Rücken- und Schenkelgänger

Rund um die klassische Reitkunst

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Gawan
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Rücken- und Schenkelgänger

Beitrag von Gawan »

C.Dingens und Cubano haben im Besinnungs-Thread dieses Pferd https://www.youtube.com/watch?v=TQVb5YE_Of4 als Schenkelgänger bezeichnet (Fotos von dem Tier gibt es hier: http://cheval-du-don.blogspot.ch/2011/0 ... veira.html , auf einem reitet NO mit Schlaufzügeln, für die, die sich aufregen wollen).

Im Sinne einer Sehschulung würde es mich freuen, wenn hier einige Filme verlinkt würden, die deutlich Rücken- oder Schenkelgänger zeigen; ideal wären natürlich Vorher-Nachher-Aufnahmen eines Pferdes, das beides zeigt.

Ein Artikel zum Thema findet sich hier: http://www.feinehilfen.com/rueckengaeng ... nt-page-1/ daraus habe ich diese Liste geklaut:

Rückengänger
Bascule in allen Teilen der Wirbelsäule
Gedehnte, runde Oberlinie
Angehobener Widerrist
Halsmuskulatur ist am Halsansatz am breitesten
Abgekipptes Becken
Schwingender Rücken
Schwingende Hinterbeine, bei denen sich alle Gelenke an der Bewegung beteiligen
Lautloses Auftreten
Bequem zu sitzen
Gute Mobilität in allen Gelenken, gute Seitenbiegung, lockeres Genick
Weiche, elastisch federnde Bewegungen, daher kaum Lahmheitsprobleme
Nicht anfällig für Kissing-Spine-Syndrom
Lange, ruhige Tritte
Vorderbein- und Hinterbeinaktion passen zueinander


Schenkelgänger
Mangelnde Bascule im Rücken
Runder, aber kurzer Hals
Abgesackter Widerrist, hohe Kruppe
Man sieht ein Loch in der Halsmuskulatur vor dem Schulterblatt und Widerrist
Starres oder in die falsche Richtung gekipptes Becken, hohe Kruppe
Starrer, nach unten oder oben festgehaltener Rücken
Schleppende oder zuckende, steife Hinterbeine, bei denen sich nur die unteren Gelenke zu bewegen scheinen
Lautes, stampfendes Auftreten
Unbequem zu sitzen
Steif, schlechte seitliche Biegsamkeit, festes Genick mit wackeligem Halsansatz
Harte, stoßende Bewegungen, daher häufige Lahmheiten
Anfällig für Kissing-Spine-Syndrom
Kurze, oft eilige Tritte
Vorderbeinaktion ist deutlich größer als die Hinterbeinaktion
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
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Chaosqueen
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Beitrag von Chaosqueen »

Was ist "Bascule im Rücken" :?:
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Der Begriff stammt ursprünglich aus dem Springreiten https://de.wikipedia.org/wiki/Bascule und bezeichnet eine bestimmte Haltung über dem Sprung, hier einige Bespiele: http://www.reiten-lesen-denken.de/html/ ... ena_bs.HTM
Ritter verwendet den Ausdruck allgemeiner.
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Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Schöner Link von Thomas Ritter!

Obwohl ja immer häufiger vom Widerrist (angehoben vs. versenkt) die Rede ist:
Ich muss gestehen, dass ich diese Bewegungen noch nie wirklich wahrgenommen habe. Ich sehe zwar eine hohe Kruppe (da ist dann zu wenig Hankenbeugung/Beckenkippung da und die Kruppe wirkt dadurch höher, im Grunde wie bei einem überbauten Pferd). Aber einen "absackenden" Widerrist erkenne ich nicht so richtig. Welches Gelenk ist da aktiv? Was sackt da genau ab und wie?
Oder ist damit bloß die Relation zur Kruppenhöhe gemeint?
Oder kann ich das mit meinem Rücken vergleichen, wo die Dornforsätze sicht- und fühlbar werden, wenn ich mich krümme, aber "verschwinden", wenn ich mich überstrecke? Beim Übergang HWS/BWS tut sich dort allerdings nichts. Aber ich bin ja auch kein Pferd.
:kopfkratz:
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Ich würd sagen, das kannst du mit dem "Bergauf"/"Bergab"-Tendenz vergleichen und sehen. Pferde die den Widerrist nicht aufgefächert haben, "fallen" förmlich auf die Schultern.
Es grüßt Nadine

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so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Du kannst das auch ganz direkt sehen, wenn Du Deinen Blick mal ganz bewusst nur auf den Widerrist fokussierst – das braucht ein wenig Übung, weil man da selten hinschaut, aber man erkennt dann recht schnell, wann er oben ist und wann nicht.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

OK, werde ich mal mehr drauf achten.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Beim Reiten vermittelt ein "Widerrist oben" dem Reiter einfach das Gefühl, bergauf zu reiten und das gesamte Pferd vor sich zu haben. Sackt der Widerrist ein, hat man das Gefühl, mit jedem Tritt bergab zu reiten, man rutscht richtig nach vorne (idealerweise hindern einen die großen Pauschen am Sattel daran :P ), besonders deutlich zu spüren im Galopp.

Übrigens habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass Schenkelgänger leicht zu sitzen sind. Nicht bequem, denn es ruckelt und fühlt sich so an, als würde man bei Erdbeben auf einem Bügelbrett sitzen, aber leicht, weil das Reiterbecken nicht stark in Schwingung gerät.

Ein Pferd, dessen Rücken so richtig ins Schwingen kommt, empfindet ein Reiter mit noch nicht vollständig gefestigtem Sitz als total unbequem (oft gehörter Spruch: "Pferd wirft"). Klar, wo Bewegung drin ist, muss ein Reiterbecken sportlich und flexibel sein, was vielen Büro-Steif-Menschen schwer fällt. Wer dieser Bewegung folgen kann, hat das Gefühl, förmlich vom Rücken angesaugt zu werden und ganz tief im Pferd zu sitzen und mit ihm zu verschmelzen. Die Bewegung fühlt sich rund und weich an.

Ich denke, dass jeder, der mal den Unterschied zwischen einem Schenkelgänger und einem Rückengänger gespürt hat, den Unterschied auch beim Zuschauen sehen wird.
Viele Grüße
Sabine
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Schlechter zu sitzen???

Max, dies widerspricht aber doch sehr dem was Herr Ritter darüber in seinem Link geschrieben hat.

Herr Ritter schreibt also Blödsinn. :D

Wenn mein Pferd sich fest macht, ist es wesentlich schlechter zu sitzen und das auch bei allen anderen Pferden, die ich ritt, es sei denn sie gingen dabei untertourig.

Ein Rückengänger nimmt Dich in der Bewegung mit, es zieht einen in den Sattel, während Du auf einem festen Rücken quasi abgestossen wirst.

Im Jog allerdings ist das völlig egal, da ist jedes Pferd zu sitzen.

LG
Zuletzt geändert von Anchy am Sa, 25. Jan 2014 22:29, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
Unbek. Ecuyer
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ich hab zu dem Thema absackender Rücken und Schenkelgänger hier mal zwei ziemlich extreme Bilder, wo beides sehr gut zu erkennen ist. Den Reiterkopf hab ich abgeschnitten, es war traurigerweise beide Male derselbe Reiter ...
Dateianhänge
allesfalsch (350x233).jpg
allesfalsch (350x233).jpg (78.41 KiB) 16784 mal betrachtet
allesfalsch3 (350x262).jpg
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Anchy, es gibt durchaus viele Pferde, gerade Iberer, bei denen sich dann einfach gar nichts mehr bewegt im Rücken, die sind dann sehr leicht zu sitzen.
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Chaosqueen
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Beitrag von Chaosqueen »

Rapunzel, und woher weiß ich, ob die deutliche Vorhandlastigkeit durch zu wenig Hankenbeugung oder durch absacken im Widerrist kommt? Oder bedingt beides untrennbar das andere?
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Mag sein Rapunzel, von den Iberern weiß ich es nicht, bei den WB finde ich es schon recht deutlich und bei meinem Hispanoaraber auch.
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Unbek. Ecuyer
C.Dingens
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Beitrag von C.Dingens »

Auweia Rapunzel extrem eindrücklich.:shock: Wenn es nicht der selbe Draufsitzer auf zwei unterschiedlichen Pferden wäre, dann hätte ich gesagt das der Schimmel nen Senkrücken hat.
Bor das macht mich gerade sprachlos.
C.Dingens
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Beitrag von C.Dingens »

Habe ich mich doch glatt selber zitiert und das nicht mal gemerkt. Ich sollte schlafen gehen :oops: sorry
Zuletzt geändert von C.Dingens am Sa, 25. Jan 2014 23:50, insgesamt 2-mal geändert.
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