Reiten im Roundpen, ist das sinnvoll und was ist möglich?

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AufTrab
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Reiten im Roundpen, ist das sinnvoll und was ist möglich?

Beitrag von AufTrab »

Hallo,

(mein erster Frage-Thread hier :D ):

Ich bin mit meinem Traberwallach vor 2,5 Monaten in einen neuen Offenstall umgezogen, der Haltungsbedingungen wegen.
Die Trainingsmöglichkeiten dort sind sehr sehr bescheiden. Im Wesentlichen gibt es nur einen Roundpen! Es ist ein Reitplatz vorhanden, aber der ist sehr tief (Eintritttiefe dürfte so 10cm betragen) - zudem müsste ich mein Pferd einer Schutzimpfung unterziehen, die ich sonst nicht bräuchte.

Ich bin nach einer Phase des "nur vom Boden aus Muskelaufbaus" auch 3-4x im Roundpen geritten. Schön ist anders. Einmal saß auch meine Trainerin auf meinem Pferd und hat viel in Konterstellung gearbeitet, was ihm sowieso hilft, an den Zügel zu treten und lockerer zu werden.

Ich selbst bin sehr groß - besonders im Verhältnis zu meinem Pferd. Daher finde ich es zusätzlich schwierig im Roundpen vernünftig zu reiten.

Momentan tendiere ich dazu, den Roundpen nur noch für die Bodenarbeit zu nutzen. Reiten würde ich ins Gelände verlagern. Allerdings würde es die Unterbrechung der Ausbildung zum Reitpferd bedeuten, denn ich bin auf einen Trainer angewiesen. Bislang haben wir mit einer Unterbrechung von einem halben Jahr so alle 2-3 Wochen im Sommer Unterricht, auch mal Handarbeits- und Longenunterricht. Viel ist das sowieso nie gewesen, aber wir kamen voran. Im Gelände läuft mein Pferd nicht in optimaler Reitpferdehaltung - das fiel ihm immer schon schwer, da er dort viel stärker abgelenkt ist als in der Bahn. Daher ist mir der Transfer von der Platzarbeit ins Gelände wohl sowieso nicht besonders gelungen.

Ich möchte von euch gern wissen: Kennt ihr so eine Situation, ich meine, solcherart eingeschränkte Trainingsbedingungen? Was kann man im Roundpen realistischerweise reiterlich machen? Kann ich ein Pferd ausschließlich vom Boden aus gymnastizieren und verkraftet es dann 1-2x im Gelände unterm Reiter zu laufen ohne das ein gutes Spannungsfeld von der Reiterhand über den Pferderrücken zur Hinterhand existiert? Wie gelingt überhaupt der Transfer vom Platz ins Gelände?

Hier mal um einen Eindruck zu bekommen:
Pferd auf dem Platz
Bild

Im Gelände mit mir - ziemlich typische Haltung für ihn:
Bild

Und ganz nackig:
Bild

Der Traber lässt sich nicht verleugnen:
Bild

Bin gespannt, wie ihr die Situation einschätzt! Ich danke euch schon mal für eure Meinungen, Anregungen und Kommentare!!
grisu
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Beitrag von grisu »

Schwierig - im Roundpen würde ich persönlich nicht reiten, vor allem nicht mit einem nicht oder schlecht ausgebildeten Pferd. Ich denke, da tust du euch keinen Gefallen mit. Ich würde in diesem Fall eben das Roundpen für Arbeit am Boden nutzen, ansonsten ins Gelände gehen und evtl. doch den Reitplatz für die Reitstunden in Erwägung ziehen.

Ich war tatsächlich selbst häufig in der Situation, ausschließlich das Gelände zu haben (in England und Schottland). Grundsätzlich geht davon die Welt nicht unter, aber die logische Konsequenz ist eben einfach, dass man irgendwann mit der dressurmäßigen Ausbildung nicht richtig weiterkommt. Man kann allerdings einiges auch im Gelände erarbeiten.

Ich habe auch einen Buchtipp:
Katharina Möller: Feines Dressurreiten im Gelände - Gymnastizierung in freier Natur
ist glaube ich beim Cadmos-Verlag erschienen
Eowyn
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Beitrag von Eowyn »

grisu hat geschrieben:Schwierig - im Roundpen würde ich persönlich nicht reiten, vor allem nicht mit einem nicht oder schlecht ausgebildeten Pferd. Ich denke, da tust du euch keinen Gefallen mit. Ich würde in diesem Fall eben das Roundpen für Arbeit am Boden nutzen, ansonsten ins Gelände gehen und evtl. doch den Reitplatz für die Reitstunden in Erwägung ziehen.

Ich war tatsächlich selbst häufig in der Situation, ausschließlich das Gelände zu haben (in England und Schottland). Grundsätzlich geht davon die Welt nicht unter, aber die logische Konsequenz ist eben einfach, dass man irgendwann mit der dressurmäßigen Ausbildung nicht richtig weiterkommt. Man kann allerdings einiges auch im Gelände erarbeiten.
Kann mich Grisu nur anschliessen. Hatte mit meinem Hispano vor Jahren auch die Situation, daß nur Roundpen oder Gelände vorhanden waren. Roundpen ging nicht wirklich, Gelände schon eher - und der Bub war weit ausgebildet.
Den Stand erhalten konnte ich - weiter wären wir ohne vernünftigen Platz nicht gekommen.

LG
Karin
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Hallo,


da eine Grundlage der gründlichen Gymnastizierung das Geradeaus und die Biegung ist, ist eine sinnvolle Arbeit im Roundpen nicht geeignet, in meinen Augen.


Sehr wohl kannst Du aber im Gelände auf geraden Wegen, Schultervor oder Konterschultervor reiten, im leichten Trab oder ausgesessen.

Auf abgeernteten Wissen oder festen Feldern geht eine Zeitlang auch gute Arbeit, aber doch nur kurz.


Wieso brauchst Du eine Impfung, um auf einem Reitplatz zu reiten?
Gehört dieser Platz nicht zum Stall?


LG Ulrike
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Es kommt sehr auf den Roundpen an, würde ich sagen. Ist dieser groß genug ( z.B. Durchm. 18-20m oder sogar größer) und ist der Boden gut, kann man da wunderbar drin arbeiten.
Im Gelände geht es auch wunderbar, wenn das Pferd bereits "sicher" dort geht. - ich meine das im Hinblick auf Unfallprävention.
Meinen einen Wallach, habe ich mangels Halle oder Platz auch vollständig im Gelände ausgebildet. Ich hatte allerdings auch die Erlaubnis einiger Bauern, auf frisch gemähten Wiesen zu reiten und außerdem haben wir einen großen Holzrückplatz, den ich damals oft nutzte. Wobei ich wirklich an Grenzen stieß, war die Arbeit an präzise gerittenen Galopptraversalen. Hier ist ein wirklich ebener Boden wirklich sehr sinnvoll. Da habe ich mir oft einen Bahn gewünscht.
Alles andere ging gut.
Mein Herr Pferd ist aber auch (oder vielleicht gerade deswegen) sehr trittsicher.
Trissa
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Beitrag von Trissa »

In unserem 18m-Roundpen bin ich mit dem Fünfgänger geritten und reite ich mit dem Großen (1,60 plus x) auch. Warum soll das nicht gehen? Oder soll in einem früheren Stadium der Ausbildung nicht gehen? Immer vorausgesetzt, man geht nicht sieben Tage die Woche, zwei Stunden täglich (Vorsicht: Übertreibung) in den Roundpen, sondern dosiert und ansonsten viel raus ins Gelände zum Dressurln, Klettern, Kondition aufbauen, Bummeln...
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Trissa hat geschrieben:In unserem 18m-Roundpen bin ich mit dem Fünfgänger geritten und reite ich mit dem Großen (1,60 plus x) auch. Warum soll das nicht gehen? Oder soll in einem früheren Stadium der Ausbildung nicht gehen? Immer vorausgesetzt, man geht nicht sieben Tage die Woche, zwei Stunden täglich (Vorsicht: Übertreibung) in den Roundpen, sondern dosiert und ansonsten viel raus ins Gelände zum Dressurln, Klettern, Kondition aufbauen, Bummeln...
Jupp! Ich würde mich die Finger nach zumindest einem Roundpen lecken - wir haben nur ne im Sommer bereitbare Wiese und sonst nix, nur eben Gelände.

Ich sag mal: kommt drauf an, wo man hinwill. Wenn man sehr ehrgeizige Amibitionen hat, braucht man entsprechende Trainingsmöglichkeiten. Aber ansonsten kommen wir bislang auch sehr gut ohne Halle oder Platz aus. Wäre aber ein Roundpen vorhanden, würde ich sicherlich öfters darin arbeiten - wenn auch nicht, wie oben beschrieben, sieben Tage die Woche und täglich zwei Stunden. :wink:
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
AufTrab
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Beitrag von AufTrab »

Ich danke euch für eure Beiträge, denen ich entnehmen konnte, dass a.) der Roundpen mindestens 18m im Durchmesser betragen sollte (muss ich mal abgehen) und b.) eine Basisarbeit möglich ist.

@Ulrike: Der Platz gehört zum Stammhof. Da dort in sehr kleinem Umfang auch Fohlen gezogen werden, ist dort die Herpes-Impfung Pflicht. Das zusammen mit dem sehr tiefen Platz hält mich bislang davon ab, den Reitplatz für uns in Betracht zu ziehen. Nein, denke, das ist nicht wirklich eine Lösung.

@alle: Ich traue mir nicht zu, mein Pferd selbst weiter auszubilden. Sonst würde ich gar nicht überlegen, denn er ist sehr geländesicher. Ich kann ihn dort auch gut arbeiten, z.B. im Schultervor, Schenkelweichen, Zirkel. Aber nur im Schritt und Trab, da der Galopp noch nicht zum Repertoire gehört.

Der Boden im Roundpen ist Naturboden. Es ist der selbe Boden wie der Winterpaddock, jedoch viel ebener, da er auch gepflegt wird. Aber natürlich federt da nichts! Es ist kein Reitplatzboden.

Ich werde die Situation noch mit meiner Trainerin genauer besprechen. Unser nächstes Treffen wird so und so eine Reitstunde sein :wink:
padruga
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Beitrag von padruga »

Wenn dein Pferd geländesicher ist, finde ich deine Kombination Gelände-Roundpen für dein junges Pferd eigentlich nicht schlecht. Es gibt Millionen Sachen die man im Roundpen fürs Gleichgewicht, die Biegung und Erlernung der Hilfengebung etc. machen kann, auch unter dem Reiter, aber die Arbeit im Trab würde ich persönlich dann nach draußen verlegen. Ohne groß zu "arbeiten an etwas", einfach nur ein frisches, lockeres Vorwärts. Auf Unterricht musst du ja trotzdem nicht verzichten, den kannst du ja im Roundpen dann -gelegentlich- zusätzlich machen.
AufTrab
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Beitrag von AufTrab »

Danke, Padruga, für Deine Hilfestellung.
So jung ist der nicht mehr, aber jung ins Reitpferdebusiness eingestiegen:)

Ich bin den Roundpen heute mal abgegangen und der dürfte die 18m haben - locker. Daher bin ich dann heute auch mal bewusst darin geritten. Denke, für zwischendurch mal im Schritt an der Nachgiebigkeit arbeiten etc.pp sicher nicht schlecht, den Rest werde ich aber ins Gelände verlagern. Das war eine sehr gute Anregung, Padruga. Man sollte ihn sicher nicht ganz verteufeln, aber es hilft seine Möglichkeiten wie auch Beschränkungen zu sehen.
padruga
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Beitrag von padruga »

Aber ist schon prima, überhaupt einen Round Pen zu haben, besser als nur Gelände. Handarbeit, Freiarbeit, Longieren, Spaßsachen... geht da einfach besser als wenn man nur draußen unterwegs sein kann. Ich hatte für ein Pferd mal nur eine hügelige löchrige Koppel zum Anreiten, da fand alles danach nur im Gelände statt. Ging auch, aber ich schätze den Komfort eines ebenen Bodens mit Zaun drum rum doch sehr.
AufTrab
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Beitrag von AufTrab »

Padruga, ich habe gestern mal doch Trab getestet, aber recht untertourig und viel ausgesessen. Das hat wunderbar geklappt. Ermutigt durch einige Beiträge hier, kann ich mich jetzt damit anfreunden auch im Roundpen zu reiten.
padruga
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Beitrag von padruga »

Prima. Und das meinte ich mit meiner Aussage
Trab würde ich persönlich dann nach draußen verlegen
auch gar nicht, dass kein Trab im RoundPen geritten werden soll. Nur zusätzlich Trab draußen, mit mehr Schwung. Ergänzt sich doch gut :wink:
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ich denke auch, man den RP nutzen und das vielleicht mit anderen Reitmöglichkeiten nutzen - irgendein Wiesenstück, irgendeinen guten Waldweg in für den Trainer / die Trainerin erreichbarer Nähe?
AufTrab
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Beitrag von AufTrab »

Gimlinchen, bei uns wird auch gern im Paddock geritten. Das geht natürlich nur im Sommer, wenn die Pferde überwiegend auf der Wiese stehen.
Finde ich persönlich nicht so schön, da es das Heim der Pferde ist und dort fehlt mir außerdem die Begrenzung (der Paddock ist riesig).

Für die Reitlehrerin erreichbar ist nur der Roundpen. Ich mache einfach mal das Beste aus den Gegebenheiten immer das Ideal im Hinterkopf. Es ist mir halt dennoch lieber mein Pferd steht in diesem Stall mit den sehr eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten, als in der Box oder in einem Stall mit unpassenden Herden, gespritzten Weiden mit JKK und portionsweiser Fütterung von Heu im Winter. Das ist hier halt so der Standard.
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