Jungpferd motivieren

Rund um die klassische Reitkunst

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ElRey
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Jungpferd motivieren

Beitrag von ElRey »

Hallo
Ich hätte mal eine Frage... Ich habe mir vor knapp einem Jahr einen 5 Jährigen PRE Nachwuchs Hengst gekauft, da mein alter Herr leider bereits Krankheitsbedingt in Frührente ist und nur noch bedingt gymnastizierend oder Schritt ins Gelände geritten werden kann. Ich habe bisher alle meine Pferde selbst ausgebildet und dressurmäßig bis M/S Niveau geritten, es gab nie Probleme. Meinen "Frührentner" konnte ich die letzten Jahre leider nur noch locker gymnastizieren aber nicht mehr richtig arbeiten.
Nun ist natürlich mein langer Wunsch endlich wieder dressurmäßig weiter machen zu können. Leider hält mein kleiner davon reichlich wenig.
Ich habe ihn schonend mit 5 Jahren angeritten. (Er kam mit 5 fast roh aus Spanien, lediglich wenige Male jemand drauf gesessen)Nun ist er ca. ein Jahr unterm Sattel, er ist ein absolut braves, anständiges Pferd für sein Alter, frech aber immer ehrlich. Aber seit ich ihn habe kastrieren lassen, hat er keinerlei Lust mehr auf Arbeit. Ich bemühe mich wirklich um Abwechslung durch Bodenarbeit, Stangenarbeit, Longieren am Kappzaum, Arbeit an der Hand, Gelände, ect... Aber sobald er auf dem Platz ein bisschen "arbeiten" soll schaltet er in den Schnarchmodus. Draußen im Gelände Ost er fleißig und motiviert. Aber Reitplatz ist ihm ein Gräuel. Da muss man ihm jeden Schritt und jede Kleinigkeit aus der Nase ziehen.
Vom Tierartzt/ Osteopath wurde er bereits durchgecheckt, Zähne gemacht, diverse Sättel ausprobiert, nun hat er einen Deuber Maßsattel der angepasst ist, half auch nichts, er ist viel draußen, hat Spielkameraden um sich auszutoben...
Sobald ich mit ihm am Platz bin ist er nörgelig, mag sich keine Sekunde konzentrieren, alles ist unendlich zäh...
Ihn mal längere Zeit nicht reiten, nur Longe und Bodenarbeit half nichts...
Längere Zeit nur Gelände half nix (das fand er toll, aber auf dem Platz hatte er trotzdem keine Lust)
Ihn auf Koppel stellen und nur "ab und zu ein bisschen Arbeit" half auch nix...
Er ist wirklich totenbrav für sein Alter, ein Traum im Gelände, nur bin ich leider absolut kein Geländereiter.
Was kann ich noch tun?
Ach ja was noch gesagt sein sollte. Ich bilde ihn nach klassischen Grundsätzen aus und habe Unterstützung durch einen Trainer, der nach Bent Branderup arbeitet.
Mein "älterer Herr" ist auch ein PRE und sehr sehr sensibel man muss nur Denken und er reagiert (teils auch über ;-)) aber ich bin selbst sehr ruhig und komme daher mit ""hibbeligen" besser klar als mit Pferden die die stoische Ruhe in sich tragen ;-)
minou
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Beitrag von minou »

Ist er auch bei einem anderen Reiter so??? Ich kenne ein Pferd, das extrem fad und faul ist solange Besitzer oder Reitbeteiligung reiten. Wenn ich ihn manchmal reite, läuft er wie geschmiert.
******
Indem uns das Pferd sein Vertrauen schenkt, fordert es uns zu einer disziplinierten Reitweise auf. Charles de Kunffy
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Moins!
Wie sieht denn eine Einheit auf dem Platz bei Euch aus? Beschreib doch mal näher, vielleicht kommt man dann besser auf Ideen…
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Wenn ihr nach BB arbeitet, ist das ja meist viel Schritt und eher langsam (vorsichtig formuliert), vielleicht langweilt er sich ja einfach oder braucht eine andere Herangehensweise? Ich würde mal verschiedene Möglichkeiten durchtesten: Was passiert, wenn du ihn zu Beginn mal so richtig flott machst, Galopp im leichten Sitz, vielleicht auch ein paar kleine Sprünge/Cavaletti? Vielleicht muss er erstmal in Schwung kommen. Oder mal sehr kurz und knackig arbeiten mit vielen Übergängen und immer neuen Anforderungen, damit das Köpfchen ins Rauchen kommt?

Wenn du ein sehr sensibles Pferd gewohnt bist, wird auch dein ganzer Reitstil, dein Sitz und deine Hilfengebung darauf eingestimmt sein und vielleicht für dieses Pferd zu behutsam, mit zu wenig Körperspannung oder zu sehr an "bremsen" gedacht?

Wann ist er denn kastriert worden? Es gibt immer wieder Pferde, die durch die Kastration zur "lahmen Ente" werden und generell an Bewegungsfreude verlieren oder zumindest mal ein Jahr brauchen, um wieder zur alten Form zu finden.

Und schließlich gibt es tatsächlich welche, die in der Dressurarbeit auf dem Platz einfach keinen Sinn sehen und das auch deutlich zeigen.
ElRey
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Beitrag von ElRey »

Ja er ist auch bei anderen Reitern so.
Wir fangen an erst mal paar Runden Schritt große Wendungen, Handwechsel, Halten und Anreiten, bisschen Schulterverschieben und Schulterherein auf beiden Händen. Dann Übergänge Schritt Trab, Viele Wendungen und Schlangenlienien sowie Handwechsel, dann auch im Trab Schulterverschieben, Schulterherein und wenn er gut drauf ist (eher selten ;-)) dann noch ein bisserl Galopp Zirkel und ganze Bahn, Trab Galopp Übergänge oft lass ich den Galopp ganz weg weil er nur klemmt.
Ja er braucht wirklich viel Abwechslung aber trotzdem fällt es ihm noch schwer sich zu konzentrieren...
Mit "frisch machen" durch Galoppieren hab ich es auch versucht, hat 3 mal funktioniert dann half es auch nix mehr ;-)
Er ist auch sehr büffelig wenn er keine Lust hat und reagiert extrem zäh auf alle Hilfen...
Ja ich bin eher ein sehr feiner Reiter und mag es auch nicht gern wenn ich kräftiger "zupacken" muss bleibt mir aber bei ihm oft nicht erspart ...
ElRey
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Beitrag von ElRey »

Kastriert wurde er vor ca 8 Monaten
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

das kann auch eine Kombi aus mehreren Komponenten sein.
Leider gibt es einige Entmannte,die danach lurig und arbeitsfauler daherkommen.
Bei deinem Kleinen könnte es vielleicht auch helfen,mal etwas weniger seitwärts zu arbeiten,auf viele Pferde wirkt das stark verbremsend.
Ich würde ihn wohl eher,mit vielen Übergängen,z.Bsp. Trab Galopp auffrischen,dabei im Genick beweglich halten (kein auf die Hand stützen zulassen) und eher durch Biegearbeit an der Geschmeidikeit arbeiten,als an Seitengängen.
lescue
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Beitrag von lescue »

Mein altes Pony, eh schon kein Platz-Liebhaber, habe ich damals mit der Arbeit nach Branderup (angeleitet durch eine Ritterin) erfolgreich in die völlige Lethargie getrieben - ein Reitlehrerwechsel brachte Wunder.

Mein Schimmel war ein Jahr lang nach der Kastration kaum vorwärts zu kriegen, der klemmte gar schrecklich. Irgendwann klemmte ich auch, unbewusst. Hier halfen wenige Stunden mit einer Trainerin, die Bewegungstraining nach Eckard Meyners machte. Wir haben erstmal wirklich nur an mir gearbeitet, und das Problem war Geschichte. Parallel dazu wurde das Pferd mit APM nach Penzel behandelt, was ihm sichtlich gut tat. Aber es hat wirklich ein gutes Jahr gedauert, bis er sich körperlich und vor allem psychisch von der Kastration erholt hatte.
Grüsse aus Hamburg,

Leonie
Eowyn
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Beitrag von Eowyn »

Hallo ElRey,

ich hatte das Problem in umgekehrter Reihenfolge. Mein Oldie (zwischenzeitlich verstorben) war sein Leben lang eine Trantüte am Platz. Im Gelände deutlich frischer, aber immer regulierbar. Aufgeblüht ist er besonders bei Zirkusquatsch und vor allem vor Publikum. Ich glaube, er hat nie Sinn in der Platzarbeit gesehen - bestes Beispiel:ich reite Dressur am Stoppelfeld, Pferd ist -für seine Verhältnisse - recht flott. Ich will noch ein paar Runden am Viereck drehen - Motor geht aus und ist nicht mehr an zu kriegen.
Mein Nachwuchs ist vergleichsweise eine Rakete. Der schreit 5-jährig sowas von nach Arbeit und ist derart fein.... Es war für mich ein harter Kampf meine Reiterei umzustellen, und ich kann mir vorstellen, daß es andersrum jetzt für mich eine noch größere Katastrophe wäre.
Ich liebe meinen Oldie nach wie vor innig - aber jetzt würde ich mit ihm nicht mehr glücklich werden.
Wir hatten übrigens auch alles durch: Bewegungstraining nach Meyners, APM, Osteo, Sattler, TA - alles hat ein bischen was gebracht. Aber eben nur ein bischen....

Ich persönlich glaube, daß auch nicht jeder Spanier fürs Viereck geboren ist.

Helfen wird Dir das jetzt nicht, aber ich wollte meine Erfahrungen mit Dir teilen...

LG aus Franken,
Karin
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Also, ich sehe das Problem auch ein wenig so wie Rapunzel und Lescue. Es gibt gar nicht mal so wenig Iberer, die mit dem Zünden und dem wirklich konsequenten Vorwärts so ihre Probleme haben und die wahlweise lethargisch daherkommen oder lieber auf wichtig auf der Stelle rumzappeln. Bei diesen Pferden würde ich nichts, aber auch gar nichts machen, bevor sie nicht ordentlich vor den treibenden Hilfen sind. Und für diese Pferde halte ich alles, was in Richtung Seitengang geht für komplett falsch. Weil es bei ihnen mangelndes Vorwärts noch zusätzlich abwürgt. Steinbrecht hat zu diesem Thema mal was Gutes geschrieben, das kann ich ggf. mal raussuchen und hier rein kopieren. Also würde ich als allererstes mal die Faulheitsfrage klären und zwar nett aber deutlich. Ganze Bahn, Zirkel, durch die ganze/halbe Bahn wechseln und auch wirklich auf Arbeitstempo bestehen. Will heißen: Erst mal muss der Motor laufen, bevor man ans Fahren denken kann.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
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ElRey
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Beitrag von ElRey »

Vielen Dank. Für eure zahlreichen Antworten.
Das mit dem weniger seitwärts werde ich mal ausprobieren.
Bewegungstraining nach Eckard Meyners sagt mir ehrlich gesagt gar nix. Werde ich aber mal googlen bzw mich informieren.
Ich fürchte dass ich natürlich auch durch meinen anderen sehr verwöhnt bin da er von klein auf sehr fein war. Ich kenne ehrlich gesagt halt fast nur Spanier, die eher fein und etwas hitzig sind. Und das mag ich ja eben genau an der Rasse :-) mein kleiner ist leider eher mit einem "normalen" Warmblut zu vergleichen... Ist natürlich auch Geschmackssache, denn viele mögen ja auch Pferde, die nicht so hypersensibel sind...
Im Gelände ist er fleißig allerdings dann da auch wieder ins andere Extrem. Ich hänge eigentlich die ganze Zeit am Zügel und muss bremsen. Obwohl ich ständig Übergänge reite aber da hat er ordentlich Zug drauf aber da er eben so büffelig ist reagiert er leider auch nicht auf feine Hilfen. (Ich reite vierzügelig mit Kappzaum und Trense)
Er lässt sich auch im Gelände überhaupt nicht fallen daher habe ich dann immer Bedenken, dass die Geländeritte dem Rücken nicht besonders gut tun.
ElRey
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Beitrag von ElRey »

Er ist dabei immer kontrollierbar aber eben nicht durch "feine Einwirkung" ...
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Meg
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Beitrag von Meg »

Du bist aber sicher, dass sich keine Fistel gebildet hat? Das kenne ich von einem Lusi, der auch eher spät gelegt wurde. Er musste nachoperiert werden und war danach wie ein neues Pferd.
Whenever I feel blue, I start breathing again :-)
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ich finde es übrigens auch durchaus legitim, wenn man der Pferd/Reiter-Paarung genug Zeit gebeben hat, alle "Fehlerquellen" ausgeschaltet hat und vielleicht auch nochmal jemand ganz Neutralen vor Ort draufschauen lassen hat usw., dann gegebenenfalls das Pferd an jemanden abzugeben, der genau so was will (also etwas nicht so Sensibles, das gern ins Gelände geht). Manchmal passt es eben einfach nicht.
Eowyn
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Beitrag von Eowyn »

Rapunzel hat geschrieben:Ich finde es übrigens auch durchaus legitim, wenn man der Pferd/Reiter-Paarung genug Zeit gebeben hat, alle "Fehlerquellen" ausgeschaltet hat und vielleicht auch nochmal jemand ganz Neutralen vor Ort draufschauen lassen hat usw., dann gegebenenfalls das Pferd an jemanden abzugeben, der genau so was will (also etwas nicht so Sensibles, das gern ins Gelände geht). Manchmal passt es eben einfach nicht.
Kann mich nur anschliessen!

LG + guten Rutsch,
Karin
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