Gerd Heuschmann Semiar 18.01.14

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Josatianma
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Gerd Heuschmann Semiar 18.01.14

Beitrag von Josatianma »

Nun ergab es sich, das Gerd Heuschmann ganz in der Nähe zu einem Seminar war. Romero´s Besitzerin hat sich kurzentschlossen dort angemeldet, weil sie gerne eine Einschätzung zu Romero und seinem/unserem bisherigen Weg haben wollte. Aber sie wollte gar nicht selbst reiten. Das sollte die RB machen. Die musste aber arbeiten, konnte ihren Dienst nicht tauschen und so kam ich ins Spiel. Ursprünglich wollte ich nur als Zuschauer mit. Aber nun sollte/ durfte ich reiten.

Am Freitag gab es einen 4 stündigen Vortrag, bei dem ich aber nicht anwesend war. Diesen Vortrag habe ich vor 2/3 Jahren schon mal gehört. Ich glaube nicht, das sich viel geändert hat. Am Samstag wurde dann geritten. Romero´s Besitzerin wollte ihn selbst abreiten, weil sie ihre gebisslose Zäumung und den spanischen Sattel begutachten lassen wollte. Anschließend sollte umgesattelt und umgetrenst werden und dann sollte ich übernehmen. Ganz schön wuselig, aber bitte..... Für Herrn Heuschmann war das ok. Wie zu erwarten ist der spanische Sattel nicht ganz optimal. Aber sie nutzt den gern zum ausreiten, weil sie sich darin sicherer fühlt. Und so oft reitet sie nicht aus, also geht das .... von dem gebisslosen Teil war er zum Glück genauso wenig begeistert wie ich und hat das auch zum Ausdruck gebracht. Das wollte sie nun nicht so gerne hören..... Es folgte dann ein kleiner Exkurs in den Bereich gebisslose Zäumungen und ein wenig Sattelkunde. In der Zwischenzeit versuchten Romero und ich zusammen zu finden. Den Tag davor bin ich mal wieder rauf, damit ich ungefähr weiß, was Sache ist. Und ich finde es immer schwierig, auf ein Pferd zu klettern, das von jemand anderem abgeritten wurde. Außerdem war mir, trotz hüpfen und zappeln auf der Stelle, vom Warten ganz schön kalt geworden. Aber egal...... nützt ja nix..... rauf und einfummeln. Und warm werden. Romero war auch etwas irritiert und konnte sich nicht entscheiden ob er klemmen oder rennen sollte.

Zu Hause löse ich das in der Regel über etwas stärkeres Vorwärts und Trab-Galopp-Übergänge. Hier rief Herr Heuschmann mich dann zu sich und bat mich, den Takt in einem wesentlich ruhigeren Tempo zu suchen. Ich sollte auch direkt aussitzen. Das war schweirig, weil ich eben noch nicht locker war. So kam ich nicht zum sitzen, was ihm natürlich nicht verborgen blieb und die Suche nach dem Takt gestaltete sich schwierig. Immer wieder sagte er ich solle noch ruhiger werden. Ich würde sehr "vorwärts" sitzen und sollte das Kreuz entspannen, alles "sinken" lassen und mehr abwarten. Puh. Nicht einfach. Als Antwort vom Pferd gab es dann entweder Schritt oder Trippeln. Während ich also auf dem Zirkel auf der Suche nach dem Takt war, hat er noch ein wenig für´s Publikum referiert. Dann plötzlich hatte ich ihn, den Takt. Ich kam so langsam immer mehr zum Sitzen und Romero fing an mir besser zuzuhören. Nun sollte ich SL durch die ganze Bahn reiten, die alte Form. Ob ich die kennen würde?! Na klar! Linke Hand hat er fix erkannt wo das Problem liegt und mich aufgefordert die Bögen hin und wieder zu Volten zu erweitern um das linke HB etwas mehr drunter zu holen. Dabei hat er mich einmal kalt erwischt. Ich habe gepennt. Komplett. Als er rief "Da fehlt ja komplett das äußere Bein!" fühlte ich mich schon sehr ertappt...... denn..... ich hatte das Bein sogar regelrecht weggestreckt. Ups. Nochmal. Nun dachte Romero er könnte nochmal schummeln und büffelte gegen den Schenkel. Blöd. Beim dritten Versuch habe ich ihn dann einmal mit dem Sporen gepiekst, am rechten Zügel den Hals gerader gehalten und schon nahm er auch den linken Schenkel besser an. Dafür gab es sofort Lob in meine Richtung. Überhaupt gab es nicht nur Kritik, wobei die haupsächlich in Richtung meiner Schultern kam, die soll ich mehr locker zurück nehmen, und generell die Wade mehr weich am Pferd lassen. Ansonsten war er sehr angetan davon, wie ich mit dem Sitz einwirken kann und als ich seine aufforderung die SL nur über den Sitz zu reiten ohne die Hände zu bewegen in ziemlich guter Manier nachkommen konnte, war er nochmal voll des Lobes. Nach den SL kam ich noch besser zum Sitzen. Zwischendurch sollte ich dann immer wieder mal ins Leichttraben übergehen und dabei zulegen. Wenn das gut war, dann im Leichttraben Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen. Was er hier sah gefiel ihm gut. Wenn Romero irgendetwas gelernt hat, dann ist es der Hand zu folgen. Und nun war Herr Heuschmann doch überrascht, wie schön dieser Spanier traben kann. Nämlich weit und groß und durch den Körper. Jawohl! Damit haben wir ja auch einen Großteil der letzten Jahre verbracht. Nun sollte ich SH im Schritt reiten. Das mochte er, weil Romero sofort den Kiefer löst und kaut. Auch seine Balance ist dort gut. Hier bin ich betont langsam geritten, was ihm gefiel. Daraus dann den Hals wieder mehr in die Länge bringen und antraben. Und bitte gleich wieder einen ruhigen Takt finden. Das war nun komischerweise nicht so einfach. Also nochmal. Den Sitz wieder in Ordnung bringen, loslassen, atmen, antraben. Besser. Einige Male wiederholen. Auf beiden Händen. Nun entspannten wir uns beide wieder und wir sollten den Galopp zeigen. Netterweise ist Romero nicht gut galoppiert. Schöner Vierschlag. Eine seiner Baustellen. Hier sollte ich nun im Trab im Schultervor auf dem Zirkel reiten. Im Schultervor ein v/a antäuschen und in die Dehnung hinein angaloppieren. Das funktionierte ganz gut, aber so "echt" loslassen wollte das Schimmelchen noch nicht. Nun sollte ich die innere Hand ansteigen lassen, vibrieren, sinken lassen, beide Hände vorgeben, evtl wiederholen. Hier wurde mir Geschick attestiert. Aber das sind ja alles Dinge die ich kenne und oft anwende. Was ich allerdings tatsächlich verdrängt hatte...... das traben auf dem falschen Fuß auf der hohlen Seite! Das ist wirklich ein tolles Werkzeug um ein Pferd gerader zu bekommen.

Egal.... wir waren beim Galopp. Der wurde auf beiden Händen ganz schön. Herr Heuschmann hat uns ein nettes Feedback gegeben und meinte wir wären auf einem guten Weg. Ich hatte den Eindruck, dass dies nicht bei allen so war. Ich konnte heraus hören, das eine Teilnehmerin nicht so zufrieden war. Ich habe leider nur die Dame vor mir und die Dame nach mir gesehen. Aber ich war ganz zufrieden, das er mich nicht vom Pferd geholt hat. Also kein hoffnungsloser Fall. Bei anderen ist er wohl selbst aufgestiegen. Außerdem hat er gesagt ich hätte ein ganz gutes Gespür und eine gute Hand.

Achja.... was er nicht leiden konnte, war meine Bügellänge. Da musste ich schmunzeln, weil eigentlich jeder, der mich nicht kennt, meine Bügel zu lang findet. Ich sollte also die Bügel bitte ein Loch kürzer machen. Das habe ich gemacht, weil ich kein Freund von unsinnigen Diskussionen bin, habe ihm aber leise angedeutet, das meine Hüfte und meine Lendenwirbel der Grund für die langen Bügel sind. Ich kam aber mit dem kürzeren Bügel ganz gut zurecht. Nur heute..... heute habe ich es gleich in der Hüfte gespürt. Die tat hübsch weh.

Spannend war auch die Wahrnehmung von ausserhalb. Romero´s Besitzerin fand die Trabarbeit viel zu untertourig. Interessant. Ich hatte anfangs auch den Eindruck, vor allem, weil die Grenze zum Klemmen und parieren so schmal war, aber mit dem Ergebnis war ich zufrieden. Später stand ich wieder mit Wollmütze und Schal im Publikum und hinter mir unterhielten sich zwei Frauen. Die waren der Meinung, er hätte mich und Romero am Anfang zu sehr allein gelassen. Aha. Das empfand ich nun gar nicht so. Er hat mir ja am Anfang gesagt, wie er mich sitzen sehen will und mein "Arbeitsauftrag" war: finde den Takt. Das habe ich gemacht und danach ging es weiter.

Was mich aber noch viel glücklicher gemacht hat als das Urteil und der Unterricht von Herrn Heuschmann, war etwas ganz anderes! Während Romero´s Besitzerin warmritt, habe ich einen alten RL von mir getroffen. Von dem habe ich sooooooo viel gelernt und während des Einreitens von Gurbe hat er mir toll zur Seite gestanden und uns auch später noch lange begleitet. Dann trennten sich leider unsere Wege, aber nicht im bösen. Und der stand nun plötzlich neben mir. Das der nun da mit in der Zuschauerreihe sitzt, das hat mich ein bißchen nervös gemacht. Später, wir wollten gerade aufladen, bin ich nochmal hin um Tschüß zu sagen. Und da hat er mir gesagt, dass ihm gut gefallen hat was ich da geritten bin. "Das hast Du gut gemacht.", hat er gesagt. Einfache, schlichte Worte... ich weiß. Aber er ist niemand der etwas Nettes sagt ohne es so zu meinen. So ein Lob ist für mich wie ein Ritterschlag. Dann hat er sich noch nach Gurbe und Varino erkundigt.

Ich glaube, ich schicke ihm mal ein Bild von den Jungs.

Alles in allem eine schöne Erfahrung und ich hoffe, ich habe nun kein wichtiges Detail vergessen.


AUTOR: susiesonja
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