Anpaarungsgedanken

Allgemeines rund ums Pferd

Moderatoren: Julia, dshengis

Benutzeravatar
amara
User
Beiträge: 2537
Registriert: Mo, 02. Apr 2007 23:44
Wohnort: Ravensburg

Beitrag von amara »

Hier gibt es durchaus solche Züchter - Unterschied vielleicht: Es muss (und wird auch) keiner seine Brötchen mit verdienen. Die Züchten halt, weil es Herz-Seelen-Leib-Züchter sind.
Sie züchten nicht aus Geldverdienernatur. Das finde ich persönlich auch ok und gut so. Wer aus Liebschaft züchtet, hat mehr Bewegungsfreiheit als einer, der zum Geldverdienen züchtet.

Auch mein eigener ist bei einem Züchter aufgewachsen (nicht geboren, aber aufgewachsen) der eine - nicht grade kleine - Hobbyzucht betreibt. Ein Freund meiner Mutter züchtet auch im größeren Stil, aber Geld verdient keiner damit.
Beide sagen: in guten Jahren ein 0€-Betrieb... :shock:

Und marquisa: 3000eur sind sicherlich KEIN Preis, der einen Züchter deckt, das stimmt. Aber ich kenne im Bekanntenkreis einige Pferde, die so - auch für diesen Preis - gekauft worden sind. Also, einfach weil der Markt das hergibt, und wenn jemand privater sein Pferd loswerden will, dann findet man solche "Schnäppchen" wirklich für 3t €.
Das kann einen Züchter natürlich frustrieren, das ist klar. Es wäre nicht mein Ding, und ich hab aus anderen Gründen beim Züchter gekauft, aber ich denke, es gibt wirklich einige, die die Reiterei an den Nagel hängen - und das drückt halt den Preis auch für gute Pferde.
Sheitana
User
Beiträge: 2695
Registriert: Mi, 09. Mai 2007 09:38
Wohnort: Bonner Raum

Beitrag von Sheitana »

Na das Problem ist doch, 90% der Reiter suchen "das Besondere". Das Pferd soll eine besondere Farbe haben, Strampler sein oder sonstwie spektakulär. Natürlich noch mit 1a Abstammung.
Dummerweise wird dabei vergessen, dass man dieses Tier auch noch händeln und reiten können muss... 8)
Also es gibts sie doch die schwierigen Pferde Im Umgang ? Wo das Zuchtziel :Schoenheit und Gang da sind ,dafuer aber schwieriges Nervenkostuem ?
Sicherlich gibt es die. Wobei ich eher sagen würde: es gibt sie, die Pferde, die nun mal für den Sport sind und nicht dafür, als Freizeitpferd ein wenig bewegt zu werden.
LG
Sheitana
---------------------------------------
Benutzeravatar
marquisa
User
Beiträge: 903
Registriert: Di, 01. Dez 2009 14:07
Wohnort: Issum

Beitrag von marquisa »

horsman,die Nachfrage bestimmt derzeit das Zuchtziel.

Hier sind die Offiziellen gefragt,die Richter oder aber auch Ausbilder,die den Verbrauchern die Köpfe zurechtrücken.

Der Fokus muss wieder auf die Ausbildungspferde gelenkt werden,weg von den Basisstramplern,denen hinterher der Motor ausgeht.
Motte
User
Beiträge: 1481
Registriert: Do, 12. Jul 2007 15:26
Wohnort: Schnuckenland

Beitrag von Motte »

Paula hat geschrieben:Also es gibts sie doch die schwierigen Pferde Im Umgang ? Wo das Zuchtziel :Schoenheit und Gang da sind ,dafuer aber schwieriges Nervenkostuem ?

Pferde fuer Profis ,nannte das ein Zuechter.
Naja es gibt sicherlich kein Zuchtziel "Charakterschwein".

Aber bei manchen "begnadeten" nimmt man das evtl. in Kauf, dass die eben nicht nur braaaav sind, sondern eben eher Pferde für Profis.
Paula

Beitrag von Paula »

Horsmaen ,mein Eindruck Zucht betreffend :die Sehnsucht fast aller Zuechter :einmal ein Spitzenpferd ziehen ,dass sich fuer zig Tausend verkauft.
Das passiert immer mal wieder das Jungpferde fuer z.b.200 000 oder gar 800 000
verkauft werden ,meistens Hengste.Ja dann haben sie den Verlust der letzten 10 jahre wieder drin .Ausserdem scheint das der Traum zu sein .
Daher werden meist Spitzenpferde gezuechtet ,bzw jeder versucht es....Mein Eindruck ..
Marquisa ,du kommst vom Fach , Wie Ist es wirklich ?
Und alle Pferde die sich nicht gut verkaufen landen guenstigst Im Freizeitbereich ....
Motte und sheitana ,genau das meinte ich ....
Zuletzt geändert von Paula am Do, 06. Feb 2014 20:40, insgesamt 3-mal geändert.
Benutzeravatar
marquisa
User
Beiträge: 903
Registriert: Di, 01. Dez 2009 14:07
Wohnort: Issum

Beitrag von marquisa »

Die Marktlage gibt es halt zur Zeit her,dass man aufgrund des Überangebotes günstig ein Pferd erwerben kann.

Dennoch kann mir keiner erzählen,dass es dauerhaft Spaß macht,ein Pferd unter Entstehungskosten abzugeben,Hobby hin oder her.

Paula,wir verkaufen keine 2- Jährigen.Entweder gehen sie als Fohlen,oder aber erst 5 jährig geritten.
Momentan haben wir keine Zuchtpferde.
Wenn du bereit warst für ein Jungpferd auch ungeritten bis 10 Mille hinzublättern,konntest du super fündig werden.Das ist ja auch ein Kurs,mit dem ein Züchter arbeiten kann.
Benutzeravatar
marquisa
User
Beiträge: 903
Registriert: Di, 01. Dez 2009 14:07
Wohnort: Issum

Beitrag von marquisa »

In den Großzuchtstätten wird schon sehr früh selektiert,das erste Mal als Fohlen.
Bei den ganz Unsentimentalen geht der erste Ausschuss als Absetzer in die Truhe,die zweite Selektion erfolgt 2,5 jährig vorm Anreiten.
Angeritten wird nur das,was man vermeintlich zumindest kostendeckend verkaufen kann.

Entsehen während dieser Phase Komplikationen (bleibt zu klein,nicht anzupacken,etc.) gehts für kleinen Kurs zum Händler,wo der Verbraucher auch schon mal ein gutes Schnäppchen machen kann.

Und Paula: Ja,es gibt Pferde,die nicht für den Hausfrauengebrauch geeignet sind.Das muss und soll auch so sein.Ein anfängertaugliches Pferd soll ja ganz andere Eigenschaften verkörpern als ein diszplinspezifischer Profi.
Da ist eine ganz andere Reaktionsschnelligkeit gefragt und die sitzt im Blut oder eben nicht.

Einen Rennwagen muss ich auch anders fahren als einen Geländediesel.
Paula

Beitrag von Paula »

Puh das mit den grossen Zuechtern ist verstaendlich ,aber das war Der Grund das ich bei denen nicht kaufen wollte .Kategorisch.
So wars dann eben eins vom Hobbyzuechter.Sein Bruder hat allerdings ein Fohlen (Hengst) fuer 50 000 verkauft.
Sind eure Rennwaegen ? Eure sind doch bewusst rittig und menschenfreundlich gezuechtet ,stimmts ?
Zuletzt geändert von Paula am Do, 06. Feb 2014 20:41, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Cubano
User
Beiträge: 3727
Registriert: Di, 20. Mär 2007 19:34
Wohnort: Oldenburger Land

Beitrag von Cubano »

marquisa hat geschrieben: Und Paula: Ja,es gibt Pferde,die nicht für den Hausfrauengebrauch geeignet sind.Das muss und soll auch so sein.Ein anfängertaugliches Pferd soll ja ganz andere Eigenschaften verkörpern als ein diszplinspezifischer Profi.
Da ist eine ganz andere Reaktionsschnelligkeit gefragt und die sitzt im Blut oder eben nicht.

Einen Rennwagen muss ich auch anders fahren als einen Geländediesel.
Moins,
nur kurz zur Relativierung: Das ist übrigens kein Phänomen der deutschen Warmblutzucht. Du findest bei den PRE (bei den Lusis mit Sicherheit auch) ebenfalls Linien, die nicht unbedingt hausfrauentauglich sind, dafür aber Eigenschaften mitbringen, die für den versierten Reiter genau das Richtige sind.
Nur ist es bei der spanischen Zucht genau umgekehrt: Während in der deutschen WB-Zucht bereits lange kolportiert wird, dass es eben Linien gibt, die nicht so anfängerfreundlich sind, heisst es beim PRE ganz generell: Och, die haben doch „eingebauten Gehorsam“. Das geht dann so lange gut, bis sich ein unbedarfter Mensch z.B. ein Borquez-Pferd in den Stall steht – eine Linie, bei der auch spanische Profis vorher genau hinschauen, bevor sie kaufen.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Benutzeravatar
Lirio
User
Beiträge: 343
Registriert: Mo, 08. Jun 2009 14:18
Wohnort: Graz

Beitrag von Lirio »

Sicher gibt es das bei den Spezialrassen auch! Nicht umsonst gibt es bei Lusitanos z.B. Stierkampflinien, die müssen anders reagieren als ein Freizeitpferd.
Und auch ein Isländer für Rennpassprüfungen muss eine andere Einstellung zur Arbeit haben als ein Freizeitpferd.
Julia
Moderator
Beiträge: 3891
Registriert: Mo, 28. Jan 2008 15:58
Wohnort: Raum Lueneburg

Beitrag von Julia »

Ich hatte bis vor kurzem einige Jungpferde von einem Züchter in Beritt.

Sie züchten doch recht erfolgreich, die Pferde gehen regelmäßig in Verden oder Medingen über die Auktionen und dann auch gewinnbringend.

Das Problem was ich dort hatte ist in einen Satz zu fassen : Die Züchter sind keine Reiter!

Das heisst Rittigkeit, Arbeitseinstellung, Umgang etc. sind NEBENSACHE.

Da werden Papiere miteinander gekreuzt, Farben und zu allererst aber BEWEGUNG! AUSDRUCK! ELEGANZ!

So, und diese Maschinen wurden dann von einer, wohl lebensmüden, jungen Frau angeritten und wenn das geschehen ist gingen sie nochmal für ein halbes Jahr auf die Wiese und dann zu mir. Jesses!

Es ist schon ein etwas " anderes" Gefühl wenn so ein halbstarkes, großes "Etwas" mit exorbitanten Bewegungen, Schub bis an die Ohren und Augen die jeden Windhauch sehen unter dir losmarschiert - Lenkung mäßig, Bremse "hä?"

Die Pferde hatten wirklich mehr Mühe als alle anderen die ich bis dato geritten habe ihre Gräten zu sortieren.

Keines (!) von denen war auch nur ansatzweise klar im Kopf und ich habe mir den Mund fusselig geredet und versucht denen zu erklären worauf es noch ankommt...

Die Kehrseite, die sie aber noch nicht begriffen haben: Da stehen alle Pferde, die es warum auch immer nicht auf die Auktion geschafft haben, sich die Gräten in den Bauch. Zum einen sind sich von einem "Normalen Reiter" nicht zu handhaben und dann sind, aus Gewohnheit, die Preisvorstellungen absolut indiskutabel...

Ich finde es wirklich schwierig gute Anpaarungen zu finden damit das Gesamtpaket passt. Wir haben auch mal gezüchtet. Trakehner. Uns war immer das wichtigste die Kopfklarheit und Rittigkeit. Bewegung war nicht unwichtig aber stand einfach nicht an erster Stelle. Unsere Pferde wurden 3 und 4 jährig immer ein wenig belächelt. Trotzdem haben es einige ins große Viereck geschafft. S-GP gewonnen und platziert.

Davon haben oben genannte Züchter evtl. 2...bei einem Stutenstamm von 6 Tieren die eigentlich jährlich Fohlen und das seit 15 Jahren...
Zuletzt geändert von Julia am Do, 06. Feb 2014 22:47, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße, Julia
C.Dingens
User
Beiträge: 284
Registriert: Mi, 15. Jan 2014 15:38
Wohnort: Auf dem Ponyhof

Beitrag von C.Dingens »

marquisa hat geschrieben:Und jetzt mal eine Frage an C.Dingens:

Was macht einen Quaterback für dich so begehrlich?
Ist es seine Rittigkeit,seine Ausbildungsfähigkeit,seine Konstruktion?

Woher kennst du den Hengst,wann und unter welchen Bedingungen hast du ihn gesehen? Inwieweit kennst du den Stamm?Welche Ziele hast du?

In Bezug auf Wolkentanz habe ich,ohne die Stute von Dingens zu kennen,so meine Bedenken.Wumms und viel Krach wird es wohl geben,aber was kommt danach,wenn man die mal "reiten" will?
marquisa, erstmal Danke für die Mühe mit dieser Box.
Was macht ihn für mich begehrlich? Ich war damals auf einer seiner 1. Vorstellungen bei Sosath in der Hengstvorführung. Es gab viele tolle Pferde zu sehen und dann kam dieser junge bisher unbekannte Hengst in die Halle und es macht Boooooooohm, Magie. Das war mir vorher noch nie passiert. Ich gehe relativ Sachlich mit dem Thema um und ich habe mir schon viele wunderbare Pferde angesehen. Ich mochte die Selbstbewusste Art dieses Junghengstes und natürlich auch diese wahnsinnige Mechanik. Aber normalerweise lässt mich das sonst eher kalt und ich bin ein Fan von eher "normalen" Pferden.
1-2 Jahre danach, lernte ich Wolke kennen und so ziemlich das 1. was mir in den Kopf schoss wahr Quarterback. Dabei wollte ich niemals züchten und ganz bestimmt nicht mit einer "bekloppten" völlig verittenen Stute, die zu dem nicht das optimale Gebäude mit bringt.
Aber dieses Gefühl ist nach Jahren immer noch da…..völlig unsachlich und unbegründet :oops: 8) :lol: Einfach Bauchgefühl! Ehrlich? Ich war sonst immer die 1. die Stuten Besitzerinnen mit "Null Acht Fuffzig Stuten" den Vogel gezeigt hat, wenn sie mit dem Thema auf mich zu gekommen sind.
Halbgare Garagenzucht braucht kein Mensch.
horsman
User
Beiträge: 2879
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 12:04
Wohnort: NRW

Beitrag von horsman »

Julia hat geschrieben: Das Problem was ich dort hatte ist in einen Satz zu fassen : Die Züchter sind keine Reiter!

Das heisst Rittigkeit, Arbeitseinstellung, Umgang etc. sind NEBENSACHE.

Da werden Papiere miteinander gekreuzt, Farben und zu allererst aber BEWEGUNG! AUSDRUCK! ELEGANZ!
Ja, nu, aber die Organisation einer, im Schnitt doch irgendwie funktionierenden Selektion in Richtung des Zuchtziels sind die Zuchtverbände verantwortlich und hätten ja auch Mittel. Die Hengstselektion schließlich und auch eine gewisse Selektion bei den Stuten liegt in deren Hand.

Aber auch hier regiert eben das grosse Geld, sprich die paar Superkracher, die sich als Jungpferd auf deren Auktionen spektakulär vermarkten lassen und der Rest ist Schweigen.

Aber sicher gibt es auch noch kleine aber feine Zuchststätten, die mit echtem Reiterverstand Pferde züchten. Reich wird man damit nicht, eher schon arm.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Julia
Moderator
Beiträge: 3891
Registriert: Mo, 28. Jan 2008 15:58
Wohnort: Raum Lueneburg

Beitrag von Julia »

horsmän, die Selektion durch die Zuchtverbände wäre auf jeden Fall verbesserungswürdig, ja.


Trotzdem wird immer die Hauptverantwortung für gute Anpaarungen in der Züchterhand liegen. Die Stuten von den besagten Züchtern sind wirklich gut!
Und mit anderen Hengsten gepaart bin ich mir sicher das man da auch gute, händelbare Reitpferde raus bekommt.
Aber diese Züchter gucken welche gerade besonders gefragt sind (Hengste), welche Nachkommen auf den Auktionen die besten Preise erzielt haben und welche am spektakulärsten Strampeln.

DAFÜR kann meinen keinen Zuchtverband verantwortlich machen!
Liebe Grüße, Julia
Sheitana
User
Beiträge: 2695
Registriert: Mi, 09. Mai 2007 09:38
Wohnort: Bonner Raum

Beitrag von Sheitana »

C.Dingens, du sprichst da einen nächsten - äußerst wichtigen - Punkt an.
Das Stutenmaterial.
Der Hengst ist das Eine, nicht vergessen darf man aber, dass die Stuten der weitaus wichtigere Part in der Zucht sind. Jeder gute und gewissenhafte Züchter wird einem sagen, dass der Hengst nur das I-Tüpfelchen ist, die Stuten aber der Grundstock. Ohne guten Stutenstamm keine gute Zucht.

Denn nicht nur, dass die Stuten aufgrund der mitochondrialen Vererbung schon mehr Genmaterial mitbringen, sie sind es, die das Fohlen schon vor der Geburt und vor Allem auch danach charakterlich prägen.
Kleinere Gebäudemängel hat im Grunde jedes Pferd, es gibt immer etwas zu verbessern und im besten Fall gleicht der Hengst dies aus. Schlechte Charaktereigenschaften, besonders bei der Stute wird vermutlich auch das Fohlen bekommen, das sollte man immer bedenken.
Oft ist man besser (und günstiger) damit bedient, sich ein Fohlen zu kaufen auch, wenn ich den Wunsch nach dem Fohlen aus der eigenen Stute natürlich verstehen kann.

Der Markt ist voll von guten Pferden und wenn die Stute nicht min. gut, besser überdurchschnittlich ist lässt man es gerade in der WB-Zucht besser. Denn die Chance, dass das Pferd später billig "irgendwo" landet ist leider groß.
LG
Sheitana
---------------------------------------
Antworten