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Wer bildet sein Pferd noch gebisslos aus?

Verfasst: Mo, 06. Mai 2013 00:10
von maulfrei :o)
Ich bin auf der Suche nach Gleichgesinnten, die ihr Pferd ebenfalls ohne Gebiss ausbilden :)

Es ist für mich ein großer Unterschied, ob einem Pferd Lektionen mit Gebiss beigebracht wurden und dann im Nachhinein auch gebisslos nachgeritten werden können - oder ob ein Pferd die Lektionen gebisslos erlernt hat.
Ich kenne viele Reiter bzw. habe auch Freunde/Bekannte, die ihr Pferd hin und wieder nur mit Halfter, Hackamore, Contourzaum oder LG-Zaum reiten - aber allen ist gemeinsam, dass sie ihr Pferd NICHT damit ausgebildet haben. Bis auf eine Freundin, die auch IMMER gebisslos unterwegs ist - allerdings bildet sie ihr Pferd auch wenig weiter aus.

Gibt es hier noch jemanden, die/der den gebisslosen Ausbildungsweg für sein Pferd gewählt hat?
Fände es einfach schön, sich auszutauschen :D

LG, Debbie

Verfasst: Mo, 06. Mai 2013 00:17
von Sascha
Wieso ist das für dich ein Unterschied?
Es ist doch nur eine andere Art der Einwirkung und Hilfengebung, aber mit Gebiss ist es doch nicht einfacher!?

Edit
Nicht dass das falsch rüberkommt. Ich will hier gar nicht "stänkern", ich habe schon gelesen, dass du in erster Linie hier den Austausch suchst. Aber mich wundert das halt schon, was jetzt an gebisslos ausbilden so völlig anders sein soll.

Verfasst: Mo, 06. Mai 2013 01:30
von maulfrei :o)
Sascha hat geschrieben:Wieso ist das für dich ein Unterschied?
Es ist doch nur eine andere Art der Einwirkung und Hilfengebung, aber mit Gebiss ist es doch nicht einfacher!?
Ohne Gebiss auszubilden ist einfach... anders!

Ich könnte jetzt ewig etwas dazu schreiben, versuche es jetzt aber mal kurz zu fassen: Ich bin kein reiner "Gebissgegner", es gibt ein paar Pferde, die ich kenne, bei denen ich den Eindruck habe sie sind mit ihrem Gebiss durchaus zufrieden. Mein Pony bin ich früher auch mit Gebiss geritten :wink:
Aber ich kenne auch eine Vielzahl von Pferden, die auf mich damit sehr unzufrieden wirken (Zähnekrnirschen, hektisches Kauen, Sperren, Verwerfen im Genick, Verspannungen/Gezackel u.v.m.) Mein Araber ist auch so ein Exemplar, ich habe ihn ja beim Kauf vor nunmehr 7 Jahren gesehen, als er mit Trense/Gebiss vorgestellt wurde...Das sah nicht gut aus :( und es hatte ja auch seinen Grund, dass er als "Problempferd" beim Reiten galt und so nicht weiter ausgebildet werden konnte.
Ich für meinen Teil bin im Moment mit dem Contour-Zaum von Barefoot unterwegs, also im Prinzip mit einem gut sitzenden, gepolsterten Lederhalfter.
Ein Gebiss ist für das Pferd immer deutlich spürbar (schon alleine durch das Eigengewicht, mit dem es auf der Zunge/den Laden aufliegt.) Ein deutlicher Zug am Zügel ist für das Pferd mit Sicherheit schmerzhaft.
Bei meinem Reithalfter ist es so, dass das Pferd bei losen Zügeln kaum merkt, dass es etwas umhat... und bei Zug auf den Zügeln diesen natürlich fühlt, er ist aber nicht schmerzhaft, selbst bei deutlichem Zug, da der Nasenriemen gut gepolstert ist.
Daher wundert es mich auch nicht, dass z.B. zwei Freundinnen mir erzählt haben, ihr Pferd würde sich bei meiner gebisslosen Zäumung voll auf die Hand legen und Reiterwünsche teilweise ignorieren...
Für die Ausbildung bedeutet dies, dass mein Pferd jede Menge Möglichkeiten hätte, sich Anstrengungen/Aufforderungen zu entziehen oder anders formuliert: Ich brauche für die Ausbildung mit Halfter ein Pferd, das freiwillig mitarbeitet und sehr gut auf feine Impulse/Zeichen trainiert ist (in meinem Fall durch NHS und Zirkuslektionen). Bei auftretenden Schwierigkeiten sind die Einwirkungsmöglichkeiten z.T. sehr begrenzt, z. B. wenn das Pferd den Kopf zu tief nimmt... da helfen Impulse oben auf der Nase nämlich wenig :wink:
Schwierig ist es auch, wenn das Pferd sich in einer Lektion heraushebt (z.B. macht meiner das bei Pirouetten oder in der Piaffe) oder wenn man das Pferd dazu auffordern möchte, den Widerrist anzuheben.
Hier wäre es z.B. für mich sehr interessant, wie andere Gebisslosreiter/innen das ihrem Pferd beigebracht haben.
Ein Pferd, dass die Lektionen schon mit Gebiss gelernt hat, kann diese anschließend auch gebisslos in der erlernten Form ausführen - aber wie etabliere ich ein gewünschtes Bewegungsmuster, OHNE vorher ein Gebiss verwendet zu haben?

Natürlich tausche ich mich gerne auch mit "Gebissreitern" aus :wink:
Aber es wäre für mich ja auch toll, jemanden hier zu finden, der sein Pferd ebenfalls gebisslos ausbildet zwecks Erfahrungsaustauschs auf diesem doch etwas speziellen Gebiet...

Verfasst: Mo, 06. Mai 2013 04:59
von gimlinchen
oh, das finde ich auch total spannend. ich plane mein pferd gebisslos zu reiten, habe allerdings noch 2 jahre zeit, bis es losgeht. wäre schön, wenn sich hier mehr leute zu dem thema fänden

Verfasst: Mo, 06. Mai 2013 10:42
von Finchen
Spannend ist es allemal.

Rosana glaube ich hat doch ausschließlich gebisslos geritten (oder zumindest lange? ausgebildet?) und war dann nach einem Reitkurs auf Gebiß gewechselt. Hoffe sie meldet sich hier zum Thema, toll fänd ich die Infos, wie der Ausbilder argumentiert hatte, weshalb die Reiterei mit Gebiß optimaler ist.[/b]

Verfasst: Di, 07. Mai 2013 08:47
von Scholli
Finde zu diesem Thema Susanne Lohas sehr Interessant. Geh mal auf ihre Steite. Sie bildet ihre Pferd Gebisslos aus und dazu nach Philippe Karl. Habe sie schon ein paar mal live gesehen und bin immer wieder sehr angetan. Hat auch ein paar sehr nette Videos eingstellt. Ich Persönlich reite mit Gebiss, ich traue mir das mit meinem Pferd nicht zu.

Verfasst: Di, 07. Mai 2013 20:10
von Kosmonova
Ich reite teilweise mit LG Zaum, habe aber den Eindruck das ich die Stellung damit nicht so abrufen kann, wie auf Wassertrense. Ich bin jedenfalls am regen Erfahrungsaustausch sehr interessiert. Ganz am Anfang konnte ich Hannes übrigens nicht ohne Gebiss reiten, egal was, er hat sich reingelehnt. Das ist aber definitiv nicht mehr so. Eine Freundin von mir - wohnt inzwischen in der Schweiz - reitet ihren Haflinger gerade an, bisher alles gebisslos, wenn ich mich nicht täusche :D

Verfasst: Di, 07. Mai 2013 21:41
von sapere aude
...

Verfasst: Mi, 08. Mai 2013 00:31
von maulfrei :o)
[quote="sapere aude"]Mein jetzt 6jähriges Nachwuchspferd habe ich bisher ausschließlich mit der traditionellen kalifornischen Hackamore (Bosal) ausgebildet.
...
Die Kandare dient ausschließlich zur Verfeinerung.
...
Ziel ist in der kalif. RW, da Arbeitsreitweise, ebenfalls das einhändige Reiten auf blanker Kandare, bei dem kein Finger mehr zwischen den Zügeln ist und die Zügel leicht durchhängen. Das Pferd wird nur noch über den Sitz des Reiters geführt.


Das klingt total spannend! Ich kenne niemanden, der mit der kalifornischen Hackamore reitet (nur den Springreiter Jürgen Krackow aus den Medien...)
Weiterhin viel Erfolg dabei! :)

Bei dem Satz, dass die Kandare ausschließlich der Verfeinerung dienen soll, muss ich immer schlucken. Das behauten ja ALLE Reiter, die mit Kandare unterwegs sind...
Verfeinerung- für wen? Ist doch klar, dass der Reiter nur noch minimal die Finger bewegen muss, der Impuls kommt ja um ein Vielfaches verstärkt im Maul an! Aber ist der Impuls, der dann im Maul beim Fingerbewegen ankommt, wirklich "feiner" als dass, was das Pferd vorher beim Bewegen der Finger gefühlt hat? Wohl kaum.....

Ganz klar und offensichtlich ist auch, dass die Kandare - bei starken Zügelzug - ein sehr gewaltsames - da schmerzhaftes - Zwangmittel ist. Ein Pferd lernt schnell, es muss nur einmal - und sei es aus Versehen - die schmerzhafte Wirkung erfahren haben, dann wird es auch in Zukunft sehr vorsichtig sein...Aber das ist für mich nicht gleichbedeutend mit "feiner".
Auch bei durchhängendem Zügel kann das Pferd die Impulse mit Kandare im Maul deutlich fühlen, s. dazu auch Stahlecker, der schreibt, "dass bei bis zur Geradheit gespanntem Kandarenzügel im Pferdemaul bereits Drücke auftreten, die nahe an der Schmerzgrenze liegen
oder diese sogar überschreiten"(!!)
Ein loser Zügel heißt also NICHT, dass das Pferd nur über Sitzhilfen geritten wird...
(Da wird mir schon anders, wenn ich an die heutigen Grand-Prix-Pferde und deren Kandareneinsatz denke...)

Und zu deinen Problemen bei der RL-Suche: Griins, das kenne ich auch. Ab und zu nehme ich Unterricht bei einer lizensierten PK-Reitlehrerin, die mich zum Glück auch gebisslos aktzeptiert - obwohl sie natürlich gerne auch mal ein kleines Gebiss einlegen würde, aber das kommt für mich eben nicht in Frage.


Zu Susanne Lohas:
Ich kenne ihre Videos und ihre Homepage und schaue sie mir auch sehr gerne an :)
Allerdings reitet sie u.a. auch mit Gebiss (nach PK), bildet also nicht (nur) gebisslos aus.

Verfasst: Mi, 08. Mai 2013 08:59
von Scholli
Allerdings reitet sie u.a. auch mit Gebiss (nach PK), bildet also nicht (nur) gebisslos aus.

Soweit ich Informiert bin, reitet sie ihre jungen Pferd Gebisslos an und reitet auch alle Lektionen "auch" Gebisslos. Sie nimmt das Gebiss und/oder Kandarre zu Verfeinerung der Hilfengebung. Genaue Erklärung müsste man sie mal anschreiben und Fragen :wink:

Verfasst: Mi, 08. Mai 2013 09:12
von -Tanja-
sapere aude: Wenn ich mich nicht gänzlich irre, hat Hanno Pilartz mal einige tolle Abhandlungen über die altkalifornische Reitweise geschrieben. Evtl. sagt Dir der Name was über die VFD. Hanno war damals im vor langem leider geschlossenen VFD-Forum viel zugange und war gerade in dem Thema meine ich sehr belesen. Vielleicht kann er Dir da iwelche Trainer nennen. Habe vorhin gegoogelt: http://www.hofhonerath.de/

Verfasst: Mi, 08. Mai 2013 09:37
von chantesse
sapere aude:
Du weißt aber schon, dass Jeff Sanders regelmäßig in Deutschland ist?

Verfasst: Mi, 08. Mai 2013 09:39
von sapere aude
...

Verfasst: Mi, 08. Mai 2013 09:55
von sapere aude
...

Verfasst: Mi, 08. Mai 2013 09:57
von skywalker
Wir hatten mal diesen Thread hier, der sich damals recht interessant entwickelt hat: http://www.klassikreiten.de/viewtopic.p ... highlight=
Zwar gings nicht ums Anreiten/ausbilden generell, aber eben um Anlehnung und wurde dann schon so ein "Ausbilden-ohne-Gebiss-wie-weit-möglich"-Thread, wenn ich mich richtig erinnere. Vielleicht für einige interessant, den wieder rauszukramen.

@sapere aude:
Ooooh, spannend! Ich interessiere mich seit geraumer Zeit für das klassische Bosal, trau mich aber über praktisches Ausprobieren noch nicht drüber.
Bei wem oder wie hast du's gelernt?
Ich höre nur immer, wie ganz speziell man damit einwirken kann, nur leider kann mir keiner erklären, was genau nun so speziell daran ist. Solltest du das können oder auch einen guten Buchtipp haben, wäre ich sehr erfreut! Ich hab mich bisher eingelesen so gut wie möglich, aber die meisten Bücher beschäftigen sich zwar eingehend mit Material und der Handwerkskunst (wenn man Glück hat), die Reiterei bleibt aber immer oberflächlich beschrieben.
Ein bekannter Trainer hat zu mir gesagt, das Bosal wäre die einzige gebisslose Zäumung seiner Meinung, mit der man ein Pferd vernünftig gymnastizieren kann. Warum, war aus ihm dann nicht rauszukriegen, weil der Kurs kein Bosal-kurs war und das die anderen nicht interessiert hat.

Vielleicht ist auch ein eigener Thread über Reiten mit Klassischem Bosal erlaubt.

Ich hab die ersten Schritte (so 3 Jahre ungefähr :D ) mit meinem Pferd mit Knotenhalfter gemacht ("ausbilden" darf ich das vermutlich nicht nennen) und auch einiges anderes ausprobiert. Kappzaum, Glücksrad, Sidepull - muss man meiner und des Pferdes Empfinden nach alle zu fest zuzurren, um genaue Einwirkungen zu haben. Da hatte ich immer enorme Abwehrreaktionen. Ebenso beim GEbiss. DAs einzige, was Pferd wohlwollend akzeptiert hat, war eben das Knotenhalfter. Beim Knotenhalfter bin ich immer wieder erstaunt, wie fein das Pferd reagiert. Dazwischen reite ich seit ca. 1 Jahr regelmäßig im Centered Riding Unterricht mit Gebiss. Biegen usw. geht damit schon besser (wobei hier der Vergleich mit dem Knotenhalfter schlecht ist, weil es vermutlich die Zäumung ist, mit der Biegung dem Pferd am schwersten zu erklären ist). Ich bin total pro-gebisslos, aber manchmal frage ich mich dann, ob ich es - mit meinem eingeschränkten Können - nicht für uns beide schwerer mache, wenn ich mir einbilde, unbedingt x oder y mit einer gebisslosen Zäumung erklären zu wollen.

Prinzipiell bin ich aber immer noch der Meinung, dass man so gut wie alles gebisslos erarbeiten können muss, nur der Weg dahin kann anders aussehen oder länger dauern.