Pferd soll abspecken - braucht jedoch mehr Energie

Alles zum Thema Futter.

Moderator: susiesonja

Tess
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Beitrag von Tess »

Also, nur zum Verständnis:

ICH bin davon ausgegangen, dass Rapunzel empfiehlt 6 - 8 kg Rauhfutter (Heu incl. ggfs. Stroh) zu füttern.

Rapunzel aber meinte wohl, dem PFerd 6 - 8 kg Heu zu füttern PLUS Stroh (in ihrem Fall noch mal die selbe Menge). Das würden 12 bis 16 kg Rauhfutter ausmachen.
Was eine völlig andere Situation ergibt.
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Jupp. Genau daran bin ich auch gescheitert.
Nur letzendlich macht beides wenig Sinn, denn die Empfehlung von 6-8 Kilo ohne irgendwas dazu war die Idee für das Pferd der Themenerstellerin und die 12-16 Kilo gingen wohl ins Pferd von Rapunzel und das hatte 450 Kilo als Zielgewicht.
Ich kann es drehen und wenden wie ich will - es macht beides keinen Sinn :kopfkratz:
KZimmer
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Beitrag von KZimmer »

Und ich bleibe bei meinem Rat: Fachmann vor Ort ist in diesem Fall unverzichtbar!
Wir können doch alle hier nur rumrätseln, und ich habe keine Kristallkugel und auch kein Pendel... :wink:
oecone
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Beitrag von oecone »

sinsa hat geschrieben:@oecone Wieso fühlst Du Dich von mir angesprochen, wenn ich mich auf Rapunzel beziehe?
Dies ist ein Internetforum. Mit Antworten von anderen Usern muss unbedingt gerechnet werden.

Mich persönlich hat das Wort 'Tierversuch' gereizt. Das ist ein hartes Wort für den Diskussionsbeitrag von Rapunzel, zumal sie sich dabei einfach an die offiziellen Fütterungsempfehlungen gehalten hat - und die sind nicht gewürfelt, sondern im Respirationsversuch an lebenden Tieren ermittelt.

Grüßle
oecone
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

sinsa hat geschrieben:Jupp. Genau daran bin ich auch gescheitert.
Nur letzendlich macht beides wenig Sinn, denn die Empfehlung von 6-8 Kilo ohne irgendwas dazu war die Idee für das Pferd der Themenerstellerin und die 12-16 Kilo gingen wohl ins Pferd von Rapunzel und das hatte 450 Kilo als Zielgewicht.
Ich kann es drehen und wenden wie ich will - es macht beides keinen Sinn :kopfkratz:
Nur um das OT noch zu ergänzen:

wieso macht beides keinen Sinn? Wenn man den Titel beachtet und NICHT die erst im Thread entstandene Diskussion, dann ist EINE Möglichkeit eine reduzierte Heumenge über begrenzte Zeit zu empfehlen und zu schauen, welche Veränderung beim Pferd passieren.
Keinesfalls muss man bei GUT VERTEILTER Fütterung dieser Menge Befürchtungen vor gesundheitlichen Katastrophen haben.

Heu in der angemessenen Menge mit Stroh vermischt aus Netzen zu füttern ist ebenfalls nicht sinnfrei! Die Pferde nehmen deshalb nämlich keinesfalls zwangsläufig dieses Stroh auch tatsächlich mit auf. Vielmehr ist es für nicht wenige Pferde die einzige Möglichkeit, die Aufnahme der begrenzten Heumenge auf einen längeren Zeitraum zu strecken, da manche selbst bei engmaschigen Netzen das Heu in sehr kurzer Zeit verputzt haben.

Mischt man nun Heu und Stroh puhlen die Pferde etwas aufwändiger herum um ans Heu zu kommen = größerer Zeitaufwand = keine oder möglichst kurze Leerlaufzeiten für den Verdauungstrakt in Bezug auf verwertbares Raufutter.

So habe ich parallel in einer Raufe mit groberem Gitter und in engmaschigen Netzen über Jahre ein schwerfuttriges Vollblut, eine WB-Stute, das leichtfuttrige AB-Iberer-Mix-Pony gefüttert, und so werden hier in der aktuellen Haltung zum Mix-Pony ein Noriker und ein EMS-Shetty versorgt. Das Shetty bekommt nichts aus der Raufe aufgrund der Größe, daher können wir die Fütterung gut steuern - und durch die nicht kleine Menge Stroh ist es trotz geringer Heumenge gut beschäftigt. Ok, wir auch, denn das Stroh liegt zum allergrößten Teil ums Netz herum und wird von uns zusammengefegt und entsorgt, aber den Zweck erfüllt es.
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
sinsa
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Beitrag von sinsa »

oecone hat geschrieben:Mich persönlich hat das Wort 'Tierversuch' gereizt. Das ist ein hartes Wort für den Diskussionsbeitrag von Rapunzel, zumal sie sich dabei einfach an die offiziellen Fütterungsempfehlungen gehalten hat - und die sind nicht gewürfelt, sondern im Respirationsversuch an lebenden Tieren ermittelt.
Ist der Link richtig? Ich finde da keine Aussage von 6-8 Kilo für jedes Pferd, dafür viel über den Versuchsaufbau einer Respierationsmessung(-sanlage) und das dann für Kühe, Schweine und Schafe.

In der Literatur gibt es unzählige Verweise auf die gänge Formel zur ungefähren Berechnung des Erhaltungsbedarfs für ein Pferd und die lautet, wie hier von eingen angeführt 1,5 Kilo Heu/100 Kilo Lebendmasse Pferd (siehe z.B. Bender)
Daraus ergibt sich für mich ganz eindeutig, dass 6-8 Kilo selbst dann nicht für jedes Pferd passen kann, selbst wenn man z.B. die Heuqualität, Jahreszeit, Größe des Pferdes, Arbeit, die benötigte Menge an Rohfaser/Mineralien etc. nicht berücksichtig.

@Finchen Bei Anwendung dieser Formel ergibt sich auch, warum sowohl 6-8 Kilo für das Pferd der TE genauso sinnlos sind, wie insgesamt 12 Kilo (6 Heu und 6 Stroh) für ein Pferd mit 450 Kilo Zielgewicht.

Natürlich macht für bestimmte Diagnosen eine Diät Sinn, aber am Anfang jeder Diät steht nunmal eine Diagnose, für die , wie mehrfach von sehr vielen erwähnt wurde, der Fachmann gefragt ist. Also TA und evtl. eine Futterberatung. Gefolgt von einer sinnvollen Umsetzung. In anderen Worten, die Umsetzung sollte so optimal wie möglich erfolgen und nicht nur die Symptome bekämpfen sondern auch die Ursachen ausschalten.

Zum restlichen Beitrag:
Ich habe keine Ahnung, was Du mir damit mitteilen möchtest, Finchen.
Natürlich gibt es Pferde, bei denen 8Kilo oder womöglich auch 6Kilo genau passend sind (siehe z.B. die Beiträge von tess) und natürlich gibt es viele Möglichkeiten, um das Futter so verträglich wie nur möglich zu rationieren.
Das ist doch keine Frage, oder? Natürlich ist eine Diät auch nicht grundsätzlich eine Katastrophe. Auch das habe ich nie behauptet. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass es Situationen geben kann, in denen vor allem eine nicht angepasste/radikale Diät Gefahren birgt oder sogar genau das Falsche sein kann. Das ist doch an sich auch nichts Neues oder Ungewöhnliches. Beschäftigt man sich mit dem Thema, wird man da von ganz alleine drauf gestoßen, das gerade für den Dauerfresser Pferd eine Diät eine gut durchdacht Angelegenheit sein muß, da einfach viel mehr als die reine Menge zu beachten ist. Man rechne sich alleine mal aus, was für einen Aufwand man betreiben muß, wenn man tatsächlich nur 6 Kilo Heu am Tag füttern darf. Damit hat man im allergünstigsten Fall gerade mal 6 Stunden Freßzeit abgedeckt. Also muß man Freßpausen einlegen und die wiederum sollten nicht länger als ca. 4 Stunden betragen. Nachts aufstehen dürfte wohl eher keine realistische Lösung sein und schon wird es arg "interessant" die 6 Kilo so gut wie möglich aufzuteilen. Was passiert, wenn die Karenzzeiten ausgedehnt werden müssen, das Pferd aber ohnehin Vorschädigungen in Magen-Darmbereich hat? Man geht mittlerweile davon aus, dass das bei gut 60% aller Pferde meist unerkannt der Fall ist. Ein betroffenes Pferd kann sich dazu nicht äußern, dass es Schmerzen hat. Solange, wie es nicht durch Koliken oder ähnliches deutlich auffällt, merkt man gar nicht, was da passiert und richtet so ungewollt nur noch mehr Schaden an und ganz nebenher ist das es eben fürs Pferd schmerzhaft, auch wenn wir es nicht bemerken.
Es gilt also auch wenn man das Beste möchte und das Pferd tatsächlich zu dick und damit die Diät auch notwendig ist, sollte man das im Hinterkopf haben/abchecken lassen. Bleibt ein eventueller Schaden im Magen-Darmbereich unerkannt, wird sich außerdem an der Ursache nichts ändern und das Pferd kann nicht wieder zurück in eine "normale" Haltung/Fütterung.


Das Problem mit so gut wie allen Diäten ist, das hier so gut wie immer zwei Dinge zusammen kommen wenn sie tatsächlich nötig werden. Das ist zum einen ein entgleister Stoffwechsel und zum anderen ungeeignetes Grundfutter/zu wenig Bewegung.
Die Lösung kann nicht darin bestehen eine dauerhafte Symptombekämpfung in Form einer andauernden Diät zu betreiben. Ziel muss es immer bleiben eine Haltung mit geeignetem Grundfutter und einem angepassten Bewegungsangebot zu finden so dass es nach der Diät wieder zu einem "normalen"/"geheilten" Zustand kommen kann. Auch wenn das zugegebenermaßen bei einigen Stoffwechselentgleisungen wie z.B. EMS sehr häufig nicht mehr möglich ist. Nur sollte das die Ausnahme und nicht die Regel sein.


Vielleicht liegt hierin ein wenig der Punkt, warum wir hier ins diskutieren kommen. Ich habe mich, wie schon erwähnt, gezwungenermaßen mit dem Thema Fütterung auseinandersetzen müssen und mußte zu der Einsicht gelangen, dass das Hauptproblem für uns Pferdebeistzer darin besteht, dass wir nur allzuoft gezwungen sind teures Geld für eine mangelhafte Leistung zu bezahlen, denn unsere Pferde werden in den alllermeisten Fällen mit ungeeignetem Futter versorgt. Obwohl wohl keiner von uns auf die Idee kommen würde Katzen mit Hundefutter zu ernähren, ist dieser Zustand für Pferde eher die Norm, denn Milchkuhleistungsheu ist einfach kein Pferdefutter! Die Pferde zahlen die Zeche mit ihrer Gesundheit und wir Menschen zahlen ebenfalls und das gleich mehrfach:
1. für eine mangelhafte Leistung (unpassende Grundfutterversorgung)
2. um die daraus entsehenden Probleme vom TA wieder halbwegs hinzubiegen und nicht zu letzt
3. mit unserer Sorge und der vielen Zeit, die wir aufbringen um wenigstens die übelsten Auswirkungen auszugleichen.

Dabei widerspricht diese gänge Praxis, wenn man es ganz genau betrachtet, eigentlich sogar dem Tierhaltungsgesetz

§2.1
Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen,
Dieser Zustand wird meiner Meinung so lange anhalten, wie wir Pferdebesitzer das so hinnehmen.
Die Konsequenz daraus ist für mich, dass ich bei einem Stallbetreiber, der sich nicht darum kümmert ein geeignetes Grundfutter (+Trinkwasser und Bewegungsmöglichkeit) zur Verfügung zu stellen, kein Kunde werde. Klingt hart und ist natürlich auch für mich nur mit kleinen Abstrichen realisierbar. Dennoch. Das muss für mich das Hauptkriterium für eine Pferdehaltung sein.
Alles andere ist nachrangig.
Ist ein SB dauerhaft nicht in der Lage/nicht bereit ein geeignetes Grundfutter bereitzustellen, hat er seinen Beruf verfehlt.

Für mich persönlich müßte daher schon sehr viel passieren, dass ich mich auf eine dauerhafte portionierte Fütterung, wie von Dir beschrieben, aus engmaschigen Netzen und zusätzlich mit einer (wie auch immer definiteren) "angemessenen Menge" Stroh einlassen würde. Für mich ist das ein Zeichen für komplett ungeeignetes Grundfutter für das man sämtlche Register ziehen muss um das noch verfüttern zu können.
Ja, ich weiß. Ich kriege jetzt dafür wieder Ärger.
Es wird auch nicht helfen, wenn ich versichere, dass ich das nicht als persönlichen Angriff meine. Vielleicht handelt es sich in diesem Fall ja auch um eine Gruppe von Pferden, die man so Füttern muß um noch schlimmeres zu verhindern. Oder es ist in einer bestimmten Ecke Deutschlands noch die beste Fütterung, die man dort ergattern kann. Das ist ja möglich.

Es ist einfach nur meine persönliche Grundeinstellung zum Thema Fütterung und ich finde keine Möglichkeit, wie ich das so formulieren kann, dass ich damit keinem auf den Schlips trete.
Ich kann nur versichern, dass auch ich, trotz meiner deutlichen Worte/festen Einstellung mit Kompromissen leben muss. Ich lebe schließlich auch nicht im Schlaraffenland der Pferdehaltung und ich bin für mein Pferd auch noch auf Vollpension angewiesen. Ich glaube aber fest daran, dass wir Pferdebesitzer nur dann für die Pferde etwas ändern können, wenn wir uns weigern Geld für etwas zu bezahlen, das einfach nicht das ist, was wir wollen. Kleine Kompromisse sind OK und auch das diese für jeden etwas anders ausfallen, aber grundsätzlich sollten wir uns kein X für ein U verkaufen lassen.
Kein Hundefutter für Katzen - und kein Kuhfutter für Pferde!
Es gilt allerdins auch: Ich selber bin dafür verantworltich ob die von mir gewählte Haltung für mein Pferd geeignet ist. Wird es zu dick oder zu dünn, muß ich die Konsequenzen ziehen. Auch dann, wenn ich den Stall verlassen muß obwohl da vielleicht all meine Frerunde auch da stehen und/oder die Trainingsmöglichkeiten perfekt sind.

Zuletzt: Sorry, es ist mal wieder ein Roman geworden :oops:
Da Thema ist einfach zu groß und vielfältig, dass ich trotz des Romans das Gefühl habe nur gerade mal an der Oberfläche gekratzt und zu vieles nicht mal erwähnt zu haben.
Würde ich ausführlicher, würde es ein mehrteiliger Roman werden und wenn ich es kurz und flappsig umschreibe, ärgert sich jemand über meine Formulierungen wie z.B. "Tierversuch".
Ich meine das nicht böse. "Tierversuch" ist einfach für mich der passendste Begriff/die passendste Beschreibung für dieses Vorgehen, wenn ohne Diagnose eine nicht angepasste Diät empfohlen wird. Mir fällt dazu keine andere Umschreibung ein, wenn man mittels Versuch und Irrtum vorgeht.
Je mehr/länger ich mich mit diesem Thema beschäftige, desto vorsichtiger werde ich mit konkreten Empfehlungen und versuche mich so allgemeingültig wie möglich zu halten. Es gibt einfach zu vieles, was man dabei übersehen könnte oder nicht bedacht hat.
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Sinsa,


Großen Dank für Deine Ausführungen.

Für mich bleibt die Frage zurück, WIE denn eine gute Fütterung ohne Heunetz 24 Stunden am Tag aussehen kann, wenn es nicht in Rationen gefüttert wird?

Ich will jetzt nicht vom Problem der TE auf mich lenken, aber, es passt ganz gut in das Thema.
Meine Drei stehen in meinem Laufstall , haben also ganz gut Bewegung neben der Arbeit.
Sie werden vier mal Tgl. gefüttert, am Abend einen ganzen Ballen meines Heus, damit die Nacht nicht zu lang wird.

Würde ich ihnen 24 h freien Zugang zum Futter gewähren, dann würde zumindest das Pony schnell völlig verfetten und meine Araber auch nicht mehr chic aussehen, was immer ich jetzt unter chic verstehe.


Ein sehr spannendes Thema, übrigens!


LG
Ulrike
sinsa
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Beitrag von sinsa »

@Ulrike Je nach Grundfutter ist eine Portionierung oder auch ein Heunetz sinnvoll bzw. die einzig gangbare Lösung. Es wäre völlig unrealistisch zu behaupten, dass es immer ohne gehen muß.

Worauf ich hinaus möchte ist, dass der wichtigste Punkt, ob mit oder ohne Diät, immer ein so optimal wie mögliches Grundfutter sein muss. Erst wenn man hier am Ende seiner Möglichkeiten ist, sollte man über den nächsten Schritt nachdenken.
Die Fütterung, die z.B. oecone für ihr Pferd gefunden hat, kann z.B. das in ihrer Umgebung mögliche Optimum darstellen. Das ist dann eben nicht zu ändern. Wenn man allerdings sicher sein kann, dass das Grundfutter grundsätzlich nicht zu Energiereich ist und das Pferd ein Offenstaller ist, dann würde es sich allerdings anbieten Verdauung/Stoffwechsel nochmal komplett in Angriff zu nehmen um zu schauen, ob es nicht doch auch anders ginge. Ist das Pferd wieder völlig gesund/der Stoffwechsel wieder OK, dann machen die Pferde von alleine wieder Fresspausen und man kann sich das Portionieren ersparen. Ein Pferd kann zwar gut ein Kilo Heu in einer Stunde fressen und man redet davon, dass ein Pferd am Tag ca. 16h Futter aufnimmt. Wenn man übers Jahr aber mal nachwiegen würde, dann wird man feststellen, dass sie das gar nicht ständig machen. Gut möglich, das im Sommer auch bei freier Verfügung gerade mal um die 8 Kilo gefressen werden, während 8 Kilo in einem Winter der den Namen verdient ein Witz sind. Wenn es richtig kalt wird schafft z.B. ein kleiner Isi, der nun wirklich richtig Winterfell ausbildet locker auch 14 Kilo Heu ohne zu zunehmen.

Für Deinen Fall gilt: Ob Netz oder Portionierung - wenn das Heu für das jeweilige Pferd/die jeweiligen Pferde "zu viel" Wumms hat, muß man sich entscheiden, welchen Weg man wählt.
Alternativ könnte man sich umschauen, ob man irgendwo noch Heu aus dem Jahr davor bekommen kann, das so gelagert wurde, das man es verfüttern kann (das ist in der Regel oft auch das Heu, das für eine Diät am besten geeignet ist) und das dann mit dem "normalen" Heu mischen.

Falls es Dich interessiert: auch meiner steht aktuell "nicht optimal".
Er hat zwar Heu ganzjährig zur freien Verfügung und im Sommer zusätzlich Halbtags Weide. Es liegt aber ein sehr grobmaschiges Netz über dem Heu, so dass es also wenn man es ganz genau nimmt auch eine Fütterung mit Netz ist. In dieser Herde ist eine ähnliche Zusammensetzung wie bei Finchen - also Shetty, Kaltblut, Araber und alles dazwischen und es ist, wie es ist: Für meinen passt es, für das Shetty past :shock: es - und trotzdem sind auch in dieser Herde ein paar dabei, für die es zu viel ist. Das müssen allerdings die jeweiligen Besitzer mit sich ausmachen bzw. entscheiden, ob das noch OK ist oder nicht, denn Pferde die schon mit einer guten Figur ankamen halten diese bei dieser Fütterung. Pferde, die allerdings schon zu dick ankamen bleiben leider auch weiterhin zu dick. Ich habe das Heu nicht testen lassen und auch keine Energiebilanzrechnungen angestellt oder sonstige Wissenschaftliche Auswertungen gemacht und komme dennoch zu dem Schluß dass das Heu als Grundfutter relativ geeignet zu sein scheint, da alle Pferde dort ihr Gewicht halten. Die Pferde die ordentliche und ausgiebige Fresspausen machen sind nicht zu dick. Hier passen Grundumsatz, Grundfutter und Bewegung zusammen. Aber: Das (Der Stall/das Heu) ist ein Glücksfall. Es gibt zig Ställe, in denen ich nicht mal im Traum darüber nachdenken würde mein Pferd so zu füttern.
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Danke, sinsa,

ich frage deshalb, weil das Pony damals völlig zu dick bei uns ankam, der wusste, wie man sich selber versorgt und hatte sich eine nicht erkannte Rehe angefuttert,die sich aus dem Übergewicht erklärte.

Bei mir habe ich dann über zwei Jahre eine Diät angesetzt, indem ich einfach protioniere und auch die Weide beschränke.
Das Pony kennt eine Ende, dennoch habe ich immer noch den Respekt vor Heu ad libitum.

Unser Heu wird vom Nachbarn gemacht, der kein Hochleistungsheu macht. Deshalb kann ich im Winter auch ganz grosszügig füttern. Nur eben, vor Heu as all you can eat, da habe ich Respekt.

LG Ulrike
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Also ich sehe das ja prinzipiell anders als sinsa, was das Optimum der Pferdefütterung angeht.

Es heißt zwar immer "das Pferd frisst von Natur aus 16 Stunden am Tag), aber der "Dauerfresser" Pferd frisst/frass ja wohl nicht von Natur aus 16 Stunden am Tag eine unbegrenzte Menge Futter. Das Pferd steht ja in der freien Wildbahn nicht in der Pampa rum und hat überall Heuberge oder wogende grüne Wiesen in direkter Reichweite.
Der läuft da vermutlich ne ganze Menge Zeit des Jahres rum und findet einzelne Zweige oder Halme oder halt auch mal ne Wiese oder viele Bäume mit Blättern. Grad im Winter wartete da aber wohl kaum ständig "Dauer Heu adlibitum". Abgesehen davon finde ich vergleiche von irgendwelchen Wildpferden die es nicht mehr gibt, mit domestizierten Hauspferden sowieso nicht sehr aussagekräfig, da die Umstände einfach komplett unterschiedlich sind.

Von dem her ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, warum sich Heu ad libitum ohne Begrenzung irgendeiner Art überhaupt als Nonplusultra der Pferdefütterung etabliert hat, auch in der mir bekannten Fachliteratur (z.B. Ingolf Bender, dessen Literatur ich für kompetent und sachlich udn fachlich fundiert halte) habe ich keine Hinweise darauf gefunden, dass das ernährungswissenschaftlich als "optimal" angesehen wird. Gibt es da irgendwelche wissenschaftlichen Studien zu, die das glaubhaft belegen? (ich meine nicht irgendwelche Seiten a la www.natural-and-holistic-free-happy-horses.com)

Von dem her finde ich persönliche einen möglichst dauerhaften aber durchaus begrenzten Zugang zu Futter (mit wenn dann eben kleinen Fresspausen) deutlich optimaler als irgendwelche Ad Lib Heuberge und wir haben bei einem gesunden und einem stoffwechselkranken Pferd die gleichen guten Erfahrungen damit gemacht. Das das Grundfutter pferdegeeignet sein muss, ist natürlich reicht, aber ich sehe auch bei pferdegeeignetem Heu keinen guten Grund Ad Lib völlig ohne Begrenzung zu füttern, außer halt natürlich bei Pferden die schwerfuttrig sind oder zunehmen müssen oder eine Krankheit haben die das aus irgendeinem Grund erfordert.
sinsa
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Beitrag von sinsa »

@Ulrike Gerne! Und Dir vielen dank, dass Du Dich durch meine langen Texte durchgequält hast!
Ulrike hat geschrieben: Nur eben, vor Heu as all you can eat, da habe ich Respekt.
Das kann ich nur zu gut verstehen!
Puppa99
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Beitrag von Puppa99 »

Portionierung von Heu mit Netzen oder so einem Heutoy ist mit Sicherheit nicht verkehrt, allein schon, damit sie länger was vom Heu haben.

Es kommt halt auf total viele Faktoren an, ob Heu ad libitum funktioniert oder nicht. Bei einem Pferd, das sein Hungergefühl nicht im Griff hat, z. B. weil es schonmal strenge Diät halten musste oder weil es von einem Vorbesitzer ständig vollgestopft wurde, wird das wohl eher nicht funktionieren. Sehr wichtig ist wohl auch die Kauschlagmenge, und zwar die, die für das Pferd rassetypisch ist. Ein Shetty hat ein höheres Kaubedürfnis als ein Vollblut, einfach, weil es genetisch dazu bestimmt ist, sich von sehr kargem Futter zu ernähren, wovon es sehr viel fressen muss.

Ich kann jedem, der sich für die verschiedenen Faktoren, die in den Energie- und Kaubedarf eines Pferdes reinspielen, interessiert, das Buch "Purzel speckt ab" von Conny Röhm empfehlen. Da ist ziemlich kompakt aufgeführt, warum Pferd nicht gleich Pferd ist und warum "Bewegung" nicht gleich "Bewegung" ist.

Nochmal zum Pferd von Schennue: man denkt natürlich, dass Bewegung an sechs Tagen die Woche inklusive Springen, Dressur und Ausreiten viel ist. Das stimmt aber nicht unbedingt. Mein Pony wird z. B. heutzutage weniger bewegt als früher, wenn ich mir die reine Laufleistung anschaue. Aber heute haben wir tolle Trainer, die dafür sorgen, dass wir so arbeiten, dass die richtige Muskulatur angesprochen wird und dass sich diese Muskeln auch ausbilden. Und das ist ein sehr wichtiger Faktor beim Energieverbrauch, den man nicht außer acht lassen sollte. Wir sind uns ja halbwegs einig, dass Schennues Pferd an den wichtigen Stellen zuwenig bemuskelt ist. Vielleicht ändert sich das mit dem richtigen Training, und das Pferd nimmt "von allein" ab.

Noch was anderes: Ich kenne ein recht unausbalanciertes Pferd, das lange Zeit unter dem Reiter sehr verhalten lief. Erst mit zunehmender Geraderichtung hat er sich getraut, freier zu laufen. Nur mal als Denkanstoß, das es sehr viele Dinge gibt, die die Lauffreude beeinträchtigen können, nicht nur die vom Futter bereitgestellte Energie.
Puppa99
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Beitrag von Puppa99 »

Lilith79 hat geschrieben: ich sehe auch bei pferdegeeignetem Heu keinen guten Grund Ad Lib völlig ohne Begrenzung zu füttern, außer halt natürlich bei Pferden die schwerfuttrig sind oder zunehmen müssen oder eine Krankheit haben die das aus irgendeinem Grund erfordert.
Nun ja, einem schwerfuttrigen Pferd ständig Heu ad lib vor die Nase zu stellen, bedeutet noch lange nicht, dass es auch genug davon fressen wird, um zuzunehmen. Wie gesagt, jedes Pferd hat da andere Bedürfnisse.

Ständiger Zugang zu Heu kann super klappen, oder auch nicht.
sinsa
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Beitrag von sinsa »

@Lilith 79
Das hast Du falsch verstanden oder vermengst Dinge oder ich habe mal wieder zu unausführlich/nicht verständlich genug geschrieben :oops:
Ich schrieb ja, das Pferde die meiste Zeit durchaus nicht 16 Kilo am Tag fressen, obwohl sie es könnten - und da muß ich nicht mal bis zum Wildpferd denken, dass sich noch ordentlich anstrengen mußte, um an Wasser und Nahrung zu kommen und es daher gar nicht schafft auf 1 Kilo in der Stunde zu kommen.
Bender weißt daher auf die Fresspausen die Pferde machen hin bzw. berücksichtigt diese. Wenn Pferde Fresspausen machen, kann das Heu -wenn es denn geeignet ist- eben zur freien Verfügung rumliegen. Eine gute portionierte Fütterung hat nicht umsonst Obergrenzen für Karenzzeiten. So simuliert der Mensch im Idealfall nur noch dass, was das Pferd nicht mehr von sich aus macht.
Ein typisches Beispiel sind EMS Pferde. Diese Pferde bekommt man zumeist gar nicht mehr von der Raufe weg. Der entglittene Insulinhaushalt überlagert die Ermüdung der Kaumuskulatur und so fressen diese Pferde und fressen und fressen... Hier muß der Mensch einschreiten. Was anderes bleibt gar nicht bzw. so energiearmes Heu wächst vermutlich nicht mal auf dem Mond.
Sehr ähnliche Beobachtungen kann man allerdings auch bei Pferden machen, die lange Zeit in einer schlecht durchdachten Portionierten Fütterung bzw. bei zu wenig Heu gehalten wurden. Fressgier, sehr schnelles Fressen, fressen bis der letzte Fitzel ausgeleckt ist, weglassen der Fresspausen...
Im Gegensatz dazu konnte man bei meinem (ich nehme ihn als Beispiel, weil ich von ihm ganz sicher weiß, das er vor der Diät sein Leben lang Futter zur freien Verfügung hatte) beobachten, dass er selbst bei portionierter Fütterung in Ruhe gefressen hat und die Fresspausen unabhängig vom noch vorhandenen Heu gemacht hat. Wenn man bei ihm im Frühling mal die Zeit stoppen würde, die er tatsächlich frisst würde man ins Grübeln kommen. Momentan ist wieder alles andere spannender als Heufressen. Spielen, Frühlingsschlaf in der Sonne halten (gerne mehrmals), sich hinstellen und die Weide betrachten.... :lol:
Wird das nun klarer?
Puppa99
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Beitrag von Puppa99 »

Genau sinsa, so ist es. Bei uns stehen die Pferde auch oft gar nicht an der Raufe, obwohl sie es könnten. Und seit mein Pony keine Pellets mehr kriegt, sondern Hafer, frisst sie in der Box meist ihr Kraftfutter in mehreren Portionen und mampft dazwischen Heu.

Ausnahme ist natürlich die Wiese, vor allem am Anfang der Wiesenzeit, da sind die einfach nur scharf auf das Gras. Im Hochsommer kommen sie aber gern mal von der Wiese, um auf dem Paddock im Schatten zu stehen. Will sagen: Pferde fressen nicht ununterbrochen, auch wenn sie ständig Rauhfutter zur Verfügung haben.

Es sei denn, sie meinen, sie bekämen nicht genug zu kauen, sind krank oder wurden mal so gehalten, dass sie nicht genug Futter bekamen - und da reicht es schon, dass es nur ihrer Meinung nach so war.
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