Akademische Reitkunst und ohne Sattel reiten?

Rund um die klassische Reitkunst

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Sitara
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Beitrag von Sitara »

Phanja hat geschrieben:(grundsätzlich übersteigt eine akademische Reiteinheit selten 30 Minuten - liegt eher bei 15 - 20 Minuten)
Ich habe hierzu eine OT Frage, keine Ahnung, evtl. wäre das ein neuer Thread, wie auch immer:

Wie verhält sich das denn mit der Lösungsphase in der AR? Ich brauche mindestens 20 Minuten, bevor ich überhaupt ans Aussitzen denken und 'richtig' arbeiten kann. Nun ist meine Stute auch noch jung - bei einem weiter ausgebildeten Pferd kann ich mir schon vorstellen, daß man schneller in die Arbeitsphase kommt.

Aber wie stellt man das bei einem Jungen an? Was tun, wenn man ein temperamentvolles Pferd mit Vorwärtsdrang hat? Ich trabe lange leicht, lasse sie austoben und erst wenn sich die Schlammtrolle, Eckenungeheuer und sonstigen unsichbaren pferdefressenden Monster verzogen haben, können wir ernsthaft arbeiten. Gerade im Winter ist meine Kleine schon knackig und immer gut für einen oder anderen Quietscher und Buckler... Wird in der AR überhaupt leichtgetrabt?

Ich stehe der AR prinzipiell aufgeschlossen gegenüber und werde Ende Januar einen BB Kurs als Zuschauerin besuchen. Aber über die Lösungsphase zerbreche ich mir schon länger den Kopf...
Phanja

Beitrag von Phanja »

Celine hat geschrieben:
Phanja hat geschrieben:Mir ist das zu schwarz-weiss betrachtet. Ja, viele reiten mit Fellsattel oder auch ganz ohne. Genauso viele reiten aber auch mit dem LaSelle oder dem Branderup Sattel von Stübben. Bent reitet ja auch mit Sattel.
Man kann aber schon sagen, dass ganz besonders viele "ARler" entweder ohne Sattel oder mit Fellsattel reiten, das ist doch nicht schwarz-weiß, das ist einfach eine Beobachtung. Ich hab letztens ganz zufällig ein paar TeilnehmerInnen eines Hanna Engström-Kurses gesehen, und das war schon ganz augenfällig, dass kaum einer mit einem "normalen" Sattel da auftauchte.

Für mich sieht es so aus, als ob man weder ohne Sattel noch im Fellsattel einen Balancesitz hinbekommt, wie er z.B. von Sally Swift beschrieben wird oder auch in den Richtlinien steht. Branderup selbst sitzt ja aber auch etwas speziell, wobei ich immer dachte, das liegt an seinem Rückenproblem.

Von daher wäre es schon interessant, wenn jemand den "besonderen" Sitz der "Akademiker" (NICHT böse gemeint!!) beschreiben könnte. Denn wenn man viel aus dem Sitz heraus reitet, muss der Sitz ja eine besondere Rolle spielen.
Der Sitz unterteilt sich in der AR in den physischen und den statischen Sitz. Der physische Sitz ist quasi für die Rückenbewegung / Beckenbewegung / Rotation des Brustkorbes zuständig. Der statische Sitz bedient Schwerpunkt / Richtung / Grad der Versammlung.
Gerade zur Unterstützung der Brustkorbrotation des Pferdes (physischer Sitz) und im Entlastungssitz (Gewicht wird auf die Oberschenkel des Reiters verteilt) ist es oft mit den normalen Dressur- oder Vielseitigkeitssätteln nicht möglich, die Bewegung korrekt mitzugehen, weil der Oberschenkel viel zu sehr durch den Sattel eingeschränkt ist.
Insgesamt geht es sehr wenig darum, den Sitz als eine Schablone oder Form zu beschreiben, sondern es wird viel mehr beschrieben, was der Sitz können muss und wie dieser eingesetzt wird.

Es gibt dazu auch ein recht informatives Video (leider nur ein Trailer und in Englisch): youtube.com/watch?v=WlF2UtcRlXc


Bent schreibt in seiner neueren Ausgabe "Akademische Reitkunst" zum Thema Sattel:

"Der Sattel kann an sich nichts erzeugen, er kann aber das Fühlen behindern. Das kann durchaus positiv sein. Wenn Ihr Sitz noch nicht sehr weit fortgeschritten ist, müssen Sie eher einen Sattel wählen, der verhindert, dass das Pferd zu stark von einem ungeschulten Sitz gestört wird. Niemals sollte der Sattel dazu dienen, einen unausbalancierten Reiter auf dem Pferd zu halten. So schreibt Guérinière: "Nicht eiserne Kniekehlen, sondern Balance hält den Reiter auf dem Pferd"."

Er ist sich der Problematik also durchaus bewußt. Weiter unten schreibt er:
"Denjenigen, die ernsthaft an ihrem Sitz arbeiten wollen, empfehle ich, zumindest für eine Zeit lang ohne Sattel zu reiten, damit das Fühlen nicht behindert wird. Achten Sie darauf, dass Sie nicht den Sitzknochen in den langen Rückenmuskel des Pferdes drücken. Verteilen Sie Ihr Gewicht stattdessen auf Ihre Oberschenkel. Diese haben bei den meisten Reitern eine größere Auflagefläche als ein durchschnittlicher Englischsattel. Da aber der menschliche Oberschenkel nicht ganz der runden Form einer Pferderippe entspricht, wird man, um einen idealen Sitz zu erreichen, eine Verbindung zwischen Mensch und Pferd brauchen, die nach oben hin der menschlichen Anatomie und nach unten hin der des Pferdes entspricht. Meine eigenen Sättel lass ich ohne Baum herstellen. Ein solcher Sattel ist aber nur für Reiter mit einem geschulten Sitz empfehlenswert. Der Sattel ist nur ein Werkzeug, das niemals besser sein kann als die Art und Weise, in der es gebraucht wird. Ein Sattel kann keine fehlenden reiterlichen Fähigkeiten ausgleichen."

Aus meiner Sicht ist es für die AR keine Option ein Pferd z.B. viel zu Traben und zu Galoppieren, wenn man es dabei nur stört. Jeder, der an sich und seinem Sitz arbeitet, kommt dahin, dass er das Pferd zumindest die meiste Zeit nicht stört und um diese Fähigkeit zu schulen, ist das Reiten ohne Sattel bzw. mit Pad hervorragend geeignet.
Man kann das Pferd sowieso nicht wirklich ausbilden oder fördern, solange man seinen Körper nicht im Griff hat und verstanden hat, wann der Pferdekörper und der eigene Körper etwas tun oder nicht tun und warum.
Zuletzt geändert von Phanja am Mo, 30. Dez 2013 12:20, insgesamt 3-mal geändert.
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

20 Minuten wären mir zu wenig um zu lösen ,Kondition aufuzubauen, Muskulatur zu erarbeiten.
Bin selbst Sportler und nach 20 Minuten Jogging komme ich so langsam gaaaanz langsam auf Touren.
Pferde lassen sich für mich auch über Bewegung los, was nicht heißt, 20 Minuten Dauerleichtraben, aber ich frage mich schon, we ich das einfach nur die Grundkondition hinkriegen will.

Was nicht heißt, dass ich auch mal nach 20 Minuten,- weil einfach alles super klappte-abgestiegen bin.

Würd bedeuten ARler arbeiten eher im anaeroben Zustand oder?

LG
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
Unbek. Ecuyer
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Lösen ist ein extrem wichtiges Basisthema bei der AR, aber das zu erklären sprengt den Rahmen dieses Threads. Es wird jedenfalls nicht durch 20 Min. Dauertrab erreicht.

Gleiches gilt für Sitz und Sattel oder nicht Sattel an sich :wink:

Muskulatur baut sich garantiert auch bei 20 Min. HANDARBEIT auf, bestes Beispiel die Stute meiner RL, da staunen alle im Stall das man bei der "Hampelei" so nen Knackarsch bekommt 8) Kondition ist ein anderes Thema.

Es war gefragt, ob es Zufall oder Absicht ist, dass ARler oft Fellsattel oder ohne Sattel reiten: Nein ist es nicht, da man explizit direkte Sitzhilfen gibt und diese - auch um es dem Reiter besser zu verdeutlichen - an einem starren Baumsattel (erstmal) verpuffen könnten.

AR an sich ist keine Reitweise ohne Sattel - aufgrund der entspannten Arbeitsatmosphäre, der kurzen ruhigen Einheiten und des "Verschmelzens" wegen, wird halt gern der Fellsattel (der halt wirklich viel mehr ist als "ohne Sattel") oder kein Sattel genutzt (dann natürlich je nach Pferd, Rücken und Sitz des Reiters).

Der Sitz an sich ist "offener" - mir wurde der Knieschluss ausgetrieben, pendelde Beine, es wird z. B. aus einem lockeren Oberschenkel getrieben, man sitzt je nach Bedarf, mal mehr auf dem Hintern, mehr auf den Oberschenkel usw. usw. Das geht echt zu weit. Fakt ist aber: Gerade ein "formgebender" Sattel stört da einfach.

Und bitte...in meiner Welt gibt es etliche Pferde mit unpassenden Satteln und wenn der Besitzer noch so lieb meint, merkt er es nicht oder kann oder will kein Geld für einen passenden Sattel ausgeben und wenn doch findet er keinen Sattler der es hinbekommt. Das ganze ist mit viel Geld und Aufwand verbunden und eigner Bereitschaft sich mit dem Thema Sattel zu beschäftigen DAS machen nun mal die wenigtens in meiner Welt - HIER sieht das natürlich wieder anders aus. Für meinen habe ich bisher die Lederbaum-Variante, weil mit 5 Sattler gesagt haben, besser geht nicht oder für so ein Pferd lohnt sich kein 2000 Euro Sattel. Da ich seit meiner Tochter selber nur noch selten reite, kommen wir gut zurecht. :wink: Wer 5 Mal die Woche Training hat, Wanderreitet oder erfolgreich Turniere bestreiten will, sollte natürlich mehr Energie investieren. Viele tuen es aber nicht und die Pferde laufen trotzdem. Also auch hier - Sattel - zu breites Meinungsfeld für diesen Thread.


Großes Reitkind mit Fellsattel
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Phanja

Beitrag von Phanja »

Meine Güte, ihr löchert mich ja richtig :wink:

@Sitara
Ich habe ja mit meinem polnischen Warmblut auch ein nicht gerade ruhiges Pferd *hüstel*
Der hat viel Temperament und Vorwärtsdrang - den er im Offenstall auch prima befriedigt.
Aus Sicht der AR wird das Pferd erst im Stehen, dann im Schritt und evtl. auch im Trab in Stellung, Biegung, V/A gelöst. Erwischt man einen schlechten Tag, kann es auch passieren, dass man 20 Minuten das Pferd löst und dann aufhört. Erwischt man einen guten Tag, braucht man vielleicht nur 5 Minuten zum Lösen. Da gibt es einfach kein pauschales Kochrezept.

Meine persönliche Sichtweise dazu ist (persönlich deshalb, weil ich nicht weiß, wie akademische Reiter mit Paddockbox das handhaben), dass die akademische Arbeit nicht dazu gedacht ist, das Pferd auszupowern oder den Bewegungsdrang des Pferdes zu befriedigen. Ich finde, die Pferdehaltung MUSS es hergeben, dass das Pferd diesen Drang selbst befriedigen kann.
Mein Pole war anfangs eigentlich permanent auf 180 und ist auch heute noch derjenige, der am meisten im Offenstall herumtrabt, wild spielt, quietscht und tobt.
Anfangs hat er in der Lösungsphase nur herumgezappelt und war unkonzentriert. Inzwischen habe ich den Eindruck, er ist richtig dankbar um das Lösen und Formen im Stehen und die sehr ruhige Lösungsarbeit, weil er dadurch auch geistig Ruhe gefunden hat, die er vorher alleine gar nicht herstellen konnte.
Lösen bezieht sich in der AR nicht nur auf den Körper, sondern auch auf den Geist.
Abwechslung schaffe ich durch Ausritte oder auch mal Spaziergänge.

@Anchy
Der Aufbau von Muskulatur benötigt gezielte Übungen, um dieser den Anreiz für Wachstum zu geben. Ausdauertraining und gezielter Muskelaufbau sind zwei völlig verschiedene Trainingsszenarien und man sollte in einer Trainingseinheit entweder Kraft oder Ausdauer trainieren. Dein Joggen wäre eher ein Ausdauertraining.

Das was für Versammlung nötig ist, ist nicht nur Kraft und eine gewissen Grundkondition. Es ist vor allem Geschmeidigkeit und die wird bei einem Ausdauertraining nur minimal verbessert.
Zuletzt geändert von Phanja am Mo, 30. Dez 2013 12:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Celine
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Beitrag von Celine »

Danke für eure Ausführungen! Ich finde das wirklich interessant.

Was ich seltsam finde, ist, dass manchmal für die Argumente für eine bestimmte Reitweise "negative Beispiele oder Entwicklungen" herangezogen werden, die man natürlich als konsequenter "SdA"-Reiter auch ablehnt. Also, jegliches sinnloses Umherscheuchen des Pferdes mit klemmendem Sitz und unpassendem Sattel, zum Beispiel.

Einige Sachen kann ich demnach auch unterschreiben: Der Sattel darf den Reiter nicht einengen und in ein Schema pressen, die Knie dürfen nicht zugepresst sein, die Beine sollen locker hängen und brauchen Bewegungsfreiheit. Und ja, moderne Dressursättel sind daher nicht unbedingt das "non plus ultra".

Insgesamt komme ich trotzdem zu anderen Lösungen aus dem Dilemma :D
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Celine
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Beitrag von Celine »

Phanja hat geschrieben: Lösen bezieht sich in der AR nicht nur auf den Körper, sondern auch auf den Geist.
Ja, das kenne ich auch so. Losgelassenheit ist keine rein körperliche Angelegenheit.

Interessant, was du über dein Pferd und den Offenstall schreibst. Meins steht auch im Offenstall, ich habe aber nicht den Eindruck, dass es sich von selbst aureichend Bewegung verschafft. Mir graut schon davor, den jemals in Rente schicken zu müssen, aber vielleicht wird er bis dahin noch ruhiger.

Genau wie du würde ich auch sagen, dass meinem Pferd das Gerittenwerden gut tut für seinen Körper und seinen Geist, und das, wo ich deutlich Wert auf das Vorwärts lege, aus deiner Sicht womöglich "ellenlang im Kreis Leichttrabe".
Ich bin früher ganz anders geritten, und auch da hätte ich Stein und Bein geschworen, dass ihm das Gerittenwerden gut tut. Gelassener in jeder Lebenslage ist er allerdings jetzt. Sagt ja aber auch nur aus, dass ich jetzt irgendwas besser mache als früher.

Sorry, ich schweife ab

:lol:
Juniperus
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Beitrag von Juniperus »

Sorry, weil vom Handy nur kurz und soll nicht unhoeflich klingen.

Loesen hat nichts mit Bewegungsstau auflösen zu tun. Lösen bedeutet ein vom Kopf und Körper her loslassen. Das kann ich mit meiner Jungstute auch im Stand Oder im Schritt. haltungsbedingter Energiestau sollte lieber anders gelöst werden, was im Winter nicht immer ganz einfach ist.

AR hat weniger mit Konditionstraining zu tun als mit Krafttraining. Eher mit Bodybuilden vergleichbar. Aufgewärmt wird natürlich schon, z. B. Durch Schrittarbeit die dann immer mehr intensiviert wird.

Tatsächlich ist das manchmal - besonders bei leichtfuttrigen Pferden und weniger fortgeschrittenen Reitern - figurtechnisch nachteilig. Kennen Bodybuilder ja auch :-)

Meine Stute ist jetzt 6, seit Februar schwangerschaftsbedingt (ich) unterm Sattel. Ich reite mit und ohne Sattel (normaler Dressursattel), je nachdem wieviel Zeit ich habe, bzw. Was ich vorhabe. Ich schätze beides sehr und meine Oldenburgerin schlurft sicher nicht unter Tempo durch die Halle. :-) Kondition hole ich am langen Zügel und leichtem Sitz im Gelände.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Celine, ist doch völlig okay. :D Ich hab auch schon viel gesehen und bin auch jetzt noch eine von denen, die sich gern aus verschiedenen Töpfchen bedient, aber einen roten Faden braucht es trotzdem. Mein Reitkind z. B. formt nicht im Stehen, die reitet alles bis Klasse E "stino" im Fellsattel oder Dressursattel, meine RB und ich arbeiten an Hand und auf dem Pferd mehr nach AR und meine Kleine jauchzt an der Longe am Voltigiergurt in 3 Gangarten (Kappzaum). So gezielt und ruhig wie es z. B. Phanja tun kann, geht es bei mir auch nicht zu. Es lässt sich aber alles ganz gut vereinen, nur das ich natürlich nicht mit schnellen Erfolgen rechnen kann, weil dazu einfach das tägliche Training fehlt. Ich empfinde die AR für mich als sinnvolle Ergänzung und Leitfaden, da wir uns damit wohl fühle und ich mir eben den hiesigen RU nicht "antun" kann. Noch nie konnte :P also zumindest nicht mehr, als ich nicht mehr musste. Man darf da auch nicht zuviele Unterschiede reindiskutieren, letztlich ist es eine Geschmackssache und dabei bleibe ich, solange niemand seinem Pferd absichtlich schadet sondern es mit Liebe und Respekt reitet und hält - ist alles in Butter :) Ob ich nun lieber Schwungvoll dahertrabe oder 2 Monate ausschließlich im Stand forme...bitte, von beiden entsteht kein wirkliches Leid.
Es grüßt Nadine

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Phanja

Beitrag von Phanja »

Celine hat geschrieben:
Phanja hat geschrieben: Lösen bezieht sich in der AR nicht nur auf den Körper, sondern auch auf den Geist.
Ja, das kenne ich auch so. Losgelassenheit ist keine rein körperliche Angelegenheit.

Interessant, was du über dein Pferd und den Offenstall schreibst. Meins steht auch im Offenstall, ich habe aber nicht den Eindruck, dass es sich von selbst aureichend Bewegung verschafft. Mir graut schon davor, den jemals in Rente schicken zu müssen, aber vielleicht wird er bis dahin noch ruhiger.

Genau wie du würde ich auch sagen, dass meinem Pferd das Gerittenwerden gut tut für seinen Körper und seinen Geist, und das, wo ich deutlich Wert auf das Vorwärts lege, aus deiner Sicht womöglich "ellenlang im Kreis Leichttrabe".
Ich bin früher ganz anders geritten, und auch da hätte ich Stein und Bein geschworen, dass ihm das Gerittenwerden gut tut. Gelassener in jeder Lebenslage ist er allerdings jetzt. Sagt ja aber auch nur aus, dass ich jetzt irgendwas besser mache als früher.

Sorry, ich schweife ab

:lol:
Na ja - er genießt es schon auch mal, eineinhalb Stunden ausreiten zu gehen. Da baue ich aber halt nur zeitweise Übungen mit ein. Er bewegt sich schon gerne. Was ich sagen wollte ist - die Haltung muss so sein, dass man problemlos ruhig und konzentriert arbeiten kann, ohne das dem Pferd etwas fehlt. Also eine gewisse Grundausgeglichenheit muss da sein.
Wir haben aber auch den Vorteil, dass wir unseren OS so konzipieren konnten, wie uns das passt, weil auch nur unsere Pferde dort stehen und wir so viel Bewegungsanreiz schaffen konnten. Das weckt die ruhigen etwas auf und befriedigt den Großen ganz prima.
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Sitara
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Beitrag von Sitara »

Phanja hat geschrieben:Meine persönliche Sichtweise dazu ist (persönlich deshalb, weil ich nicht weiß, wie akademische Reiter mit Paddockbox das handhaben), dass die akademische Arbeit nicht dazu gedacht ist, das Pferd auszupowern oder den Bewegungsdrang des Pferdes zu befriedigen. Ich finde, die Pferdehaltung MUSS es hergeben, dass das Pferd diesen Drang selbst befriedigen kann.
OK, da kann ich nicht mitreden, da Boxenhaltung an unserem Hof. Die Pferde kommen zwar (außer bei Dauerregen) jeden Tag mehrere Stunden raus, aber das ist natürlich immer noch etwas anderes als Offenstallhaltung. Ich hätt's lieber anders, aber das ist ein anderes Thema und nicht so einfach zu ändern. Momentan/bis auf weiteres komme ich jedenfalls nicht umhin, mit dem Reiten auch Bewegungsdrang abzudecken.

Ich sehe schon, es gibt zum Thema AR eine Million Fragen :-) Habe mir jedenfalls auch das Buch bestellt und bin sehr gespannt auf den Kurs. Dann werde ich ja sehen, ob das etwas für mich ist. Gerade auf das Thema Boden- und Handarbeit bin ich sehr gespannt! Davon verspreche ich mir schon einiges an Anregung/Hilfestellung...
Phanja

Beitrag von Phanja »

Sitara hat geschrieben:
Phanja hat geschrieben:Meine persönliche Sichtweise dazu ist (persönlich deshalb, weil ich nicht weiß, wie akademische Reiter mit Paddockbox das handhaben), dass die akademische Arbeit nicht dazu gedacht ist, das Pferd auszupowern oder den Bewegungsdrang des Pferdes zu befriedigen. Ich finde, die Pferdehaltung MUSS es hergeben, dass das Pferd diesen Drang selbst befriedigen kann.
OK, da kann ich nicht mitreden, da Boxenhaltung an unserem Hof. Die Pferde kommen zwar (außer bei Dauerregen) jeden Tag mehrere Stunden raus, aber das ist natürlich immer noch etwas anderes als Offenstallhaltung. Ich hätt's lieber anders, aber das ist ein anderes Thema und nicht so einfach zu ändern. Momentan/bis auf weiteres komme ich jedenfalls nicht umhin, mit dem Reiten auch Bewegungsdrang abzudecken.

Ich sehe schon, es gibt zum Thema AR eine Million Fragen :-) Habe mir jedenfalls auch das Buch bestellt und bin sehr gespannt auf den Kurs. Dann werde ich ja sehen, ob das etwas für mich ist. Gerade auf das Thema Boden- und Handarbeit bin ich sehr gespannt! Davon verspreche ich mir schon einiges an Anregung/Hilfestellung...
Ja, mir ist bewußt, dass das nicht überall umsetzbar ist. Ich wollte damit nur verdeutlichen, dass sich die AR einfach nicht eignet, um den Bewegungsdrang zu befriedigen. Aber man kann ja auch erstmal laufen lassen und dann mit "ernsthafter" Arbeit beginnen.
Ich wünsch dir jedenfalls viel Spaß auf dem Kurs und viele Anregungen (erfahrungsgemäß rauchen die Köpfe :lol: )
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Sitara
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Beitrag von Sitara »

Phanja hat geschrieben:Ja, mir ist bewußt, dass das nicht überall umsetzbar ist. Ich wollte damit nur verdeutlichen, dass sich die AR einfach nicht eignet, um den Bewegungsdrang zu befriedigen. Aber man kann ja auch erstmal laufen lassen und dann mit "ernsthafter" Arbeit beginnen.
OK, verstanden. Laufenlassen mache ich auch, wenn die Halle frei ist. Gerade bei Dauerregen, wenn sie nicht raus konnte. Zum Glück ist es nie so dramatisch, dass es nicht zu handeln gewesen wäre. Mehr Show als ernsthaftes Buckeln. Und wenn ich ehrlich bin, ist sie in den letzten 3 Monaten schon sehr viel cooler und gelassener geworden.
Phanja hat geschrieben:Ich wünsch dir jedenfalls viel Spaß auf dem Kurs und viele Anregungen (erfahrungsgemäß rauchen die Köpfe :lol: )
Danke :-)

Mir ist übrigens schon klar, daß Lösen auch für den Kopf ist. Nur solange überall diese Monster lauern, die wir ignoranten Menschen nicht sehen, hat's Pony den Kopf eben noch nicht frei :roll: Wir vetreiben die Monster dann durch intensives beschäftigen, viele Handwechsel, Übergänge und rigendwann hat sie sie dann vergessen (womit wir wieder beim Kopf wären)...

Aber eins weiß ich: an solchen Tagen würde ich niemals nicht ohne Sattel reiten wollen :twisted: (uffz, Rückkehr zum Thema geschafft).
Tess
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Beitrag von Tess »

Ich hab mir inzwischen zwei Kurse in der AR angeguckt. Ergebnis: meine Art der Reiterei ist es nicht, aber mir gefiel durchaus, wie entspannt und konzentriert die Pferde mitgearbeitet haben. Da es sehr viel um "zuhören" "reinfühlen" und "beobachten" ging, kann ich mir schon vorstellen, dass das ohne Sattel erst mal Sinn macht.

Persönlich reite ich gerne mal ohne Sattel, wenn ich mich an irgend einem Problem festgefressen habe und merke, dass ich mein Pferd nicht mehr so richtig an den Sitz bekomme und/oder verkrampfe. Das zwingt mich, mich wieder "ins" Pferd und ins Gleichgewicht zu kommen. Ausserdem finde ich , dass man ohne Sattel besser das Gefühl für den richtigen Augenblick der HIlfengebung bekommen kann - ich reite Ponies - da hat man wegen der Stöpselgänge nicht so wirklich viel Zeit für den richtigen Zeitpunkt und muss ziemlich schnell reagieren *seufz*. :mrgreen:

Langfristig finde ich, dass mir das Reiten ohne Sattel den Sitz und die Einwirkung kaputt macht (mag aber daran liegen, dass ich breite, kleine Ponies habe, auf denen ich ohne Sattel im Stuhlsitz sitze und unterhalb des Knies keinen Pferdekontakt mit den Beinen mehr habe).
Martina
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Beitrag von Martina »

Ich kann die Ausgangsbeobachtung so nun gar nicht bestätigen; ich kenne viele Fellsattelreiter und auch ohne Sattel-Reiter, keiner davon reitet nach der AR. Alle AR-Reiter in meinem Umfeld reiten mit Baumsattel.
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