Einstieg in das klassische reiten

Rund um die klassische Reitkunst

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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

:lol: :lol: :lol:
cajujo
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Beitrag von cajujo »

Klassisch als eine geistige Haltung einzuordnen ist ein schöner pilosophischer Ansatz, der niemandem weh tut und fast alle einbezieht, die ihre Pferde lange gesund erhalten und lernen möchten. Das geht dann vom Geländereiter, über FNler, zu den Westernlern, Legereteristen, Baucheristen, BBlern, Freestylern, Parellis,..... eben Alle die nicht für Ruhm und Ehre reiten und sich mit Reiten und dem Wesen des Pferd beschäftigen.
Es ist sicher richtig und wichtig sich bewusst zu sein und zu wissen, dass das Lernen nie aufhört aber als praktischen Ansatz ist es sicher nur bedingt zu gebrauchen.
Auf ein paar Dinge als Ziel, wie z.B. Losgelassenheit, verändertes Gleichgewicht, Geraderichtung, können sich wahrscheinlich alle einigen. Die Wege dahin sind sehr verschieden, facettenreich und individuell.
Klassisch eben :lol:

Wenn sich jemand von den Richtlinien/FN lossagen möchte, und sei es wegen nicht gefundenen guten Reilehrern in dieser Schule, ist es m.M.n. ein bedenkenswerter Ansatz sich damit zu beschäftigen, dass ein Pferd sich nicht nur durch das ewig gepredigte Vorwärts und von hinten nach vorn arbeiten lässt.

Um ein bisschen konkret über Vorgehensweisen zu reden und zu diskuttieren fände ich es interessant zu wissen welcher Schule sich die neue "klassische" Reitlehrerin in groben Zügen zugehörig sieht und was sie als Basis anbietet. Ich hoffe ich habe das nicht überlesen.
Dann gibt es sicher Leute hier, die zu den Grundzügen etwas sagen können.

Aber warum eigentlich auf den Unterricht vorbereiten und etwas üben wollen? Das ist fehleranfällig. Ich denke, eine gute Lehrerin sieht wo bei welchem Paar anzufangen, aufzubauen und was umsetzbar ist. So ein Vorschubvertrauen kann sich lohnen bevor man sich neue Niggeligkeiten aus einen nicht verstandenen System anbastelt. Sich theoretisch damit auseinandersetzen und sich etwas Verständnis aneignen ist aber kein Fehler und kann bei der Umsetzung von Weisungen helfen.
esge
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Beitrag von esge »

Diese Grundlagen der Vorgehensweise sind dann wieder je nach "Schule" etwas verschieden, würde ich sagen. Und je nach Pferd, wenn der Ausbilder einen Schuss Pulver wert ist. habe ich ein vorhandlastiges, auf der Dauerflucht befindliches Sensibelchen sieht der Weg nun mal von Anfang an anders aus als bei einem von haus aus gut gleichgewichteten, gutmütigen, nicht mit allzuviel Temperament gesegneten Stoiker-Exemplar.

Aber wenn ich mal versuche, eine Art Leitlinie zu erstellen:

Vertrauen
Sprache der Hilfen vorwärts, bremsend, Kauen auslösen, Biegen, anheben, dehnen, beugen, rückwärts, seitwärts (möglichst vor dem ersten Aufsteigen rudimentär zu erarbeiten. bei der FN als Gewöhnungsphase beschrieben)
Taktklares, ausbalanciertes Laufen mindestens im Schritt und Trab - bei einigermaßen Talent auch im Galopp. (SdA: Takt und Losgelassenheit, Zwanglosigkeit)

Seitliche Mobilisierung der Vor- und Hinterhand durch Übertreten
Anheben der Halsbasis/Widerristes (SdA: Anlehnung und Schwung)
Übergänge

Ab hier wird es für mich sehr differenziert, je nach Pferd. Aber diese Elemente betrachte ich als unabdingbar, um überhaupt ein Reitpferd so nennen zu dürfen.

Leider wird nach meinem Erachten gerade bei der FN kein bzw. ungenügend Wert und Augenmerk auf den Aspekt Sprache der Hilfen gelegt. Und genau hieran krankt dann oft das folgende System: Das Pferd versteht einfach nicht, was es soll und der Teufelskreis in die Kraftreiterei beginnt.
Das liegt weniger am System selbst als an dessen Vermittlung. Geschickte, erfahrene Reiter können ihren Pferden natürlich dennoch verständlcih machen, was sie wollen. Bei der breiten Masse jedoch kommt einfach zu wenig Didaktik vor. Und zwar die Didaktik, dass der Reitlehrer dem Reiter vermittelt, wie der wiederum der Lehrer seines Pferdes sein muss. Immer und immer wieder ernste ich auch bei langjährigen Reitern erstaunte Blicke darüber wenn ich erkläre, dass Pferde den vortreibenden Charakter einer Schenkelhilfe erst erlernen müssen und es absolut kein natürliches Tun für ein Pferd ist, auf Schenkeldruck schneller zu werden.

Mit der Anlehnung verhält es sich ähnlich. Da das gesamte System dem Pferd nur dann eine "Belohnung" vermittelt, wenn es das richtige tut (armselig genug, diese Belohnung: Wegfallen des Drucks), kommen viele Pferde niemals zu einem Erfolgserlebnis und finden den Ausweg aus der Druckspirale niemals. Die hilflosen Reiter verharren in "wie sag ichs meinem Kinde" - Hilfszügel scheinen der einzige Ausweg zu sein. Oder, in etliche Alternativ-Systemen: Kandaren. Auch das muss mal ehrlich gesagt werden.
Loslassen hilft
Mearas
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Beitrag von Mearas »

Das hast du gut ausgedrückt, esge - danke.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

esge hat geschrieben:Diese Grundlagen der Vorgehensweise sind dann wieder je nach "Schule" etwas verschieden, würde ich sagen. Und je nach Pferd, wenn der Ausbilder einen Schuss Pulver wert ist. habe ich ein vorhandlastiges, auf der Dauerflucht befindliches Sensibelchen sieht der Weg nun mal von Anfang an anders aus als bei einem von haus aus gut gleichgewichteten, gutmütigen, nicht mit allzuviel Temperament gesegneten Stoiker-Exemplar.

Aber wenn ich mal versuche, eine Art Leitlinie zu erstellen:

Vertrauen
Sprache der Hilfen vorwärts, bremsend, Kauen auslösen, Biegen, anheben, dehnen, beugen, rückwärts, seitwärts (möglichst vor dem ersten Aufsteigen rudimentär zu erarbeiten. bei der FN als Gewöhnungsphase beschrieben)
Taktklares, ausbalanciertes Laufen mindestens im Schritt und Trab - bei einigermaßen Talent auch im Galopp. (SdA: Takt und Losgelassenheit, Zwanglosigkeit)

Seitliche Mobilisierung der Vor- und Hinterhand durch Übertreten
Anheben der Halsbasis/Widerristes (SdA: Anlehnung und Schwung)
Übergänge

Ab hier wird es für mich sehr differenziert, je nach Pferd. Aber diese Elemente betrachte ich als unabdingbar, um überhaupt ein Reitpferd so nennen zu dürfen.

Leider wird nach meinem Erachten gerade bei der FN kein bzw. ungenügend Wert und Augenmerk auf den Aspekt Sprache der Hilfen gelegt. Und genau hieran krankt dann oft das folgende System: Das Pferd versteht einfach nicht, was es soll und der Teufelskreis in die Kraftreiterei beginnt.
Das liegt weniger am System selbst als an dessen Vermittlung. Geschickte, erfahrene Reiter können ihren Pferden natürlich dennoch verständlcih machen, was sie wollen. Bei der breiten Masse jedoch kommt einfach zu wenig Didaktik vor. Und zwar die Didaktik, dass der Reitlehrer dem Reiter vermittelt, wie der wiederum der Lehrer seines Pferdes sein muss. Immer und immer wieder ernste ich auch bei langjährigen Reitern erstaunte Blicke darüber wenn ich erkläre, dass Pferde den vortreibenden Charakter einer Schenkelhilfe erst erlernen müssen und es absolut kein natürliches Tun für ein Pferd ist, auf Schenkeldruck schneller zu werden.

Mit der Anlehnung verhält es sich ähnlich. Da das gesamte System dem Pferd nur dann eine "Belohnung" vermittelt, wenn es das richtige tut (armselig genug, diese Belohnung: Wegfallen des Drucks), kommen viele Pferde niemals zu einem Erfolgserlebnis und finden den Ausweg aus der Druckspirale niemals. Die hilflosen Reiter verharren in "wie sag ichs meinem Kinde" - Hilfszügel scheinen der einzige Ausweg zu sein. Oder, in etliche Alternativ-Systemen: Kandaren. Auch das muss mal ehrlich gesagt werden.
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Feiticeira
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Beitrag von Feiticeira »

Huch...ich war mangels Zeit ein paar Tage abwesend. Nun lese ich, dass mein wohlmeinender Kommentar als Angriff empfunden wurde. :roll: das tut mir leid, und ich entsinne mich auch noch an Zeiten, wo ich Dinge (im Leben ganz allgemein und in der Reiterei im Besonderen) noch gaaaanz anders gesehen habe. Aber je mehr ich lerne und vor allem....sehen lerne...umso mehr stelle ich fest wie wenig ich "beherrsche". Aber den alten Hasen hier sage ich damit ja nix neues. :lol: Das ist wohl sowas wie die Weisheit des Alters...*räusper* Ich fänd's schön wenn Stevy noch mal "auftauchen" würde und erkennt, dass sie eher Unterstützung als Häme hier bekommt. Aber zu diesem unheimlich befreienden und befriedigenden Weg mit dem Pferd gehört auch die Selbsterkenntnis.... Ich habe erst vor einigen Jahren diesen Weg eingeschlagen und wusste nicht wirklich viel von "Klassik"....ich wusste eigentlich eher was ich NICHT MEHR wollte. Und esge... wir "kennen" uns auch aus alten, anderen Foren-Zeiten...da hab ich definitiv anders "getickt" :( Und ich empfinde es heute als soooo schade, dass ich meine Augen nicht früher aufgemacht habe, gegen mein Gefühl geritten bin...es ist so viel wertvolle Zeit verloren gegangen. Wäre ich noch 20 oder 30 ....welche Erlebnisse würden mir wohl noch vergönnt sein?!?!? Andererseits ....es sollte so sein, gehörte zu meinem persönlichen WERDEN. Und ja...auch Reitlehrerwechsel gehörten dazu. *lach*
"Reiter, die ihre Pferde frei lassen, sind es, welche die Genüsse der Reitkunst zu empfinden vermögen."
(Nuno Oliveira)
Mearas
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Beitrag von Mearas »

Feiticeira hat geschrieben:Huch...ich war mangels Zeit ein paar Tage abwesend. Nun lese ich, dass mein wohlmeinender Kommentar als Angriff empfunden wurde. :roll: das tut mir leid, und ich entsinne mich auch noch an Zeiten, wo ich Dinge (im Leben ganz allgemein und in der Reiterei im Besonderen) noch gaaaanz anders gesehen habe. Aber je mehr ich lerne und vor allem....sehen lerne...umso mehr stelle ich fest wie wenig ich "beherrsche". Aber den alten Hasen hier sage ich damit ja nix neues. :lol: Das ist wohl sowas wie die Weisheit des Alters...*räusper* Ich fänd's schön wenn Stevy noch mal "auftauchen" würde und erkennt, dass sie eher Unterstützung als Häme hier bekommt. Aber zu diesem unheimlich befreienden und befriedigenden Weg mit dem Pferd gehört auch die Selbsterkenntnis.... Ich habe erst vor einigen Jahren diesen Weg eingeschlagen und wusste nicht wirklich viel von "Klassik"....ich wusste eigentlich eher was ich NICHT MEHR wollte. Und esge... wir "kennen" uns auch aus alten, anderen Foren-Zeiten...da hab ich definitiv anders "getickt" :( Und ich empfinde es heute als soooo schade, dass ich meine Augen nicht früher aufgemacht habe, gegen mein Gefühl geritten bin...es ist so viel wertvolle Zeit verloren gegangen. Wäre ich noch 20 oder 30 ....welche Erlebnisse würden mir wohl noch vergönnt sein?!?!? Andererseits ....es sollte so sein, gehörte zu meinem persönlichen WERDEN. Und ja...auch Reitlehrerwechsel gehörten dazu. *lach*
*seufz* Das unterschreib ich voll und ganz! Und suche nach einem Zeitumkehrer ... :P
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*Krisi*
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Beitrag von *Krisi* »

Mearas hat geschrieben: *seufz* Das unterschreib ich voll und ganz! Und suche nach einem Zeitumkehrer ... :P
Dito *ganztiefseufz*
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Beitrag von Feiticeira »

Ja, seltsam...oder?! Für alles andere würde ich die Zeit gar nicht zurück drehen wollen . Gibt ne Menge Gründe warum ich nicht mehr 30 sein will ...aber für meine Reiterei würde ich es gerne machen. Natürlich mit dem Wissen von heute.....und genau DA liegt das Problem, Mädels. :roll: :lol: Wir wären wahrscheinlich wieder genauso "doof" und blind....hahahah...also ....bringt nix. Nach vorne gucken! :P :wink:
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charona
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Beitrag von charona »

Ladies, geht mir genau so! die Zeit zurückdrehen für's Reiten und dann mit dem Wissen, das wir heute haben, das wäre Klasse! Dann noch 'nen riesen Lottogewinn in der Tasche, dass man sich nur noch dem Reiten und den Pferden widmen kann. Seufz! aber man ist nie zu alt zum Lernen, oder?
Mearas
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Beitrag von Mearas »

Recht habt ihr. Machen wir das Beste draus. :D

(Obwohl ich gestern schon wieder Harry Potter geguckt habe ... vielleicht doch so ein Zeitumkehrer ...?)
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