Zeigt Sabine Ellinger klassisches Reiten?

Rund um die klassische Reitkunst

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AufTrab
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Zeigt Sabine Ellinger klassisches Reiten?

Beitrag von AufTrab »

Hallo,

ich lese aktuell "Die "klassische Reitkunst" - Ideologie und Wirklichkeit - Konstanz und Wandel", Band 2 - ein Buch, das ich absolut lesenswert finde.

Vor diesem Hintergrund u.a. habe ich mir die von Sabine Ellinger in ihrem neuen Buch "Pferde über den Rücken arbeiten" propagierte Stammer Kinetics angeschaut. Die Website dazu ist sehr umfangreich bebildert. Frage: Ist das klassisches Reiten? Ich meine, u.a. die Longierbilder der jungen Stute (unter Exemplarisches Beispiel) zeigen viel Überzäumung.

Ich möchte niemanden angreifen, nur begreifen. Wie sieht ihr das - ihr habt doch meistensteils schon sehr umfangreiche Erfahrungen.
horsman
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Beitrag von horsman »

wenn Du die web-seite verlinkt hättest, könnte man auch mal nachschauen ...
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Könntest du konkreter sagen, wo sich die besagten Bilder finden?
Auf der Homepage von Frau Ellinger (dressur-design.de) finde ich auf die Schnelle nur sehr ansprechende Bilder und keine überzäumten Pferde.
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Nuno Oliveira
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Miss Sophie
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Beitrag von Miss Sophie »

Gefunden....
http://www.dressur-design.de/exemplarischer-weg.html

Ich sehe auch, was die Threaderstellerin meint, auch wenn das für mich nicht in den Bereich "Übrezäumung" fällt, eher "Verkriechen".
Aber mal ganz ehrlich, das Pferd ist da grad mal 1-3 Monate an der Longe, da war es eben noch nicht in der Lage, das anders zu machen, sowas funktioniert ja nicht unbedingt von selbst.

Die anderen Bilder finde ich toll, das von Juni 2009 z.B.!
geolina
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Beitrag von geolina »

hallo,

ich hab bei den erklärungen v.a. das gefunden:
http://www.dressur-design.de/aufbautraining.html

also was da überzäumt sein soll kann ich nicht nachvollziehen.

ich kenne frau ellinger nicht, keine ahnung wie sie tickt, aber bei den gezeigten bildern diesen eröffnungthread zu lesen würde mir extrem sauer aufstoßen.

alex
irgendwann wird`s schon nach reiten aussehen - irgendwann ...
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Auf den besagten Bildern sehe ich allein vom äußeren Erscheinungsbild der Stute eine beeindruckende Entwicklung.
An der Longe kann ich kein überzäumtes Pferd finden. Es ist deutlich zu sehen, dass der Ausbinder durchhängt. Insofern findet keine aktive Überzäumung statt. Natürlich kann man daraufhin die Fragen diskutieren, ob
a) Ausbinder generell sinnvoll sein können oder grundsätzlich abzulehnen sind und
b) wenig hinter der Senkrechten im Laufe der Ausbildung eines jungen Pferdes tolerierbar ist und wie man es am schnellsten und besten wieder abstellt.
Beide Fragen wurden hier aber in eigenen Threads bereits ausgiebig erörtert.

Auf einem Video beim Reiten kommt die Stute mit der Nase ziemlich tief und ist da auch eng. Auch hier sieht man aber, dass sie nicht aktiv mit dem Zügel in diese Haltung gebracht wird. Für mich ist das nicht das Ideal, kann aber auf dem Weg dorthin durchaus vorkommen und für junge Pferde kann die tiefe Dehnung zum Entspannen sehr wertvoll sein. Das macht z.B. auch Herr Hinrichs so, der wohl als absolut klassisch angenommen werden darf.
Insofern: Für mich ist dort (so weit es sich durch eine Homepage beurteilen lässt) absolut klassische und dazu sehr gute Arbeit zu sehen.
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Nuno Oliveira
Semik
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Beitrag von Semik »

Vielen Dank für Deine Antwort Ninischi und auch Geolina kann ich zustimmen.

Ich denke, Ninischis Antwort erklärt den klassischen Ansatz in Frau Ellingers Arbeit ganz gut. Ich kenne Frau Ellinger nicht, obwohl sie aus meiner "alten Heimat" stammt. Ich habe auch ihr Buch nicht gelesen. Aufgrund der auf ihrer Homepage eingestellten Fotos halte ich sie aber für eine sehr ehrliche Ausbilderin, die es nicht nötig hat, ihre eigene Arbeit durch Fotos beschönigen zu müssen.

Gerade die guten Ausbilder kochen nämlich auch nur mit "Wasser"!

Ich habe Bekannte, die bei Frau Ellinger reiten und die mit ihrer Arbeit sehr zufrieden sind.

Mehr möchte ich hierzu auch nicht sagen.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

"Überzäumung" ist im klassischen Wortgebrauch, eine Zustandsbeschreibung. Will sagen, ein Pferd kann auch als "überzäumt" bezeichnet werden, wenn die Haltung von ihm selbst eingenommen wird und nicht erwirkt ist.
In soweit sehe auch ich ein "überzäumtes" Pferd. Die Entwicklung ist beeindruckend, auch wenn mir die Bilder bis auf einige Ausnahmen, nicht sonderlich gefallen....
Die massive Herausarbeitung des Spannungspotenzials und der Ganggewalt des Pferdes - gerade im Hinblick auf den Ursprungszustand - kann ich nicht für gut und gesundheitlich unbedenklich einstufen. Vor allem nicht in einem so kurzen Zeitraum. Muskeln sind schnell aufgebaut- aber Sehnen, Bänder und Gelenke brauchen Zeit, bis sie der Belastung solcher Ausreizung der Bewegungsmöglichkeit stand halten.
Das hat für mich wenig "Klassisches", wenig davon, das Pferd gesunderhaltend zu fördern, sondern eher habe ich den Eindruck, der Focus liegt darauf, wie schnellstmöglich das Potenzial "auszuschöpfen" ist.
Ich weiß nicht recht....
Semik
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Beitrag von Semik »

Ich hätte AufTrab als nächstes empfohlen, einmal eine Probestunde bei der Dame zu nehmen und sich das Ganze vielleicht fairerweise selbst von ihr erklären zu lassen. Habe aber gesehen, daß die Userin aus Berlin kommt. Das ist dann natürlich schon ein weiter Weg ins Schwäbische.

Kommt natürlich auch darauf an, wie wichtig AufTrab die Beantwortung ihrer Frage selbst ist. 'Wenn mich die Frage nicht losläßt, dann würde ich den weiten Weg in Kauf nehmen, um mir selbst ein Bild zu machen.
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

@saltandpepper: Die Zeit, in der das Ganze passiert ist, finde ich allerdings auch ziemlich kurz. Da stimme ich dir voll zu.
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Nuno Oliveira
Phanja

Beitrag von Phanja »

Mir gehts ähnlich wie s&p - ich kann nicht so recht Gefallen daran finden. Mein Eindruck ist, dass man durchaus auch versucht, das Ganze so spektakulär wie möglich auszuarbeiten, ohne dass der Außenstehende den Eindruck bekommt, es wäre kein ehrliches Reiten.
Und den Zeitraum finde ich indiskutabel. Sehnen, Bänder und Gelenke können da gar nicht mithalten in ihrer Entwicklung.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Die Dame hatten wir doch schon mal und die Stute hat sehr wahrscheinlich schon von Beginn an Probleme, die dann bei einer Käuferin nach dem Beritt "ausgebrochen" sind.

Ich halte die Bilder maximal für "Sport- und leistungsorientierte Ausbildung", was man eben an der betonten Zeitspanne erkennbar ist. Ob das nun klassisch oder nicht ist...letztlich wuppe. Mir persönlich ist es einfach zu fix für ein junges Pferd mit DEM Urzustand. Anderseits - wie schonmal diskutiert - kann es auch einfach nur spektakulärer inszeniert worden sein, damit auch jeder Depp sieht, was die Ausbilderin in kurzer Zeit schafft: Alla knochiges Entlein wird zum schwebenden Schwan. Mich wundert, dass sie nicht mehr Referenzen hat mit unterschiedlichen Pferdetypen, das würde mich mehr beeindrucken.

Letztlich Geschmacks- und Brauchfrage, aber ich würde der Dame weder das Können noch das betonen der klassischen Ausbildung pauschal anhand der HP absprechen wollen.
Es grüßt Nadine

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so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
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cajujo
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Beitrag von cajujo »

Ich finde es eine gute HP und meine, man erkennt ganz gut was man bekommt wenn man sich an sie wendet. Verirrung meinerseits nicht ausgeschlossen. :wink:
Ob das nun klassisch ist, wer kann sagen? Den Begriff beanspruchen ja irgendwie alle, von FN, über Baucheristen, über Barocke, halt alle die sich in irgendeiner Form und Nische der Dressur verbunden fühlen.

Die Verschnallung der Ausbinder halte ich bei diesem Pferd für geeigntet die Stute in diese Haltung zu bringen. Wöllte Frau Ellinger dies nicht, würde sie anders vorgehen. Ich schätze mal sie hat in diesem Stadium den Fokus auf dem passiv schwingenden Rücken. Ihr Weg scheint aufs vorwärts ausgerichtet.
Andere Klassiker würden evtl zunächst daran gehen ein verändertes Gleichgewicht herzustellen oder die Schulter zu befreien oder das Pferd animieren den Zügelkontakt herzustellen oder Kraft durch langsame Bewegungen zu fördern......
Die große Kunst ist es, nicht in Dogmen zu verfallen und viele Weg zu sehen und es vom individuellen Pferd und seinen Voraussetzungen abhängig zu machen. Mir jedenfalls fällt es schwer den Klassiker des klassischen ausfindig zu machen und ich finds eigentlich auch nicht sonderlich wichtig. :oops:

Die Geschwindigkeit in der die Stute sich entwickelt hat ist zum Bauklötzestaunen. Die muss fast täglich anders daher gekommen sein. Für ein eigenes Leibross wünscht man sich das nicht. Vllt ist das das Los vieler Profis die Zwängen unterliegen.
Semik
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Beitrag von Semik »

Oh! Cajujo, das hast Du jetzt aber m. M. n. sehr schön ausgedrückt. Respekt!
Butterfly1
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Beitrag von Butterfly1 »

Hi,
Ich kenne Sabine persönlich, leider muss ich zu ihr doch ein Stückchen fahren, daher kann ich nicht so regelmäßig und konstant Unterricht nehmen wie ich möchte.

Ich kenne die Stute leider nicht und kann zu ihr nix sagen, ist aber auch schon bisschen her, dass die Stute bei ihr war, weiß nicht ob es ihre eigene war oder ein Berittpferd.
Weil ich aber mehrfach gelesen habe, dass ihr es bedenklich findet wie schnell sie sich entwickelt hat möchte ich zum aktuellen etwas beitragen.
Ich gehe mir meinem Jungspund zu ihr, exterieurbedingt schwierig ihn korrekt über den Rücken zu reiten. Gepaart mit maximaler Beweglichkeit und großem Leistungswillen. Sie stellte mich zu Beginn vor die Wahl bzw wollte mein Ziel wissen. Wenn ich schnell große Leistungen erreichen weil soll ich so weitermachen wie bisher, das Talent hat er und den Willen. Aaaaaaber es ist nicht korrekt über den Rücken geritten. Oder ich will es richtig machen, dann zurück auf den Stand eines 4jährigen und entsprechend arbeiten. Habe mich für letzteres entschieden.

Oder als Beispiel ihr Knabstrupperhengst. Sieger der Spezialrassen bei der Körung und besonders gelobt für die absolut rittige und lockere Vorstellung. Sie war mit ihm bei meiner anderen RL (ehem.Landestrainerin VS) zum Geländetraining und diese schwärmte hinterher von dem perfekt losgelassen gerittenen Pferd und seiner Reiterin.

Also in meinen Augen definitiv eine hervorragende Ausbildern, die sehr auf das korrekte Arbeiten über den Rücken bedacht ist. Und zum Thema schnell schnell, ihr Hengst ging im ersten Jahr unterm Sattel geradeaus ins Gelände und ausschließlich große Linien auf dem Platz. Definitiv der klassische Weg ;-)
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