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Verfasst: Fr, 24. Jun 2016 11:24
von Rapunzel
Hö?

Ich hab gar keinen Paddock, meine Pferde stehen den ganzen Sommer und bis November draußen. Ich stecke von der Weidehütte ausgehend immer ein Stückchen täglich zu und zäune das Ganze von hinten direkt wieder so ab, dass nur ein Rundweg übrig bleibt. Hab also einen Außen- und einen Innenzaun. Die Pferde bewegen sich durch den Rundweg viel mehr als auf einer offenen Weide und können keinen Aufwuchs fressen. Dabei ist es total egal, wie groß oder klein die Weide ist. Sie bekommen exakt so viel Gras, wie ich es für richtig halte, das Abäppeln ist super einfach, weil man nichts aus hohem Gras klauben muss, und sie fressen auch nie Gras, in dem schon Äppel lagen. Außerdem fressen sie so alles ab und hinterlassen eine perfekt gepflegte Weide, auf der nichts nachgemäht werden muss. Dadurch, dass sie die Weide zwar komplett abnagen, aber jeweils nur wenige Tage auf der Fläche stehen, bevor dann von hinten wieder nachgerückt wird, schädigt das starke Abfressen die Grasnarbe überhaupt nicht, ganz im Gegenteil sieht meine Weide absolut toll aus mit super Gras und auch vielen Wildkräutern.

Hier mal ein kleines Video, das die Nutzung des Rundwegs durch meinen 24-jährigen EMS-ler zeigt. ;-) https://www.youtube.com/watch?v=j9530UO ... e=youtu.be

Der tägliche Aufwand für Umstecken und Nachrücken ist maximal 10 Minuten!

Verfasst: Fr, 24. Jun 2016 12:16
von Ulrike
Rapunzel,

das sieht gut aus, nur irgendwie verstehe ich das nicht, wie Du die Weide so umsteckst, das Nachrücken und Vorgehen dabei herauskommt.

Vielleicht denke ich zu kompliziert aber, mir erscheint das nicht nach einer tgl 5 Minuten Arbeit...


LG
Ulrike

Verfasst: Fr, 24. Jun 2016 12:17
von Puppa99
Rapunzel, das sieht echt nach einer tollen Lösung aus. Ist natürlich nicht für jeden möglich, zumal wenn das Pferd mit anderen in einer Gruppe steht, die einem nicht gehören oder wenn einfach keine Wiesen mehr frei sind am Stall, wo man das machen könnte.

Bei uns werden die abgegrasten Teile leider auch nicht abgezäunt. Komplett ginge das eh nicht, aber man könnte doch einen guten Teil zum Nachwachsen abtrennen. Die Pferde halten sich so 50:50 auf den Teilen mit kurzem und mit langem Gras auf, würde ich sagen. Sie fressen auch die langen Halme, aber eben nicht so begeistert wie die kurzen.

Hufrehe ist echt fies. Wir hatten ein Warmblut, bei dem es durch zuviel Kraftfutter (ehemalige Stallbesi hat da ordentlich Pellets reingekippt, wir hatten damals keine Ahnung von Fütterung, Pferd war eh zu dünn), Medikamente wegen Sehnenüberlastung durch tiefen Boden in Verbindung mit der tierärztlich verordneten Arbeitspause zu einer Hufrehe kam. Zum Glück wurde die schnell entdeckt und der Tierarzt kam sofort. Das Pferd hatte an sich schon einen entgleisten Stoffwechsel, nur umgekehrt zu dem Fall bei oecone, man bekam bei dem einfach nichts auf die Rippen, wohl auch bedingt durch seine Herzklappeninsuffizienz.
Alles in allem war der Wallach eine riesige Baustelle, an der wir jahrelang rumgedoktert haben. Die Hufrehe war dabei noch das geringste Problem, das bekam der Schmied mit Polsterbeschlag in den Griff. Man musste ständig den Stoffwechsel in Schwung halten mit Bewegung, genug Futter ins Pferd kriegen ohne zuviele Kohlenhydrate zu füttern, Leber und Niere unterstützen, und, und, und... Nach ein paar Jahren stand er endlich gut da, hatte zugenommen, war bemuskelt, alles toll!
Und was passiert? Auf einmal lahmt er, und hörte damit auch nur tageweise mal wieder auf. Röntgenaufnahmen zeigten, dass das Hufbein sich weiter abgesenkt hatte. Der Tierarzt machte uns keine Hoffnung. Wir gaben noch unterstützende Zusatzfutter für Arthrose und Co., in der Hoffnung, es könnte was helfen. Den Sommer auf der Weide wollten wir ihm noch gönnen. Die Schmerzen wurden dann aber zu offensichtlich, auf dem Paddock stand er nur noch dicht neben seinem Kumpel. Die Pferde wussten, was los war, und wir schließlich auch, also wurde dieses tolle Pferd eingeschläfert. :cry:
Und alles nur, weil Jahre davor eine unglückliche Ereigniskette seinen angeschlagenen Stoffwechsel vollends zum Erliegen gebracht hatte. Von daher unterstütze ich sinsas Meinung, dass es nicht "nur" am Gras liegen wird und wünsche dem Pferd eine baldige Genesung.

Verfasst: Fr, 24. Jun 2016 14:07
von sinsa
Rapunzel hat geschrieben:Hö?
Ganz einfach: mein Beitrag bezieht sich nicht auf Dich.
Daher beginnt er auch mit: @oecone :lol:

Verfasst: Fr, 24. Jun 2016 17:21
von Rapunzel
Ist doch egal, auf wen er sich bezog - der Inhalt gab Anlass zum "hö?" - weil ich nicht kapiere, warum man das nicht auf jeder x-beliebigen Weide umsetzen können soll. Und warum man damit die Weide ruiniert auch nicht.

Man kann in einem Pensionsstall ja auch versuchen, sich mit anderen Fettpferdebesitzern zusammenzutun und gemeinsam das zusätzliche Zaunmaterial anschaffen. Manche SBs sind ganz happy, wenn die Einsteller mal selbst aktiv werden.

Hm, wie kann ich das besser erklären? Vielleicht mit diesem Bild:

https://www.facebook.com/photo.php?fbid ... =3&theater

Im Vordergrund Mitte steht ein Brauner (halb verdeckt von einem Baum) an dem frisch zugesteckten Streifen. Der hellere Untergrund ist der Rundlauf. Der führt praktisch wie eine Ovalbahn um die ganze Weide und "wächst mit" (das dunkle Pferd im Hintergrund steht auf einer eigenen Weide). Dauert wirklich nur 5-10 Minuten: Ich ziehe die Steckpfosten am Portionszaun raus, stecke sie einen Meter weiter wieder rein und lasse beim Innenzaun zwei Meter Litze raus und stecke den auch weiter. Fertig.

Verfasst: Fr, 24. Jun 2016 18:27
von sinsa
Ich verstehe es auch nicht. Vielleicht liest Du einfach nochmal und versuchst diesmal auch zu verstehen was da steht statt auf irgendwas zu antworten oder worauf Du gerne antworten würdest :kopfkratz:

Verfasst: Fr, 24. Jun 2016 18:50
von Rapunzel
sinsa, ich glaube, das mit uns hat einfach keinen Sinn.

Verfasst: Sa, 25. Jun 2016 16:00
von Rabano26
Ich hatte dieses Jahr auch das Thema Weide mit dem SB besprochen, Meiner hat zwar (noch) kein EMS, aber Probleme mit dem Stoffwechsel und ich wollte a) nicht, das er 6 Std auf fetter Weide steht (wir haben Kuhgras!) und b) ließ er sich dann nicht mehr reiten, weil seine Verdauung arge Probleme hatte. Unsere Wiesen sind sehr klein, es kommen immer nur 2-4 Pferde zusammen raus. Hatten auch überlegt abzustecken, aber das ist bei der Größe nicht machbar :?
Leider kann man im Pensionsstall nicht immer seine eigenen Wünsche und Vorstellungen durchsetzen, wie es ideal wäre, und muss eine Zwischenlösung finden. Wir haben daher die beiden Dicken die erste Zeit nur 30 min raus gestellt, als das Gras weniger wurde dann langsam auf ne Std erhöht und nun darf meiner schon mal zwei Std raus, danach will er aber wieder rein :P Zum Glück habe ich keinen Rehekandidaten, sondern nur ein Pferd was gerne noch etwas abspecken darf. Bei der Regelung dieses Jahr (inkl der Behandlung die eh läuft), kann man ihn zumindest im Sommer auch mal wieder reiten ohne das er zuviel Luft im Bauch hat :cry:

Verfasst: Mi, 29. Jun 2016 16:00
von oecone
Unsere große Weide ist dieses Jahr ein See mit Inseln. In der Mittagspause war ich versucht, bei Feinkostalbrecht das aufblasbare Kajak zu kaufen, damit unsere Stallbesi an die Zwischenzäune der Parzellen kommt :shock:

Machbar wäre eine Portionsweide ganz sicher. Das Flurstück ist 2,5 ha groß und schön gerade rechteckig. Scheitern würde es an der Arbeit. Unsere Besi macht das ganz sicher nicht, und die Leute mit den Koppelpferden sind nicht diszipliniert genug, das regelmäßig zu handhaben.
Nur als kleines Beispiel: Zwei der Weidepferde stehen wieder am Stall, weil es den Besis zu viel Arbeit ist, die Pferde zum Bewegen auf dem Platz zu holen, und später wieder auf die Weide zu bringen. Der Weg ist zwischen 300 und 800 m weit. Stallfahrad vorhanden. Momentan bin ich die einzige Besi, die ihr potentielles Dickerchen auf die Stundenkoppel bringt. Ich muss im Urlaub mal Bilder machen wie es ist, zwischen Radieschen, Kartoffeln, Kürbissen und Koriander Pferde zu halten.

Dem Rehe-Pony geht es immer besser. Er bekommt nun wieder eine ganz normale Portion Heu. Der TA muss nochmal kommen. Dann darf er sich wahrscheinlich wieder mehr bewegen.

Sein Frauchen erzählte mir, dass dieser Cob in all den Jahren immer mal ohne Grund gelahmt hätte. Der Schmied hat nie was gefunden. In jüngeren Jahren war er mal positiv auf Borreliose getestet worden. Jahre später war der Test aber wieder negativ.
Vielleicht habt Ihr Recht mit der Aussage, dass da schon länger was nicht in Ordnung war, es nur keiner so recht in Verbindung mit Stoffwechsel und Rehe gebracht hat.

Grüßle
oecone

Verfasst: Di, 09. Aug 2016 11:11
von Lou mit Lucy
sinsa hat geschrieben:Das Thema Fütterung sucht man im Schulungsplan für ein Tiermedizinisches Studium im übrigen vergeblich.
Ähm...hatte gestern die Prüfung in "Tierernährung und Diätetik" :wink:
Definitiv nein! 1,5Kilo/100 Kilo Lebendgewicht ist das, was das PFerd braucht, damit es nicht verhungert wenn es absolut nichts tut.
Stimmt halt leider nicht. Dazu kurze Beispielrechnung:

Nährstoffbedarf eines leichtfuttrigen Nordpferdetyps: 0,4 MJ ME pro kg metabolische KM (KM^0,75), ergibt für ein 400kg-Pferd (Idealgewicht, nicht aktuelles!) 35,8 MJ ME.

Gängiges Heu (überständiger erster Schnitt) enthält 6,8 MJ ME pro kg.

Kriegt das Pferd davon 1,5kg pro 100kg sind das 6kg, also schon 40,8 MJ ME. Klingt nicht viel, aber ohne Mehrverbrauch durch Bewegung (fällt bei akuter Rehe ja weg) wird das Pferd davon auf Dauer zunehmen.

(die eigentliche offizielle Empfehlung sind 1,5kg Trockensubstanz pro 100kg, was 7kg Heu entspricht - also sogar 47,6 MJ ME. Die Trockensubstanz kann aber zb auch als Stroh ins Pferd kommen)

Soll das Pferd abnehmen, muss man unter den Erhaltungsbedarf, reduziert also auf ca 80%, das wären 28,6 MJ ME. Das entspricht 4,2kg Heu, also 1,05kg/100kg (Bei einer wirklichen Futterrehe kann man unter tierärztlicher Kontrolle kurzfristig sogar auf min 60% gehen).

Größere Futtermengen kriegt man nur hin mit Wässern, einem sehr energiearmen Heu oder wenn man es mit Stroh streckt (1kg Heu entspricht energetisch gesehen 1,8kg Stroh. Wegen des hohen Ligningehaltes lautet die offizielle Empfehlung max. 1kg Stroh/100kg). Langfristig natürlich ist es das Beste, mit Bewegung den Bedarf zu erhöhen (leichte Arbeit, also zB 30min Schritt+15min Trab+10min Galopp: Erhaltungsbedarf *1,3 = 46,5 MJ ME.)

Die Empfehlung von 1,5kg TS/100kg ist nicht auf die Energie bezogen, sondern begründet sich in der Darmflora. Bei leichtfuttrigen Pferden muss man da zwangsläufig manchmal Kompromisse eingehen, vor allem dann wenn sie durch ihr Übergewicht schon krank sind. Das steht in den Standardwerken auch immer hinter den Empfehlungen im Kleingedruckten :wink:

So, genug geklugscheißert :wink:

Verfasst: Di, 09. Aug 2016 21:54
von Ulrike
Beeindruckend! Danke! :lol:


LG Ulrike

Verfasst: Mi, 10. Aug 2016 07:08
von Lilith79
Lou mit Lucy hat geschrieben: Ähm...hatte gestern die Prüfung in "Tierernährung und Diätetik" :wink:
Definitiv nein! 1,5Kilo/100 Kilo Lebendgewicht ist das, was das PFerd braucht, damit es nicht verhungert wenn es absolut nichts tut.
Stimmt halt leider nicht. Dazu kurze Beispielrechnung:

Nährstoffbedarf eines leichtfuttrigen Nordpferdetyps: 0,4 MJ ME pro kg metabolische KM (KM^0,75), ergibt für ein 400kg-Pferd (Idealgewicht, nicht aktuelles!) 35,8 MJ ME.

Gängiges Heu (überständiger erster Schnitt) enthält 6,8 MJ ME pro kg.

Kriegt das Pferd davon 1,5kg pro 100kg sind das 6kg, also schon 40,8 MJ ME. Klingt nicht viel, aber ohne Mehrverbrauch durch Bewegung (fällt bei akuter Rehe ja weg) wird das Pferd davon auf Dauer zunehmen.

(die eigentliche offizielle Empfehlung sind 1,5kg Trockensubstanz pro 100kg, was 7kg Heu entspricht - also sogar 47,6 MJ ME. Die Trockensubstanz kann aber zb auch als Stroh ins Pferd kommen)

Soll das Pferd abnehmen, muss man unter den Erhaltungsbedarf, reduziert also auf ca 80%, das wären 28,6 MJ ME. Das entspricht 4,2kg Heu, also 1,05kg/100kg (Bei einer wirklichen Futterrehe kann man unter tierärztlicher Kontrolle kurzfristig sogar auf min 60% gehen).

Größere Futtermengen kriegt man nur hin mit Wässern, einem sehr energiearmen Heu oder wenn man es mit Stroh streckt (1kg Heu entspricht energetisch gesehen 1,8kg Stroh. Wegen des hohen Ligningehaltes lautet die offizielle Empfehlung max. 1kg Stroh/100kg). Langfristig natürlich ist es das Beste, mit Bewegung den Bedarf zu erhöhen (leichte Arbeit, also zB 30min Schritt+15min Trab+10min Galopp: Erhaltungsbedarf *1,3 = 46,5 MJ ME.)

Die Empfehlung von 1,5kg TS/100kg ist nicht auf die Energie bezogen, sondern begründet sich in der Darmflora. Bei leichtfuttrigen Pferden muss man da zwangsläufig manchmal Kompromisse eingehen, vor allem dann wenn sie durch ihr Übergewicht schon krank sind. Das steht in den Standardwerken auch immer hinter den Empfehlungen im Kleingedruckten :wink:

So, genug geklugscheißert :wink:
Danke für die tolle Zusammenfassung, die daraus gezogenen praktischen Schlüsse deckt sich auch zu 100% mit meinen Erfahrungen mit meinem insulinresistenten Rehepferd.

Bei uns war es das Schwierigste mal aus dieser Situation rauszukommen, wo man nicht ordentlich bewegen konnte, weil es wegen der Hufrehe bzw. Hufrehefolgen nicht möglich war, die Hufe durch intensive Arbeit und auch mal Trab oder Galopp zu belasten. Das in Kombination mit nicht optimalem Heu (also in Bezug auf Energiegehalt) macht wirklich nur suboptimale oder arbeitsaufwändige Kompromisse möglich.

Seit das Pony wieder normal belastbar ist, ist das mit der Fütterung wirklich deutlich weniger schwierig geworden.

Verfasst: Do, 11. Aug 2016 14:45
von Fortissimo
Danke Lou! Sehr gut erklärt!

In unserem Stall nimmt der schwere Warmblüter (ca. 700 kg) von der gleichen Menge Heu, die mein 550 kg leichter Anglo-Araber bekommt, deutlich zu, während mein Araber sein Gewicht hält oder noch mehr haben dürfte. Der Araber hat einen ganz anderen Grundumsatz und arbeitet deutlich mehr.

Verfasst: Do, 11. Aug 2016 20:08
von ninischi
*g* Aus dem gleichen Grund, aus dem auch meine Blüterstute auf einer großen Weide mit reichlich Gras im Sommer vor drei Jahren ziemlich abgeklappert ist, während die Haflinger aus dem alten Stall (die durchweg mehr auf die Waage brachten als Soraya) dort wahrscheinlich geplatzt wären..

Reichlich Sport ist doch immer noch (wenn möglich) das beste Mittel zum Abspecken.

Verfasst: Fr, 12. Aug 2016 06:51
von KZimmer
Zu diesem Thema kann ich auch das Buch "Purzel speckt ab" von Conny Röhm empfehlen. Oder mal einen Vortrag besuchen - das Vergnügen hatte ich auf der Eurocheval.