Stoffwechselprobleme

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ich wäre da äußerst vorsichtig. Das mit der selenarmen Gegend hat man mir auch jahrelang erzählt. Im Ergebnis habe ich meinem Pferd zuerst eine Selenvergiftung (leider sehr ähnliche Symptome wie Selenmangel: brüchige Hufe, Fühligkeit, Muskelverspannungen, Fellprobleme) und als Spätfolge vermutlich noch EMS angefüttert, immer unter tierärztlicher Aufsicht und Empfehlung. Der Selenwert war trotz der Vergiftung immer im unteren Norm- bis Mangelbereich!
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Blumee82
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Beitrag von Blumee82 »

@Rapunzel: Ui :shock: das ist natürlich heftig und richtig sch.... gelaufen.
Darf ich fragen, was du nun an MiFu fütterst (mit oder ohne Selen)?
Je komplizierter und aufwändiger das Instrumentarium an Leder und Metall, desto größer der Stümper, der es bedient."
François Robichon de la Guérinière
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Aktuell füttere ich nur noch kurweise Mineralfutter, abwechselnd Reformin oder Salvana. Aber immer mit längeren Pausen dazwischen und verstärkt nur im Fellwechsel.

Ja, war richtig blöd, aber inzwischen ist das liebe Tier immerhin 24 und immer noch voll reitbar.
Nimue1406
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Beitrag von Nimue1406 »

Ich hab ähnliche Erfahrungen mit Selen gemacht wie Rapunzel.
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Ich bin zwar generell kein Fan von Artikeln bei denen ich die Quelle von der Seriösität nicht gut einschätzen kann, aber diesen Artikel zum Thema Selen finde ich trotzdem sehr gelungen und differenziert und ich denke Rapunzel wird sich da mit ihren Erfahrungen vermutlich gut wiederfinden (?), leider ist ausgerechnet der Titel etwas irreführend, da es auch vor allem um die Risiken einer Selenzufütterung geht:

http://naturalhorse.de/selenmangel-eine ... eit-2.html

Ich bin jedenfalls bei meiner EMS/Cushing Stute mit Selen nach eigener negativen Erfahrung auch sehr vorsichtig geworden. Es gibt übrigens z.B. im englischsprachen Raum Mineralfutter für EMS/IR Pferde, bei dem explizit KEIN Selen dabei ist, eben aus den im Artikel genannten Gründen.

Der Selenwert im Blutbild bei meiner Stute war übrigens immer so um die 30 (bei einem Referenzbereich von 100 - 200), aber sie hatte nie Symptome, die auf einen Mangel hinweisen, nur andere gesundheitliche Probleme aller Art (das Schlimmste davon die wiederkehrenden Reheschübe), die letzten Endes alle verschwunden sind (inkl. Hufreheanfälligkeit), seit ihr Cushing diagnostiziert wurde und sie optimal auf Prascend eingestellt ist (was übrigens auch ca. anderthalb Jahre gedauert hat, also sowohl das Finden der optimalen Dosis und bis dann alle Cushing-Symptome tatsächlich verschwunden waren).
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ja, den Artikel kenne ich auch.

Meiner hat bisher kein Cushing, ich rechne aber damit, dass das irgendwann kommt. Bisher geht es ihm zum Glück prima, seit ich mit der ganzen Zufütterei aufgehört habe. Er bekommt nur noch etwas Hafer sowie Heu. Seit neuestem auch noch melassefreie Rüschnis, da er zum Fellwechsel jetzt doch immer etwas abbaut.
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Blumee82
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Beitrag von Blumee82 »

Das Reformin hat schon einen höheren Selenwert (18g/kg) als die 12g/kg in meinem MiFu. Reformin geht bei uns zB gar nicht (ich vermute wegen dem sehr hohen Vit A Gehalt) und Pao reagiert extrem mit Scheuern und Schuppen der Haut.

Pao hatte Muskelabbau und das Blutbild zeigte einen niedrigen Selenwert, glaub ca. 40 (für den genauen Wert müsste ich nachsehen gehen). Aktuell halte ich ihn bei 90-100.


Trotzdem gefällt mir das Pferd nicht... und meinem TA übrigens auch nicht. Das EMS habe ich heute mal angesprochen. Allerdings zeigt er keine Fettdepots an den bekannten Stellen oder ist gar dicklich. Er sieht keinen Grund, dies testen zu lassen und rät zu einem Stallwechsel und abwarten *seufz*
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François Robichon de la Guérinière
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Mensch, Blumee,


für Dich kommt es ja dicke von allen Seiten.
JEDER sagt das Gleiche... 8)


Bei meiner Stute gebe ich sehr vorsichtig zweimal im Jahr so eine Selen-Zink (?) Mischung, dann auch so ein Luzernemüsli, damit sie es frisst.

Das hilft ihr ganz gut.

Der allerwichtigste Bestandteil ist und bleibt das Heu, und je nach Jahreszeit und Witterung Gras.

Das reicht, mehr brauchen die nicht bei dem bisschen Arbeit.



LG
Ulrike
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Blumee: Dein Tierarzt hat insofern nicht ganz unrecht, als ein EMS-Test relativ wenig Erkenntnisse bringt. Vor allem nicht bei einem jüngeren Pferd, bei dem die Symptome (noch) diffus sind und sich das Ganze auch noch nicht wirklich im Blutbild niederschlägt. Außerdem heißt das alles nicht, dass das Pferd EMS hat. Nur dass diese Selenmangel-Story vielleicht nicht so ist, wie sie zu sein scheint. Wie gesagt: Wenn das Pferd ein Problem damit hat, Selen aufzuschließen, dann hilft es gar nichts, Selen von außen reinzukippen (im Gegenteil kann das sogar den Stoffwechsel dann ganz zum Kippen bringen). Da stimmt dann was ganz Grundsätzliches nicht. So hört es sich ja auch bei deinem Pferd generell an.

Bei meinem haben die ersten Symptome (in seinem Fall sehr feste Muskulatur und extrem lange Lösungszeit) übrigens 7-jährig angefangen, also zwei Jahre nach der Kastration. Das ist leider auch recht typisch, also dass Stoffwechselsachen sich etwa in diesem Zeitraum anfangen zu manifestieren, wenn das Testosteron endgültig futsch ist, das ja auch viele sehr positive Auswirkungen auf den Körper und die Psyche hat.
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Rabano26
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Beitrag von Rabano26 »

ich werd es auch noch mal ansprechen, gestern meinte auch eine deren Pferd Cushing hat, ob meins nicht auch dazu neigt - Fettdepots ausser das an der Schulter (was aber auch wenn er dünn ist nicht weggeht) hat er nicht.

Wie macht ihr das denn in der Weidezeit mit Gras und so? das macht mir echt Sorgen :cry:
Es grüßen aus dem schönen Rheinland

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Beitrag von Rapunzel »

Bei Friesen SIND die "Schulterpolster" ganz typisch. Die setzen eben da an und nicht so extrem am Halskamm/Hintern wie zB PREs oder Halfinger. Das Dumme ist: Die Fettdepots, die das "böse" Hormon produzieren, gehen leider erst weg, wenn wirklich gar nichts anderes mehr da ist. Vorher geht zB die gesamte Oberlinie samt Muskulatur flöten. Sprich, bei einer EMS-Diät muss das Pferd leider auf den Status "ägyptischer Karrengaul" runtergehungert werden, was kaum ein Pferdehalter durchzieht und was natürlich auch nur unter tierärztlicher Aufsicht gemacht werden darf. Wenn dann endlich alle Polster weg sind, darf man langsam und vorsichtig wieder aufbauen, aber eben immer nur so lange, wie die Polster nicht wiederkommen. Denn solange die noch vorhanden sind und das Hormon abgeben, richten sie auch Schaden an.

Blöd ist halt, dass EMS so schlecht "sicher" zu diagnostizieren ist. Meine TÄ (auf EMS/ECS spezialisiert) geht daher eher nach den optischen Symptomen als nach Tests. Bei ECS ist das anders, das kann man recht sicher bestimmen/ausschließen.
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Rabano26
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Beitrag von Rabano26 »

Ok sehr interessant - das hat mir noch keiner gesagt.
Runterhungern ist schwer - bei 24 Std Heu.... dennoch ist er gerade erstaunlicherweise recht schlank. Werd meine THP noch mal fragen, wenn sie das nächste mal kommt oder alternativ den TA wenn ich den mal erwische.
Es grüßen aus dem schönen Rheinland

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Beitrag von Rapunzel »

Ja - das ist wie gesagt aber echt radikal und geht definitiv nicht mit 24 Std. Heu. Mein Spanier hat damals zum Abnehmen 6 kg Heu mit etwas Stroh vermischt bekommen und sonst nichts (der war übrigens auch nie wirklich fett, hatte aber einen Speckkamm und auch Schulterpolster). Das macht man natürlich nur, wenn ein sehr begründeter Verdacht besteht, dass es EMS ist. Das wiederum sehen aber die wenigsten Tierärzte so und man kann es eben nicht sicher nachweisen. Könnte also eine neverending story werden.
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Rabano26
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Beitrag von Rabano26 »

Hm - ich weiss wie meiner einmal reagiert hat, als er "hungern" musste weil von dem neuen Stall wenig gefüttert wurde - das endete bei mir mit KH - ich glaube das will ich nicht mehr riskieren :shock:
mal sehen was die THP und der TA dazu sagen.
Es grüßen aus dem schönen Rheinland

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Blumee82
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Beitrag von Blumee82 »

@Rapunzel: herzlichen Dank für deine Ausführungen. Ist für mich wirklich sehr interessant.
Je komplizierter und aufwändiger das Instrumentarium an Leder und Metall, desto größer der Stümper, der es bedient."
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