Schwingen des Rückens

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

AdrWgl
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Beitrag von AdrWgl »

padruga hat geschrieben:über weite Distanzstrecken wird keiner sein Pferd in Dressurhaltung reiten.
Das geht auch nicht, selbst wenn man es wollen würde.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

padruga hat geschrieben:Und welche Folgen hat das? Beispiel: dieses Distanzpferd das ich meine ist auch dressurmäßig ausgebildet, läuft aber in der Distanz trotzdem in der "alten Weise", Kilöometer über Kilometer. Kann man sich dann brutal gesagt als Distanzler die Gymnastizierung gleich sparen (bzw. halt auf die Geraderichtung des Pferdes reduzieren) , wenn das Pferd im Ritt dann doch so läuft wie immer ?

Vorderlastig finde ich das jetzt nicht.
So auf die Schnelle nix Anderes gefunden: So Bewegungen wie die in diesem Video in der Halle meine ich, abzüglich der dort gezeigten Aufregung natürlich
http://www.youtube.com/watch?v=30DRt-uAXxg
Das hat keine Folgen. Jedenfalls nicht andere positive oder negative Folgen, als jeder spezifische Sporteinsatz auf ein Pferd hat. Das ist einfach eine ganz normale Haltung und Bewegungsform für ein Pferd das lange einen Reiter tragen muß.

Die Gymnastizierung ist ein guter, ergänzender Ausgleichssport- ergänzende Gymnastik eben. Fördert und fordert das Pferd in anderen Bereichen und verbessert damit seine körperliche Gesamtsituation- ist also sinnvoll und wichtig. Gerade bei so einem Hochleistungssportler.

Der von dir eingestellte Clip zeigt eine Pferd, welches in seiner Rasse eine sehr speziellen Köperbau aufweist. Und auch diesen muß man in seiner Individualität sehen. Würde eine WB so laufen, würde ich sagen, "ach du liebe Zeit" aber bei einem Achaltekki ist eben das Grundgebäude ganz anders als bei einem WB und was beim einen ein "Hirschen" ist, ist beim anderen " seine natürliche Haltung". Man muß genau schauen, wie das Pferd sich für sich bewegt und dann sehen, wie man reiterlich fordern und fördern möchte.

Vorlastig ist so ein Pferd automatisch, wenn man es nicht versammelt- was man auf einer Distanz nicht tut.
Wenn es diese ( natürliche) Vorlastigkeit aber zwanglos in Bewegung umsetzt, ist das nicht mehr verschleißend als Reiten an sich eben verschleißend ist.
Würde man ein Pferd über 120 km im Schwungbogen reiten wollen, so wäre DAS verschleißend - weit mehr, als es mit losem Rücken gehen zu lassen.
Der Schwung dient derAusformung der Bewegung in Richtung Kadenzierung unter dem Reiter. Das ist aber kein Ziel bei einer Distanz.

Würde ich hier nun aber kadenzierte Bewegungen anstreben, so käme es zu Spanntritten- so wie das freilaufende Pferd sie aufgrund seiner Aufregung teils zeigt. DIESE wären auf dem Distanzritt absolut schädlich - und sind es auch in der Dressur. siehe z.B. Fesselträgerschäden...
padruga
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Beitrag von padruga »

Der von dir eingestellte Clip zeigt eine Pferd, welches in seiner Rasse eine sehr speziellen Köperbau aufweist
.
Ja, ich meinte auch genau diesem Typ von Pferd. Wenn die im Rücken "umschalten" auf "Weitstreckengang" werden die Bewegungen total weit und fließend, die Schultern haben eine irre Freiheit und die Bewegungen sind fürs Pferd fast ermüdungsfrei, der Rücken aber dann völlig ruhig. Hätte mich interessiert was da im Körper genau vor sich geht, aber fürchte, ich kann es nicht so genau beschreiben was ich meine.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Na habe ich dir doch beschrieben- der Rücken schwingt lose und die Bewegungen sind in ihrer Mitte- Losgelassenheit ohne Spannungsbogen- dynamische Zwanglosigkkeit- sie laufen halt - frei ökonomisch, effektiv... :wink:
padruga
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Beitrag von padruga »

ja, hab ich schon verstanden. Diese ATPferde laufen aber trotzdem anders als andere Pferde. Egal, ist zu speziell für Forum, denke ich. Danke trotzdem
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

padruga hat geschrieben:ja, hab ich schon verstanden. Diese ATPferde laufen aber trotzdem anders als andere Pferde. Egal, ist zu speziell für Forum, denke ich. Danke trotzdem
Na ja, sie laufen eben so, wie sie es mit ihrem speziellen Gebäude am besten können. Manche Friesen können das auch so - die, die man als "bequem" empfindet. Da kommt erst "Bewegung" in Form von Schwingungsamplitude in den Rücken, wenn man Schwung erarbeitet- also Länge in der Oberlinie, Spannungsbogen und das Absenken des Beckens. Vorher "schwabbeln" sie obenrum und laufen untenrum groß.
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

C.Dingens hat geschrieben:
Ulrike hat geschrieben:s&p,


mir geht es eher um die Frage, ob ein kräftiges Pferd uns den Eindruck "vermitteln" kann, einen festen Rücken zu haben, obwohl es das nicht hat.


LG Ulrike
NEIN, ;-)
im Gegenteil. Ein trockenes, gut bemuskeltes Pferd macht es optisch nur noch besser sichtbar was muskulär wirklich los ist.
Denk mal an eine Tänzerin.
Ich vermute du hast ein falsches inneres Bild von Losgelassenheit.
Egal was du sportlich machst, ob Bodybuilding oder Tanzen oder rythmische Sportgymnastik du musst es losgelassen tun. Sonst wird das nichts oder sorgt für Verspannungen und Fehlhaltung.
Ein Muskelmann muss seine Muskulatur genau so los lassen wie eine Ballerina.
Ganz einfach gesprochen, Loslassen ist das Ergebnis von harmonisch unverkrampften zusammen arbeitenden Muskeln. Beuge- und Streckmuskulatur arbeiten optimal im Gleichgewicht miteinander.
Das was Knopfhard vielleicht meint (ich weiß nicht welche Textstelle du ansprichst) ist, daß du gut ausgebildete Pferde quasi Grundlocker aus dem Stall holst. Da reicht etwas aufwärmende Arbeit und dann los. Du musst nicht mehr wie bei einer Remonde ewig darauf verwenden die Zwanglosigkeit zu erhalten in dem du dem Pferd immer wieder gestattest, sich aus zu ruhen in dem du z.B es ins VA entlässt oder eine Rahmenerweiterung zu lässt.
Bist du dir unsicher überprüfst du es wie S&P es oben beschrieben hat. Im Zweifel fühlt das aber dein Hintern.
"Lockerungsreiten" gibt es beim "fertigen" Pferd immer mal in Reprisen. Immer dann wenn etwas gut war oder das Pferd sich während der Einheit verspannt.
Natürlich gibt es beim Pferd auch Muskelmänner mit einem niedrigen eher festen Muskeltonus. Die sind möglicherweise etwas schwerer zu lösen, haben es leichter den Rücken weg zu drücken und fest zu halten aber sie sind dennoch locker reitbar und auch die bekommt man zum schwingen und los lassen.


Hallo C.

An das Beispiel mit Muskelmann und Ballerina hatte ich auch gedacht, es aber nicht einbringen wollen.
Nun hast Du das getan...

Ein Muskelmann und eine Ballerina sind zwei Welten, auch was Losgelassenheit in der Bewegung angeht.

Eine Ballerina IST losgelassen zu allen Zeiten, ihre Bewegungen von ungeheurer Eleganz.

Ein Muskelmann wird diese Art der Losgelassenheit nicht erreichen können, seine Bewegungen sind ganz anders, da ist von Eleganz keine Rede mehr; o.K. das liegt im Auge des Betrachters.

Es sind ganz anders aufgebaute Muskeln, eine Ballerina mit diesen Muskelpaketen...

Beim Pferd ist das anders, es entwickelt im besten Falle auch eine wunderbare Muskulatur a la Muskelmann, verliert im allerbesten Falle aber nie den Schmelz der Bewegung a la Ballerina.

Aber, seine Bewegungsdynamik verändert sich dadurch ebenfalls, und der Grundtons des gut gearbeiteten Pferdes ist deutlich höher als der des jungen Pferdes, klar.

Wohlgemerkt, der Grundtons und die Losgelassenheit sind zwei Paar Schuhe.


Meine Frage bezieht sich auf das äussere Erscheinungsbild unseres gut gymnastizierten Pferdes. Höherer Tonus, daher kraftvollere Bewegungen, effizient und elegant, aber eben kräftiger im Erscheinungsbild un in der Bewegung.

SEHEN wir als Zuschauer das richtig oder können wir das auch als festgehalten interpretieren?


LG Ulrike
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Ulrike hat geschrieben: Hallo C.

An das Beispiel mit Muskelmann und Ballerina hatte ich auch gedacht, es aber nicht einbringen wollen.
Nun hast Du das getan...

Ein Muskelmann und eine Ballerina sind zwei Welten, auch was Losgelassenheit in der Bewegung angeht.

Eine Ballerina IST losgelassen zu allen Zeiten, ihre Bewegungen von ungeheurer Eleganz.

Ein Muskelmann wird diese Art der Losgelassenheit nicht erreichen können, seine Bewegungen sind ganz anders, da ist von Eleganz keine Rede mehr; o.K. das liegt im Auge des Betrachters.

Es sind ganz anders aufgebaute Muskeln, eine Ballerina mit diesen Muskelpaketen...

Beim Pferd ist das anders, es entwickelt im besten Falle auch eine wunderbare Muskulatur a la Muskelmann, verliert im allerbesten Falle aber nie den Schmelz der Bewegung a la Ballerina.

Aber, seine Bewegungsdynamik verändert sich dadurch ebenfalls, und der Grundtons des gut gearbeiteten Pferdes ist deutlich höher als der des jungen Pferdes, klar.

Wohlgemerkt, der Grundtons und die Losgelassenheit sind zwei Paar Schuhe.


Meine Frage bezieht sich auf das äussere Erscheinungsbild unseres gut gymnastizierten Pferdes. Höherer Tonus, daher kraftvollere Bewegungen, effizient und elegant, aber eben kräftiger im Erscheinungsbild un in der Bewegung.

SEHEN wir als Zuschauer das richtig oder können wir das auch als festgehalten interpretieren?


LG Ulrike
Kann es sein, daß du von "Spannung" sprichst, Ulrike ? Ich denke, ja. Das kommt drauf an, wie der Focus in der Arbeit liegt, ob man mehr lose Bewegung möchte oder mehr Spannung. Meinst du das ?
Sorry, wenn ich doof wirke, ich versuche einzukreisen, wohin du willst :oops:
C.Dingens
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Beitrag von C.Dingens »

Ulrike das habe ich schon richtig verstanden.
Auch wenn die Beispiele vielleicht etwas unglücklich gewählt sind.
Die Losgelassenheit als Grundvoraussetzung gilt für beide Sportler trotzdem gleich, das Ergebnis und das Ziel ist sicherlich ein anderes.
Der Muskelmann hebt ohne seine Muskeln losgelassen zu verwenden keine 150 Kilo und die Tänzerin wäre nicht so anmutig, wenn sie nicht eigentlich eine ordentliche Körperspannung mit bringt, die sie nur hält wenn ihre Muskeln losgelassen sind.
Das ist in der Reiterei aber auch so. Guck dir mal die Muskulatur von gut trainierten Renn-Vielseitigkeit-Distanz und Dressurpferden an. Du wirst Unterschiede fest stellen, obwohl es alles gerittene Pferde sind. Aufbauen können sie ihre spezifische und individuelle Muskulatur aber nur wenn sie losgelassen gehen. Eigentlich heißt es nur unverkrampft an- und abspannen.

Ich glaube, das was du meinst bezieht sich auf die Grundqualität der Bewegung.
Ein elastisches Dressurpferd sieht mit festgehaltenem Buckel immer noch dynamischer aus als ein Feld Wald und Wiesen Pony mit eher gebundenem Ablauf. Das ist das Problem und davon sollte der Zuschauer sich nicht blenden lassen. Das ist bisweilen aber gar nicht so einfach.
Losgelassen ist nicht Zwanglos. Da besteht immer noch Verwechselungsgefahr.
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

:oops: :oops:

Ich meine das SEHEN!!!

Wie schnell sind wir als Betrachter geneigt, zu denken, das das Pferd den Rücken nicht hergibt, weil es über eine kräftige, dennoch losgelassene Muskulatur verfügt, die wir SEHEN aber u.U. falsch interpretieren.. :verletzt:

s&p gerne auch gespannte Muskulatur, da will ich mich nicht festlegen...

LG Ulrike
C.Dingens
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Beitrag von C.Dingens »

Ulrike hat geschrieben::oops: :oops:

Ich meine das SEHEN!!!

Wie schnell sind wir als Betrachter geneigt, zu denken, das das Pferd den Rücken nicht hergibt, weil es über eine kräftige, dennoch losgelassene Muskulatur verfügt, die wir SEHEN aber u.U. falsch interpretieren.. :verletzt:

s&p gerne auch gespannte Muskulatur, da will ich mich nicht festlegen...

LG Ulrike
Das kommt doch sehr auf das Auge des Betrachters an.
Denke Mal an Totilas. Eine völlig gespaltene Fachwelt.
Es gibt Pferde die machen es dem Betrachter auf Grund ihres Gummis in der Bewegung schwerer. Das ist so. Da muss man schon mal genau hinsehen und zum Erbsenzähler werden. Den Blick dafür zu schulen fällt aber schon schwer. Guck dir doch die unterschiedlichen Betrachtungen und die daraus resultierenden Beurteilungen im "Ritte die gefallen" Faden an.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Nein, Ulrike, du verstehst mich miß. Nicht gespannte Muskular. Ich meine die Spannung des Gesamtpferdes, also der Spannungsgrad des Spannungsbogens + die Impulsion der Bewegung.

Und ja, SEHEN ist nicht immer einfach. Das muß man üben- am besten unter Anleitung.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Hier mal ein für mich gutes Beispiel eines schwingenden Rückens (ohne Reiter). Wenn man auf die oberste Zaunlatte guckt, sieht man toll die Amplitude nach oben.

http://www.youtube.com/watch?v=B2TG9VexIzs
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Rapunzel hat geschrieben:Hier mal ein für mich gutes Beispiel eines schwingenden Rückens (ohne Reiter). Wenn man auf die oberste Zaunlatte guckt, sieht man toll die Amplitude nach oben.

http://www.youtube.com/watch?v=B2TG9VexIzs
Wenn das Pferd beim Anheben seines Halses nun auch das passive Auffächern proportional durch das aktive ersetzen würde, fände ich das Beispiel gut.
So aber bricht die Schwingung jäh ab, sowie das Pferd nicht mehr im Nackenband hängt.
In dieser Haltung reitet man quasi nie, ein aktiver Spannungsbogen wäre da besispielhafter, finde ich...
Zuletzt geändert von saltandpepper am Fr, 31. Jan 2014 09:28, insgesamt 1-mal geändert.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Bäbäbä! :wink:
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