Umgang mit Angst beim Reiten

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Yvonne

Umgang mit Angst beim Reiten

Beitrag von Yvonne »

Ich brauche mal einen Denkanstoß.

Ich bin im Herbst letzten Jahres sehr heftig von meinem Pony abgeschossen worden.

Situation war folgende: ich war mit zwei Begleiterinnen auf einer Reiterralley / O-Ritt. Es war sehr windig, was Champ noch nie gut leiden konnte. Er ist dann immer sehr auf Hab acht. Wir mussten viel Schritt reiten, weil die Strecke viel im Zick-Zack verlief, wir mussten oft auf die Karte gucken und die Strecke bot sich nicht dafür an, mal ein paar Kilometer im Trab etwas Spannung abzubauen. Nachdem uns dann eine Gruppe überholt hatte, war Champ recht aufgeregt (es hätte ja vielleicht doch ein Distanzritt sein können?). Dann kamen wir einen Berg rauf, vor uns eine Gruppe, hinter uns eine Gruppe, wir sind dann getrabt, Champ hatte es sehr eilig. Ich hab ihn vorsichtig zurückgehalten, meine Begleiter haben mich vorgelassen, eigentlich alles ok. Dann hab ich wohl eine Sekunde zu lang festgehalten und Champ expoldierte nach oben und bockte... Drei - vier Mal konnte ich mich halten, aber dann hat es mich runtergehauen, und wie.

Ich war kurz bewusstlos, hatte starke Prellungen und Stauchungen. Im Nachhinein denke ich, dass Champ beim Bocken dann dadurch, dass ich aus dem Gleichgewicht kam, in Panik geraten ist, weil ihn das an früher erinnert hat (da hat man ihm einen mit Stroh gefüllten Sack auf den Rücken gebunden um ihm zu zeigen, er wird den Reiter nicht los).

Ich war zwei Wochen krankgeschrieben, weil ich kaum Sitzen und Liegen konnte, geritten bin ich dann nach 3 Wochen erstmals wieder auf meinem Alten, aber das war auch noch recht schmerzhaft.

Ich hab dann gedacht, dass es gut wäre, wenn Champ arbeitet, während ich "invalide" bin und hab ihn zu einer sehr guten Freundin gebracht, die ihn dann geritten hat. Da war er sehr brav und artig, das Bocken ist also wirklich nur aus dieser blöden Situation heraus entstanden und hat keinen bleibenden "Schaden" bei ihm hinterlassen.

Allerdings hatten wir das schon öfter, nicht so heftig, aber er steigert sich z.B. auch beim Start von DR sehr darein, wenn er vor sich jemanden sieht. Er ist dann hibbelig und ich hab dann auch schonmal das Gefühl gehabt, er steht kurz vor der Explosion.. Bisher konnte ich das immer vermeiden, indem ich dann eben vorwärts geritten bin und ihn mit der Stimme beruhigt habe.

Es ist jetzt natürlich so, dass ich nach diesen Schmerzen nicht unbedingt das Bedürfnis habe, sowas nochmal zu erleben. Daher stelle ich mir dann aber doch die Frage: wie kann ich solche Situationen vermeiden / üben? Und wie kann ich in solchen Situationen vielleicht anders reagieren, bzw. üben, anders zu reagieren? Ich hab im Nachhinein darüber nachgedacht, ob ich das Bocken hätte abbrechen können, wenn ich ihm den Kopf zur Seite genommen hätte? Aber in der Situation versucht man halt nur, sich oben zu halten. Ich hab noch versucht, ihn vorne loszulassen und vorwärts zu treiben, aber das hat auch nicht richtig geklappt...

Ich hab auch eher das Gefühl, je mehr DR er gegangen ist, desto schlimmer ist es geworden (Rennfieber?). Zu Hause hatte ich auch mal eine Situation, da hat er aus der Ferne eine Kutsche gesehen, und war danach nicht mehr zu beruhigen. Er ist nicht mal stehengeblieben, so dass ich quasi im Trippeltrab abgesprungen bin. Wenn ich dann neben ihm stehe, geht es wieder ganz gut, steige ich wieder auf, geht es von vorne los...

Ich bin dann natürlich auch schon wieder selber geritten, habe z.T. vorher ablongiert, hab mir eine neue Sicherheitsweste bzw. Rückenprotektor gekauft und eben in der Halle oder auf dem Platz geritten.

Allerdings ist es schon so, dass ich, sobald es nicht 100% gut läuft, und z.B. Champ mal abgelenkt ist oder sich mal kurz verspannt, weil er was sieht oder hört, oder besonders wenn es sehr windig ist, dann Angst bekomme bzw. darüber nachdenke "was passiert, wenn...?". Das sitzt wirklich tief. Ich hab auch zweimal das Reiten abgebrochen, und hab dann lieber longiert, weil mir auf dem Pferd nicht so wohl war bei Wind.

Champ ist dabei wirklich brav und macht eigentlich nix, aber ich bin so verunsichert, das merkt er ja auch... Ich trau mich dann in manchen Situationen einfach nicht mehr, weiterzureiten bzw. weiter wa szu fordern, sondern "höre dann auf zu reiten".

Im Unterricht bei Michael Rohrmann ist es so einfach, er beschäftigt mich einfach so sehr, dass ich gar nicht darüber nachdenken kann, dass irgendwas passieren kann. Aber es ist ja nunmal leider nicht immer der Reitlehrer da, wenn ich reite.

Im Gelände war ich übrigens seitdem erst zweimal wieder, in Begleitung meiner Freundin, und nur im Schritt.

Kennt ihr solche Situationen? Wie seid ihr da wieder rausgekommen?

Es gab auch schon Leute, die mir zum Verkauf geraten haben aber das kommt nicht in Frage. Ich weiß, dass Champ nicht einfach ist, aber ich habe da jetzt 8 Jahre Arbeit reingesteckt, und er ist so viel besser als damals...
Benutzeravatar
-Tanja-
User
Beiträge: 4129
Registriert: So, 21. Okt 2007 16:35
Wohnort: Pfinztal
Kontaktdaten:

Beitrag von -Tanja- »

Guck mal hier, da hatten wir mal die mentalen Aspekte beleuchtet:

http://www.klassikreiten.de/viewtopic.p ... st&start=0
S. dort auch mein Post vom Juli 2011.

Ich hab dann später mal in einem Bericht zusammengefaßt, wie ich insgesamt mit dem Thema dann auch umgegangen bin:

http://pfinzgauranch.jimdo.com/tanja-überlegt/angst/

Bei mir/uns lag es einfach wirklich nur an mir. Ich bin damals viel zu wenig auf Amor eingegangen. Seitdem ich das geändert habe, haben wir eine absolut tolle Beziehung, kein Buckeln, kein Motzen mehr, freudige Mitarbeit. Wie und ob man das auch auf ein Distanzpferd übertragen kann, da hab ich leider zu wenig Erfahrung.

Ansonsten laß ich Dir mal einen dicken Knuddler da. Ein Tipp noch: laß es langsam angehen und höre viel auf Deinen Bauch.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
xelape

Beitrag von xelape »

Hallo Yvonne,

ich sehe es so... wir als Reiter müssen uns einfach damit auseinandersetzen, dass wer aufsteigt IMMER auch runterfallen kann.
Man kann die heiklen Situationen verringern... durch Training des Pferdes und an sich, aber es bleibt einfach immer so, dass man halt runterfallen kann.

Runterfallen ist nicht schlimm - ich bin bestimmt schon 80 Mal vom Pferd gefallen.. einmal ähnlich krass wie Du, konnte wochenlang nur an Krücken gehen... - ich war hinterher auch ängstlicher- das ist wohl die normale "Traumabewältigung".. und braucht ein bisschen Zeit.

Dass man runterfallen kann, muss man einfach annehmen, das gehört dazu wenn man reitet und "meistens" passiert nichts.

Wenn ich das so annehme habe ich weniger Angst - vielleicht auch ein Weg.
Benutzeravatar
Sitara
User
Beiträge: 180
Registriert: Fr, 27. Dez 2013 15:40
Wohnort: Großkrotzenburg

Beitrag von Sitara »

Schwieriges Thema. Ich finde, man hat sich in jungen Jahren einfach weniger Gedanken gemacht. Und Fakt ist, man wird mit den Jahren nicht unbedingt gelenkiger. Ich bin letztes Jahr beim Springen (Cavaletti ist für mich Springen :wink: ) sehr schmerzhaft auf's Steißbein gefallen. Nur geprellt, aber hat übelst wehgetan und das ziemlich lange. Da habe ich echt gemerkt, der "Mehlsack-Faktor" ist mit 40 sehr viel höher als mit 20.

Habe mir daraufhin eine gute, bequeme Schutzweste gekauft und reite seitdem IMMER damit (Helm sowieso). Hat sich auch schon bewährt das gute Stück. Bin danach noch 2x gefallen (immer beim Springen) und zum Glück jedes Mal so, daß es die Weste voll abgefangen hat.

Yvonne, hattest Du bei dem Sturz eine Schutzweste an? Mir hat's für meinen Kopf sehr geholfen, daß mich das Ding die beiden Male vor Verletzungen geschützt hat. Sonst wär's mir schwer gefallen, überhaupt wieder einen Sprung anzureiten...

Trotzdem eine andere Situation als bei dir. Ich könnte ja die Springerei einfach sein lassen, aber auf's Gelände/draußen Reiten zu verzichten?
Yvonne

Beitrag von Yvonne »

Bei meinem Sturz hatte ich keine Weste an... Ich weiß auch nicht, ob sie wirklich was gebracht hätte, ich bin seitlich auf den Hintern / die Hüfte gefallen, dann mit dem Kopf aufgeschlagen. Helm kaputt.

Ich hab mir inzwischen eine bequemere Schutzweste gekauft, die zieh ich jetzt beim Reiten immer an. Der dicke Military-Panzer war mir auf Dauer einfach zu unbeweglich und zu starr. Ich hab ihn damals vor 8 Jahren gekauft, als ich das Pony als unreitbar übernommen habe. Da bin ich tatsächlich auch nur damit aufs Pferd gestiegen.

Ich bin in den 8 Jahren nur dreimal vom Pony geflogen, obwohl er als unreitbar galt. Einmal auch durch Bocken, da hab ich zu lange gebremst, udn einmal beim Springen. Und dann eben letztes Jahr im Herbst.

Aber es stimmt wohl, mit dem Alter denkt man einfach mehr... Haben mir andere Reiter auch schon bestätigt.

Was mich halt beschäftigt ist, dass ich diese Situationen eigentlich nicht üben kann. D.h. ich kann nicht üben, wie ich in so einer Situation reagieren soll, sollte sie nochmal auftreten.

In der Reithalle und auf dem Platz ist das Pony in der Regel sehr brav und rittig. Er ist gut ausgebildet, hat auch schon A-Dressuren gewonnen, wir arbeiten viel dressurmäßig und er ist da auch sehr kooperativ in der Regel. Es gibt natürlich mal Tage, da ist er guckig oder spannig.

Im Gelände ist er schon immer schneller ablenkbar gewesen, konnte sich auch schon immer gut mal in Dinge, die er gesehen hat reinsteigern. Unser nahes Gelände ist leider sehr offen, d.h. er hat viel zu gucken. Im Wald ist das wesentlich einfacher mit ihm. Da wir im Harzvorland leben, kann man ihn da auch mal gut "auslasten", indem man mal einen Berg hochgaloppiert. Nicht falsch verstehen, kein unkontrolliertes Rennen, sondern einfach vorwärts galoppieren.

Mein Problem ist halt, ich kann eigentlich nur ausprobieren wie er beim nächsten O-Ritt, Reiter-Ralley oder Distanzritt drauf ist. Aber diese Situationen vorher üben oder provozieren wird kaum möglcih sein.

Und obwohl er gut durchgeritten ist, kann ich ihn in solchen Situationen oft nciht "runterholen". Wenn ich absteige dann klappt das meist, aber ich hätte halt gern eine Möglichkeit, es entweder nicht so weit kommen zu lassen, dass er sich nicht so reinsteigert oder ihn dann eben wieder zurückzuholen zu mir.

Ich arbeite momentan mit TTouch und versuche es mit Kopfsenken auch von oben.

In den nächsten Wochen wird meine Freundin mich mit ihrer Stute ins Gelände begleiten, erstmal nur im Schritt, mal sehen, wie es weitergeht...
sapiko
User
Beiträge: 190
Registriert: Fr, 02. Sep 2011 20:43
Wohnort: süddeutschland

Beitrag von sapiko »

hallo yvonne,
ich bin ja späteinsteiger und klar der ängstliche typ.

also mir hat geholfen ein falltraining - als prävention.

als ich dann das erste mal auf dem platz runtergeflogen bin (selbst schuld: als totaler anfänger ohne sattel traben dann hab ich mich mit der gerte in den zügeln verheddert :roll: und jetzt bitte fragt a) nicht wie das geht und b) schmeisst mich nicht aus dem forum :oops: ) und als mir bei meinem ersten geländeritt alleine mein pferd abgehauen ist (auch selbst schuld…, details erspar ich euch lieber) hat mir das falltraining so geholfen:
beim ersten mal konnte ich mich instinktiv gut abrollen und beim zweiten mal hatte ich innerlich die ruhe zu entscheiden, ob ich abspringe. was ich dann nicht getan habe.

das waren denke ich zwei s e h r viel softere situationen als die von dir geschilderte. aber dennoch, ich halte ganz viel von falltrainings, nicht nur absteigen vom pferd kann man lernen, eben auch andersartig :) runterkommen. mir hat dies falltraining schon gelassenheit gegeben.

dann halte ich viel von folgender traumatherapie: somatic experiencing" mit der Du diesen Sturz gut verarbeiten kannst. wenn du darüber mehr wissen möchtest, kannst Du mich anschreiben. viell. kennt xelape das ja auch, stichwort "traumabewältigung".

stichwort "man kann solche situationen nicht üben" - nein, kann man in der tat nicht. aber das somatic experiencing hat den vorteil, dass du dadurch lernst, sowohl dich als auch dein pferd noch besser wahrzunehmen, auf der instinktiven ebene. das bedeutet, dass du in potentiell gefährlichen situationen früher und instinktiv sicherer reagieren kannst. ich halte da echt viel von.

alles gute für dich und dein pony und euch beide miteinander! es wird bestimmt gut weitergehen einfach weil Du in diesem thema so gut für Dich sorgst!


sapiko
Benutzeravatar
Melli
User
Beiträge: 439
Registriert: Mo, 23. Apr 2007 16:16
Wohnort: Münster
Kontaktdaten:

Beitrag von Melli »

Die Angst ist das eine (kann da die Tage nochmal was zu schreiben) - solche Situationen üben kann man aber durchaus.

Das würde damit anfangen, auf einen Distanzritt o.ä. zu gehen und nicht mitzureiten.
Im Gelände gezielt überholen und überholen lassen üben, mit anfangs einem Mitreiter, dann steigern, bis man eine Gruppe ist, anfangs nur langsam, später bis hin zum Überholen in schnellem Galopp.
Anfangs nur zu Hause und in bekanntem Terrain, nach und nach auch in fremdem Gelände.
Nie mehrere Faktoren gleichzeitig steigern.
Solche Situationen kann man absolut trainieren, es ist eben mit Aufwand verbunden. Wie man hier sieht, bockt ein Pferd idR nicht aus dem Nichts los, sondern das baut sich auf, in deinem Fall sogar relativ lange. Wenn ich trainiere, dass mein Pferd auch in solchen Situationen ruhig bleibt oder ich Wege finde, seinen Stress abzubauen, dann habe ich 80-90% des Problems Bocken gelöst.
-->unerwünschte Verhaltensmuster durchbrechen und neue gemeinsam erlernen.

Welche Strategien hast du bisher verfolgt, wenn du schreibst, dass es von Ritt zu Ritt schlimmer wurde?

Wenn das Pferd so einen deutlichen Unterschied macht, ob du neben ihm stehst oder drauf sitzt, kann man auch das üben. Indem man einfach immer wieder auf- und absteigt. Bahnt sich der leiseste Stress an: Absteigen, bisschen Füße bewegen lassen, Bodenarbeit, konzentrierte Beschäftigung, bis Anzeichen von Entspannung erkennbar sind, dann aufsteigen, und schon wieder runter, ehe der Stress wiederkommt, aufsteigen, absteigen usw. --> dem Pferd zeigen, dass die Welt genau dieselbe ist, egal, ob ich drauf sitze oder nicht.
Das ist extrem effektiv.

Und: Notfallabsteigen üben über laterales Biegen.
sapiko
User
Beiträge: 190
Registriert: Fr, 02. Sep 2011 20:43
Wohnort: süddeutschland

Beitrag von sapiko »

Melli hat geschrieben:Und: Notfallabsteigen üben über laterales Biegen.
interessant, würdest Du das bei Gelegenheit erläutern? vielen Dank!

LG Sapiko
Benutzeravatar
Melli
User
Beiträge: 439
Registriert: Mo, 23. Apr 2007 16:16
Wohnort: Münster
Kontaktdaten:

Beitrag von Melli »

Hab heute keine Zeit mehr, google mal emergency dismount horse. in Verbindung mit lateralem Biegen zum Anhalten - ist eine NH-Übung, die ich für evtl. Notfälle nicht missen möchte.
Das gibt schon eine enorme Steigerung des Sicherheitsgefühls.

Ich hatte vor einigen Jahren auch einen Unfall mit Pferd, bei dem mein Araber noch mit einem LKW kollidiert ist, und danach konnte ich auch eine ganze Weile nicht mehr unbefangen ausreiten. Wie gesagt schreibe die Tage gerne mehr.
Gänseblümchen
User
Beiträge: 190
Registriert: Mo, 02. Feb 2009 19:48
Wohnort: Ingolstadt

Beitrag von Gänseblümchen »

Das liegt wohl am Spitznahmen.. Mein Pony ist ehemaliger Distanzer, 28 Jahre alt und meine Lösung ist: Einfach auf der Koppel stehen lassen, wel ich so Angst habe...

Ich traue mich nicht mehr auf ihn drauf oder sonst etwas mit ihm zu arbeiten und bisher konnte mir keiner helfen! Und mit 28 weiter vermitteln? nach über 8 Jahren? Nein danke...

Gestern hat mein Freund gefragt ob wir nicht ne Runde im Schritt raus gehen wollen, er würde auch das Pony nehmen.. und ich? Panik und wehement ausgeschlagen...

Und das, obwohl wir bis auf ein paar gemeinse Stürtze und nie während dem reiten unfreiwillig getrennt haben... :cry:
sab
User
Beiträge: 548
Registriert: Do, 19. Aug 2010 05:36
Wohnort: Bremen

Beitrag von sab »

Hallo,



ich bin 2009 vom Pferd gefallen und habe mir dabei 5 Rückenwirbel gebrochen. Ich habe ein unglaubliches Glück gehabt, dass ich NICHT querschnittgelähmt bin.

ich reite wieder aber der Anfang nach dem Unfall war schwierig. Klar reite ich jetzt mit Sicherheitsweste und ich höre jetzt auch mehr auf meine innere Stimme und bin sehr viel vorsichtiger. Beweisen muss ich niemanden etwas ! Ich habe mir auch nach dem unfall sehr gut überlegt, ob ich weiterrreiten will- Zeit genug dazu hatte ich, ich war 2 Monate im Krankenhaushaus und in der Reha....Mir ist es einfach sehr,s ehr wichtig.

Ich habe mir nach dem Unfall ein braves Pferd gekauft, ich wollte auf keinen Fall ein charakterlich schwieriges Tier mehr haben. Und ich habe dann angefangen - langsam ! - auch auf Reitkursen und Urlauben wieder fremde Pferde zu reiten. Das war am Anfang schwierig, es wurde aber mit der Zeit besser.

lg

Sabine
C.Dingens
User
Beiträge: 284
Registriert: Mi, 15. Jan 2014 15:38
Wohnort: Auf dem Ponyhof

Beitrag von C.Dingens »

Ich hatten nie Angst…
Bis sich das geändert hat. Ich reite nur noch mit Helm (Weste macht mich noch unsicherer, die trage ich nur im Gelände) und mit angezogener Handbremse. Furchtbar. Lange habe ich mit mir gehadert und mich selber für diese "alberne" Angst verurteilt. Ich habe vermieden zu reiten.
Mir hilft, wenn ich versuche den "Anteil" der die Angst schürt zu integrieren in dem ich mit ihm spreche.
Ich habe einen Klopfpunkt der in der Mitte zwischen Daumen und Zeigefinger liegt. Den klopfe ich während ich mit meinem Anteil spreche:
"Es ist gut das du da bist und dir Sorgen um mich machst. Aber es ist gerade nichts los und ich bin mir sicher, das ich Herr der Lage bin. "

Wichtig ist das ich den Teil meiner Persönlichkeit, der das Trauma erlitten hat ernst nehme. Das ich lerne Geduldig mit mir zu sein und das ich diesen Anteil wieder integriere in dem ich ihm eine wachende Funktion zubillige ohne ihm die Kontrolle zu überlassen.

Ich wünsche allen ängstlichen ihren Weg. Denkt immer dran, Angst ist keine Schande man kann mit ihr umgehen.
Benutzeravatar
Finchen
User
Beiträge: 8526
Registriert: Di, 19. Apr 2011 22:30
Wohnort: im Norden zwischen HB und HH

Beitrag von Finchen »

Gegen die eigene Angst kann prima ein guter EMDR-Therapeut helfen! Es ist erschreckend, WIE gut es hilft, selbst wenn man nicht dran glaubt, oder sogar wie ich damals glaubt den totalen Blödsinn zu erleben, regelrecht "contra" eingestellt ist. Helfen tut es aber tatsächlich irre gut, und man ist diese "automatisierten Gefühle" damit schon mal los.

Zudem würde ich nach Wegen suchen das Pony zu disziplinieren, um auch von dieser Seite her mehr Sicherheit zu spüren.
Da bin ich sicherlich auch recht ... rigoros... weiß nicht wie ich es sagen soll. Angst haben, innerlich unruhig sein, auch wütend oder mal ungeduldig und aufmüpfig, das ist alles erlaubt, aber "beherrscht". Meine Pferde haben gelernt sich quasi zusammen zu reißen für den Moment - wenn dann die Vollblüterin fürchterlich getippelt hat und geprustet, als wollte sie sich ihrer Lunge entledigen, war das in Ordnung, aber das bei Kauf übliche Steigen und wie irre rückwärts rennen (auch Richtung Straße und auch einen Deich runter mit Rückwärts-Kusselkopp) habe ich partout nicht toleriert und auch wirklich gut regeln können.

Wie dann der Streßabbau anschließend ist richtet sich nach dem Pferd, aber dass der gelegentlich erst zeitverzögert möglich ist, das ist meiner Meinung nach bei den Pferden durchaus trainierbar. Wie genau, das kann denke ich nur im Einzelfall je nach Pferd entschieden werden.
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
Yvonne

Beitrag von Yvonne »

Erstmal Dankeschön für Eure Antworten!

"Einfach so" auf einen Distanzritt fahren um das zu üben ist eher schwierig. Distanzritte finden nicht mal eben an jedem Wochenende in der näheren Umgebung statt. Und wenn ich eh 300 km dahin fahren muss, dann will ich dort nicht nur zum "üben" hin, sondern will dann die Kilometer auch gewertet haben.

Zu Hause mit bekannten Pferden in der Gruppe ist das meist gar kein Problem. Da läuft er in jeder Gangart an jeder Position, vorne, mitte oder hinten in der Gruppe. Wir sind ja auch Wanderritt-erfahren und machen häufig im Sommer mit mehreren Leuten Tagesritte. Die Pferde kennt er halt alle, zumindest von diesen Ritten, und da fehlt dann dieser "Stressfaktor" wie beim Distanzritt oder Reiterralley, wo eben auch andere, fremde unterwegs sind.

Ich hab mit meinem RL jetzt schon einige Möglichkeiten besprochen für solche Situationen. Die Frage ist nur, ob ich es rechtzeitig anwenden kann. Am Besten wäre natürlich, es gar nicht so weit kommen zu lassen, dass er so extrem gestresst ist.

Aber fest steht: wir müssen wieder raus, sonst werden wir nie erfahren, was funktioniert und was nicht.
Ulrike
User
Beiträge: 2573
Registriert: Di, 14. Jan 2014 13:38
Wohnort: bei Lüneburg

Beitrag von Ulrike »

Hallo!


KANN es sein, das Du Dein Pony einfach zu hochtourig reitest, auf Distanzritten, dann noch gut fütterst vorher und er einfach "über die Uhr gedreht" ist?

Vielleicht rennt er auch aus anderen Gründen unter Dir davon?

Obwohl, so wie ich das Deinem Eingangspost entnehme, er scheinbar schon vorher ein Buckelproblem hatte?

Vielleicht ist er kein Distanzpony, weil die Konkurrenz zu hochbeinig ist und er gar nicht mithalten kann.


Ich kenne Dich nun nicht, sondern spekuliere...



LG Ulrike
Antworten