Bergab Reiten

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Wachtelhalterin

Bergab Reiten

Beitrag von Wachtelhalterin »

Hoi

Mein Pflegi bewegt seine Vorderbeinchen schon auf ebenem Boden etwas seltsam (im Schritt). Er beugt sein Karpalgelenk fast nicht und das Vorderbein ist durchgestreckt, deutlich bevor er abfusst.

Beim Bergab-Reiten ist das Problem am grössten: Er stützt sich extrem auf die Vorhand, es fällt ihm entsprechend schwer den Schwerpunkt von dem einen Vorderbein aufs andere zu verschieben. So 'schwankt' er von Vorderbein zu Vorderbein. Die Hinterhand kommt nur mit, weil die irgendwie an der Vorhand hängt, trägt aber nicht wirklich was zum Geschehen bei :roll: . Der Rücken hängt entsprechend durch. Die Kopf-Hals-Haltung ist dabei ziemlich egal, ich kann eine tiefe Kopfhaltung abrufen (die Nase kommt dabei leider leicht hinter die Senkrechten), das Gangbild verändert das aber nicht. Treiben bringt auch nichts, er will dann schneller, was das Ganze auch nicht besser macht.

Achja, er ist (fast) Viergänger, die Passverschiebung ist näher bei Pass als bei Schritt :? . Auch geradeaus neigt er zu Passverschiebung, am besten ist es, wenn er entspannt und ohne Zügelkontakt auf ebenem Boden geht.

Zur Situation: Ich reite ihn seit einem Jahr (seit da ist er bei seiner neuen Besi), aber nur einmal die Woche. Die Besi reitet ihn eher mit viel Kraft, was er von früher kennt. Er legt sich auch gerne auf die Zügel. Er wird seit einem Jahr mehrmals die Woche im Gelände geritten, vorher kannte er das nicht wirklich.
Die Besi und ich haben nicht das gleiche Verständnis davon, wie ein Pferd korrekt geritten wird. Deshalb reite ich ihn nur im Gelände, da kann ich eher machen was ich will. Entsprechend suche ich Übungen, die ich im Gelände machen kann.
Eine Übung, die ich sicher ausprobieren werde, ist Rückwärtsrichten Bergauf. Da MUSS er sein Po brauchen, das dann beim wieder runterreiten hoffentlich nicht verlorengeht.

Es liegt übrigens nicht daran, dass er keine Muckis hätte, die sind vom bergaufreiten da. Er tscheggt einfach nicht, wie er bergab schreiten kann, der Döfling :roll: ...

Wie kann ich ihm da helfen?

Glg von den Wachtels
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Wachtel,


Wie sitzt Du denn, wenn es bergab geht?



LG
Ulrike
grisu
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Registriert: Di, 12. Jun 2007 12:02
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Re: Bergab Reiten

Beitrag von grisu »

Wachtelhalterin hat geschrieben:Hoi
...

Achja, er ist (fast) Viergänger, die Passverschiebung ist näher bei Pass als bei Schritt :? . Auch geradeaus neigt er zu Passverschiebung, am besten ist es, wenn er entspannt und ohne Zügelkontakt auf ebenem Boden geht.

...
Eine Übung, die ich sicher ausprobieren werde, ist Rückwärtsrichten Bergauf. Da MUSS er sein Po brauchen, das dann beim wieder runterreiten hoffentlich nicht verlorengeht.

Es liegt übrigens nicht daran, dass er keine Muckis hätte, die sind vom bergaufreiten da. Er tscheggt einfach nicht, wie er bergab schreiten kann, der Döfling :roll: ...

Wie kann ich ihm da helfen?

Glg von den Wachtels
Wahrscheinlich liegt das Schwanken daran, dass er bergab Pass geht. Dass er dann ins Schwanken kommt, ist logisch. Da hilft auch kein Rückwartsrichten bergauf, da das den Bewegungsablauf nicht ändern wird. So wie du das Pferd schilderst, sehe ich in dieser Übung keinen großen Sinn, sondern die Gefahr, ihn noch mehr zu verkrampfen.

Versuch doch lieber, ihn im Gelände ein bisschen zu gymnastizieren.
Dann würde ich mir den Bewegungsablauf bergab mal von unten anschauen und rausfinden, in welchem Tempo die Passverschiebung am wenigsten ausgeprägt ist. Dieses Tempo reiten und ein bisschen rumprobieren.

Ansonsten: Du schreibst ja, dass du ihn nur einmal die Woche reitest und dann auch ausschließlich ins Gelände. Da sind die Möglichkeiten, ein Pferd in seinen eingefahrenen Bewegungsmustern zu korrigieren, ziemlich begrenzt.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Das hört sich für mich nach fehlender Gymnastizierung, Ausbildung und mangelnder Kraft an. Ein schlecht gerittener 5-gänger wird sich immer im Schweinepass den Berg runterrollen lassen, wenn er nicht entsprechend gearbeitet wird. Darauf ist er von Natur aus spezialisiert. Von "Döfling"kann da sicher nicht die Rede sein.

Wenn er dazu noch mit Kraft geritten wird, könnte sogar eine ausgeprägte Trageerschöpfung dazu kommen, die ihm gar nichts anderes übrig lässt, als sich vorlastig runter zu staken. Dann ist möglicherweise jemand ein "Döfling", bestimmt aber nicht das Pferd :roll: .

Erste Maßnahme wäre für mich wenn das Pferd gesund ist und keine Trageerschöpfung aufweist : bergauf reiten, bergab führen, als Reiter Gänge trennen lernen und dann gezielt anweisen. Das Pferd ordentlich gymnastizieren, anstatt es nur zu benutzen.

Da du nur einmal /Woche reitest, teile ich grisus Einschätzung, dass du da nicht viel wirst ausrichten können, solange die Besi nicht ins gleiche Horn bläst. Und da es nicht dein Pferd ist, kannst du dies auch nicht aktiv herbeiführen, sondern sie bestimmt die Richtung.

Wenn der Bewegungsablauf extrem ungewöhnlich ist, kann auch einfach eine Erkrankung beim Pferd vorliegen, dann ist es am wenigsten ein "Döfling", sondern ein armes Geschöpf.
esge
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Beitrag von esge »

Habe ich richtig verstanden, dass das Pferd eigentlich KEIN gangpferd ist, aber halt durch die massive Passverschiebung um Schritt von dir als Fast-Viergänger tituliert wird? Was für ein Pferd isses denn?

eines meiner Ex-Pferde konnte auch nicht bergab laufen. Bzw. später nur dann, wenn man ihn versammelt geritten hat - es hat ewig gedauert, einen Berg mit ihm runter zu kommen. bei einem Wanderritt, wo wir über etliche Stunden ausschließlich bergab mussten, war er anschließend mit kreuzverschlagsähnlichen Symptomen lahm.
Dieses Pferd hat aber auch schlicht die ersten 6 Jahre seines Lebens im totalen Flachland verbracht. Als er mit seinem ersten Berg konfrontiert wurde war er ratlos. Für ihn war da "zu".

also Frage: Wo ist der "Döfling" aufgewachsen????

Ansonsten schließe ich mich - wieder mal - S+P an: Bergab einfach führen - mit einmal die Woche reiten kannst du da nix reißen.
Loslassen hilft
Wachtelhalterin

Beitrag von Wachtelhalterin »

Ich habe nicht so viel Zeit, morgen widme ich mich dem Threat ausführlicher.

Das Pferd ist nicht schlecht bemuskelt, 11-jährig und topfit. Von Trageerschöfpung kann nicht die Rede sein.

Es ist ein letländisches Halbblut. Also ein 3-Gänger.

Der 'Döfling' war ein Turnierpferd (Springen). Kannte also lange Zeit nur Halle und Platz, ausreiten war zwar nicht ganz unbekannt, aber doch sehr neu. Bergaufreiten war am Anfang auch schwierig, zwischen Hasehopphüpf oder Stehenbleiben gabs nichts. Nun kennt er das aber und kann auch am langen Zügel entspannt heraufreiten. Wie die Aufzucht aussah, weiss ich nicht.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

ah, kein Gangpferd !
Kannst du mal ein Bild einstellen, Wachtel, damit man sich ein Bild machen kann ( kleine Wortspielerei) .
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Jen
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Beitrag von Jen »

Hallo Wachtelhalterin

Grundsätzlich beschreibst du genau den Bewegungsablaufes eines Pferdes mit Schmerzen.

Meistens sind das Rückenschmerzen oder Schmerzen in der Hinterhand/Beckenbereich und das Pferd versucht die seitliche Vorschwingbewegung und Abkippens des Beckens zu vermeiden. Dies müsste das Pferd tun, um mit dem Hinterbein vorzugreifen und unterzutreten und Last aufnehmen (V-Stellung im Schritt). Ein Pferd, das die "V-Stellung" vermeidet, fusst zu früh mit dem Vorderbein ab, damit wird die Pendelbewegung im Rumpf verkleinert und quasi der Rücken festgestellt. Dies ist eine Schonhaltung.

Manchmal hat das Pferd aber auch eine schlechte Hufstellung z.B. Trachtenzwang, so dass das Pferd beim aufsetzen des Hufes wie "eiert". Diese Pferde üben oft auch sehr wenig Kraft im Bewegungsablauf aus, sondern versuchen "vorsichtig" zu gehen, sind eher klemmig und zäh, und stolpern leicht, weil sie das aufsetzen des Hufes und die Lastaufnahme damit als sehr unangenehm bis schmerzhaft empfinden. Hier hilft nur Hufkorrektur.

Ich würde auch absteigen und abwärts führen und da mal versuchen im Zeitlupentempo zu gehen, um zu schauen, ob du das Hinterbein aufsetzen lassen kannst, ohne dass das Vorderbein gleich wegeilt. Optimalerweise würde das Pferd mal von einem Physiotherapeuten im Rücken und den Hufen durchgecheckt, denn Kraftreiterei geht sehr oft mit starken Verspannungen im Pferd einher. Ob das Pferd schon vorher verspannt war und die Besitzerin dadurch zur Kraftreiterei angeregt hat oder die Kraftreiterei die Verspannung hervorgerufen hat, ist natürlich von aussen nicht zu beurteilen. Aber da wirst du eh wenig ausrichten können, das muss von der Besitzerin aus kommen. Aber vielleicht gibt es andere Anhaltspunkte für Problem(chen), so dass du die Besitzerin zu einem Gesundheits-Check überzeugen kannst.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
Donna
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Beitrag von Donna »

Danke Jen,das war auch mein erster Gedanke.

Edit by Josatianma: Bleib doch einfach mal sachlich.
Wachtelhalterin

Beitrag von Wachtelhalterin »

Ihr habt wohl Recht damit, dass ich mit einmal die Woche reiten nicht viel ausrichten kann. Da seine Besi und ich reiterlich nicht zusammenfinden, reite ich noch bis Mai da.

Gut möglich, dass er verspannt ist. Durch den Rücken schwingen kann er fast nicht.

Ich habe euch ein Video gemacht, damit ihr sein Gangbild beurteilen könnt. Die ersten drei Sekunden sehr ihr die Zunge des Herrn, er hat so einen Tick und findet es unglaublich toll, wenn seine Zunge begrabscht wird :roll:.
Zur Schulteransicht: da sieht man m.M. schön, wie er sich vorne fallen lässt. Er rennt auch ziemlich bergab... Das Hufgeklappere ist ganz nützlich, so kann man rekonstruieren wann er auffusst.

https://youtu.be/LCAPpaj95fg

Glg
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Man sieht durch Drehung des Filmes und die Kürze, sowie die mäßige Schärfe nur sehr wenig, aber, das Pferd setzt auf die Zehe auf und klappt auf die Trachte. Pferde mit Hufrollenproblemen gehen häufig so....
Stellt er gerne die Vorderbeine recht weit zurück untern den Körper, oder aber nach vorne weg oder macht er in der Einstreu gar kleine Häufchen und stellt die Trachte hoch ? Wie laufen sich die Vorder-, wie die Hinterhufe ab ?
Wachtelhalterin

Beitrag von Wachtelhalterin »

Hm, ist Hufrolle nicht eine etwas krasse Diagnose? Er geht nicht fühlig, nach dem Beschlagen auch nicht. Würde ihm was wehtun, würde er die Füsse nicht etwas vorsichtiger absetzen?

Im Stall wird mit Stroh eingesträut, da ist nix mit Häufchen machen.

Ich vermute, dass er das Huf so aufsetzt, wie es kommt, also dass die Probleme weiter oben liegen. Bedenklicher finde ich es, wie er das Bein deutlich vor dem auffussen durchstreckt, das sieht irgendwie komisch aus.

Nichtsdestotrotz schaue ich mir seine Hufe nächsten Freitag an. Vielleicht gelingt es mir auch, ein längeres Video zu machen.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

ich würde mir nie anmaßen zu behaupten, dass das Pferd Hufrollenprobleme hat, Wachtel. Ich habe nur geschrieben, dass Pferde mit Hufrollenproblemen oft so laufen.
Mein Criollo lief ganz früher auch ähnlich- nicht ganz so ausgeprägt. Der hatte eine massive Trageerschöpfung mit extremen Blockaden im Übergang von der Hals- in die Brustwirbelsäule. Der tat sich allerdings auch mit dem Galopp sehr schwer- was dieses Pferd ja offenbar problemlos kann....
Es kann also viele Ursachen geben... für mich ist das Bild aber eben nicht "normal"-soweit man auf dem Clip etwas erkennen kann... :wink:
Wachtelhalterin

Beitrag von Wachtelhalterin »

Achso, danke für die Erklärung.

Galopp ist kein Problem, er springt auch ganz ordentlich (und hat Freude dran).

Ich versuche, ein besseres Video zu machen :) .
CurlyMangas
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Registriert: Mi, 03. Feb 2016 16:51
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Beitrag von CurlyMangas »

Ich kann nur aus meiner Erfahrung mit meinem Pass-Gänger berichten.
Bei ihm ist es so, dass der Pass definitv die Gangart ist, in der er sich bei jeglicher Art von Balance-Verlust rettet.
Auch beim Berg-runter reiten war er am Anfang immer sehr passig unterwegs. Das wurde mit zunehmer Fähigkeit sich zu tragen und mehr Kraft eindeutig besser.

Ich kann auch nur empfehlen: Absteigen und laaaangsam führen. Wirklich Schritt für Schritt. Das Tempo kommt dann irgendwann von alleine. Was auch hilft: Quer Feld ein reiten, über Baumstämme durch tiefen Boden und alles mit nehmen, was das Körpergefühl und die Trittsicherheit fördert.

Merkst du eventuell auch in den Übergängen Takt-Unsicherheiten? Das ist bei meinem nämlich auch ein eindeutiges Zeichen für einen nicht ganz losgelassenen Rücken und daraus folgt sofort die Verschiebung zum Pass.
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