Wie geht ihr mit reiterlichen Fehlern um?

Rund um die klassische Reitkunst

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Britta
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Beitrag von Britta »

Ich habe in dieser Hinsicht ein ziemlich intensives und lehrreiches Jahr hinter mir. Als ich mir meine AOL-Stute gekauft habe, dachte ich "die trainiere ich schwupp-die-wupp bis zu Seitengängen, und dann zeigen wir den Warmblutreitern auf dem Turnier mal, was 'ne Harke ist". (Ich war Western-Reiterin) Dann habe ich Unterricht bei einer alten, sehr guten Dressurlehrerin genommen. Und jetzt bin ich, na ja: geerdet. Ich finde mittlerweile, wenn ich in diesem Leben noch lerne, das Tier geschmeidig zu traben, bin ich in meinem reiterlichen Walhalla angelangt. Turniere ...? Nicht für uns! (und das liegt nicht am Pferd, sondern weil ich zu verkopft bin!) Ausritte, in der Gruppe ...? Allenfalls im Schritt, denn ich werde sonst - wenn wir ehrlich sind - innerlich panisch! Usw. ... Nun sind bei mir keine Trab-Traversalen das Ziel, sondern erst mal eine ehrlich Anlehnung und wirklich saubere Schenkelweichen. Das wäre mir früher "zu wenig" gewesen. Aber ich glaube, durch diese neue Ehrlichkeit bin ich Gesa so nahe, wie es noch nie zuvor bei einem Pferd war. Allerdings: Fürs Ego ist es, unter uns, manchmal ein bisschen hart :P
Und in diesem Zusammenhang bin ich unglaublich dankbar, dass ich auf dieses Forum gestoßen bin. Es zeigt mir jeden Tag aufs Neue, dass das Reiten andere Ziele verfolgen sollte, als persönlichen Ehrgeiz.
Viele liebe Grüße
Britta
Oh Herr, schenk mir Geduld - und zwar zackig!
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

grisu hat geschrieben: Grundsätzlich fand ich persönlich die Phase schwierig, in der ich begreifen musste, dass ich zwar fast jedes Pferd locker über den Rücken lösen kann, aber das nur ein winziges erstes Stück der Reiterei ist.
Da muss ich Dir mal eben energisch :wink: widersprechen: Ein Pferd locker über den Rücken reiten zu können, ist nicht ein winziges, erstes Stück der Reiterei – es ist der wichtigste Grundstein, sozusagen das Fundament für alles, was danach kommt.
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grisu
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Beitrag von grisu »

Cubano hat geschrieben:
grisu hat geschrieben: Grundsätzlich fand ich persönlich die Phase schwierig, in der ich begreifen musste, dass ich zwar fast jedes Pferd locker über den Rücken lösen kann, aber das nur ein winziges erstes Stück der Reiterei ist.
Da muss ich Dir mal eben energisch :wink: widersprechen: Ein Pferd locker über den Rücken reiten zu können, ist nicht ein winziges, erstes Stück der Reiterei – es ist der wichtigste Grundstein, sozusagen das Fundament für alles, was danach kommt.
Klar, aber die Kunst besteht ja dann darin, diese Losgelassenheit in der Arbeit zu erhalten. Lockerreiten eines jungen Pferdes ist kein Zauberwerk, aber dann diese Losgelassenheit mitzunehmen, wenn es für das Pferd muskulär und motorisch anspruchsvoller wird, das ist doch die Herausforderung. Da trennt sich die reiterliche Spreu vom Weizen.
Wer schon an der Losgelassenheit in der Lösungsphase scheitert, braucht eh nicht weitermachen und muss erstmal daran arbeiten.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Also ich bin immer mal ganz down, weil ich mich so klein und unbedeutend fühle, dann besinne ich mich erstmal auf Ziele, die ich nicht "reiterlich" erreicht habe. Eine bessere Kommunikation am Boden z. B.

Reiterlich hat meine Leistung alters- und trainingsbedingt immer stark geschwankt. Vor einigen Jahren bin ich alles geritten und selbst mit Buckeln konnte Pferd mich nicht aus der RUhe bringen. Ich saß einfach wie angeklebt, und hab in der Zeit von vielen unterschiedlichen Pferden gerlent *schwärm*

Seit der Schwangerschaft mit meiner Tochter habe ich einfach mächtig nachgelassen und ich versuche darüber nicht frustig zu sein. Wer selten reitet, hat einfach auch nicht die Muskeln und Koordination, das geht doch mal flöten. Leider mutiere ich dann aber auch zum Reitvermeider :cry:

Aber immer wieder schön zu sehen, dass am Ende alle bloß mit Wasser kochen. Bloß nicht überheblich werden und sich selbst realistisch einschätzen. Reiter die meinen schon alles zu können, kommen a) nicht gut an und halten b) den Erwartungen meist nicht stand.

Noch ein Beispiel aus dem Alltag: RB-Anwärter die tönten, was sie alles könnten, ließ mein Pony verhungern. Stille, geschickte Reiter haben sich sofort auf ihm eingefuchst. Wer also rumposaunt kommt meist auch beim Zielobjekt schlecht an. Bescheidenheit gehört einfach zum Reitertakt.
Es grüßt Nadine

*******************
so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
********************
horido
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Beitrag von horido »

Angeregt durch den wirklich teilweise tollen NvdS/NhdS-Thread möchte ich zu diesem Thema noch etwas schreiben:

Ich bin mir eigentlich ständig bewusst, dass ich während ich reite zu 99% Fehler mache. Ich freue mich aber mehr an den Augenblicken, an denen alles perfekt scheint. Mehren sich diese Augenblicke, steht man natürlich kurz davor größenwahnsinnig zu werden, aber unsere Pferde holen mich recht schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. ;-) Sollte in diesem perfekten Augenblick eine Kamera auf mich gerichtet sein, stelle ich natürlich ein Video ein. ;-)

Ich kann für mich noch nicht mal in Anspruch nehmen, anderen Reitern moralisch überlegen zu sein.

Wieso können das Andere?

Gibt es wirklich Reiter, die nie ungeduldig oder ungerecht zu ihrem Pferd sind?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen, die keinerlei Toleranz gegenüber Anderen Reitern zeigen, wirklich entspannt und tolerant mit ihren Pferden umgehen.
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Moin,


gestern ist mir in Bezug zum Singen ein Satz durch den Kopf geschossen:

" Ich bin Dilettant, an dem Bisschen, was ich kann, freue ich mich, am Rest arbeite ich noch"

Der Satz geht beim Singen, Flöten, Reiten, Kindererziehen, etc.


LG Ulrike
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

horido hat geschrieben: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen, die keinerlei Toleranz gegenüber Anderen Reitern zeigen, wirklich entspannt und tolerant mit ihren Pferden umgehen.
Doch, das kann ich mir schon vorstellen. Aber: Diese Leute machen in meinen Augen einen anderen Fehler. In dem Bemühen, möglichst nach Lehrbuch zu reiten, vermeiden sie wie der Teufel das Weihwasser alle Situationen, in denen sie mal Fehler machen KÖNNTEN. Dummerweise sollte man die Chancen, die man dadurch hat, Fehler zu machen, nicht unterschätzen. Wer so etwas ständig versucht zu vermeiden, kommt nicht nur reiterlich kein Stück vom Fleck, er kann auch nicht lernen.
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Beitrag von horido »

Cubano: Bist Du in der geschildeten Situation noch entspannt?

Ich wärs nicht, hach was bin ich froh ein schlechter Reiter zu sein.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

horido hat geschrieben:Cubano: Bist Du in der geschildeten Situation noch entspannt?
Welche Situation meinst Du gerade? Hilf mal einer alten Frau über die Straße. :P
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Beitrag von horido »

Die dass, man versucht Fehler zu vermeiden, wie der Teufel das Weihwasser. Also ich wäre da vollkommen verkrampft.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

horido hat geschrieben:Die dass, man versucht Fehler zu vermeiden, wie der Teufel das Weihwasser. Also ich wäre da vollkommen verkrampft.
Ah, okay. Doch, wäre ich wohl auch. Aber da ich weiss, dass ich – wie wirklich jeder Reiter – Fehler mache, komme ich in diese Situation gar nicht erst. Und wenn ich mir so vor Augen führe, dass mein Pferd von TA und Osteo für absolut korrekt bemuskelt gilt, noch nie auch nur einen Tag krank war und zu 99 Prozent mit Spaß mitarbeitet, denke ich mir einfach mal, dass meine Fehler soooooo gravierend nun auch nicht sind. Man sollte sich nur davor hüten, Forenmaßstäbe anzulegen. Es gibt da so einen netten Spruch: Im Forenreiten bin ich Weltmeister. :wink: Übrigens bin ich der Ansicht, dass der Grund für eine solche Verkrampfung vor allem darin zu suchen ist, dass heute viel zu verkopft geritten wird und viel zu wenig nach Gefühl. Was nun nicht bedeutet, dass Theorie unwichtig ist. Man kann es damit allerdings auch übertreiben.
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horido
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Beitrag von horido »

Also ich bin Olympiasieger, aber deshalb muss ich Dich als Weltmeister ja nicht schlecht machen. Ich war halt bei der Weltmeisterschaft unpässlich ;-)
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Ja, eine Portion Glück gehört manchmal auch dazu… :P
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Beitrag von gimlinchen »

schönes thema. am ende kann man einfach nrur lernen. mark rashid bemerkt irgendwo sinngemäß, dass es nicht drum geht sich zu bemühen, ein experte zu sein, sonder n sich darum zu bemühen ein "expert student", also ein sehr guter schüler zu sein.
dahin versuche ich zu denken.
heißt: RU mit einem tollen schulpferd, wenn es geht (pferd ist schon älter), aber auch selbst fit und beweglich werden, an der atmung arbeiten, aikido lernen... eine menge dinge, die mir hoffentlich helfen werden, mein junges pferd anzureiten.
das schöne ist halt, dass man immer weiter lernen kann und muss. das schwierige ist bisweilen, einen guten lehrer zu finden.
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Beitrag von Ulrike »

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Zuletzt geändert von Ulrike am So, 02. Feb 2014 18:36, insgesamt 1-mal geändert.
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