Selektive Entwurmung

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Ganz kurz: bei uns wird ohne Ausnahme der ganze Bestand entwurmt, gleichzeitig. Maximal darf man eine andere WK nehmen, aber mitmachen ist Pflicht.
Es grüßt Nadine

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le_bai
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Beitrag von le_bai »

Max Hase hat geschrieben:@ Dornröschen
Das wäre so mein unaussprechbarer Verdacht, dass wir eigentlich zu viele Würmer auf den Stallpaddocks haben. Da gibt es leider immer den ein oder anderen Ausreißer bei den Einstellern und keine dauerhaft gerade Linie.

Somit überlege ich, ob es Sinn macht, vor Weideaustrieb mit Moxidectin zu entwurmen (ist bei uns den meisten zu teuer, da wird es wohl weniger Resistenzen geben :wink:) und zumindest die Siebenjährige über den Sommer mal mit Kotproben zu kontrollieren. Bei der Dreijährigen käme dann eh nochmal die Wurmkur dazwischen.
Und es hieße in der Konsequenz, nicht bei Weideabtrieb zu entwurmen, da der Bestand eben kontrolliert (was zu beweisen ist) und sauber ist, sondern erst vier Wochen später, da die Verwurmung eher im Stall stattfindet.

Wäre ein unübliches, aber vielleicht in unserer Situation ein passenderes Vorgehen.
Moxi - in den meisten Kombi Präparaten - ist die selbe Familie wie IVERMECTIN! (avermectine)
Achtung bei Resistenzen - ihr verstärkt die dann noch zusätzlich!!!

Desinfektion:

Stichwort Desinfektionsmittel gegen Dauerformen von ausgeschiedenen Endoparasiten
Chlorkresol

z.b. Neopredisan 135-1 , Interkokask usw.
am besten auch mit dampfstrahler bei über 60° arbeiten ...
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Celine
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Beitrag von Celine »

Kosmonova hat geschrieben:Ganz kurz: bei uns wird ohne Ausnahme der ganze Bestand entwurmt, gleichzeitig. Maximal darf man eine andere WK nehmen, aber mitmachen ist Pflicht.
Hm. Ja. So machen das viele. Hilft aber ja nicht zum Thema "selektive Entwurmung" :wink:
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Max Hase
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Beitrag von Max Hase »

@ Le bai
Ich weiß, dass das eine verwandte Substanz ist, aber mit etwas anderer Galenik und Wirkspektrum (ist noch lipophiler als Ivermectin). Bisher hat das bei uns gut funktioniert.
Und erst mal verstärke ich keine Resistenzen, nur weil ich das Ding gebe. Die zu vielen Würmer müssen ja weg. Ich muss mich aber vielleicht vom "üblichen Schema" lösen, weil das zu uns nicht - mehr - passt. Die letzten fünf bis sieben Jahre hat es bei uns gepasst, wobie ich hier weniger die Substanzen als den Zeitpunkt der Entwurmung meine.
Außerdem ist Moxidectin nur in einem Kombipräparat erhältlich (mit Praziquantel) oder einzeln, wenn ich das recht entsinne. Ich schaue durchaus auf das Kleingedruckte einer Wurmkur, sprich den Wirkstoff. :wink:


@ Kosmonova
In dem Moment, in dem man eine andere Wurmkur nehmen darf, steht für mich schon die Frage des Sinns der Maßnahme. Denn wenn ein Teil der Leute nur mit den Substanzen entwurmt, mit denen ich bei meinem Pferd im Moment den Würmern nicht beikomme, nutzt das dann etwas? Oder kann ich gleich auf eine selektive Entwurmung schwenken?
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Das war missverständlich: gemeint war das Fabrikat, nicht der Wirkstoff. Manche wollen halt den Mercedes, die meisten nehmen einfach die WK, die der TA liefert.

Ich bin auch nicht begeistert, da mein Pferd immer heftig darauf reagiert und es immer zusätzlich zum Fellwechsel und manchmal Impfung zusammen fällt. 2008 kam dann noch schlechteres Heu dazu und mein Pferd hatte starke Leberprobleme.

Celine, entschuldige, ich wollte nur auf den Beitrag eingehen in den es hieß "manche Ausreißer" - ist das okay?
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Meine bisherige Erfahrung; Marke: Versuch macht kluch:

Ich hatte mich zunächst zwecks selektiver Entwurmung an unseren 0815-TA gewandt. Dieser gab an: über drei Tage Kot von jedem Pferd einzeln sammeln, hieraus pro Pferd eine Einheitsprobe ziehen, die dann im Labor ausgewertet wird. Welches Labor und mit welcher Methode: keine Ahnung. Nun kam das Ergebnis, welches mich ehrlich gesagt schon geschockt hat: beide Pferden sollen derart mit Strongyloides verwurmt sein, daß ich 5x mit jeweils dreiwöchigem Abstand mit Panacur entwurmen soll.

Ich habe mich daraufhin mit unserer Pferdeklinik in Verbindung gesetzt, die meinte, ich solle lieber nochmals eine Kotprobe an die Uni München (Parasitologie) schicken. Bei unseren Gegebenenheiten könnten sie sich das Ergebnis eigentlich nur schwer vorstellen.

Auch meine Futterberaterin, mit der ich seit längerem regelmäßig in Kontakt stehe, fand das seltsam und verwies mich an zwei andere TAs, die sich explizit mit selektiver Entwurmung auskennen. Nun hatte ich über diese Schiene direkten Kontakt zu Herrn Dr. Menzel -> http://www.selektive-entwurmung.com/imp ... rmung.html und habe heute sehr, sehr ausführlich mit ihm telefoniert. Er gab mir folgende Hinweise:

Es ist eine Kotprobe von einem Tag ausreichend. Diese muß aber auch sofort auf kürzestem Wege ins Labor. Wenn dies am gleichen Tag per Post nicht möglich ist, sollte die Kotprobe bis zum nächsten Tag auf jeden Fall im Kühlschrank gelagert werden.
Vom Labor muß eine Eizählung durchgeführt werden, damit man genau feststellen kann, welcher Parasit mit wieviel Eiern vorkommt. Hierzu nutzt man das McMaster-Verfahren. Der Schwellenwert (= sog. EpG), ab dem entwurmt werden muß, liegt bei 200 Eiern pro Gramm Kot - das höre sich viel an, ist es aber nicht. Auswertungen mit Hinweisen wie "stark" oder "leicht verwurmt" sind nicht aussagekräftig.
Wichtig ist bei der Auswertung ebenfalls, daß das Labor in 20er-EpG-Schritten auswertet, weil 50er-EpG-Schritte eine unzuverlässigere Auswertung bescheren.
Mittels dieser Auswertung läßt sich sodann genau herauslesen, ob und gegebenenfalls vor allem WELCHES Entwurmungsmittel man benötigt.
Drei Wochen nach der Entwurmung wird sodann nochmals eine Kotprobe genommen und überprüft, ob die Entwurmung wirksam war.

So werde ich das nun nochmals machen (lassen).
lg, Tanja

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Beitrag von le_bai »

ich muss da einhaken.

man kann leider kaum eine verbindliche aussage treffen, mit kurzfristiger erneuter eierzählung.

sowohl die Zyklen im körper, als auch das ausscheidungsverhalten der würmer selbst bilden eine Komplexität, die leider die Maßnahme "erneut zählen nach 3 Wochen" ausschließt.

gerade die kleinen Stronglyden sind da besonders schwierige Kandidaten. und nicht zu unterschätzen.

ich arbeite da dann übrigens überdosiert mit rintal in 6 Wochen Intervall je 8 tage lang.

@max hase

betrachte es (nur einmal) aus der anderen perspektive.
das Problem für uns als pferdehalter sind nur sekundär die "zu viel würmer".

viel wichtiger sind die Minderheiten, die die Wurmkur überleben.
nur das "regeln" dieser Minderheiten garantiert uns eine "wurmbalance" im Pferd.

mit moxi als regelmäßige Wurmkur gehst du enorme Risiken ein.
würmer, die dagegen resistent werden, bekommst du nicht ohne weiteres in den griff.

da moxi global wirkt, sprichst du immer auch alle Stadien der parasiten an, wobei die Wirkstoffkonzentration je nach gewebe extrem unterschiedlich ist und du damit Resistenzen provozierst ...
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

@Tanja: Wie sollen denn die vielen Eier in die Kotproben gekommen sein? Rein logisch betrachtet, leuchtet mir ein, dass eine "saubere" Probe ein Zufall sein kann, weil nicht immer gleich viele Eier ausgeschieden werden. Eine Probe mit einer starken Kontamination zeigt doch aber in jedem Fall einen deutlichen Befall. Oder nicht?
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Dr. Menzel hat mir das besonders hinsichtlich Strongyloides so beschrieben, daß dadurch, daß wir über mehrere - zumal damals noch recht warme - Tage Kot gesammelt haben, sich die Würmer schon über Gebühr hätten vermehren können und nun auch deshalb so ein starker Befall diagnostiziert wurde.
lg, Tanja

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Beitrag von le_bai »

Meines Wissens vermehren sich die stronglyden über einen Kreislauf, der keinesfalls unter 6-8 Wochen liegt.

Nach Ausscheiden des Eies schlüpft eine Larve, die auch durch dünnere Häute ihren Weg Richtung Darm nimmt. Gern auch mal über Umwege durch andere Organe.

Irgendwann landet sie im Darm. Dort verkapselt sie oder aber fängt direkt in der darmschleimhat sitzend an, lustig Eier auszuscheiden.
Um einen vermehrten Befall möglich zu machen, müssten also entweder schon enorm viele verkapselt sein, enorm viele Eier von anderen Pferden ausgeschieden wurden sein oder aber die Tiere schon längerfristig mit einem grosszahligen bestand durch die Weltgeschichte gelaufen sein.
Plötzlicher Anstieg ist kaum durch massive reinfektion in wenigen Wochen messbar ...

Evtl. Bin ich da aber auch auf dem falschen Trichter ...
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

le-bai, mir kommt halt dieser angeblich massive Befall spanisch vor. Gut, man muß Pferden äußerlich da sicherlich nichts anmerken. Aber wir haben eine absolut strikte und sehr penible Weidepflege, es wird täglich abgeäppelt, der Paddock 2x täglich, wir haben keinerlei Bestandswechsel, gehen nur hin und wieder mal auf einen Kurs (zuletzt auch nur mit einem Pferd), Kotproben im Herbst letzten Jahres und Februar diesen Jahres waren noch unauffällig. Von daher: woher soll das nun so plötzlich kommen?
lg, Tanja

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Beitrag von -Tanja- »

Entwarnung:

Ich hatte von Amor und Kurti jeweils eine neue Kotprobe, wie von Dr. Menzel empfohlen, gezogen: sehr frisch am Morgen, dann gleich ab zur Post an die Parasitologie nach München. Heute habe ich nun das Ergebnis bekommen:

Kurti hat keinerlei nachweisbaren Befall, Amor hat Strongyliden (Palisadenwurm), aber nur einen EPG von 160, was also unter dem Schwellenwert liegt. Keinerlei Strongyloides (Zwergfadenwurm) bei beiden.

Fazit: derzeit keinerlei Entwurmung erforderlich.

Ich kann mir jetzt wirklich nur noch eines vorstelle, was mit den ersten Kotproben über unseren 0815-TA falsch gelaufen ist: wir hatten über mehrere Tage morgens, mittags, abends gesammelt. Dann lag diese Probe bestimmt auch nochmals länger beim TA, weil das Ergebnis nämlich unverhältnismäßig lange auf sich warten ließ. Und dann wars vermutlich auch ein Labor, was nur pauschal und nicht nach Wurmeier-Zählmethode ausgewertet hat.

However: ich bin jetzt erst mal froh, daß ich das doch nochmals habe überprüfen lassen und nicht eine Dröhnung von 5x Entwurmen im Abstand von drei Wochen verabreicht habe.

Jetzt werde ich die nächsten Kotproben Ende August/Anfang September einschicken, dann nochmals im Ende Dezember/Anfang Januar.
lg, Tanja

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Morganna
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Beitrag von Morganna »

Da mein Pferdchen seit Dezember in einem sehr kleinen Stall steht (wir haben zur Zeit nur 3 Pferde) und wir regelmäßige Weide und Paddockpflege betreiben haben wir uns dazu entschieden die Frühjahrs Wurmkur nicht mehr grundsätzlich zu geben, sondern haben vorher eine Kotprobe gemacht.

Genutzt haben wir dafür dieses Angebot:

http://www.wurmbekampfung.eu/pferd_index.html

Kotprobe am Morgen frisch gesammelt und direkt zur Post, Ergebnis war am übernächsten Tag schon da.

Dabei kam heraus das die anderen beiden Pferde wurmfrei waren und meiner Strongyliden hatte, ich habe daraufhin in Absprache mit dem TA im Abstand von 4 Wochen eine Ivermectin gegeben. Er steht sowieso neben den anderen, es bestand also keine Gefahr der kontaminierung.

Im Juni wollen wir wieder testen und dann schauen ob wir eine WK brauchen, lediglich die Dassel WK wollen wir dann grundsätzlich geben.
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Am 10.06. zu arbeitnehmerfreundlicher Uhrzeit um 20.00 Uhr gibts ein kostenloses Webinar:

http://www.vet-webinar.com/Webinare.32. ... cts_detail

Ich bin schon angemeldet. :D
lg, Tanja

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Beitrag von -Tanja- »

Hat noch jemand teilgenommen? Wie fandet Ihr es? Schade, daß es wohl eigentlich hauptsächlich für Tierärzte angelegt war und so relativ viel medizinisches Kauderwelsch gequasselt wurde.
lg, Tanja

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