaffe. Einmal ist das Pferd sehr energiegeladen, dann ist es eine Belohnung, wenn es sich nach der Piaffe in einem flotten Trab strecken kann. Beim nächsten Mal ist das Pferd eher ruhig, dann entlasse ich es nach der Piaffe u.U. in einen Schritt am langen Zügel. Auch das sind eigentlich Selbstverständlichkeiten, trotzdem erlebe ich oft, wie Pferde in solchen Situationen demotiviert werden, einfach weil die Reiter nicht erkennen, was beim jeweiligen Pferd im Moment gerade belohnend oder strafend wirkt.

Liebe Grüße und ein schönes WE
Elisabeth
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
Benutzeravatar
Kosmonova
User
Beiträge: 3179
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:29
Wohnort: LE City/Sachsen

Beitrag von Kosmonova »

Schöner wahrer Gedanke! Aber das ist ein "Problem" das genau wie die allgegenwärtige/unbewußte Nutzung von Verstärkern, nicht an der Methode, der Einstellung oder dem Pferd festzumachen ist. Das ist ein menschliches Problem und erklärt eben auch warum nicht alles bei allen Pferden gut funktioniert.

Als Beispiel übersetzt: Während der eine mit Clickern bei Pferd X scheitert (und den ganzen "Kram" anschließend verteufelt) kann ein anderer Mensch bei dem gleichen Pferd tolle Ergebnisse erreichen. Da kann man auch die Faktoren (Ausbildungsmethoden) tauschen (ganz davon abgesehen das wie von Jen erklärt alle auf die gleiche Basis bauen), das entscheidende Kriterium ist das Einfühlungvermögen und Geschicklichkeit des jeweiligen Menschen.

Und das haben viele nicht erkannt, da bleibt das Übel das Tier oder die Methode ;-) es kann nicht jedem alles liegen, nicht überall funktioniert ein und dasselbe. Und manchmal ist es notwendig, dass der Mensch sich bewußt von etwas abgrenzt und dann einen Weg findet mit dem er sich fair und verständlich mit dem Pferd auseinandersetzen kann.

Deswegen ist Reiten, der Umgang mit pferden/Tieren, für mich eine charakterbildende oder Persönlichkeitsverbessernde Maßnahme (die zugeben manchmal auch nicht greift, aber oft genug schon) :-)

Schön hier dieser Austausch! Aber wir sollten das eigentlich alles als Grundsatzdiskussion als extra-Thread auskoppeln, oder?
Es grüßt Nadine

*******************
so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
********************
Braunestute32
User
Beiträge: 102
Registriert: Do, 21. Feb 2013 09:17
Wohnort: dahoam

Beitrag von Braunestute32 »

wowow, ich muss auch noch arbeiten Leute!
Ich bin noch da, ja!

Ich gebe demjenigen Recht der sagt, dass ich in Körpersprache nicht gut bin und nur zwischen was wollen und nix wollen schwebe.

Z.B. wenn ich mit meinem Pferd frei arbeite.
Ich lasse es laufen, ich schicke sie mit meinem Blick und ner Handgeste Rückwärts. Ich schaue sie dabei streng an.
Ich halte sie auf Handzeichen an, beue mich etwas vor, deute auf den Boden vor mir und sie kommt her.
Das ist eindeutig Kommunikation.

Ich mache Druck weil ich sie z.B. treiben will, laufen lassen will, ich fixiere die HH und trabe selber in der Mitte an. Will ich sie wenden, drehe ich meine Schulter ein und meist klappt es, dass sie abwendet. Mache ich mich groß, wird sie unter Umständen schneller. Ich kann meine Energie steuern... Aber eben manchmal nicht, da spackt sie ab u. schnauft wie ein Drache, ich gehe mit dem Körper tief, sie läuft auf mich zu und ich streichele sie zur Beruhigung am Kopf. Dann ist wieder alles i.O.

Ich lese den le. Exkurs nochmal genau durch, wollte mich nur mal kurz "notfallmäßig gleich" melden. .... bis glei
Braunestute32
User
Beiträge: 102
Registriert: Do, 21. Feb 2013 09:17
Wohnort: dahoam

Beitrag von Braunestute32 »

Zitat: "Ich muss herausfinden, mit welchen Verstärkern ich am konfliktfreisten das Pferd kooperativ zu erwünschtem Verhalten bringen kann"
Meine Antwort: Ou ja, wie lern ich das, hechel? Besonders auf dem Pferd oben?

Am Besten wäre es ja, bei einem Horsemanship/Bodenarbeits/Zirkustrainer etc. pp wie sie alle heißen, zu zusehen. Leider ist richtig intensives Training finanziell bei mir im Moment nicht drin, wir haben grade Haus gebaut.
Heißt hoffentlich nicht jetzt, dass ich dann meine Beziehung zu meinem Pferd nicht verbessern kann.

Der Ansatz mit dem Abkauen an der Hand (welchem ich in der Vergangenheit kaum Beachtung geschenkt habe), klappte letztes Mal beim Spazierengehen schon sehr gut. Am Hof abkauen lassen, Stute nahm Kopf nach unten. Sie hat das nach 2 x kapiert. Im Gelände war dann folgendes: Es wurden "Monster" entdeckt, ich merkte wie Stuti hinter mir (bedingt durch den schmalen Weg), ins Hibbeln rein kam und die Ohren im Wald hatte. ich bin dann stehen geblieben, habe abkauen lassen und sie war mit dem Kopf bei mir und anschließend einstudierte Übungen (Fuß geben, Nein sagen) brachten mir ihre Konzentration ein.
Dann war sie ruhiger und wir gingen ganz normal weiter.

Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich in Sachen Kommunikation noch viel lernen muss und kann und will.
Ich bin in einem Stall (meine Verwandtschaft), die waren sogar skeptisch und wollten mir englischen Unterricht mit der Stute absolut ausreden, die Sätze waren:

"Mach das nicht, die fällt in ihre alten Muster zurück, sie steckt Stress nicht mehr weg, mach nur keine Reiningähnlichen Übungen" und ich war total verunsichert. Von Unterricht (da sprach ich schon 2 Jahre), hielten die nix und meine Tante kennt ja die Stute seit Fohlen... Wer lässt sich da nicht beeindrucken.
Jedenfalls hab ich meinen Kopf durchgesetzt und werde immer noch kritisch beäugt wenn ich mein Pferd nicht einfach so vom Fleck zerr, sondern erst mit Körpersprache sie dazu "einlade". Bei uns funktioniert alles viel "gewaltfreier", feiner, friedlicher als bei den andren 2 Mitreiterinnen.
Ich weiß, dass ich eigentlich im falschen Stall stehe. Nur habe ich, (ich bin keine Lidl-Halfter-Käuferin, oder so eine, die gerade noch Pferd bezahlen kann und dadurch am Hungertuch nagt), keine 200 Euro die ich noch abzweigen will/kann die so eine Box mit Koppelgang wo anders kosten würde.

Ich möchte später Pferde am Hof haben, aber dazu müssen wir noch alles herrichten und ob meine Stute da noch hinzieht... Glaub ich noch nicht...

Ich möchte euch hier nur einen kleinen Eindruck geben von mir (ich hoffe ich habe mich nicht zu sehr ins schlechte Licht gerückt). Wie meine Situation/Begebenheit so ist.

Wenn ich ganz ehrlich bin, wollte ich ja immer so sein, dass meine Stute keinen Stress mehr hat, dass ich nicht zu viel verlange, dass sie nicht an die harten Zeiten erinnert wird.
Ich habe sie vor allem Anfangs mit zarten Samthandschuhen angepackt. Es haben sich Fehler/Angewohnheiten eingeschlichen, die sind jetzt ans Licht gekommen. Aber auch nur, weil ich kritisch hinterfrage und immer zu verbessern versuche. Wer nix von seinem Pferd will, der fordert auch nicht heraus. (Ich nehme als Beispiel eine meiner Mitreiterinnen. Die verlangt nur Geländerritte, sonst nix)

Wie gesagt, ich habe schon viel erreicht, aber den Idealzustand (für mich) nicht. Aber ich gebe diese Stute nicht auf.
Sie wirft mich ja nicht ab, sie buckelt nicht. Sie setzt nur zu oft ihren Kopf zu ihren Gunsten durch. Das wird mir unangenehm. Und ärgert mich weil ich es ihr ja angenehm machen will und mir aber eben damit auch!!!!!!!!!!
Braunestute32
User
Beiträge: 102
Registriert: Do, 21. Feb 2013 09:17
Wohnort: dahoam

Beitrag von Braunestute32 »

Darf ich hier einen Trainer verlinken, ich kenne nämlich einen, bei dem hatte ich schon einen Kurs.
Ich möchte, dass ihr die Seite mal anseht, was ihr dazu sagt. Kostet alles nicht wenig Geld!!!!!!!!!
gimlinchen
User
Beiträge: 6669
Registriert: Mi, 24. Sep 2008 12:04
Wohnort: Kamp-Lintfort
Kontaktdaten:

Beitrag von gimlinchen »

(übrigens glaub ich, dass du das thema in den griff kriegen wirst - klingt doch alles gut, was du machst)
Antworten