Passage - Sehen lernen

Rund um die klassische Reitkunst

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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Holla!
Mausi
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Beitrag von Mausi »

Als ich das Zwischenhoppeln von I.W. im TV sah, musste ich zurückspulen, weil ich so was noch nicht gesehen hatte. Die ist glatt so clever und baut es in jede neue Kür ein.
Sorry, aber ich verstehe die Richter nicht, für sowas darf es doch keine Punkte geben. Das ist doch schlimmer als die Einerwechsel versemmeln.
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amara
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Beitrag von amara »

Ich kann fachlich die Nuno-O-Filme wirklich nicht besonders toll finden (mögen tu ich sie aus einem anderen Grund, aber sicher nicht aufgrund der perfekten Form der Passage/der Pferdesilhouette).


Was das "sehen lernen" betrifft find ich das viel viel geeigneter.
https://www.youtube.com/watch?v=fBq5rJM4XvI
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Sascha
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Beitrag von Sascha »

@amara
Ist das nicht eher eine Frage des Geschmacks?
Ich finde die Passage von Klimke und Ahlerich auch sehr schön, trotzdem ist das Gezeigte für mich nicht die Silhouette, die ich als perfekte Passage empfinde. Für meinen Geschmack dürfte sich der Widerrist mehr heben, noch mehr Last hinten aufgenommen werden und mir persönlich wäre die Anlehnung zu stark und zu dominant. Aber schön und sehr gut geritten ist sie trotzdem, es ist nur nicht die Passage, die ich anstreben würde.
"Wir wollen dafür Sorge tragen, dass wir das junge Pferd nicht verdrießen und ihm seine freundliche Anmut nicht verleiden. Denn diese gleicht dem Blütenduft, welcher niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist."
Antoine De La Pluvinel
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amara
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Beitrag von amara »

Klar ist das - auch - Geschmacksfrage. Hab ich ja glaub schon gesagt. Mag ja sein, dass es nicht deinen Idealziel entspricht. Es gibt eben verschiedene Meinungen hierzu.

Für mich gibt es heute sogar nicht mal mehr DIE Form. Manchmal will ich lieber so etwas wie Ahlerich sehen, mal lieber etwas wie von Casa Lusitana.
Aber ein nach hinten rausschnickendes Sprunggelenk, oder ein deutlich falscher Knick will ich in der Passage eigentlich nie sehen.
esge
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Beitrag von esge »

Ahlerich gefällt mir in jedem Fall auch. Vor allem sein tätiges Maul und die Ruhe, die da drin sind.
Ganz andere Sorte Pferd, andere Sorte Ausbildung - beides schön für mich!
Vor allem beides GERITTENE Pferde die mit dem Reiter arbeiten - und keine zum Hampelmann degradierten Sklaven.
Loslassen hilft
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Die beiden Passagen sind das Ergebnis völlig unterschiedlicher Schulen. Beide auf ihre Weise grandios ! Unter den Kriterien ihrer jeweiligen Schule nahe am Optimum. Für mich keine Frage von "besser" oder " "schlechter" sondern schlicht anders.
Lou mit Lucy
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Beitrag von Lou mit Lucy »

Oh schön, doch schon so viele Antworten :D

Ohne Frage, das Video von Nuno Oliveira finde ich auch wunderschön! Das ist ja schon jenseits von dem, was ich als Zielbild im Kopf habe. So rund, fließend, versammelt und sowas von "geritten"!

Angeregt durch das Ahlerich-Video (da geht es mir ähnlich wie Sascha - sehr schön, aber für mich noch nicht ganz das Zielbild) habe ich noch eine Frage:
Was mir extrem oft auffällt, ist ein ungleiches Treten vor allem mit den Hinterbeinen. Wenn ich darauf achte, tritt fast immer ein Bein weiter vor und verharrt länger in der Luft. Im Extrem also sowas: http://www.youtube.com/watch?v=QgvDt5fHU34 , ab 0:36,
aber selbst bei Ahlerich sehe ich ca von 0:14 bis 0:20 einen Hauch davon, wenn auch wirklich minimal.
Wie ist das zu bewerten? Es stört mein ästhetisches Empfinden sehr. Dass das in der Anfangsphase mal vorkommt, dass das Pferd in der ungewohnten Bewegung, zudem mit recht hoher Spannung, in seine Schiefe zurückfällt, ist klar. Dass mal eine "zu" elektrische Reaktion auf den Schenkel erfolgt auch. Aber da ich es auch und gerade in Dressurprüfungen viel finde, scheint das ja für viele Leute auch in der "fertigen"(präsentierbaren) Lektion normal zu sein. Wie seht ihr das?

LG, Lou
esge
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Beitrag von esge »

In der Passage reicht es, gerade auf feinen Pferden, mal schräg mit der Pobacke zu zucken, dann hat man schon so einen ungleichen Tritt drin.
Und da Reiter auch selten in sich gerade sind...
Loslassen hilft
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Lou, hast du schon mal eine Passage geritten ? Das ist im Hinblick auf die Balance der Bewegung und den Takt -vor allem bei so einer hohen Schwingungsamplitude des Rückens- eine absolute Herausforderung.

Eine makellose Ausführung ist das Ziel, ist Perfektion und Perfektion ist beim Reiten "immer erstrebt und nie erreicht". ( daher schrieb ich auch "nahe am Optimum")

Schon gar nicht in einer Prüfungssituation.

Wenn ich 100%ige Symmetrie wünsche , sollte ich mich Maschinen beschäftigen und nicht mit Pferden
:lol: :lol: :lol:

und mal ganz daneben : Du möchtest doch jetzt nicht ernsthaft den Ritt vom K.S. mit den beiden vorher gezeigten Passagen vergleichen ? Die Taktfehler, die hierin zu sehen sind, haben völlig andere Ursachen, als die "Taktfehler" ( wenn man damit das zeitliche und räumliche Gleichmaß der Bewegung meint) bei Klimke und Oliveira.
Das sind zwei unterschiedliche Welten- und diese mit viel Abstand....
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

Eine Passage die mir sehr gut gefällt:
http://www.youtube.com/watch?v=VuoA40RLNJA
ab ~1:20

OT: das äuflösen der Piaffe in den Starken Trab finde ich sehr schön umgesetzt. Das ist mal noch eine ordentliche Rahmenerweiterung und kein gestrampel mit steinharten Rücken.
Lou mit Lucy
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Beitrag von Lou mit Lucy »

Nein, ich Grünschnabel bin noch nie selbständig eine Passage geritten, sondern durfte bloß ein paar Mal draufsitzen. Deshalb frag ich ja hier Leute, die wissen wovon sie sprechen. Ich bin ich keinster Weise in der Position, hier irgendwas oder irgendwen zu beurteilen, ich kanns ja nicht mal sitzen :wink:

Ich wollte ganz sicher nicht KS mit Klimke vergleichen, ich wollte verdeutlichen was ich meine. Ich will keine Perfektion, ich will das Ziel verstehen und eine Ahnung vom Weg bekommen. Und ich brauche auch keine 100%ige Symmetrie, ich wollte wissen wie dieses ungleiche Treten zu beurteilen ist, weil es mir eben aufgefallen ist und ich keinerlei eigene Erfahrungen mit der Erarbeitung der Lektion habe. Aber schön, "ganz unterschiedliche Ursachen" also...
Schade, denn ich wollte wirklich nicht kritteln (s.o., das steht mir gar nicht zu), sondern bloß lernen.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

loisachqueen hat geschrieben:Eine Passage die mir sehr gut gefällt:
http://www.youtube.com/watch?v=VuoA40RLNJA
ab ~1:20

OT: das äuflösen der Piaffe in den Starken Trab finde ich sehr schön umgesetzt. Das ist mal noch eine ordentliche Rahmenerweiterung und kein gestrampel mit steinharten Rücken.
Piaffe,-starker Trab ist ziemlich mit das Schwierigste, was es gibt. Das überhaupt zu zeigen ist mutig und zeugt von hohem Können, aber... das Pferd zeigt hier absolut einen "steinharten Rücken " und findet sich erst noch etlichen Tritten in seinen Rahmen für den starken Trab ein. In soweit, kann ich deine Sicht nicht teilen. Der Übergang fiele für mich unter "gezeigt aber noch nicht gut abgestimmt". Ausdrücklich ( !) ohne die Reiterin und ihre Leistung hier schmälern zu wollen.

@Lucy, alles fein :wink: , das "ich kanns ja nicht mal sitzen" meinte ich mit der großen Schwierigkeit, die Bewegung so zu tarieren, dass die ebenfalls von dir absolut richtig genannten Punkte "Schiefe" und diese verstärkende "Spannung" nicht deutlich hervortreten und sich in der Bewegung niederschlagen.
Mit meinem Satz : " Hast du schon mal...?" hatte ich mitnichten im Sinn, dir abzusprechen, dich dazu kritisch zu äußern, sondern die Frage war tatsächlich als solche gemeint. Je nach Erfahrungsschatz, kann man sich u.U. nämlich tatsächlich nicht vorstellen, wie kniffelig die Balance in einer Passage sein kann und welche Schwierigkeiten der Reiter zu bewältigen hat, daher frug ich.
Zu den Ursachen:
die Passage von Klimke ist aus Schwung geboren- Schwung der noch nicht vollumfänglich mit Geraderichtung und korrespondiert und bei dem die Abstimmung zwischen Reiter und Pferd noch nicht immer "optimal" / "perfekt" ist- daher eine Ungleichheit im Ablauf.
Bei Oliveira ist die Passage aus Selbsthaltung und Leichtigkeit und Eigenspannung des Pferdes geboren- diese ist aufgrund der nicht vorhandenen ( und auch nicht so gewollten/ gewünschten) Anlehnung im deutschen Sinne deutlich filigraner und damit wirklich bewundernswert in ihrer Präzision.
Die Passage von K.S. ist aus produzierter Spannung geboren, nicht aus Versammlung und Schwung im klassischen Sinne. Das Pferd geht vorlastig, die Schwebe kommt nicht aus der Hinterhand getragen und ist daher schwankend und macht Taktfehler. So, wie auch die Hampelhüpf von I.W. nur eben nicht ganz so scheußlich.
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

loisachqueen hat geschrieben:Eine Passage die mir sehr gut gefällt:
http://www.youtube.com/watch?v=VuoA40RLNJA
ab ~1:20

OT: das äuflösen der Piaffe in den Starken Trab finde ich sehr schön umgesetzt. Das ist mal noch eine ordentliche Rahmenerweiterung und kein gestrampel mit steinharten Rücken.
Nein,das gefällt mir gar nicht.
Da nutzt es auch nix,dass das Genick der höchste Punkt ist.Das Pferd ist lang und ohne Versammlung, arbeitet stark mit dem Hinterbein nach hinten raus,durch die Hilfe von unten fängt es sich etwas,aber der Rücken ist weggedrückt,wie bei einer Badewanne und das Pferd bockfest im Genick und ohne Takt.Ich mag aber auch diesen Sitz mit den hochgezogenen Knien nicht.
Motte
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Beitrag von Motte »

loisachqueen hat geschrieben:Eine Passage die mir sehr gut gefällt:
http://www.youtube.com/watch?v=VuoA40RLNJA
ab ~1:20

OT: das äuflösen der Piaffe in den Starken Trab finde ich sehr schön umgesetzt. Das ist mal noch eine ordentliche Rahmenerweiterung und kein gestrampel mit steinharten Rücken.
Da gefällt mir auch weder die Passage, noch das "Auflösen" .... in was auch immer.
Das ist kein "Auflösen", das ist ein "Abschiessen" in meinen Augen.
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