Zügelbeißer..

Themen zur Ausrüstung von Pferd und Reiter

Moderator: ninischi

Schennue
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Zügelbeißer..

Beitrag von Schennue »

Hallo ihr Lieben,

ich bin gerade ratlos.. Mein Pferd, 5 Jahre nimmt leidenschaftlich gerne Sachen in Mund.
Ganz besonders schlimm sind Zügel (und Stricke). Er nimmt diese auf der rechten seite in den Mund und schiebt es dann aber auf der anderen Seite mehr oder weniger durch, sodass die Zügel einmal quer im Maul liegen. Das geht teilweise so schnell, das ich nicht reagieren kann. Es kam nun auch schon öfters vor, das er dann gegen zieht und das tut natürlich weh..
Z.B. heute.. ich öffne die Türe, drehe ihn um, schließe das Tor und er hat bereits den Zügel im Mund. Dann läuft er rückwärts und zieht selber, sodass es ihm weh tut.. Er reißt dann meistens noch ruckartig den Kopf hoch..

Nun meine Frage.. ist es möglich, das ihm was weh tut im Mund? Sollte ich das röntgen lassen? Die "Unart" hat er seitdem ich ihn aus dem Aufzuchtstall geholt habe..
Zähne waren letztes Jahr unauffällig.. Wolfszähne wurden gezogen..
Er kaut auch extrem auf seinem Gebiss rum, somit reite ich fast nur noch gebisslos..

Ich verzweifle langsam.. :/ :cry:
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

Meine RB macht das auch und findet das furchtbar lustig, wenn man dann versucht ihm den Zügeln oder die Longe zu entziehen. Das artet dann meist ein bisschen in "Kochen-zieh"-Spielchen aus. Das findet er dann so richtig spannend ...

Ich weiss nicht so das "krankhaft" ist bzw. das Pferd Schmerzen hat. Ich würde einfach sagen, dass das Pferd sehr oralfixiert ist. :kopfkratz:

Kaut dein Pferd allgemein gerne auf allerlei Sachen rum?

Gibt es nicht so Zeug was man auf Decken schmiert, damit die Pferd diese nicht zerbeisen. Vielleicht kann man damit auch die Zügel präparieren ....
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Mein junger Noriker, der jetzt vier wird, ist auch immens oralfixiert. Ich denke, dass das daher kommt, weil er ein Flaschenkind ist, also mit der Flasche aufgezogen wurde. Ich achte immer sehr explizit auf die Situation in der das passiert, um einzuschätzen, ob das nun eine Übersprungshandlung sein könnte. Bei uns ist es mit der Zeit immer weniger geworden, was sicher auch mit seiner geistigen Entwicklung und Festigung im Wesen zu tun hat. Ich fand das Herumkauen auf dem Strick nun zwar nicht toll, aber auch nicht so schlimm. Ich habe ihm einfach immer ruhig durch das Kommando "Aus!" - wie beim Hund - erklärt, dass ich das nicht mag.

Auf dem Gebiss hat er anfangs auch sehr intensiv herumgekaut, aber das hat sich von Einheit zu Einheit schnell gegeben. Ich war da aber auch sehr vorsichtig, habe nie viel verlangt und ihm einfach gezeigt, wie ich das gerne hätte. Gerade die Zuegel waren da nämlich auch so ein Problem, weil sie halt recht nah am Maul rumhaengen. Ist heute nur noch selten ein Problem.

Anti-Bite könnte vielleicht helfen, ich habe aber noch nicht darauf zurückgreifen müssen, habe das auch gar nicht am Stall.

Kann natürlich schon sein, dass so ein Ruck mit dem Strick im Maul weh tut, aber wenn ich Dich richtig verstanden habe, führst ja nicht Du das aktiv herbei sondern er macht das selbst.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

Ich möchte behaupten, dass er Ruck im Maul garnicht so groß ist, wenn das Pferd auf den Zügel beist. Zu mindest mein RB beist bei so einen Aktion immer die Zähne zusammen und findet das gerade lustig und zieht dagegen. Ihm die Zügel wieder "abzunehmen" ist so eine Sachen und ist immer ein kleiner Kampf.

Wenn es ihm weh tun würde, würde er es denke ich nicht machen ...
Vignir

Beitrag von Vignir »

Es beruhigt mich ein klein wenig, daß auch noch andere mit der oralen Fixierung ihrer Pferde Probleme haben... :roll:

Ich habe aktuell 3 bald vierjährige Jungpferde bei mir (1 Hengst, 2 Wallache, einer davon auch ein Flaschenkind wie bei Tanja), die allesamt denselben Vater haben, weshalb ich schon über eine genetische Komponente nachdachte. Die sind so dermaßen oral fixiert, daß ich sie nicht einmal vernünftig aufhalftern kann, weil man so schnell den Nasenriemen nicht über die Nase ziehen kann, wie dieser schon im Maul verschwunden ist. Nach anfänglichem "Nein-Schimpfen" hab ich sogar schon meine Strategie geändert und schiebe immer sofort einen Keks ins Maul, damit dieses beschäftigt ist, während ich versuche innerhalb einer Doppelsekunde das Halfter überzuziehen. Hin und wieder klappt es sogar mal *verzweifel* und ich komme zum Loben, immerhin.

Anti-bite hab ich auch schon sehr erfolglos versucht, der Hengst hat daraufhin noch genüßlicher an dem Strick gelutscht, während ich in vom Nebel des Zeugs fast Brechreiz bekommen hätte. Er kriegt auch einen richtig glücklichen Gesichtsausdruck, wenn er lutschen kann. :roll:

Ich hab es sogar noch mit dem Zahnwechsel in Verbindung gebracht, da ich mir durchaus denken kann, daß es weh tut oder auch juckt etc. Allerdings sind sie alle drei nun seit ein paar Wochen mit dem Wechsel der Zweierzangen durch, lassen das Kauen und Lutschen aber immer noch nicht nach.

Neulich bekam ich den Tip, Tabasco auf die Stricke etc. zu schmieren, fand das aber doch ziemlich unfair dem Pferd gegenüber. Die Jungs sind mit dem Durchkauen von Stricken so dermaßen schnell, daß man es teilweise nicht einmal schafft, ihnen den Strick im kleinen "Kampf" abzunehmen, da liegt das andere Ende bereits am Boden. Ich muß zugeben, daß ich von dem Verhalten auch leicht genervt bin und es gerne abstellen würde, allein schon, weil es so langsam aber sicher ins Geld geht, 3-5 Stricke pro Woche ersetzen zu müssen. Wäre für Tips also ebenfalls äußerst dankbar! :wink:
Tess
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Beitrag von Tess »

Ich würd sie mit einer Kette anbinden und beim Führen extrem drauf achten, dass nicht nach Strick und Co. geschnappt wird.

Bei meinen hat sich diese orale Fixierung irgendwann gegeben.

Ansonsten: versuch doch mal die orale Fixierung zu kanalisieren und ihnen das apportieren o.ä. beizubringen :wink: .
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amara
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Beitrag von amara »

Orale Fixierung?


Hm - ganz ehrlich: Meiner Meinung nach NORMAL pferdisch und allein des Menschen Problem. :lol:
Was heisst: Junge Hengste und Wallache sind IMMER "oral fixiert" und damit sprechen wir idR (das Flaschenkind evt. ausgenommen) von keiner Fixierung, sondern von ganz normal pferdischem Verhalten. :wink: :wink: Die einen halt mehr, die anderen weniger.
Nur dass viele halt nicht damit umgehen können. In jungem Alter ganz normal. Sicher kommen viele Sachen zusammen, schiebende Zähne, fehlende Junghengstkämpfe, die Gewöhnung an Arbeit im aufständischen Jugendalter und FRECHHEIT.

C. schnappt und beisst auch gern auf allem rum. Immer wieder hat er Phasen, in denen kann man ihn kaum aufhalftern, weil er ständig in sein Halfter beisst. Er schnappt nach Zügeln, Jacken, Longen.
Normal!!!!

Und das beste Anti-Bite ist ganz einfach: Erziehung. So hohl und flach wie das jetzt klingen mag, aber es ist wirklich so. Er KANN sich am Riemen reißen, wenn es um Zügel geht. Aber er hat halt keine Lust dazu. :wink:
Ich habe ganz klare Regeln inzwischen z.B. beim Aufhalfern. Es wird sich hingestellt. Es wird der Kopf NICHT bewegt und auf mittlere Höhe gebracht. Man steht geschlossen. Man schiebt nicht mit der Schulter und noch weniger mit dem Bein. Man bewegt sich überhaupt nicht UND MAN BEISST IN KEIN HALFTER. :roll:
Problem: Dazu braucht man - Geduld wie ein Engel, die Konsequenz eines Satans und ausreichend Wissen wie man ohne Gewalt und Schläge erzieht. Problem ist bei solchen Maul-Spielereien häufig, dass die einen zu viel zulassen und zu wenig erziehen, die anderen zu Mitteln greifen die ein Kopfscheues Pferd heranziehen oder auf die Ebene von Jungpferdekämpfen herabdriften.
Schennue
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Beitrag von Schennue »

Erstmal gut zu wissen, das ich nicht alleine mit diesem "Problem" bin..

Ich versuche ja schon seit bald 2 Jahren, dieses Zügelbeißen/Strickbeißen zu unterbinden, aber es klappt einfach nicht :cry:
Erst gestern konnte ich ihn wieder dabei beobachten, wie er alles in Mund nimmt. Und seine Spielereien sehen so aus:

http://www.youtube.com/watch?feature=pl ... 9RfdIFBv5o

http://www.youtube.com/watch?feature=pl ... 2s8Biyl0VE

Seit kurzem angelt er sich den Zügel auch im stehen, das endet dann so:

Bild

Bild

Ich muss immer auf der Hut Sein *seufz*[/img]
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

OT: @Schennue: ist das ein Teufelchen auf der Pobacke von dem Rappen (?) in dem zweiten Filmchen?

Ich kann mir schon vorstellen, dass das auch mit Erziehung zusammen hängt, bzw. dass man das mit Erziehung irgendwann zumindest teilweise eingedämmt bekommt. Aber die Affinität bleibt denke ich immer. Meine RB wird dieses Jahr 17 .... Er mach das ja auch nicht immer, ab und zu wenn es ihm grad gefällt. So lang es sich bei den Gegenständen nur um Stricke, Zügel und co. handelt habe ich damit ein geringeres Problem, aber Herr Schimmel hat das auch schon mit Efeu gemacht und der ist je nach Menge giftig .... und ich wusste in dem Augenblick nur das er für Pferde giftig ist und habe versucht ihm das Gewächs aus dem Maul zu ziehen. Mit mässigen Erfolg ... gut das Pferd hat von der ganzen Sache keine Schaden gehabt. Die Dosis Efeu war scheins zu gering. Aber doof ist so etwas trotzdem.
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amara
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Beitrag von amara »

Also, finde die Spielereien 0815 und ganz normal...

Insofern würd ich sagen - konsequent erziehen. 8)
Vignir

Beitrag von Vignir »

@ Schennue: Ihr seid ein sehr hübsches Paar! :D
Beim Zügelbeißen sind meine Jungs glücklicherweise noch nicht, sie sind noch ungeritten ;-).
amara hat geschrieben:Insofern würd ich sagen - konsequent erziehen. 8)
Werde doch bitte mal konkret! Wie genau denn?

Ich hab meine Jungs sehr konsequent erzogen, sie sind auch durchaus respektvoll und treten z.B. auf Fingerzeig und das Kommando "Zurück" rückwärts, um mich mit der Schubkarre vorbeizulassen etc. Das Halfter-, Strick-, whatever-Kauen hab ich ihnen aber noch nicht abgewöhnen können, weil ich schlicht nicht weiß wie! Ich habe auch schon professionelle Trainer gefragt, wie ich es abstellen kann und eigentlich keine Lösung bekommen. Es gibt ja durchaus auch völlig unterschiedliche Ansätze dazu. Neulich hab ich sogar irgendwo (ware es vielleicht in den "Feinen Hilfen"?) gelesen, daß man solchen Kauereien analog zum Scharren keine Beachtung schenken solle, da sie sich sonst manifestieren würden. Hm, tolle Aussage, dann laß ich die Pferde lieber gleich alle Stricke durchfressen? :roll:

@ Tess: Ich binde sie längst mit Kette an; der Strick wäre ja innerhalb von wenigen Sekunden zernagt! :lol: Klar, daß sie auf der Kette aber nicht weniger lutschen...
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Bei Kurt hat immer ein konsequent tönendes Nein geholfen, nach dem ich den Strick dann sachte aus dem Maul herausverlangt habe. Und das alles recht emotionslos. Später kam dann das Kommando Aus dazu. Ein Pferd weiß und merkt doch sehr schnell, was dem Menschen unangenehm ist. Heute muss ich nur noch Luft holen, dann weiß Kurt schon, was Sache ist und lässt los bzw. beißt gar nicht mehr rein.
lg, Tanja

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Beitrag von padruga »

meiner ist auch sehr oral fixiert und muss ständig alles ins Maul nehmen. Wir haben jetzt ein Abkommen was er ins Maul nehmen darf (sehr viel) und was nicht. Ein "Pssst" reicht jetzt meist bei unerlaubten Sachen. Er kann es langsam gut unterscheiden, aber probiert es trotzdem gerne aus (Zügel sind halt zu verlockend), aber eine kleine Erinnerung reicht dann ("nicht immer, aber immer öfter")
Das Kommando "aus" haben wir auch in der Vokabelsammlung.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Je nach "Hampelmanngrad" des Pferdes kann man es mit "Reaktionen" wirklich verschlimmern. Gerade junge Pferde sind orialfixiert und knapsen gerne. Man könnte auch bei Pferden, bei denen konsequentes Nein etc nicht reicht, versuchen das Gehabes unter Signalkontrolle zu stellen. Will heißen, ich forciere das Verhalten auf ein Kommando und das Sage ich dann irgendwann nicht mehr bzw. Nur wenn sie wirklich die Gerte apportieren sollen. Wäre noch ein Versuch bei ganz heftigen Fällen. Sonst hilft da einfach Zeit und Reife ;-) keinesfalls Klapse etc. sonst hat man da ganz schnell ein negative Konditionierung ;-) Hapsen-Klapsen-noch heftigeres Streßhapsen-Steigerung offen...

Edit

@ padruga

Ja, genauso wie bei euch, meinte ich es!
Es grüßt Nadine

*******************
so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
********************
padruga
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Beitrag von padruga »

Ich habe das auch einfach umgeleitet. Wir haben ein Kommando zum Sachen ins Maul nehmen, da kann er seine Lust so richtig austoben. Freut sich über das Kommando und befolgt dann auch genauso freudig das "aus". Somit lässt er andere "Tabu"-Sachen wie Lederrriemen besser in Ruhe ohne dass ich ihn groß ermahnen muss.
keinesfalls Klapse etc. sonst hat man da ganz schnell ein negative Konditionierung
Ja, oder man stachelt dadurch die Lust noch mehr an, so nach dem Motto "ha, ich war schneller...nicht erwischt, ätsch..." und man bekommt das Problem nie weg.
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