Innenstellung im Aussengalopp oder nicht?

Rund um die klassische Reitkunst

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Stephanie

Beitrag von Stephanie »

Steffen schrieb: @Stefanie: theoretisch hast Du natürlich vollkommen Recht. Aber ich glaube eben nicht, dass es sich hier um eine Irrlehre der FN handelt, sondern darum, dass man etwas an einander vorbeiredet.

Bitte um Erklärung, verstehe den Zusammenhang mit der FN und meiner Aussage nicht... Jedenfalls hatte ich vorher nicht vor, die Aussage des Bereiters oder eine Reitregel der FN mit meinem Schreiben zu kritisieren, sollte unabhängig davon sein. Habe mich vielleicht mißverständlich ausgedrückt.

Und ich schrieb auch nicht, dass Aussengalopp "gaaaaanz einfach" ist und reiner Gehorsam, sondern: "solange der Galopp auf der Geraden erfolgt, ist es reiner Gehorsam auf die Hilfen, ob das Pferd in den Rechts- oder Linksgalopp kommt." Es bezog sich nur auf das Angaloppieren oder in Erweiterung auf das Halten des ursprünglichen Galopps, wenn man ohne Galoppwechsel die Hand wechselt, z.B. aus der Ecke kehrt und dann zunächst lange Seite, vor der Ecke durchparieren.

Einfach ist es nie, vor allem nicht, wenn man es neu kennenlernt. Aber wann wird Reiten schon einfach?!

Stephanie :P
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Sophie-Charlotte
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Beitrag von Sophie-Charlotte »

@ Steffen (bezogen auf gefestigten, geradegerichteten Galopp)

Und genau da bin ich eben anderer Meinung.

Ich behaupte, dass ein schiefer, unausbalancierter Galopp mit einem mittelmäßigen Reiter durch starke Außenstellung und - wenn das gut klappt - durch Außengalopp verbessert und geradegerichtet werden kann. Das ist eine Gymnastikübung, die durch sich selbst einen Effekt hat.

Was der Reiter können muss, und das ist auch nicht so ohne, ist, das Pferd in Dehnungshaltung zu reiten, und besagte Stellung innen und außen herzustellen. Das geht sogar im leichten Sitz! Das Pferd soll galoppieren, also galoppieren lassen! Die wenigsten Pferde springen um, meistens fallen sie aus. Macht nichts - Hand wechseln, neu angaloppieren (innen), Takt, Fleiß und Dehnungshaltung herstellen und von vorne anfangen. Müsste auch mit Hackamore gehen, habe ich aber keine Erfahrung.

Durch diese Lektionen bringe ich das Pferd dazu, sich selbst etwas mehr grade zu machen, bevor der Reiter die perfekte Kontrolle über Schultern und Becken des Pferdes hat. Ist nur Gymnastik, hat nichts mit Versammlung zu tun.
Zuletzt geändert von Sophie-Charlotte am Do, 01. Mär 2007 10:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Sunnysbaby

Beitrag von Sunnysbaby »

ne, ich frag nur weil ihr noch nicht drauf eingegengen seid und ich es scheußlich finde... :lol: :lol: :lol:
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

nee... :wink:

das Video ist ja ziemlich verregnet, so dass man nicht allzuviel erkennt. Der Außengalopp ist - soweit ich das sehen kann - grundsätzlich korrekt.

Allerdings scheint mir die Haltung des Pferdes nicht ehrlich zu sein. Es scheint doch, als würde dein Pferd sehr von der Wirkung der Zäuming (Hand) in die gewünschte Form gebracht und nicht über die herantretende Hinterhand. Aber das ist aufgrund der Sichtverhältnisse nur schwer erkennbar, vielleicht täuscht das.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Sunnysbaby

Beitrag von Sunnysbaby »

Ja, richtig, das stimmt nicht. ich habe kaum was in der hand bei ihm.
Aber du hast recht. ich bekomme ihn nicht wirklich von hinten nach forne geritten, das siehst du auch an der trittlänge... er ist in letzter zeit fürchterlich faul!
Aber das liegt wahrscheinlich am fellwechsel dan er viel zu früh begonnen hat und er ist einfach schlapp. (hab schon blutuntersuchung machen lassen war alles ok) :?
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

@sophie:

Ich glaube gar nicht, dass wir so unterschiedlicher Meinung sind....

Auch ich glaube, dass der Außengalopp eine hevorragende Übung zur Verbesserung des Galopps an sich ist und viele Probleme behebt.

Es ist schon schwer genug, ein Pferd im Galopp richtig gerade zu richten. Damit sollte man beginnen. Eine Biegung und Stellung nach außen ist aufgrund der Galopphilfen, die gerade darauf abstellen, dass das Reiterbein der vorspringenden Pferdebeine vorne lang anliegt, während das andere Bein leicht zurück genommen wird, sehr schwierig.
Diese Hilfengebung muss ich ins Gegenteil wenden, wenn ich Stellung und Biegung nach Außen fordere. Das ist für Pferd und Reiter sehr schwierig korrekt umzusetzen, ohne dass das Pferd oder der Reiter sich verdreht, den Takt verliert oder auseinanderfällt.

Mein Credo ist daher nur: Eins nach dem Anderen.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Sunnysbaby hat geschrieben:Ja, richtig, das stimmt nicht. ich habe kaum was in der hand bei ihm.
... das könnte aber auch andere Gründe haben, z.B. sehr viel Respekt des Pferdes vor der Hand (bzw. dem Gebiss) :?:
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Sunnysbaby

Beitrag von Sunnysbaby »

Ja, du hast recht... :roll:
vieleicht mindert das auch seinen vorwärtsdrang...
Ich muss mal schauen, nach den aufnahmen habe ich ihn lange nicht mehr geritten und werd mich heute mal wieder dauf setzen... :D
mal mit nem einfachen ausbildungsgebis... mal schauen wie er reagiert.
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Sophie-Charlotte
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Beitrag von Sophie-Charlotte »

@Steffen:
okay, ich bin auch harmoniesüchtig :lol:
Aber wie kann ich ein Pferd geraderichten, also mit feinst-abgestimmten Hilfen leichtestes Rausdrücken der Hinterhand korregieren usw., wenn ich es nicht mal nach außen stellen kann.

Hier sehe ich einen großen Widerspruch in unseren Ansichten (tut mir auch sehr leid, Gavilan und Du seht unglaublich sympathisch aus auf dem Foto :wink: ).
Du sagst: erst graderichten, dann Außengalopp.
Ich sage: Biegen, gymnastizieren, Außengalopp und dann ist das Pferd vielleicht soweit, dass ich es geraderichten kann. Und der Reiter bis dahin auch.
Die Hilfen, die für die von mir beschriebene Lektion notwendig sind, sind verhältnismäßig grobmotorisch. Das Sitzen ist Übungssache, Sitzschule ist Reitlehrersache. Auseinanderfallen des Pferdes ist hier kein Problem, wenn die Biegung zunächst richtig ist. Die Balance wird ja genau trainiert, das klappt nicht beim ersten mal, aber nach 3 Wochen sieht es sicher schon ganz nett aus.
Geraderichten braucht viel gymnastische Vorarbeit, sonst kann das Pferd ja gar nicht grade gehen! (und hier sind wir uns zum Glück wieder einig *entspanntseufz*)

LG, Sophie
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt,

ich sage nicht: "erst gerade richten, dann Außengalopp", sondern

erst gerade richten, unter anderem durch Außengalopp (auf gerader Linie!!!) und dann erst Außengalopp auf gebogener Linie mit Biegung und Stellung nach Außen.

Der erste und beste Weg für das Geraderichten ist das Schulterherein, bzw. im Außengalopp das Schulterheraus. Stellung und Biegung nach Außen sind dagegen schon eine Dimension weiter. Das sollte man anstreben, aber erst, wenn das Pferd sich wirklich problemlos im Galopp geraderichtet. Dann ist es allerdings als Gymnastizierung sehr wertvoll.

P.S. auf diesem Foto sitzt (leider) gerade mein Freund und Reitlehrer Miguel, der Unterschied: 8, Jahre jünger, 20 kg schlanker und deutlich begnadeter als Reiter, aber mich würdest Du auch lieben, schon weil ich so böse bin. Auf meiner HP gibt es aber auch ein Bild, wo ich mich bemühe.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Sophie-Charlotte
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Beitrag von Sophie-Charlotte »

hoho, böse böse... hab ich gesehen! :twisted:

Bin trotzdem nicht überzeugt (geht Dir ja genauso, wieder eine Gemeinsamkeit :D ). Finde Deinen Weg nicht den ersten und besten, macht aber nichts.

S.
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Beitrag von horsman »

AG zunächst nur auf der Gerade?
Das hieße, man pariert dann vor der Ecke schon wieder durch.
Sicher...kann man alles machen.
Ich würds nicht tun, denn das parieren vor der Ecken verleitet dann m.E. das Pferd im späteren Verlauf der Arbeit nur dazu, dort dann umspringen zu wollen.

Natürlich muss zunächst der Handgalopp gefestigt und geschlossen genug und im Tempo kontrollierbar sein.

Dann jedoch würd ich direkt nach Wechsel z.B. durch die halbe Bahn die kurze Seite im AG mitnehmen. Und wenn man es dem Pferd dann da dadruch erleichtet, dass man es nicht gg. Wand stellt (sondern eher in die Bahn hinein) dann klappt das nach meiner Erfahrung i.d.R. auch.

Gruss
horsmän
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

ok, ok, seh ich alles ein...,

Frage:

seht Ihr nicht die Gefahr, dass, wenn man ein noch nicht durch SH (Biegung und Stellung nach Innen) im Galopp gefestigtes Pferd nach außen stellt, dieses Pferd dazu neigt die Kruppe zur Bande zu drücken und sich so der Lastaufnahme zu entziehen, also "Hinten im Renvers" und "Vorne nach Außen gestellt" läuft, sich also verdeht, wenn der Reiter die Hinterhand nicht 100%ig beherrscht?

Ein solches Verdrehen halte ich für extrem kontraproduktiv, weil es die wichtigste Regel der Dressur, nämlich dass gerade nach vorn unter den Schwerpunkt Treten, durchbricht. Man sieht das auch häufig bei Pferden die zuviel Travers geritten werden. Solche Pferde können nach einiger Zeit kaum noch gerade in die Kraftlinie treten, die Verbindung von der Hinterhand nach vorn reißt ab, der Schwung ist hin und der gymnastische Wert hat ein negaties Vorzeichen. :cry:

Versteht mich bitte nicht falsch, ich finde Eure Argumente absolut nachvollziehbar und auch den Sinn im Außengalopp auf gebogenen Linien, aber ich glaube eben, dass man zunächst einmal das SH, also Stellung und Biegung nach Innen, zur Geraderichtung im Galopp einsetzt. :wink:
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Beitrag von Steffen »

@horseman:

natürlich pariert man vor der Ecke nicht gleich durch - obwohl ich das ganz zu Beginn auch nicht für schädlich halte, sondern man nutzt die Ecke, um bereits vorsichtig das Pferd in Biegung und Stellung der Linie anzupassen, kann aber dann auf der nächsten Geraden gleich durch ein erneutes Schulterheraus überprüfen, ob das Pferd noch gerade ist, oder ob die Kruppe ausfällt.

Ich verstehe Dich so, dass Du grundsätzlich im Außengalopp auch in Außenstellung (auch Biegung?) reiten würdest?! Sehe ich das richtig?

Wir haben bei uns auch viele Reiter, die erst mit dem Außengalopp beginnen. Nicht selten tendieren die Pferde (ungewollt?) zum Renvers. Ich glaube dass dieser Fehler sehr typisch ist und viele Anfänger dieser Lektion betrifft.

Ist nicht das SH die klassische Übung, um ein Pferd gerade zu richten? Warum sollte das gerade im Galopp so anders sein, wo die Hilfengebung durch die Lage der Beine des Reiters ohnehin eher eine Biegung nach Innen als nach Außen nahelegt???
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Janina
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Beitrag von Janina »

Steffen hat geschrieben:Trotzdem sind das schon recht anspruchsvolle Übungen. Wenn das Pferd im (Außen-)Galopp noch nicht gefestigt ist, wird es fast unmöglich sein, es im Linksgalopp korrekt nach rechts zu stellen und zu biegen.
Ich habe mit meinem Pferd aber die Erfahrung gemacht, dass für uns erst genau dann der Außengalopp möglich wurde... (also im Linksgalopp nach rechts gestellt und umgekehrt)
Übrigens verstehe ich den Sinn von folgender Aussage nicht:
Steffen hat geschrieben:Es ist legitim, das Pferd im Außengalopp auch einmal entgegen der Biegung zu stellen. Dies sollte jedoch nur dazu dienen, die Anlehnung zu verbessern. Grundsätzlich sollte man anstreben, Stellung und Biegung nicht dauerhaft gegensätzlich zu verlangen. Kurzzeitig kann es jedoch einen großen gymnastischen Nutzen haben.
Was heißt "kurzzeitig"? Ich reite nicht rundenlang AG und wenn ich ihn reite, dann doch mit der Hoffnung :wink:, dass er einen "gymnastischen" Nutzen hat. Hat er nach deiner Aussage also einen gymnastischen Nutzen, wenn man ihn mit Außenstellung (zur Bahnmitte) reitet, warum sollte ich ihn dann überhaupt noch "gerade" oder mit Innenstellung verlangen?
Hier erschließt sich mir die Logik nicht.

Liebe Grüße,
Janina

edit: sorry, letzen Beitrag erst gerade gelesen...
Wenn ein Pferd dazu tendiert, über die Traversstellung im Galopp auszuweichen, empfiehlt es sich erst recht, den Außengalopp in Außenstellung (zur Bahnmitte hin) zu reiten, denn da kann es nicht mal ansatzweise in eine solche Stellung kommen (denn dafür müsste es ja in Innenstellung gehen)
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