Wie schnell im Trab?

Rund um die klassische Reitkunst

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Britta
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Wie schnell im Trab?

Beitrag von Britta »

Hallo liebe Foris,
ich stelle hier mal eine sehr dumme Frage, weil sie mir immer wieder durch den Kopf schwirrt. Zum Hintergrund: Ich besitze eine Alt-Oldenburger Stute, die sehr viel Schwung mitbringt, und habe (ungünstigerweise) bislang nur Westernpferde geritten, bei denen der Fokus auf nur "geschlossenem" Trab (Schulter hoch, Pferd trägt sich, Hinterbein schwingt durch) lag, jedoch möglichst ohne zu viel Schwungentwicklung. Das stellt mich, bei meinem neuen Pferd, vor große Probleme. Wenn ich sie so trabe, wie ein Dressurpferd (vermutlich) traben sollte, kann ich das nicht mehr aussitzen; das bekomme ich nur im Leichttraben hin. Wenn ich sie runterreguliere und gleichzeitig bergauf schicke (tief einsitzen, Hüfte breit machen, behutsam Kontakt mit der inneren Wade aufnehmen) - dann halten wir das beide ca. einen viertel Zirkel aus. Hm ... Das kommt mir alles merkwürdig vor. Kann "es" wirklich so anstrengend sein? Wenn ich ihr gestatte, etwas entspannter langsamer zu traben (weniger inneren Schenkel, weniger Gewicht nach hinten, dann aber auch, natürlich, weniger Bergauf-Bewegung beim Pferd) läuft sie eigentlich ganz relaxt, ein bisschen wie ein Westernpferd. Aber dann merken beide(!) Dressur-Lehrerinnen bei uns am Hof an, derart langsam geritten würde sich das Pferd auf die Dauer den Rücken kaputt (=fest) machen, das soll ich lieber lassen.
Hm. Finde ich zwar fragwürdig - dann müssten alle amerikanischen Pferde längst einen kaputten Rücken haben -, aber letztlich fehlt mir hier der Mut, das zu beantworten: Schließlich habe ich keinen Quarter, sondern ein ... Kutschpferd unter dem Hintern.
So sieht es aus ... Ich habe jetzt mal all meinen Mut zusammen genommen, um euch diese Frage zu stellen. Bitte seid lieb zu mir :)
Herzliche Grüße auch von meiner Maus,

Britta
Oh Herr, schenk mir Geduld - und zwar zackig!
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Hui, da stecken ja gleich drölfzig Diskussionsthemen drin ;-)

Wie alt ist das Pferd und welchen Ausbildungsstand hat es?

"Schwung" im FN-Definitions-Sinne, also errittenen Schwung, wird das Pferd vermutlich (noch) nicht so haben, sondern ich tippe eher drauf, dass es schlichtweg ziemlich wirft. Das kann verschiedene Gründe haben, zuallererst dass es einfach ausbildungstechnisch noch nicht soweit ist, weich in den Gelenken zu federn, korrekt Last aufzunehmen und den Rücken loszulassen. Die Alt-Oldenburger, die ich kenne (nicht sooo viele) haben alle recht kurze, steile Fesseln, das ist auch oft ungünstig für den Sitzkomfort.

Aussitzen auf einem Pferd mit (warum auch immer) viel Bewegung im Rücken ist tatsächlich schlichtweg schwierig und anstrengend und muss erst erlernt werden - die nötige Körperspannung halten, ohne zu verspannen usw. Ich würde daher immer nur kurze Reprisen aussitzen, dann wieder leichttraben. Und vielleicht mal Sitzlongen nehmen.

Ein Quarter o.ä. bringt meist von Natur aus schon sehr flache Gänge mit wenig Rückenbewegung mit und kann damit relativ leichter "runtergebremst" werden als ein Pferd mit mehr "Kawumms" (und vermutlich auch mit weniger Kollateralschäden für Rücken und Gelenke). Wenn man ein Pferd mit einem eher großen Trab, das die Gelenke nicht so gut winkelt, sehr untertourig traben lässt, kommt dabei oft ein unschönes Geschlurfe raus. Für manche ist es aber auch gerade gut, sie erstmal "kleinzutraben", das kann aber niemand per Ferndiagnose beurteilen.

Und noch zum Threadtitel: "Schnell" hat mit dem Ganzen eigentlich wenig zu tun, es geht ja eher um untertouriges Traben oder versammelter oder mehr Vorwärts - wenn man an "schneller" denkt, kommt meist nur eilig heraus ;-)
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Britta
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Beitrag von Britta »

Hallo Rapunzel,
vielen Dank für Deine Antwort! Zu lesen, dass unser "Manko" vielleicht mit dem Ausbildungsstand zu tun hat, hat mich schon mal immens beruhigt, muss ich sagen. Die Stute ist zwar schon zehn, aber sie hatte die letzten drei Jahre auf Weide verbracht (Zucht) und wird von mir (=Neuling, in dieser Reitweise) seit letztem Jahr November bewegt. So gesehen, haben wir uns schon sehr viel erarbeitet ... Ich denke, ich werde mir erst mal Geduld verordnen und sie möglichst viel leichttraben oder galoppieren (das klappt echt gut). Wenn wir dann im ausgesessenen Trab ein Stück "gut" unterwegs waren - ich merke ja, wenn sich das richtig anfühlt -, lass ich es gut sein und übe am nächsten Tag weiter.
Mein eigentliches Problem ist, glaube ich, dass ich immer DAS üben möchte, was nicht gut klappt, und dabei auch gerne zu ... verbissen werde. Hm.
Jetzt trinke ich erst mal nen Wein, entspanne mich, und übe mich in Geduld.
Vielen Dank, dass wir drüber gesprochen haben.
:lol:
Vor-Österliche Grüße an euch alle,
Britta
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xelape

Beitrag von xelape »

Hallo Britta, Rapunzel hat schon viel geschrieben.

Aussitzen auf einem schwungvollen großen WB kann sehr anstrengend sein -es wird angenehmer und besser, wenn man selber geübter ist und wenn das Pferd durchlässiger und wieder gymnastizierter ist.

Ich freue mich immer, wenn mal auf anderen Pferden sitze.. denn das ist dann rein aussitztechnisch sehr "einfach"...

viel Spaß mit dem Pferchen.. Ich mag die Oldenburger :)
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Celine
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Beitrag von Celine »

Hallo Britta, willkommen im Club :lol:

Ich hab einen Ostfriesen/Alt-Oldenburger- Wallach, und der hat einen unglaublich fiesen unbequemen Trab. Ich denke, der Schub aus der Hinterhand in Kombination mit den kurzen Fesseln und dem kurzen, bemuskelten Rücken ist es, und natürlich, wie schon gesagt, der Ausbildungsstand.

Ich kann auch nicht aussitzen, bislang, oder zumindest nicht mehr.
Tu mir einen Gefallen und versuch bloß nicht, die Stute "bequemer" zu bekommen, indem du sie untertourig reitest! Du handelst dir jede Menge Probleme ein, die du nachher aufwändig beheben musst.
Du hast dieses Pferd, nun musst du auch damit leben.

Ich trabe eigentlich fast ausschließlich leicht, wobei ich feststellen musste, dass man das Aussitzen auch verlernt, wenn man es nie übt. Also versuch ich, an guten Tagen immer mal auszusitzen, so lange es eben geht.

Zerbrich dir nicht den Kopf, die Dinger SIND schwer zu sitzen, ich hoffe, wenn mal irgendwann wirklich Schwung da ist, wird es etwas leichter.
esge
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Beitrag von esge »

Abgesehen von der fortschreitenden Ausbildung deines Pferdes, was sicher auf Dauer helfen wird:

Sich dem Aussitzen annähern:

Sich an die Longe nehmen lassen und gezielte Übungen zum Aussitzen machen, ohne sich dabei noch mit Zügeln, Lenken usw beschäftigen zu müssen. Wenn möglich, einmal pro Woche. Wenn noch möglicher, erstmal auf einem Pferd, das in der Sitzbequemlichkeit zwischen einem Quarterhorse und deinem Alt-Oldenburger liegt. Wenn das (vermutlich) nicht möglich ist, eben auf dem eigenen Pferd (dafür ausbinden!) immer wieder üben. ich empfehle heftig die DVD von Susanne v. Dietze Balance in der Bewegung. Da sind prima Anregungen drauf.

Kurze Einheiten aussitzen! Kurz bedeutet am Anfang 2 bis 3 Trabtritte.

Nicht "still sitzen" wollen, sondern die Dynamik der Trabbewegung erfassen lernen und herausfinden, wie du dich bewegen musst, um da mit zu kommen.

Bauchmuskeltraining, wenn nötig im Fitnessstudio. Wie Rapunzel schon schrieb: Es ist tatsächlich eine Kraftfrage (Kraft in den richtigen Muskeln!)

Nicht verzweifeln, weitermachen! :P
Loslassen hilft
minou
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Beitrag von minou »

Guter Tipp: Beim Leichttraben 2x sitzen, 1x aufstehen.
******
Indem uns das Pferd sein Vertrauen schenkt, fordert es uns zu einer disziplinierten Reitweise auf. Charles de Kunffy
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Britta
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Beitrag von Britta »

Hallo ihr Lieben,
vielen tausend Dank für die tollen Tipps und aufbauenden Worte! Die DVD werde ich mir gleich mal bestellen - Danke, esge!
Übrigens war meine Stute heute, nachdem ich aus Frust 4 Tage nicht geritten bin und sie öffentlich "beschimpft" habe, im Trab so locker wie noch nie. Sie hat mich mit federndem Rücken (ein echtes Aha-Gefühl!) und schwingenden Tritten durch die Halle getragen, ich war absolut baff.
Das lässt für mich nur einen Schluss zu: Dieses verflixte Tier liest heimlich bei uns im Forum mit! Offenbar hat sie irgendwo unter der Mistmatratze ein Tablett versteckt (ich vermute ja, dass sie damit die meiste Zeit durch Deckanzeigen scrollt - aber ab und zu kontrolliert sie halt auch meine Einträge bei Facebook oder in Pferde-Foren).
Ist es nicht unfassbar, wozu Pferde imstande sind ...? :shock:
Ich wünsche euch noch einen schönen, gechillten Rest-Oster-Montag,
sonnige Grüße
Britta
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Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

:lol: :D
Ja, Wundertiere sind das. Und Altoldenburger sowieso! :D
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Moin,


hast Du das noch nicht gewusst, das Pferde lesen und schreiben können?

Du musst noch viiiieeeelll lernen, jawoll!

:wink:

LG Ulrike
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