Reitlehrer - auf welche Qualifikation legt ihr Wert?

Allgemeines rund ums Pferd

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gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ja, so hat jeder unterschiedliche kriterien :lol:
ich tue mir auch ein bisschen schwer, wen zu finden :-)
geolina
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Beitrag von geolina »

hallo,

grundsätzlich sollte ein rl immer belehrungen über den umgang mit pferden einfließen lassen wo notwendig. wenn er darauf verzichtet, dann hat er meinen respekt schon verloren.

ABER ich kann glimlinchen verstehen. ab einem gewissen punkt hat man für sich eben eine bestimmte art des umgangs entwickelt und wenn man gehorsame, nette pferde hat, die einem zuhören und die gesund sind und von jedem handelbar. dann muss man sich nicht von jedem in alles hineinquatschen lassen ;). (wenn man allerdings probleme hat, aber darauf besteht, dass man alles richtig macht, dann ist man schon ein ... naja, reiter halt *lach*)

zu allem gesagten empfinde ich es (nach einer blöden erfahrung) auch als wichtig, dass man als rl durchaus ergeiz hat. dass man seine schüler auf ein anderes niveau heben will und sich nicht mit dem status quo zufrieden gibt und den schüler eben unter: so ist der halt, mehr kann der nicht, abspeichert.

ist aber wie bei glimlinchen wohl absolut von meiner persönlichen erfahrung geprägt und bei anderen ist so ein ehrgeiz evtl. schon das gewisse zuviel des guten ;).

alex
irgendwann wird`s schon nach reiten aussehen - irgendwann ...
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ja, ich wünsche mir tatsächlich einen RL , der unterscheiden kann, wo Kommentare zum Umgang notwendig sind und wo nicht. Luke und ich holen uns diese Inhalte anderswo, nicht beim RL. insofern stimme ich dir da 100% zu.

ehrgeiz - logisch. sonst bräuchte ich ja keinen unterricht, oder?
Mearas
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Beitrag von Mearas »

Ihr geht schon sehr auf den Inhalt ein - das ist das Eine, aber das Andere hat für mich mindestens so viel Bedeutung. Ich schreibe aus der Position einer Reiterin, die nicht nur eine, sondern zwei optimale RL derzeit gefunden hat - Leute, die genau wissen, was sie tun, die mich und mein Pferd bestens einschätzen können und auf unsere Bedürfnisse, Kenntnisse und Können eingehen.

Für jeden neuen RL, so er/sie denn kommen mag, gilt:
Ich erwarte von einem RL die volle Aufmerksamkeit. Wobei ich anfügen muss, daß ich ausschließlich Einzelunterricht nehme, kein Gruppenunterricht. Dazu zählt: Kein Rauchen während des Unterrichts, kein Handy, kein Gequatsche mit anderen über die Bande. Dass Störungen welcher Art vorkommen - klar, aber es geht ja um den Grundsatz.
Ich erwarte, daß der RL ein Interesse an mir und meinem Pferd und unserem individuellen Vorankommen aufzeigt.
Ich möchte zu JEDER Zeit Fragen stellen können, wenn ich etwas nicht verstanden habe.
Ich will keine stupide Lektionenreiterei, sondern einen sinnvollen Aufbau einer Stunde, was heißen soll: ich möchte nachvollziehen können, warum jetzt was wie geübt wird.
Und ich erwarte Toleranz und Offenheit, d.h., daß nicht dieser RL der Nabel der Welt ist, sondern es durchaus auch andere Sichtweisen/Herangehensweisen gibt, die (möglicherweise ergänzend) sinnvoll sein können.

Wie gesagt, ich gehöre zu den glücklichen, bestens Versorgten, habe aber im Umkreis schon schockierende Dinge erlebt.
Licornia
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Beitrag von Licornia »

Interessant, so unterschiedlich wie dei Leute, so unterschiedlich die Anforderung an den RL :D

Bei mir hat sich das Profil eines guten RL stark gewandelt:

früher habe ich auf Ausbildung des RL geachtet, und ob er/sie sich "weiterbildet ", und bei wem. Auch war mir ein ein sehr zielgerichteter Unterricht wichtig, also eher leistungsorientiert.

Jetzt ist mir viel wichtiger, dass der RL gut beobachtet, und dass er seinen Unterricht unabhängig von einer Reitweise dem derzeitigen Stand von Pferd und mir anpasst Und dass auch nach Lösungen gesucht wird, die uns konkret nutzen, auch wenn sie nicht in die jeweilige Reitphilosophie des RL passen.
Am wichtigsten ist mir aber, dass die Atmosphäre auf dem Platz entspannt ist, Leistungsdruck ist für mich und Pferd kontraproduktiv, weil wir dann alle beide ins haspeln kommen.
Weniger ist bei mir eindeutig Mehr!

Und am allerwichtigsten: SPASS

Dann muß auch Sympathie vohanden sein. Der technisch allerbeste Unterricht wäre an mich verschwendet, wenn ich beim Anblick des RL innerlich bis hundert zählen muss.
Und auf Kasernenton steh ich so überhaupt nicht.

Natürlich gehört auch ein angenehmer Umgang mit dem Pferd beim RL dazu.
Und zu verkopft mag ich den Unterricht auch nicht. Viele Dinge lösen sich mit der Zeit von selbst, oder auf Umwegen. Zuviel Analyse erschwert die Lösung von Problemen für mich.
Juniperus
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Beitrag von Juniperus »

Spannend - das sind ja schon ganz schön viele, teilweise sehr unterschiedliche Anforderungen. Zum Glück gibt es ja reihenweise RL zum ausprobieren *lach*

Gimlinchen, bei Dir habe ich allerdings kurz schlucken müssen *gg*.
Und ich würde sagen, wenn ich mich für einen RL entschieden habe, dann vertraue ich ihm und dann traue ich ihm auch zu, zu sehen und zu entscheiden, wann etwas bei mir auch im Umgang mit dem Pferd in die Hose geht.
Wenn ich anfange, Dinge aus meinem RU auszuklammern, habe ich für mich direkt den Eindruck, dass etwas nicht mehr stimmt.
Das heißt natürlich nicht, dass ich ständig Kommentare zum Umgang erwarte - in der Regel hoffe ich, dass ich da nicht allzu viel verkehrt mache :-D Aber wenn was in die falsche Richtung läuft, soll mein RL mich darauf hinweisen.

Je mehr ich mich mit dem Thema Reiten auseinandersetze, umso mehr steigen meine Anforderungen an den RL. (Daher gehe ich vermutlich auch davon aus, dass wenn ich mich für einen RL entschieden habe, dieser mir auch im Umgang noch etwas erklären kann).
Das hat eben zur Folge, dass ich aktuell (ohne Anlass nur aus Interesse) darüber nachdenke, ob ich mich von deutlich(!) jüngeren RL unterrichten lassen wollen würde. Einerseits glaube ich, ich hätte Schwierigkeiten mir davon etwas anzunehmen - schließlich reite ich seit *schluck* 30 Jahren. Andererseits könnt ich mir auch vorstellen, dass wer überzeugend und mit gutem Konzept auftritt ggf. auch tolle neue Impulse bringen kann.

Nur - und da bin ich mir echt unsicher - wieviel Erfahrung am Pferd braucht man um gut unterrichten zu können? Wer echt jung ist, kann ja noch nicht soviel beritten haben, reicht da erlerntes statt erlebtes Wissen aus?

Und habt ihr schon mal einen Privatreiter aus eurem Stall oder Bekanntenkreis angesprochen ob er euch RU gibt, einfach weil ihr seine Arbeit mit seinem Pferd gut findet. Und wenn ja, wie war das? Fehlte euch da irgendwas im Vergleich zu einem echten RL?

*gg* Ich halte es mit dem Satz "Reiten ist Denksport" und grübel gern mal über so Themen nach, auch wenn es eigentlich keinen praktischen Nutzen hat.

Ich habe auch zwei RL (beides Männer - ob das was über mein Lernschema aussagt?!? *ggg*) und schau dazu noch gern in andere Kurse rein. Dabei gefallen mir insbesondere Ruhe und positive Konzentration bei der Arbeit, Pro-Pferd eingestellter RU, fachlich versierte Auskünfte anstelle von stumpfen Anweisungen, LOB für Pferd UND Reiter *gg*, Konstruktive Kritik, PAUSEN.
Im Vorfeld recherchier ich schon ein wenig den Werdegang, schau mir die RL des Lehrers an und lege schon auch Wert auf unterschiedliche Erfahrungen. Kein Kurshopping oder so - aber Blicke über den Tellerrand halte ich schon für wichtig.
Dann nehme ich eine Teststunde und schaue wie die Chemie ist, was mir als Hilfen an die Hand gegeben wird und wie allgemein erklärt wird.
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

(zum Erklären: ich arbeite intensiv am boden mit meinem pferdchen. wir nutzen clickertraining. pferd ist sehr kommunikativ. viele RL haben wenig verständnis dafür.

für mich ist meine beziehung zum pferd essenziell. da steckt viel liebe und viel arbeit drin. (und auch eine menge unterricht). da lasse ich mir nicht reinreden.

deshalb ist das eines meiner kriterien. ich denke, das ist ein einzelthema, ich wollte tatsächlich nur meine kriterien aufzählen :-) )
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Mir geht es ähnlich wie Mearas. Ich möchte auf dem Reitplatz die volle Aufmerksamkeit des Reitlehrers! Und Schema F passt mir gar nicht - klappt auch mit mir und meinen Vollblütern nicht wirklich :lol:
Juniperus
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Beitrag von Juniperus »

Gimlinchen, sind halt Deine Kriterien - also alles gut. :-D
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Celine
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Beitrag von Celine »

Ich finde schon, dass Erfahrung wichtig ist, die kann aber ja auch ein junger Mensch haben. Eine Bereiterausbildung kann von Vorteil sein, je nachdem, bei welchem Ausbilder und was dort gelernt wurde.

Ich würde mir angucken, wie derjenige reitet, und wie er oder sie unterrichtet. Wer guten Unterricht geben will, muss nämlich auch gut unterrichten können, und das ist nicht so leicht.

Er oder sie muss wissen, dass das Problem meist oben drauf sitzt, er muss mich also erstmal richtig hinsetzen, soweit nötig, egal, wie lange und intensive Arbeit das fordert. Dann muss er mir für alles, was geritten wird, die Hilfen erklären können, sofern sie offensichtlich nicht korrekt verstanden wurden. Klingt banal, ist aber alles andere als selbstverständlich.

Und dann muss er oder sie für meinen Geschmack die Ausbildungsskala inhaliert, verdaut, verstanden und in jeder Zelle seines Körpers gespeichert haben :lol:
geolina
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Beitrag von geolina »

hallo,

wenn die person gut ist, du den wunsch hast da zu reiten (weil dir das reiten der person/ der unterricht so gut gefällt), dann probier doch.

das alter der person ist da eigentlich zweitrangig, alle guten alten waren ja auch mal jung, evtl. dann unerfahren und ja, das merkt man schon, ABER wenn die jungen nie lernen, dann können die ja nie erfahrung bekommen. ich finde aber, dass man unerfahrenheit schon am preis merken darf.

zu verlieren gibt es ja nichts ;).

alex
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Juniperus
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Beitrag von Juniperus »

Nein, so war das nicht gemeint. Ich habe ja zwei gute RL und bin bestens versorgt.

Das mit den jüngeren RL frage ich tatsächlich nur rein Interessehalber bzw. eher mit der Überlegung, wieviel Erfahrung brauchts um wirklich für jedes Pferd nen passenden roten Faden zu haben.

Das mit den Bekannten fragen, interessiert mich eher aus der Sichtweise des Gefragten heraus. ;-)
Ich werde öfters um RU gebeten - was ich aber bisher immer abgelehnt habe. Ich habe einfach für mich nicht das Gefühl, genügend Erfahrung zu haben um wirklich ALLES im Blick zu haben und genug halbgare gibt es wohl schon und Zeit hab ich eher auch keine.
Wenn ich allerdings sehe, was manche Leute an Geld für wirklich miesen Unterricht ausgeben... schlimmer würds mit mir sicher nicht. :-D
geolina
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Beitrag von geolina »

hallo,

dann nenn es doch anders für den anfang: freunden helfen, anstatt unterrichten. da darf man sich dann auch fehler erlauben.

damit geld für den unterricht zu nehmen wäre ich eh als hobbyreiter vorsichtig. da kommt man schnell in eine haftung und den vorwurf der schwarzarbeit rein, das kann dann unangenehme folgen haben.

alex
irgendwann wird`s schon nach reiten aussehen - irgendwann ...
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Nun, Juniperus, "alles im Blick" hat niemand. Jeder Reitlehrer ist ein Mensch. Hat daher seine individuelle Perspektive und eine individuelle Vorerfahrung, die seinen Unterricht prägen.
Man kann weder alles können, noch alles wissen, noch alles sehen, man kann nur das weitergeben, was man sieht und kann und weiß.
Der Schüler kann ebenfalls nicht eins zu eins genau umsetzen, was man als Lehrer anweist, erklärt und sieht. Er ist schließlich ebenfalls ein individueller Mensch.
Für mich ist Reitunterricht etwas, bei dem ich dem Schüler meine Einschätzung mitteile, meine Ideen vermittle, meine Erfahrungen versuche "nacherleben zu lassen". Natürlich kommen auch ganz simple, rein technische Handgriffe/ Bewegungen usw. dazu, aber das ist ja noch nicht "reiten". Das Ganze muss ja verknüpft werden im passenden Timing, mit passendem Feeling und individuell belebt durch den einzelnen Reiter.

Im Grunde kann man dem Reitschüler dann nur "Angebote" machen.
Was er davon für sich nutzen kann, ist auch wieder individuell verschieden.

Langer Rede gar kein Sinn :wink: :
Auch ein "Anfänger" als Reitlehrer, kann einem Schüler u.U. massiv weiterhelfen, einfach dadurch, dass er "von außen" draufschaut und seine Perspektive mitteilt, seine persönliche Einschätzung und die persönlich für sinnvoll erachteten Maßnahmen.
Mit zunehmender Erfahrung wird auch ein Lehrer besser und irgendwann muss man halt mal anfangen :lol:
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

saltandpepper hat geschrieben: Auch ein "Anfänger" als Reitlehrer, kann einem Schüler u.U. massiv weiterhelfen, einfach dadurch, dass er "von außen" draufschaut und seine Perspektive mitteilt, seine persönliche Einschätzung und die persönlich für sinnvoll erachteten Maßnahmen.
Mit zunehmender Erfahrung wird auch ein Lehrer besser und irgendwann muss man halt mal anfangen :lol:
:wink: Mir hat mal ein Ausbilder gesagt, daß es immer gut ist, wenn man als Reitschüler auch selbst unterrichtet. Weil man einfach auf viel mehr achtet, viel mehr sieht, daraus dann auch viel mehr nachdenken, weiterentwickeln und verstehen kann, wenn man sich wieder selbst aufs Pferd setzt.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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