Handpferd

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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Ulrike
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Handpferd

Beitrag von Ulrike »

Guten Morgen,


mein Männchen soll dieses Jahr als Handpferd mit in's Gelände gehen;
er ist aber recht empfindlich im Maul, zur Zeit besonders, vielleicht ist er am Zahnen.

Am Stallhalfter möchte ich ihn aber nicht mitnehmen, dazu ist er noch nicht konstant genug in der Konzentration.

Wie habt Ihr das gehandhabt?

Bisher war es kein Problem, ein junges Pferd mitzunehmen, sie sind immer fein mitgekommen. Bei ihm habe ich da aber so meine Bedenken, will mich aber auch nicht auf ein Trensenziehen einlassen.

Bietet sich da auch ein Kappzaum an?
Knotenhalfter?

LG Ulrike
Tess
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Beitrag von Tess »

Ich benutze bei Pferden, die erstmal dazu neigen zu drängeln und ziehen einen Kappzaum und bei solchen, die sich eher ziehen lassen ein Knotenhalfter.

Trense nehme ich nie. Normales Halfter auch nicht - da lachen sich meine Ponies im Zweifel drüber tot :lol:
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

Ich habe meine leicht lustige RB immer mit Halfter und Führkette als Handpferd mitgenommen.

Kappzaum hat wahrscheinlich den selben Effekt.
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Als ich Kurti, einen Noriker-Wallach (also ein Kaltblut) mit 2,5 Jahren im Sommer 2012 bekommen habe, haben wir das Führen erst mal geübt, weil er das nicht so kannte. Auf den Menschen achten? Kannte er nicht. Ich habe anfangs das Halfter mit auf die Weide genommen und ihn runter zum Stall geführt, dann das auch draußen auf der Wiese für kurze Sequenzen geübt. Wichtig war mir da, daß er gut auf die Stimmkommandos und auf Körpersprache reagiert. Ich wollte nicht überholt und auch nicht umgewalzt werden. Das war dann innerhalb kürzester Zeit kein Problem, weshalb wir dann mit kürzeren Spaziergängen angefangen haben, das dann langsam auf bis zu 1,5 Stunden gesteigert haben. Alles am normalen Stallhalfter.

Im Herbst 2012 haben wir dann angefangen, daß mein Mann Kurti spazierengeführt hat, ich ritt mit Amor nebenher. Auf dem Heimweg habe ich ihn dann ein paarmal übernommen. Ende 2012 habe ich Kurti dann auch alleine als Handpferd mitgenommen, zuerst nur kleine Runden à 30 Minuten auf ihm schon vom Spazierengehen bekannten Wegen, später dann auch größere Runden bis zu 1,5 Stunden. Auch alles am normalen Stallhalfter.

Zwischenzeitlich geht er in allen drei Gangarten als Handpferd mit. Auch wieder nur am Stallhalfter, allerdings trense ich ihn jetzt zur Gewöhnung hin und wieder mal blind drunter. Ich hatte nur zweimal in diesem starken Jahr Probleme: einmal bog er plötzlich vom Weg in den Wald ab, wickelte den Strick um einen Baum, so daß ich loslassen mußte. Er ist nicht erschrocken oder sonstwas - keine Ahnung, was da war. Das zweite Mal war er etwas pienzig mit den Hufen, wollte nicht über Schotter laufen (das war mal für 2, 3 Wochen so eine Phase, vermutlich waren die Hufe durch den vielen Regen damals einfach empfindlicher, da weicher) und bog dann auch mal in den Wald ab. Er blieb auch immer gleich stehen und kam auf Zuruf wieder her.

Ansonsten: alles kein Thema.

Viele haben schon mit hochgezogenen Augenbrauen und erstauntem Gesicht reagiert, wenn ich erzähle, daß ich auf meinem kleinen Hafi (ca. 530 kg) einen Noriker (derzeit ca. 650 kg, später bestimmt mal annähernd 800 kg) als Handpferd mitnehme, und das ohne Kette oder Kappzaum (was für mich die einzige Alternative wäre, ich longiere z. B. ausschließlich am Kappzaum). Durch das kleinschrittige Üben der Körpersprache und der Stimmkommandos kommen wir aber sehr gut miteinander klar und es gab keine Probleme. Ich kenne auch Kaltblutbesitzer, die sagen, daß sie nie und nimmer ohne Kette oder Knotenhalfter (wäre mir persönlich auch zu scharf) mit ihrem Zossen rausgehen würden. Ich würde mit so einem Pferd dann aber grundsätzlich erst mal gar nicht rausgehen, sondern weiter an den Basics üben. Ich hab schließlich keine 900 kg, die ich dem entgegensetzen könnte und möchte nicht, daß mein Pferd nur über Schmerzen lernt, wo es langzulaufen hat.

So wie Du Deine Situation beschreibst, würde ich wohl noch ein wenig warten, bis Dein Bauchgefühl Dir sagt: ok, jetzt geht das. Das war mir immer wichtig - erst, wenn ich innerlich soweit bin, mache ich den nächsten Schritt.

Edit: Durchs Spazierengehen wußte Kurt auch schon ganz gut, auf welcher Höhe er zu laufen hat. Da habe ich anfangs beim Handpferdereiten auch sehr explizit drauf geachtet: sein Kopf sollte mindestens auf Höhe meines Knies sein, damit ich sehen kann, was er macht. Gerte habe ich auch immer dabei, die ich dann auch regulierend einsetzen kann: vor der Brust heißt langsamer, treibend in der Schenkellage heißt flotter. Am Halfter ziehen muß ich eigentlich selten. Derzeit haben wir da etwas Probleme, weil er zwischenzeitlich halt entwicklungsmäßig schiebt und eine irre Mechanik entwickelt, vor allem im Trab. Da muß mein Hafi zwischenzeitlich schon galoppieren, wenn Kurt einfach "sein" flottes Trabtempo geht - was ich ja aber auch nicht unterbinden möchte.
lg, Tanja

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Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Danke, Tanja,

das war sehr hilfreich.

Wir gehen gerade viel spazieren, er ist allerdings gerade dabei, mich in Frage zu stellen und weil der Boden noch blöd ist, kann ich das nicht so richtig ausfechten, die Halle hier ist meist zu besetzt, um ihn zu arbeiten.

Vielleicht ist er in sich auch noch zu jung, um sich lange konzentrieren zu können, andere Pferde lenken ihn noch sehr ab, da wiehert er was das Zeug hält, da steckt wohl noch etwas Hengst in ihm. 8)

Da es ja noch Zeit ist, mit ihm als Handpferd auszureiten, werde ich erst mal die Spazierrunden erweitern.

Wenn es der Boden dann zulässt, dann versuchen wir das mal, auch eine gute Idee, erst mal einen Fußgänger mitzunehmen.


LG Ulrike
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Ich denke, Kurt hat anfangs viel Sicherheit gegeben, dass der Hafi auch beim Spaziergang immer mit dabei war. Da musste Kurt auch nicht immer akkurat an meiner Schulter angedockt neben mir laufen, wie ich es heute mehr verlange, sondern er durfte viel gucken, schnuppern. Wir sind auch oft nur mal stehengeblieben und haben ihn schauen lassen. So gabs da eigentlich nix zu bekritteln und ich hatte nie den Eindruck, dass es ihm zuviel wird.
lg, Tanja

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Yvonne

Beitrag von Yvonne »

Mein Pony ist früher viel und lange als Handpferd mit meinem Großen mitgelaufen. Inzwischen ist der Große 25 und wir gehen nur noch kleine Runden ausreiten, aber auch öfter mit Handpferd.

Ich benutze für das Handpferd entweder einen Kappzaum oder eine Trense - das hat versicherungsrechtliche Hintergründe. Halfter wird in der Regel bei einem Unfall weder von der Versicherung anerkannt noch strafrechtlich als sichere Zäumung eingestuft, auch ein Knotenhalfter nicht. Kappzaum ist fraglich, Trense ist ok.

Bei meinem Pony ist das aber kein Problem, der ist sehr sensibel und kann mit Stimme und Gerte dirigiert werden, d.h. ich muss da nicht wie blöd am Gebiss zerren.

Ich würde mit einem jungen Pferd das Handpferdereiten immer erst in der Bahn üben. Da ist das Pferd nämlich nicht direkt weg, wenn es mal Unstimmigkeiten gibt und man doch mal loslassen muss.

In Deinem Fall kannst Du auch kombinieren, Kappzaum und Knotenhalfter und dann sozusagen doppelt gesichert. Oder ein Knotenhalfter und zur Absicherung eine Trense drunter.
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Hallo Yvonne,

das mit dem Versicherungsrecht, das war mir gar nicht so klar.

Das Männchen will halt manchmal nicht weiter, und kann sehr bockbeinig in der Gegend rumstehen.
Meist hat das einen Grund, und an dem werden wir arbeiten.

Dennoch ist das seine Wesensart, wenn unsicher, dann stehenbleiben, da kann der Hals dann auch sehr lang werden, beim Stehenbleiben.

Klar, kann ein Mitreiter dann von hinten treiben , das mit Gerte, Zügel und Führstrick, in einer Hand, das kann ich mir dann zum weiteren Treiben nicht wirklich vorstellen.


Aber, danke, Trense und Knotenhalfter, das kann auch ein Anfang sein.

Ich werde weiter denken, danke für Euren Input!



LG Ulrike
Yvonne

Beitrag von Yvonne »

Das stimmt, Gerte, Zügel und Führstrick in einer Hand ist schon viel. Ich reite wenn ich ein Handpferd dabei habe in der Regel einhändig, so dass ich die andere Hand für den Führstrick des Handpferdes und die Gerte frei habe.

Geht auch beidhändig, aber meine beiden sind in der Hinsicht ein eingespieltes Team und das klappt so sehr gut.

Ich hab mir allerdings zum Reiten mit Handpferd einen extra Führstrick anfertigen lassen, der nicht so dick ist und den man auch gut mit Zügel in die Hand nehmen kann. Hab ich mir bei einer Messe anfertigen lassen.
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

Wenn der Versicherungsaspekt abgeklärt ist, kommt es sich auch immer auf den Charakter von dem Pferd an.
Meine RB ist auch im hohen Alter eine ziemliche Knalltüte, egal ob an der Hand am Boden, unterm Sattel oder als Handpferd. Bei solchen Kandiaten gehe ich auf Nummer sicher.
Allerdings habe ich auch schon erleben müssen, das Pferd sich nicht wirklich scheißt, wenn es um Geführt werden mit Trense geht, da kommt in Spezialsituationen nur noch eine Serreta in Frage. Weil ich mich in solchen Situationen nicht auf Spielchen einlasse.... freilaufende Pferde sind in dichtbesiedelten Gebieten einfach ein zu hohes Gefahrenpotential.

Gerade gestern erlebt. Herr Pferd (RB 2) steht seit 2 Wochen wegen eine Lahmheitsgeschichte und soll im Schritt geführt werden. Also ich samt Pferd in Richtung Halle ... Halle wie immer randvoll mit Reitern, die ohne Rücksicht auf Verluste reiten und ich mitten drin (ging nicht anders). Mit Trense hätte ich nach einer Runde alt ausgesehen, bzw. das Chaos in der Halle wäre perfekt gewesen ... mit Serreta/Kappzaum gab's eine kurze Diskusion und gut war's.
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Stimmt, Versicherungsaspekt sollte abgeklärt sein. Bei uns ist das kein Problem.

Ich reite auch immer einhändig, allerdings gebißlos. Das ist mit meinem Hafi kein Problem. In der linken Hand habe ich die Zügel und die aufgeschlaufte Longe (auf 5 m gekürzt), in der rechten Hand die Gerte und die Longe, die ich wie einen Zügel halte. Früher bin ich auch immer mit Strick, der war mir aber dann iwann zu dick. Mit der Longe klappt das supi.
lg, Tanja

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Lala
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Beitrag von Lala »

Betreffend Sicherheit beim Führen mit Trense:
Die ist meiner Erfahrung nach doch sehr relativ, aber vielleicht hab ich auch einfach ein spezielles Hü :lol:
Hat es nämlich erlickt, dass pferd sich gut losreissen kann, wenn nur im richtigen Winkel rückwärts gezogen wird :roll:
Seither wird im Zweifelsfall mit dem Knotenhalfter geführt ohne solche Probleme.
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

@Lala: mein RB schaft das mit losreisen auf Trense in jedem Winkel .... :wut: von jetzt auf gleich ....
grisu
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Beitrag von grisu »

Ein Knotenhalfter fand ich bisher auch am effektivsten. Allerdings habe ich mir immer wirklich Sorgen gemacht, was passiert, wenn ich mal dusselig loslasse und das Pferd auf den Strick tritt und sich das Teil ins Genick zieht. Oder aber im Wald mit dem Strick an Bäumen hängen bleibt ... (aber ich tendiere zu einer Horrorszenario-Phantasie :shock:). Glücklicherweise ist nie was passiert.

In England und Schottland bin ich viel mit einem oder zwei Handpferden geritten, wenn es darum ging, sie nach dem Sommer-Koppelurlaub für die Jagden anzutrainieren. Da habe ich immer Trensen draufgemacht, weil man dort sehr viel auf Straßen reitet.
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

grisu, :lol:

Das mit dem Kopfkino, das kenne ich auch gut.

Zur Zeit mache ich viel am Boden, ich habe dieses Buch von A.Aguilar gekauft und arbeite da ein bisschen nach.

Vieles ist nicht neu aber gut, nochmal neu zu durchdenken.
Er wird auch wieder ansprechbarer, im Winter gehen die Kräfte auch schon mal mit dem Kopf durch.
Wenn es wärmer wird, dann starte ich den ersten Versuch, mal sehen, mit welchem Kopfschmuck.


LG Ulrike
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