Untertreten!

Rund um die klassische Reitkunst

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Gelchen
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Beitrag von Gelchen »

Hallo,

also der schwarze Lusitano in dem Video ist ein Lipizzanermix :lol: ,
und ich kann nicht sehen das der nicht untertritt. Verstehe auch nicht so ganz warum du die leichte Aufrichtung erwähnst, ein Pferd sollte so wohl mit Aufrichtung als auch Vorwärts Abwärts untertreten können, oder verstehe ich da was falsch?

Gruss

Gelchen
„In jedem Pferd
gibt es ein Zauberpferd.
Nur den Schlüssel muss man finden."
Sunnysbaby

Beitrag von Sunnysbaby »

Nochmal zum begriff untertreten. das pferd fußt mit den Hinterbeinen (Hufen ) in die Spur der Vorderhufe.
Das ist doch klar oder?!

der schwarze (was es auch immer ist) den er in der mitte des Videos reitet tut das NICHT!
Ich bin verwirrt sorry :roll:
horsman
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Beitrag von horsman »

"Untertreten" im Sinne von vermehrtem Last auf die Hinterbeine aufnehmen, hat nicht zwangsläufig mit weitem vorspuren der Hinterhufe zu tun.
Selbst (bzw. gerade) wenn die hinteren Hufe hinter den vorderen zurück bleiben kann eine Lastaufnahme sehr wohl stattfinden.
Entscheidend ist das aufwölben der Lendenpartie und das vermehrte beugen der Hankengelenke.

Gruss
horsmän
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chica
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Beitrag von chica »

@Sunny - lies mal hier nach: http://www.pferdewissen.ch/longieren2.html unter dem Punkt "Fleißig untertreten" - da geht es zwar ums Longieren, aber es wird prima erklärt, warum ein in die Abdrücke der Vorderfüße tretendes Hinterbein nicht gleich Untertreten heißt.

Das der Lippi-Mix nicht in die Abdrücke tritt, heißt noch lange nicht, dass er nicht untertritt. Ist die Rückenlinie gewölbt, die Hinterhand senkt sich? Dann tritt er definitiv unter und zwar unter seinen Schwerpunkt.
LG Ines
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Sunnysbaby

Beitrag von Sunnysbaby »

Ok dankeschön...
Peinlich peinlich... :oops: :oops: :oops:

Ich habe bei der ganzen diskussion um die untertreterei nicht auf die aufwölbung der rückens und das absenken der kruppe geachtet...
Hab immer nur wie ne irre auf die füße geschaut! :?
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

@ sunny: zu dem vielleicht nicht so perfekt untertretendem Pferd von Herrn Hinrichs:

Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und gebe mich zur Steinigung frei:

Genau das ist das Problem, wenn man mit ganz leichten Hilfen reitet. Manchmal werden diese dann vom Pferd ignoriert oder nicht mit vollem Elan umgesetzt. Das ist wie bei jeder Erziehung, am Besten ist es, man spricht immer nur leise und freundlich, oft funktioniert das auch und man wird nichts anderes lehren. Aber jeder weiß, dass Lebewesen nicht immer auf die freundlich höfliche Art reagieren. Manchmal finden sie es viel besser, die leichten Hilfen zu ignorieren und es sich irgendwie bequem zu machen. Ober sie haben gerade Interesse daran, was woanders so los ist. Die Ursachen können im Charakter, im Körperbau, der Aufzucht oder in der früheren Ausbildung liegen. Egal aus welchem Grunde sie auftreten, wenn sie da sind, muss man irgendwie damit fertig werden. Es gibt leider nicht den perfekten Reiter. Aber genau so selten ist das perfekte Pferd.

Reiten mit feinen Hilfen muss natürlich immer das Ziel sein. Aber leider gibt es Pferde, bei denen die Hilfe auch einmal deutlicher oder nennen wir es weniger fein zum Einsatz kommen müssen, damit das Pferd sie auch zur Kenntnis nimmt. Dann muss man natürlich sofort wieder versuchen, feiner zu werden. Meist gelingt es, aber es gibt eben auch Pferde, die einen sehr starken eigenen Kopf haben und bei denen die Dominanzfrage nicht nur mit leisen und feinen Tönen geklärt werden kann. Gerade die iberischen Pferde glänzen allerdings zum Glück damit, dass sie zumindest in der Regel sehr willig und fein reagieren.

Ich halte Herrn Hinrichs für einen der Besten Ausbilder und Reiter in der Szene. Aber das klare Bekenntnis zu feinen Hilfen kann natürlich dazu führen, dass die Pferde nicht immer deutlich genug aufgefordert werden, 100% zu geben. Weil es aber zu seinem System passt und er ja trotzdem im Ergebnis sehr gut ausgebildete Pferde und Reiter hevorbringt, finde ich das bei ihm nicht tragisch.

Problematisch ist, dass es oft nicht leicht zu erkennen ist, ob Defizite daran liegen, dass der Reiter zu wenig oder zu viel oder fehlerhaft ausbildet, oder ob es tatsächlich mal am Pferd liegt. Meist sind es Fehler des Reiters, aber manchmal sind es auch gewisse Eigenschaften des Pferdes, die eine gan perfekte Ausbildung noch schwieriger machen.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Isomer
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Beitrag von Isomer »

@Steffen

Eventuell ist es aber das Problem das, dass Aussetzen der Hilfen nicht immer wieder Bestandteil der Ausbildung ist und somit das Pferd dieses nicht als System erkennt!! Fallen die Hilfen weg, ist Pause angesagt....

Ich denke das ist einer der Gründe warum Leichtheit in gewissen Systemen nur als kurzfristiges Ereignis erreicht wird.

Gruß Isomer
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Jen
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Beitrag von Jen »

Steffen hat geschrieben: Ich halte Herrn Hinrichs für einen der Besten Ausbilder und Reiter in der Szene. Aber das klare Bekenntnis zu feinen Hilfen kann natürlich dazu führen, dass die Pferde nicht immer deutlich genug aufgefordert werden, 100% zu geben. Weil es aber zu seinem System passt und er ja trotzdem im Ergebnis sehr gut ausgebildete Pferde und Reiter hevorbringt, finde ich das bei ihm nicht tragisch.
huhu, Steffen, da kennst du aber den Herrn Hinrichs sehr schlecht! ;) Wenn er etwas fordert, dann ist das eine SEHR ZACKIGE Umsetzung seiner Aufforderung. Und zwar sowohl beim Pferd als auch bei seinen Schülern. Nicht umsonst kann er sich in Rumpelstilzchen verwandeln, wenn sein Kommando nicht SOFORT umgesetzt wird, lieber gestern als heute! ;)
Liebe Grüesslis, Jen
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

@ Jen: Wohl wahr :D

@ Sunnysbaby: Das mit dem Untertreten ist so eine Sache... BB erklärt das sehr schön und unterscheidet dabei in Schubkraft und Tragkraft. Ein total extremes Beispiel für Schubkraft beim Pferd ist das Bild vom Traber vorm Sulki. Das andere Extrem ist die Piaffe. Hier ist die Tragkraft gefordert. Wenn geschoben wird, müssen die Hinterfüße weite Wege nach hinten und nach vorne zurücklegen...je mehr getragen wird, desto geringer der Weg.. HILFE!!! Erklär das mal jemand der heute geistig fitter ist als ich. Naja, vielleicht helfen Dir ja die Bilder ein bißerl :wink:
Dateianhänge
TraberSulki.jpg
TraberSulki.jpg (4.82 KiB) 12184 mal betrachtet
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Piaffe.jpg (8.35 KiB) 12184 mal betrachtet
Liebe Grüße
Susanne
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Sunnysbaby

Beitrag von Sunnysbaby »

Danke nochmal susanne, ich weiß es ja selber... ich war nur durch die ganze disskusion hier so verwirrt das ich wirklich nurnoch auf die pferdefüße geschaut habe und das restliche pferd vergessen habe... :oops: :roll:
Hast du trozdem schön erklärt.

Wo ich noch ein problem mit habe ist wenn ich auf meinem dicken sitze und er richtet sich forne auf und wird dabei aber langsamer. ich weiß halt nicht ob er jetzt anfangt zu schluffen oder ob er sich nur stärker versammelt ich habe halt bei ihm noch ein GROßES Problem mit der schubkraft...
habt ihr nicht noch einige tipps wie ich das verbesserb kann? wie ich ihn noch mehr auf den hintern setzten kann? :lol:
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Hierzu vielleicht noch mal ein Hinweis aus "Die klassische Reitkunst"

"Der ausdrucksvolle Trab ist von einer entsprechenden Schwebe, die das Pferd zu erlangen vermag, abhängig. Diese Schwebe kann aber nur zustande kommen, wenn die Hinterhand eine kräftige Schub- und Tragkraft entwickelt. ...Sie (die Hinterhand) stellt... den Motor dar, welcher für die Fortbewegung sorgt und daher in erster Linie mit Energie geladen sein muß. Denn genau so, wie beim mechanischen Fahrzeug die Steuerung nur dann möglich ist, wenn der Motor die Fortbewegung bewirkt, geradeso können beim Pferd die Zügelhilfen nur dann ihre Wirkung erlangen, wenn der Vorwärtsdrang aus der Hinterhand heraus entwickelt wird. ... Eine durch falsche Arbeit erzielte Haltung wird beim Versuch, ein besseres Tempo zu reiten immer zu unangenehmen Überraschungen führen: Entweder wird sich das Pferd vom Zügel freimachen und seine Anlehnung aufgeben oder es wird zwar in seiner Haltung bleiben, aber nicht vorwärts kommen und sich bestenfalls mit eiligen Tritten ohne Raumgewinn verlieren. Daher soll der Reiter immer wieder, selbst beim fertig ausgebildeten Schulpferd, prüfen, ob sein Pferd genügend nach vorwärts geht und zwar mit taktmäßigen und raumgreifenden Tritten. Nur die im schwungvollen Gang gewonnene Anlehnung wird von Dauer sein und auch in den schwersten Übungen anhalten."

Hier wird deutlich, warum in der Dressur dem umbedingten Vorwärts so große Bedeutung zugemessen wird. Die Aktivierung der Hinterhand ist eines der zentralen Themen der klassischen Ausbildung. Schubkraft und Tragkraft sind dabei allerdings keine Gegensätze, sondern fördern sich gegenseitig, zumindest, wenn sie in der richtigen Weise geschult werden.

Die besten Übungen hierzu sind sicher die Übergänge, wobei darauf zu achten ist, dass insbesondere die Paraden deutlich spürbar von Hinten nach Vorn geritten werden. Die Übergänge sollten dabei fließend sein, d.h. der Impuls darf das Pferd nicht aus dem Takt bringen.

@ sunny: Überprüfen kannst Du den Erfolg dadurch, dass der Takt stets gleich gleibt und sich nur der Raumgriff des Ganges bzw. der Rahmen des Pferdes verändern. Ein Übertreten der Hufe ist ein Zeichen für eine gelungene Rahmenerweiterung. Das Pferd setzt die Schubkraft gut um. Je höher die Versammlung ist, desto mehr verkürzt sich der Rahmen. Die Hinterhand tritt mehr unter, die Schritte werden kürzer. Dadurch kann das Pferd auch nicht mehr mit den Hufen der HH über die Spur der Hufen der Vorhand treten. Diese Erkenntnis darf aber nicht dazu führen, dass man nun glaubt, jedes Pferd, das nicht übertritt sei besonders versammelt. Es gilt nur, wenn der Reiter in der Lage ist, den Rahmen je nach Anfordrung zu variieren. Genau das fordert auch Podhajsky. Pferde, die jeden Raumgriff verloren haben, sind nicht das Ziel der klassischen Ausbildung, sondern im Gegenteil der Nachweis, dass die Ausbildung fehlerhaft war. Aus diesem Grunde ist auch zur Überprüfung stets beides zu fordern, Rahmenerweiterung durch Zulegen und Versammlung durch Aufnehmen.

Ein Pferd, dass nicht in der Lage ist eine Trabverstärkung zu zeigen, aber eine Piaffe vorgaukelt ist definitiv nicht nach den Prinzipien der klassischen Reitlehre ausgebildet. Natürlich sind die versammelten Lektionen beeindruckender, aber erst der Wechsel zwischen Versammlung und Verstärkung zeigt, ob die Versammlung auch reell ist.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

Ohne Gotteslästerung zu betreiben :oops: , das Bild der Piaffe finde ich nicht so überzeugend. Die Vorhand ist sehr aktiv, aber nach hinten und nicht nach vorn gerichtet. Die Hinterhand tritt zwar unter, bleibt aber hinsichtlich der Aktivität weit hinter der Vorhand zurück. :roll:

Das kann er wirklich besser, wie ich es oft genug gesehen habe. :wink:
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Tornano
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Beitrag von Tornano »

Jetzt möchte ich aber mal einen Bildbeweis für diese Behauptung.

Und zwar ein Video, bei dem das Pferd noch merklich vorwärts trabt, die diagonalen Beinpaare sich aber einander angenähert haben und nicht mehr parallel sind. Sowas habe ich bisher noch nie auf Photos oder Videos gesehen.
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

Steffen hat geschrieben:Ohne Gotteslästerung zu betreiben :oops: , das Bild der Piaffe finde ich nicht so überzeugend. Die Vorhand ist sehr aktiv, aber nach hinten und nicht nach vorn gerichtet. Die Hinterhand tritt zwar unter, bleibt aber hinsichtlich der Aktivität weit hinter der Vorhand zurück. :roll:

Das kann er wirklich besser, wie ich es oft genug gesehen habe. :wink:
@Steffen: Du hast RH schon in der Piaffe gesehen?! Wow, ich kenn das nur wenn er aufm Pferd sitzt und das piaffieren läßt :P. Ich fand das Bíld ganz ok um den Unterschied zwischen Schub- und Tragkraft zu zeigen und hatte ehrlich gesagt wenig Lust den ganzen ABend mit Bildsichtungen zu verbringen :wink:
Liebe Grüße
Susanne
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muppet
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Beitrag von muppet »

Tornano hat geschrieben: das Pferd noch merklich vorwärts trabt, die diagonalen Beinpaare sich aber einander angenähert haben und nicht mehr parallel sind.
Ich schleiche mal aus dem anderen Thread rüber.
Ich hab einen Knoten im Hirn, was ist mit sich annähernden diagonalen nicht mehr parallelen Beinpaaren gemeint?
Ich kapier den Satz wirklich nicht. :oops:
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