Übungen Rückwärtsrichten an der Hand

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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Coco
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Übungen Rückwärtsrichten an der Hand

Beitrag von Coco »

Hallo liebe Leute, ich hoffe ihr könnt mir ein paar Tips geben.
Meine Stute ist grundsätzlich ein sehr braves und lernwilliges Pferd, hat nur ein Problem, manchmal ziemlich stur :lol: Aber nur was das Rückwärtsrichten betrifft.
Ausgangssituation ist eigentlich die, dass sie nicht mehr vom Hänger runter geht, daher die Devise, wir müssen das Rückwärtsgehen mal üben ohne Hänger :D
wie mach ich das am besten? Grundsätzlich ist es so, dass wenn ich sie nach hinten schieben will, sie mal aus Prinzip dagegen drückt…hmm….bitte um Tipps, danke LG :P
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Die deutlichste Hilfe für das Rückwärtsrichten am Boden ist meines Erachtens die Körpersprache (entgegengesetzt zur Blickrichtung des Pferdes drehen). Auch möglich zum Erlernen ist die Gerte an der Brust, später als verfeinerte Version setze ich die Gerte aber hinter der Schenkellage ein.
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
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Anna
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Beitrag von Anna »

Huhu, ich glaube das Problem is auch das von dir genannte "schieben". Wenn man ein Pferd drückt/schiebt/zieht, zieht/schiebt/drückt es dagegen. Klar nach dem Prinzip "das Pferd weicht dem Zug und folgt dem Ruck".. Heißt, nicht schieben/drücken, sondern antippen. Wahlweise mit Gerte oder wie auch immer. Ich mache es genau wie ninischi mit der Gerte und auf jeden Fall ohne Körperkontakt. So kann jeder seinen "Tanzbereich" einhalten. Kannst du auch gut in der Bahn üben, wenn du dir z.B. Pylonen als Fixpunkte aufstellst..
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Ich habe meinen Pferden beigebracht, auf verschiedene Hilfen hin rückwärts zu gehen, damit ich das aus unterschiedlichen Situationen abfragen kann. Grundsätzlich verwende ich das Kommando "back" (also englisch).

Angefangen habe ich, indem ich vor dem Pferd stehe, mit den Fingern meiner rechten Hand von mir wegedeute und das Stimmkommando gebe. Anfangs habe ich noch leicht die Gerte an der Brust eingesetzt, indem ich leicht mit dem Gertenknauf gestupst habe (immer wieder nur leicht, keinesfalls drücken oder klopfen). Sobald die kleinste Regung (auch nur Gewicht nach hinten verlagern) kam, habe ich das gelobt.

Die andere Variante, die ich beispielsweise auch beim Handpferdereiten benötige, ist, daß ich leicht am Strick/Halfter nach hinten zupfe. Anfangs habe ich auch hier leicht die Gerte an der Brust eingesetzt, dann aber eben längs. Heute kann ich das am Boden nur durch Körpersprache abfragen, indem ich, neben dem Pferd mit gleicher Blickrichtung stehend, mein Gewicht einfach ein wenig zurück verlagere.

Beim ersten Lesen Deines Posts habe ich so bei mir gedacht: ok, wenn Dein Pferd auf Druck mit Gegendruck reagiert, dann stell Dich doch hinten neben den Hänger und schiebe ein wenig gegen ihre Hinterhand. :wink: :lol: Ist aber natürlich nicht "die" Variante, die man üben sollte.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
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Coco
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Beitrag von Coco »

ok danke für die vorläufigen Antworten, ich werde mich gleich ans Üben machen und berichten ;-)
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

Du kannst dein Pferd auch an den Beinen antippen für's rückwärtsrichten. Je nachdem wie es reagiert. Meine RB tippe ich zb vorne an den Fesselgelänken an. Weiter oben ist für den Spanischen Schritt reserviert.
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RedPepper
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Beitrag von RedPepper »

Zwei Dinge dazu:

Achtung: Junge Pferde tun sich manchmal schwer mit dem Rückwärtsgehen wenn sie gerade überbaut sind. Mein Pony konnte z.B. mit 4 bis 5 Jahren nicht rückwartsgehen, danach ging das wieder problemslos. Dann wirklich nur wenige Tritte abfragen, das Problem wächst sich dann aus...

Ein Tipp von Parelli-Leuten: Pferd rückwärts in die Box zum Fressen bringen. Also immer das Rückwärts verbinden mit "ankommen".

Viel Glück!
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Zum Rückwärtsrichten kannst Du unzählige Methoden ausprobieren, hier eine kleine Auswahl.

a) vor dem Pferd stehend:
- mit der Fingerspitze in die Brust pieken
- mit dem Gertenknauf in die Brust pieken oder leicht klopfen
- den Halfterstrick anheben und rechts-links schütteln, sodass er schlängelt, bei Nichtreagieren verstärken (Übung aus PNH-Arbeit)
- den Strick als Propeller einsetzen, aufs Pferd zubewegen
- die Nase leicht unterhalb des Jochbeins zangenartig umfassen und leicht drücken, loslassen bei Reaktion und neu ansetzen

b) parallel neben dem Pferd stehend, Blick ebenfalls nach vorn:
- auf Schulterhöhe stehend: Oberkörper nach hinten verlagern und selbst langsam rückwärts gehen
- auf Kruppenhöhe stehend: auf der offenen Seite mit langem Arm auf und ab schwenken, quasi eine Wand beschreiben. Das geht am besten, wenn das Pferd an einer Bande oder Mauer steht (s. auch Zirkus Video von Peter Deicke)

Folgt keine Reaktion, Intensität erhöhen. Bei kleinster Reaktion Druck weg, loben, nach Bedarf neu ansetzen. Günstig ist die Kombination mit einem Stimmkommando (zu-rück, back).

Schieben würde ich nicht. Das provoziert nur Gegendruck.
Coco
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Beitrag von Coco »

Danke für die hilfreichen Tipps…..also beim ersten Versuch hat es nicht so gut funktioniert, zumindest am Anfang, hab den Strick dann über die Nase gelegt und mit der Gerte an den Beinen angetippt, beides mit mehr Druck weil am Anfang nur Gegendruck kam….dann hat sie es aber schon gecheckt und es ging auch ohne Strick um die Nase :D

Am anderen Tag zunächst auch noch mit Strick über der Nase, aber sie hat sich gleich ausgekannt und ist zurückgegangen….zum Schluss sogar schon ohne Gerte und sehr entspannt im "Moon-Walk" :lol: hat sich fallen gelassen und ist retour maschiert.

:lol: :D :jump1: :jump1: :jump1:
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Schön! :D
lg, Tanja

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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Klingt schonmal gut, aber auf Druck im Sinne von Drücken würde ich wirklich verzichten. Damit provozierst du den Gegendruck.
Lieber der Hilfe, die du installieren möchtest, anderweitig mehr Nachdruck verleihen - Kamina K. hat ja reichlich Möglichkeiten aufgezählt.
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Möhrchen
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Mit ganz viel Lob!

Beitrag von Möhrchen »

Für Pferde ist das Rückwärtsrichten Unterwerfung. Beobachte das einmal auf der Koppel. Ein rangniedriges Tier wird das ranghöhere niemals rückwärts schicken (können).

Ganz wichtig ist das eigene Wollen. Ich WILL, dass das Tier zurück geht und zwar genau so weit, wie ich es verlange.
Nimm Dir eine seitliche Begrenzung, z.B. die Hallenbande.
Versuche jetzt, Dir vorzustellen, dass der Platz, auf dem Dein Tier mit den Vorderfüssen steht, genau der Platz ist, auf dem Du stehen möchtest. Dein Pferd also gar nicht viel anderes machen kann, ausser Dir rückwärts Platz zu machen.

Lobe anfangs jeden einzelnen Schritt, mache die Lektion nicht zur Straflektion.
Fange mit ganz wenigen Schritten an.

Ich verlange eine korrekte Haltung, das Zurück soll eine gymnastizierende Wirkung und keine strafende haben. Stimmkommando ist auch bei mir 'back'. Ein ganz leichtes Tippen (oder Pieksen bei den büffeligeren Kanditaten) mit dem Zeigefinger gegen das Buggelenk bis eine erste Reaktion erfolgt.

Rückwärts ist bei uns ein ganz beliebte Lektion, es gibt nämlich für jede abverlangte Strecke ein Möhrchenstück...
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Den Aspekt von Möhrchen finde ich ganz wichtig - aber da ist Rückwärts auch nicht grade der leichteste Anfang. Erleichtern kannst du dir das, wenn du vorher schon in der Lage bist Vorhand und Hinterhand des Pferdes dir weichen zu lassen, wenn du drauf zugehst und nur WILLST, dass das PFerd weicht. Dann wirst du es viel leichter haben, wenn du gleiches auch fürs Rückwärts forderst.

Drücken würde ich auch vermeiden, wenn es nötig ist eher auf leichtes touchieren an den Beinen ausweichen, jede Reaktion dann aber auch entsprechend bestätigen.


@redpepper:
das "nicht können" würde ich aber nur dahingehend berücksichtigen, dass es schwerer fällt, entsprechend nicht so gerne/zügig gemacht wird - also dann nicht besonders oft und lange und gar schnell verlangen.
Denn gewiß KÖNNEN sie immer rückwärts gehen - kein anderes Pferd im Herdenleben wird ein Weigern akzeptieren, und glaube mal, wenn es jemand entsprechend verlangt, dann gehen sie rückwärts. :wink:
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
bubi9191
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Beitrag von bubi9191 »

Ich habe ja auch eher den Kandidaten "Auf Druck reagiere ich mit Gegendruck und du kannst mir gar nichts" im Stall stehen.

Sie hat das rückwärts ganz schnell und ohne Leckerlie verstanden.
Rückwärts am Halfter ziehen, gegen die Brust stemmen etc. brachte alles nichts. Was uns dann geholfen hat war die Gerte.

Aufregt schräg seitlich/vor das Pferd stehen. Gerte waagerecht und einfach damit ein wenig "wedeln" auf und ab und Pferd am Halfter leichte Impulse geben.
Das hat sie wirklich schnell begriffen und wenn sie dann irgendwann doch mal nicht auf das Zupfen am Halfter reagiert "wedel" ich leicht mit der Gerte vor der Brust und Frau Pferd geht sofort rückwärts.

Leckerlie oder Ähnliches hat sie dafür nie bekommen, weil es für mich eine Selbstverständlichkeit ist, dass mein Pferd mir weicht.
Egal ob vorwärts, rückwärts, seitwärts
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RedPepper
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Beitrag von RedPepper »

Finchen hat geschrieben: ...gewiß KÖNNEN sie immer rückwärts gehen - kein anderes Pferd im Herdenleben wird ein Weigern akzeptieren, und glaube mal, wenn es jemand entsprechend verlangt, dann gehen sie rückwärts. :wink:
Das Pony (zur Hälfte Araber) war ein Extremfall, zugegeben, aber wir haben damals alles probiert. Sie verlagerte Gewicht nach hinten und hat max. 1 Fuß noch zurückstellen können, dann fiel sie um oder sprang nach vorn. Wir haben sie auch auf der Weide umfallen sehen. Soweit wir sehen konnten hat sie die Situationen vermieden rückwärts gehen zu müssen, und wenn sie musste und umfiel hatte sie das Glück dass die anderen dann nicht drauf gegangen sind. Wahrscheinlich war das Bemühen erkennbar und die sonstige Körpersprache unterwürfig genug. Heute würde ich einen Osteopathen dran lassen, als Kind wusste ich nicht dass es sowas gibt.
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