wie wichtig sind Euch Pausen?

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Ulrike
User
Beiträge: 2573
Registriert: Di, 14. Jan 2014 13:38
Wohnort: bei Lüneburg

Beitrag von Ulrike »

Horsmän,


vielleicht meint Yvonne eher geistige Spannung, wenn ein Pferd dazu neigt, aus welchen Gründen auch immer, sich aufzuputschen.

dann kann eine Pause mit Ruhe auch den Geist wieder klären.
Oder, wenn das Pferd überfordert worden ist.

LG Ulrike
grisu
User
Beiträge: 747
Registriert: Di, 12. Jun 2007 12:02
Wohnort: S-H

Beitrag von grisu »

Ich nutze Pausen bei sehr motivierten Pferden, um sie "runterkommen" zu lassen.Diese Pausen sind dann wie das Satzzeichen "Punkt". Wir arbeiten an etwas und dann gibts eine kurze Pause. Anfangs sind das oft viele Pausen, die über die Zeit der Zusammenarbeit natürlich weniger werden.

Ganz wichtig, kurze Pausen bei den Energiesparmodellen. Häufig bekommt man diese Pferde zum Reiten mit der Ansage "Der ist faul, triebig, hat keinen Bock etc.)
Bei diesen Pferden sind kurze Pausen extrem wichtig, damit sie verstehen: "Okay, die Frau verlangt jetzt volle Leistung, aber sie wird mich nicht quälen, sie sorgt immer dafür, dass ich kurz verschnaufen kann, bevor's weitergeht."

Solche Pferde (gerne Friesen, Haflinger) haben die Erfahrung gemacht, dass ihnen ständig jemand im Nacken sitzt und sich die Absätze wundtreibt. Begreifen sie, dass man es zwar wirklich ernst meint, andererseits aber auf sie "aufpasst", sind sie im Normalfall extrem dankbar und werden richtig eifrig.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

grisu hat geschrieben:Ich nutze Pausen bei sehr motivierten Pferden, um sie "runterkommen" zu lassen.Diese Pausen sind dann wie das Satzzeichen "Punkt". Wir arbeiten an etwas und dann gibts eine kurze Pause. Anfangs sind das oft viele Pausen, die über die Zeit der Zusammenarbeit natürlich weniger werden.

Ganz wichtig, kurze Pausen bei den Energiesparmodellen. Häufig bekommt man diese Pferde zum Reiten mit der Ansage "Der ist faul, triebig, hat keinen Bock etc.)
Bei diesen Pferden sind kurze Pausen extrem wichtig, damit sie verstehen: "Okay, die Frau verlangt jetzt volle Leistung, aber sie wird mich nicht quälen, sie sorgt immer dafür, dass ich kurz verschnaufen kann, bevor's weitergeht."

Solche Pferde (gerne Friesen, Haflinger) haben die Erfahrung gemacht, dass ihnen ständig jemand im Nacken sitzt und sich die Absätze wundtreibt. Begreifen sie, dass man es zwar wirklich ernst meint, andererseits aber auf sie "aufpasst", sind sie im Normalfall extrem dankbar und werden richtig eifrig.
Ja, genau: " Gib alles ! Gleich hast du´s geschafft! Brav, Pause ! " .

Im ungekehrten Fall denke ich z.B. an meine Vollblutdame. Sie will laufen-immer und immer und immer.
Für sie ist ruhig stehen eine hohe Anforderung- kann gar Streß bedeuten.
Somit ist bei ihr eine Pause im Stehen etwas, woran ich arbeite, was ich aber nicht immer einfordere und durchsetze, denn dies kann u.U. eine echte Überforderung darstellen.

Bei ihr gibt es Tage, da arbeite ich sie 15 min und beende - ohne echte Pause- die Arbeit und hole sie dann am Nachmittag oder abend nochmal genauso kurz herbei.

Sie entspannt sich tatsächlich am besten IN der Bewegung- was allerdings nicht heißt, daß sie nicht lernen müsste, die Ruhe im Halten zu finden- aber jedes Pferd eben in seine Möglichkeiten.
grisu
User
Beiträge: 747
Registriert: Di, 12. Jun 2007 12:02
Wohnort: S-H

Beitrag von grisu »

saltandpepper hat geschrieben:
grisu hat geschrieben:Ich nutze Pausen bei sehr motivierten Pferden, um sie "runterkommen" zu lassen.Diese Pausen sind dann wie das Satzzeichen "Punkt". Wir arbeiten an etwas und dann gibts eine kurze Pause. Anfangs sind das oft viele Pausen, die über die Zeit der Zusammenarbeit natürlich weniger werden.

Ganz wichtig, kurze Pausen bei den Energiesparmodellen. Häufig bekommt man diese Pferde zum Reiten mit der Ansage "Der ist faul, triebig, hat keinen Bock etc.)
Bei diesen Pferden sind kurze Pausen extrem wichtig, damit sie verstehen: "Okay, die Frau verlangt jetzt volle Leistung, aber sie wird mich nicht quälen, sie sorgt immer dafür, dass ich kurz verschnaufen kann, bevor's weitergeht."

Solche Pferde (gerne Friesen, Haflinger) haben die Erfahrung gemacht, dass ihnen ständig jemand im Nacken sitzt und sich die Absätze wundtreibt. Begreifen sie, dass man es zwar wirklich ernst meint, andererseits aber auf sie "aufpasst", sind sie im Normalfall extrem dankbar und werden richtig eifrig.
Ja, genau: " Gib alles ! Gleich hast du´s geschafft! Brav, Pause ! " .

Im ungekehrten Fall denke ich z.B. an meine Vollblutdame. Sie will laufen-immer und immer und immer.
Für sie ist ruhig stehen eine hohe Anforderung- kann gar Streß bedeuten.
Somit ist bei ihr eine Pause im Stehen etwas, woran ich arbeite, was ich aber nicht immer einfordere und durchsetze, denn dies kann u.U. eine echte Überforderung darstellen.

Bei ihr gibt es Tage, da arbeite ich sie 15 min und beende - ohne echte Pause- die Arbeit und hole sie dann am Nachmittag oder abend nochmal genauso kurz herbei.

Sie entspannt sich tatsächlich am besten IN der Bewegung- was allerdings nicht heißt, daß sie nicht lernen müsste, die Ruhe im Halten zu finden- aber jedes Pferd eben in seine Möglichkeiten.
Kommt sehr aufs Pferd an. Ich hatte schon einige Pferde (häufig Springpferde) die habe ich mit einer "Pause" belohnt, die bedeutete: Wir galoppieren mal ein paar Runden in Dehnungshaltung mit entspannten Wechseln, wo es gerade passt."
Andere (die sehr hippeligen) habe ich an sich an die (Schritt-)Pausen "gewöhnt", um das installierte Schema: "Schritt, dann Trab, dann Galopparbeit", das sie gewohnt waren, zu unterbrechen.

Das ist dann Teil der Erkenntnis im Pferdehirn "Die Frau möchte immer verschiedene Dinge und ich warte entspannt, was als Nächstes dran ist, und schlage nicht dauernd vor, was ich jetzt echt lustig fände." Dann kommt (nach einiger Zeit) die Erkenntnis: "Das ist zwar nicht so spannend wie Springen, aber macht auch Spaß." Und dann kann man endlich mit einem mental losgelassenen Pferd beginnen, ernsthaft Dressur zu reiten ...
Yvonne

Beitrag von Yvonne »

Ulrike hat geschrieben:Horsmän,


vielleicht meint Yvonne eher geistige Spannung, wenn ein Pferd dazu neigt, aus welchen Gründen auch immer, sich aufzuputschen.
Genau das meinte ich. Mein Pony neigt hin und wieder dazu, sich an Dingen festzugucken, sich in irgendwas reinzsteigern, dann hilt weiterarbeiten meistens nicht, das macht es dann oft nur noch schlimmer. Dann gibt es einfach eine Pause zum Runterfahren und dann geht es neu los.

Aber wie gesagt, das ist vom Pferd abhängig. Bei meinem Alten konnte man solche Spannungen auch besser beim Reiten lösen. Aber es gibt eben kein Patentrezept...
Benutzeravatar
Sitara
User
Beiträge: 180
Registriert: Fr, 27. Dez 2013 15:40
Wohnort: Großkrotzenburg

Beitrag von Sitara »

Bei uns werden auch im regulären Schulbetrieb Pausen gemacht. Unsere RL läßt in jeder Reitstunde, die ich bisher mitbekommen habe, zwischendurch die Zügel aus der Hand kauen (ich glaube auch schon bei den ganz kleinen).

Bei meiner Blüterstute ist es aber so, daß sie am Anfang laufen, laufen, laufen will. Pausen kann ich erst so nach 2/3 einer Reiteinheit machen und werden dann gern angenommen. Gerade jetzt in der kälteren Jahreszeit brauche ich ihr am Anfang nicht mit Pausen zu kommen, da braucht sie erstmal Beschäftigung.

Ansonsten ist sie ein Freizeitpferd mit viel Freizeit. Öfter als 3, ab und an 4x pro Woche schaffe ich es nicht. Geht nicht anders mit Job, Mann und katze. Den Rest der Zeit steht sie tagsüber auf Koppel und Paddock. Eine RB könnte eine Lösung sein, aber an unserem Hof gibt es niemanden, dem ich sie anvertrauen würde. Ist halt so, wenn man ein Pferd hat, das kein Pferd für viele Reiter ist.
Max1404
User
Beiträge: 2259
Registriert: So, 13. Jun 2010 13:54
Wohnort: Hessen

Beitrag von Max1404 »

Bei meinem 3/4-Blüter sind ruhige Stehpausen Gift, das macht ihn völlig kirre. Er braucht höchstens 1-2 sehr kurze Schrittpausen in einer Reiteinheit. Sind die Pausen zu lang, meint er, es ist Feierabend. Und reagiert dann äußerst unwirsch, wenn ich weitermachen möchte. :wink:

Mit meinem anderen Pferd hat es sich bewährt, sehr kurze Stehpausen am hingegebenen Zügel zu machen. Ich fühle förmlich, wie er dadurch durchatmet und wieder zur Ruhe kommt, wenn er nervös war. Wenn ich dann die Zügel wieder aufnehme, ist er wieder voll "da", und ich kann nahtlos weiterarbeiten, aber frischer und aufnahmebereiter als vor den paar Sekunden Pause. Diesen Effekt würde ich bei ihm so schnell niemals erzielen, wenn ich anders Pausen machen würde.

Manche Pferde, die gut im Training sind, kann man auch mal am längeren Zügel leichttraben oder locker galoppieren - sie können das durchaus als Pause verstehen und nutzen es zum Kraft tanken und kurz durchzuatmen. Auch eine frische Verstärkung nach anstrengender versammelnder Arbeit kann Entspannung und Belohnung darstellen. Es muss nicht bei jedem Pferd die Schrittpause am hingegebenen Zügel sein oder gar eine Stehpause.

Ich denke, Pausen müssen sehr individuell auf das jeweilige Pferd, seinen Trainingszustand, seinen Charakter und sein Temperament abgestimmt werden, damit man die Motivation und die Freude an der Arbeit erhält. Das erfordert vom Reiter, dass er flexibel ist, vorurteilsfrei in das Pferd hineinhört, bereit ist, seine Prinzipien über Bord zu werfen und ggf. mal verständnislose Blicker anderer Reiter zu ernten, damit er das Pferd bestmöglich unterstützen kann.
Viele Grüße
Sabine
Bild
Benutzeravatar
Finchen
User
Beiträge: 8526
Registriert: Di, 19. Apr 2011 22:30
Wohnort: im Norden zwischen HB und HH

Beitrag von Finchen »

Pausen aus den bereits genannten unterschiedlichen Gründen finde ich wichtig und habe sie bei unterschiedlichen Pferdetypen auch unterschiedlich in Dauer, Häufigkeit, Art als hilfreich erlebt.

Auch die Pause vom Reiten ganz allgemein kann ich nur als positiv bewerten, durch die Bank wurde nach einer mehrwöchigen Pause zuletzt neu begonnenes gut wieder hervorgeholt, "Verarbeiten" scheint gut zu funktionieren.
Für körperliche Fortschritte kann sich natürlich eine solche längere Pause nicht vorteilhaft auswirken. :wink:
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
Antworten