Unterschiede: klassisch - englisch?

Rund um die klassische Reitkunst

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Celine
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Beitrag von Celine »

lalala hat geschrieben:@ celine: meinst du den Damon Hill ? http://www.hengsthaltung-becks.de/VIDEO ... 2006_1.wmv
hmm, das Video kann ich leider nicht sehen, da fehlt mir wieder irgendeine Software. Aber es war auf keinen Fall Damon Hill. Es war ein Wallach, mit ganz spackeligem Hals, und noch ganz aufgeregt, weil unerfahren.
Der Hals hatte unten so eine Beule, fast wie ein ausgeprägter Unterhals, aber das kann eigentlich nicht sein, denn der Wallach sah nicht schlecht geritten aus. Oder er hat das vererbt bekommen?
Ich glaube, es war auch kein Westfale.
lalala

Beitrag von lalala »

*puh* da bin ich ja beruhigt...
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Cubano
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Re: Häh??? was ist denn überhaupt Englisch - Reiten ???

Beitrag von Cubano »

Steffen hat geschrieben:Wenn wir also von FEI und nicht von FN reden, kommen wir der Sache schon näher. Allerdings wird man wohl einräumen müssen, dass man sich auch international in Fragen der Dressur recht stark an der deutschen Auslegung orientiert
Moins!
Steffen, aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, DAS ist so nicht richtig: Ich habe Unterricht bei einer schwedischen RL, Dressurmeisterin der Kanaren, reitet und bildet aus bis Inter – und viele Dinge, die ich bei der FN in Deutschland noch gelernt habe, finden bei ihr nicht statt: So zum Beispiel dieses unsägliche "das Pferd vorwärts schieben müssen" oder auch dieses "jeden Schritt raustreiben" Es gibt also offenbar doch ein paar Unterschiede zwischen FEI und FN, wobei auch das natürlich auch immer eine Sache des jeweiligen RL´ist.
Zur Equitana: Ich habe mir gestern die Videos einmal angeschaut und muss sagen: Wenn die Vorstellung, die BR dort abgeliefert hat, von einer Isabell Werth gekommen wäre, hätte es gellende Pfiffe gegeben. So gab es Szenenapplaus und zwar kurioserweise ausgerechnet bei dem, was an der Sportdressur immer kritisiert wird: bei den Verstärkungen :D
Umso mehr hat mir dann die richterliche Bewertung gefallen…

Saludos
Andrea
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Ich nehme auch einmal stark an , daß sich das Publikum in erster Linie aus den Abkömmlingen der Sporttreiterei rekrutierte. Sportreiter , die plötzlich Interesse an den barocken Rassen entwickelten .Statt "Bienemajakstüm" ( wie Steffen gerne zu sagen pflegt) zog man das Pinguinkostüm an , was es auch nicht besser macht.

LG
Anchy
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Unbek. Ecuyer
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Steffen
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Re: Häh??? was ist denn überhaupt Englisch - Reiten ???

Beitrag von Steffen »

Cubano hat geschrieben:... wobei auch das natürlich auch immer eine Sache des jeweiligen RL´ist.
Ich glaube auch, dass dies eher eine Frage des jeweiligen RL ist. Die guten FN-Ausbilder, die ich kenne, lassen das Pferd weder nach vorne schieben noch jeden Tritt heraustreiben. Allerdings verlangen sie schon ein bedingungsloses Vorwärts, eine korrekte Anlehnung und eine penibel korrekte Ausführung der Lektionen.

Wenn man die Berichte über den Barockpferdecup so liest, bekommt man den Eindruck, dass nicht nur die Sportreiterei ausnahmslos großer Mist ist, sondern die Barockreiterei auch. Da allerdings stellt sich die Frage, mit welcher Erwartung der Betrachter an die Sache heran geht. Perfekte Reiterei wird man wohl nur selten finden. Die Frage ist doch eher, auf welchem Weg man diesem Ziel überhaupt auch nur annähernd nahe kommt. Ich kenne unglaublich viele sehr schlecht gerittene Sportpferde. Aber ich kenne auch ein paar ganz gute. Bei den Barockturnieren sieht man ebenfalls sehr viel schlecht gerittene Pferde. Sind mal in paar dabei, die ganz gut sind, haben sie fast immer einen Reiter mit einer Dressur-Vergangenheit.

Was mir so absolut nicht passt und warum ich immer so vehement gegen diese neue Art der Dressur schieße liegt daran, dass dort selbst die wichtigsten Prinzipien der klassischen Reitkunst grundsätzlich in Frage gestellt werden und man so tut, als habe man plötzlich das Rad neu erfunden. Diese Überheblichkeit an sich ist - abgesehen von den teilweise abstrusen Thesen - schon abstoßend.

Da sehe ich doch lieber ein mittelmäßig gerittenes Sportpferd, das aber wenigstens Schwung und Takt hat, auch wenn es hier und da verspannt sei mag oder zu sehr auf der Vorhand geritten wird. Solche Pferde lassen sich immer korrigieren. Ist aber erst einmal jedes Vorwärts aus dem Pferd heraus geritten, die Anlehnung gründlich verdorben und die natürlichen Gänge ruiniert, weil man auf eine Hilfengebung lieber verzichten wollte, ist eine Korrektur fast immer ohne Aussicht auf Erfolg.

Ihr könnt mich gerne weiter steinigen :lol: , aber ich habe vor lauter Begeisterung über akademische Reitkunst und Co. so viele Fehler gemacht, dass ich davon wirklich geheilt bin. Obwohl ich ein paar Anregungen bis heute für ganz nützlich halte, wird man mich von den Prinzipien der klassischen Lehre, die in der Skala der Ausbildung aus meiner Sicht recht gut wiedergegeben ist, nicht so schnell abbringen. Vor allem nicht unter Berufung darauf, dass diese angeblich ein Widerspruch zu den Lehren eines Guérnière seien, dass dies nicht der Fall ist, wird jeder merken, der Guérnières Schriften einmal selbst liest und sich nicht nur von Anderen berichten läßt, was dort angeblich steht. :wink:
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Anchy hat geschrieben:Ich nehme auch einmal stark an , daß sich das Publikum in erster Linie aus den Abkömmlingen der Sporttreiterei rekrutierte. Sportreiter , die plötzlich Interesse an den barocken Rassen entwickelten .Statt "Bienemajakstüm" ( wie Steffen gerne zu sagen pflegt) zog man das Pinguinkostüm an , was es auch nicht besser macht.

LG
Anchy

Hmm, Anchy, das glaube ich eher nicht. Vielmehr glaube ich, die Leute haben meiner Meinung nach deshalb vor allem bei den Verstärkungen so gejubelt, weil jahrelang galt: Barockreiter und Barockpferde können nur auf der Stelle trippeln, aber keine Verstärkungen zeigen – seitdem nämlich reitet die Showszene genau auf diesen herum :) Und wird halt dafür auch mit Applaus belohnt. Man muss sich doch auch gar nix vormachen: Ob FN-Turnier oder Show-Auftritt; sobald der Ehrgeiz (und natürlich die Kohle) ins Spiel kommt, zählt das, was spektakulär aussieht. Und mit den grottigen Piaffen, die in der Barockszene lange Zeit gezeigt wurden, kann doch heute keiner mehr einen Blumentopf gewinnen. Also wird halt auch da verstärkt…

Saludos
Andrea
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

@Cubano
Du willst aber jetzt nicht behaupten, daß die Piaffen der Sportreiter besser sind oder ? :lol:
Ich denke, auch hier darf nicht verallgemeinert werden, da sieht man grottiges auf beiden Seiten und auch manches Schönes.
Diese Leute habe dann aber oft keine Lust, sich und ihre Pferde auf Turnieren verheizen zu lassen. Wie wir gesehen haben, triebt da der Ergeiz manche Blüten.
Ich habe aber dennoch das Gefühl, daß die Turnierszene der Barockreiterei sich eher aus den verkappten Sportreitern entwickelte. Die, die entweder bei Normaloturnieren nichts reissen konnten oder einfach die falsche Rasse bevorzugten. Dies muß ja auch nicht unbedingt schlecht sein. Aber es erzeugt natürlich Automatismen, wie das pawlowsche ankonditionierte Klatschen bei Trabverstärkungen.
Ich persönlich vermisse hier doch die individuelle Note, sowohl bei Pferd als auch bei Reiter.

Liebe Grüße
Anchy
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Unbek. Ecuyer
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Anchy hat geschrieben:@Cubano
Du willst aber jetzt nicht behaupten, daß die Piaffen der Sportreiter besser sind oder ? :lol:
Moins Anchy,
keinesfalls - bei den einen hüpft nur die Kruppe, die anderen trippeln auf der Stelle - grottenschlecht ist beides. Was mich persönlich allerdings ein wenig sehr nervt ist folgendes: Lange Zeit hat jeder, der einen Iberer unter dem Hintern hatte, gemeint, Piaffe sei ein Kinderspiel. Ich hab selbst so einen Strampler im Stall stehen und weiß genau, dass dieses Gehampel nix mit einer korrekten Pi zu tun hat. Vom Grundsatz her finde ich offen gestanden eine Piaffe, die relativ am Ende der Ausbildung steht, deshalb vernünftiger. Aber eine korrekte Pi würde ich sicher nicht bei den Sportgrößen von heute suchen sondern eher bei Kandidaten wie Oliveira oder Lörke.
Saludos
Andrea
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Cubano hat geschrieben:Barockreiter und Barockpferde können nur auf der Stelle trippeln, aber keine Verstärkungen zeigen
...die Kritik ist ja auch durchaus berechtigt, ein Pferd das angeblich so weit versammelt ist, dass es unter dem Reiter piaffiert, aber keine Verstärkung zeigen kann, ist der beste Beweis, dass die angebliche Piaffe nicht reell war.

Hat ein Pferd einen gewissen Grad an Versammlung unter dem Reiter erreicht, muss die Verstärkung lediglich herausgelassen werden. Die Szene wurde desshalb so kritisiert, weil die gezeigten Lektionen von der angeblichen Piaffe bis zur angeblichen Levade eben nur Trippeln auf der Stelle und Steigen waren, während die Nachweise einer korrekten Ausbildung, wie Unterschiede in den Trabtempi nicht gezeigt werden konnten. Effekthascherei anerzogen mit Leckerlies und Klicker statt mit systematischer Gymnastizierung.

Was ist denn gegen eine gute Trabverstärkung einzuwenden? Ist sie nicht der Nachweis einer korrekten Ausbildung des Pferdes in den Übergängen.
Oder frage ich einmal anders herum: Was würdet ihr daraus schließen, wenn eine Pferd keine Tabverstärkung unter dem Reiter zeigen kann? :roll:
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

[quote="Steffen"]Was ist denn gegen eine gute Trabverstärkung einzuwenden?

Überhaupt nichts, ganz im Gegenteil: Ich hab selbst einen Iberer, der viel Potenzial für Verstärkungen hat und bin durchaus froh darüber. Allerdings: Eine gute Trabverstärkung ist für mich halt nicht Beine-schmeissen-aus-der-Schulter heraus sondern - wie bereits erwähnt - das Ergebnis einer langen Ausbildung, bei der erstmal die Versammlungsfähigkeit gefördert werden muss. Tja, aber wenn DAS dann mal gegeben ist…schwärm :D
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Isomer
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Beitrag von Isomer »

@Cubano

Eine Piaffe am Ende der Ausbildung? Dann scheint es so das der gute Nuno Oliveira seine Pferde schon im Mutterleib angefangen hat auszubilden!!

Junge Pferde / Junge Reiter (Band 1) Seite 47 Zabrod Dreijähriges Donpferd Beginn der Piaffe ;)

Gruß Isomer
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

...und weil wir alle kleine Oliveiras sind, holen wir jetzt die dreijährigen Fohlen raus und piaffieren los, suuuuuper , es lebe die klassische Reitkunst.

Vielleicht kommen wir hier tatsächlich noch zu neuen Erkentnissen. Das wird ja eine lustige Ausbildung. :roll:


Das ist wohl eher ein Beleg, dass auch Oliveira nicht in jeder Einzelheit kopiert werden sollte.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Beitrag von horsman »

kopieren nicht,
aber man kann ja seine Ratschläge mal studieren und versuchen in dieser Richtung seinen Weg (samt Ausbilder) zu suchen
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Isomer
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Beitrag von Isomer »

@Steffen
Und genau so sollte mein Beitrag verstanden werden!! Wir haben alle Leichen im Keller ;)

Gruß Isomer
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Moins!
Nur mal als kleiner Denkanstoß:
Ich denke mal, wir alle sind uns darüber einig, dass man schon ziemlich viel wissen muss, um einem Pferd die korrekte Piaffe beizubringen, oder? Und dass die meisten von uns bedauerlicherweise eben keine Oliveiras sind, steht sicher auch fest, gell? :D
Kann es dann im Umkehrschluss nicht auch sein, dass die Gefahr ziemlich groß ist, dass man dem Pferd statt Pi doch nur Gezappel auf der Stelle beibringt? Ich sehe das mal ganz emotionslos: Ich habe mir viele Piaffen auf HP´s, Fotos und Videos angesehen – die meisten davon haben genau die Fehler wie etwa rückständige Vorderbeine oder hüpfende Kruppen gezeigt, die heute gern bei den modernen Sportreitern bemängelt werden; übrigens vollkommen zu recht.
Ich kann mich deshalb des durchaus ketzerischen Eindrucks nicht erwehren, dass die allerorten grassierende Halbbildung mittlerweile auch Einzug in die Reiterei gefunden hat – mit dem Ergebnis, dass viele Reiter heute meinen, sie wüssten, wie eine Pi auszubilden ist. Nur, dass das Ergebnis leider nicht stimmt. Es ist leider so: Nur wenn ich Oliveira lese und auch verstehe, kommt am Ende keine Piaffe dabei heraus *frins*.

Ganz persönlich sehe ich diese "Piaffe ist eine Allerweltslektion"-Attitude relativ skeptisch. Das hat aber sicher auch damit zu tun, dass ich in einem Land lebe, in dem die Pi zum reiterlichen Alltag gehört – mit nicht unbedingt schönen Ergebnissen.

Saludos
Andrea
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