Exterieur beurteilen

Allgemeines rund ums Pferd

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Sylvia66
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Beitrag von Sylvia66 »

Finchen hat geschrieben:
Relativ wenig Fundament meine ich auch auf den zweiten Blick, haben die kleinen Puschel erst kaschiert.
Was meinst Du damit?
Liebe Grüße
Sylvia
xelape

Beitrag von xelape »

Nach Ansicht des Videos noch mehr nein - lass die Finger davon.. es gibt bestimmt auch andere Pferden, die nicht von Beginn an so viele Baustellen mit sich bringen...
Sylvia66
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Beitrag von Sylvia66 »

xelape hat geschrieben:Nach Ansicht des Videos noch mehr nein - lass die Finger davon.. es gibt bestimmt auch andere Pferden, die nicht von Beginn an so viele Baustellen mit sich bringen...
Magst mir erklären warum? :roll: :?:
Liebe Grüße
Sylvia
xelape

Beitrag von xelape »

Weil man hier sehr deutlich sieht, was ich anhand der Bilder vorher schon geschrieben hatte.. HH und Kruppenproblematik.
Auf dem Video sieht man ausserdem, dass er extrem schmal ist...

Wenn Du eh nach Spanien fährst um die Pferde anzusehen.. dann schau ihn halt auch an. Aber vom Bild/Video würde ich nicht kaufen...
Sylvia66
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Beitrag von Sylvia66 »

Um Gottes Willen. :shock:


Klar schaue ich mir die Pferde vor Ort an.
Aber ich brauche Eure Eindrücke weil die neutral und nicht gefühlsgesteuert sind wie bei mir :pferd2:
Liebe Grüße
Sylvia
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Sylvia66 hat geschrieben:
Finchen hat geschrieben:
Relativ wenig Fundament meine ich auch auf den zweiten Blick, haben die kleinen Puschel erst kaschiert.
Was meinst Du damit?
Der recht üppige Fesselbehang hat mich das erst nicht erkennen lassen.


Rasse Menorquin... irgendwo vielleicht auch... :wink:


Wieso suchst du in Spanien nach einem Pferd?

Es ist leider eine immer noch erzählte und geglaubte Mähr, dass dort gute Pferde billig zu haben sind.
Wenn gute Aufzucht und gute Zucht dahinter stecken, werden Pferde auch dort nicht Schnäppchen sein. Was teilweise als vermeintlicher Schnapper nach Deutschland gekarrt wird ist haarsträubend. Da ist es dann egal, dass eine Fesselung total schief oder Knie völlig lose sind. Zu kurz für den Sattel ist halt "rasserypisch", dafür gibt es die besondere Farbe zum kleinen Preis.

Rechnet man das Risiko durch ggf nicht kalkulierbare Aufzuchtbedingungen, Kosten fürs Ansehen vorher, Papier und Transport, kann man vergleichbar sicher ebenso gut in Deutschland kaufen.

"Retten" kann man ebenso auch in Deutschland, wenn diese Intention eine Rolle spielt.
:?
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Grade gelesen : wenn du auf eine neutrale Beurteilung Wert legst, dann ist der Rat nimm dir eine kundige Person mit, die vor Ort genau sehen kann, was Bilder vielleicht nicht so deutlich erkennen lassen.
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Beitrag von Sylvia66 »

Ich bin da nicht wirklich zu 100% drauf versteift.

Wir waren dieses Jahr auf Menorca im Urlaub und habe mich einfach in diese Tiere verguckt.

Jetzt ist es nun mal so, dass man diese Rasse leider nicht so einfach außerhalb Spaniens bekommt.
Liebe Grüße
Sylvia
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Auch innerhalb nicht, das gezeigte Pferd ist wohl eher keiner.

Vielleicht hilft es ganz bewusst zu sortieren, WAS genau diese Rasse für dich so attraktiv macht. Wenn es auch ein zumindest sehr untypischer Vertreter der Rasse schafft dein Interesse zu wecken, dann gibt es sicher auch andere Rassen, die die von dir geschätzten Merkmale mitbringen. Und in einem reitpferdtauglicheren Exterieur vereinen.
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Vignir

Beitrag von Vignir »

Ich verstehe zwar nichts von Iberern, kann aber das Pferd an sich beurteilen, denn ein Pferd ist ein Pferd ist ein Pferd :wink: .

Wie die meisten hier schon schrieben, ist die HH im Vergleich zur Vorhand zu schmächtig. Was mir aber sehr an diesem Pferd mißfällt, ist die aufgeschürzte Lende. Er hat ja gar keinen Rumpf, da ist quasi nichts "in der Mitte". Sprich: Wo und wie liegen die inneren Organe, die haben ja gar keinen Platz?? So eine aufgeschürzte Lende ist ein Zeichen dafür, daß die inneren Organe nicht richtig ausgebildet wurden und das Tier in der Aufzucht vermutlich zu stark hungern mußte. Da sind vermutlich Schäden vorhanden, die irreversibel sind. Organe erholen sich in späteren Jahren nicht mehr.

Ich spreche aus Erfahrung, denn ich habe ein chronisch darmkrankes Pferd. Als ich es mit sechseinhalb Jahren kaufte, war es sehr schlank, aber bei weitem nicht so schmächtig wie besagter Hengst. Deswegen mein dringender Rat: Laß' bloß die Finger von diesem Pferd!!
le_bai
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Beitrag von le_bai »

mein mann sagt zwar immer, wenn "die leute" es nicht hören wollen, bringt das beste Argument nichts ... aber ich bin Idealist ;)

wir sind ja auch züchter. mit einer importpferderasse. parallel auch viel iberisch unterwegs. dazu schreibe ich glich noch etwas.

1. pferdekauf allgemein.
ich möchte da gar nicht "klugscheißen" - Jeder, der sich ein Pferd kauft ist in der Regel im vollbestz der geistigen kräfte. An ein junges oder frisch angerittenes Pferd binden wir uns länger, als die durchschnittliche Beziehungsdauer vieler Paare ist. Das sollte also mehr als abgewägt werden. Fellfarbe, Mähne ect. sind da erstmal zweitrangig - ich kenne auch niemanden, der seinen Mann/seine Frau nur anhand der Haarfarbe gewählt hat. (außer "niemals" eine/n Rote(n) ;) )... Pferde können sich im bezug auf ihre Symphatie oder Vertrauenslage zu uns Menschen nur bedingt äußern. erst recht verstehen Sie unsere Erwartungen oder Absichten nicht. Was man mit Menschen kommunizieren kann, MUSS das pferd einfach erfüllen.
Die Physik hat leider ihre festen Gesetze. Wenn ich heute als Hufpfleger oft sehe, WAS für pferde WELCHE Interessen ihres Reiters erfüllen/ertragen oder teilen müssen, tun mir die Tiere oft leid. zumal suboptimal geeignete Pferde (egal ob erworben oder so geboren) einfach unter den Erwartungen udn den Ansprüchen leiden. Still, aber sie tun es.
Es gibt die aussergewöhnlichen Bewegungskünstler, die unerschrockenen, die pferde ... deren charakter keine grenzen kennt ... nicht einmal die eigenen körperlichen. Aber das ist die ABSOLUTE MINDERHEIT. die meisten pferde mit mangelhaften bedingungen zwingen wir als reiter dann mehr oder weniger latent immer wieder in grenzbereiche oder darüber hinaus. die gesundheit, die psyche oder organsiche probleme sind die quittung, welche erst das pferd und später evtl. auch der geldbeutel des reiters zu tragen hat.
daran ändert auch keine ausbildungsmethode und kein bester RL etwas.
man kann pferde an ihre spitze der beweglichkeit führen - sicherlich zur gesunderhaltung. auf dem Weg dahin jedoch zahlt das pferd das lehrgeld.

2. Iberer aktuell
viele kleine Züchter oder familien mit pferden geben ihre tiere ab seit der wirtschaftskrise.
es gibt also mehr pferde auf dem span. markt, als je zuvor.
dabei handelt es sich aber nicht um die tiere, die in ihrer qualität überragend sind. auch diese werden nach der wirtschaftskrise noch immer vorzugsweise international verkauft.
so wie früher jeder kleine bauer noch irgendwo ein pferd beistehen hatte, war/ist in spanien das pferd hinterm haus.
auf dem deutschen markt landet der bestand, welcher vorher schon um seine "rosinen" erleichtert wurde durch mehrere zwischenhändler span. oder franz. ursprungs. ganz zuerst kommen alle verwandten dran :P
vorzugsweise männliche pferde werden nicht zum schlachter geschafft, da selbst der verbauteste hengst weiter östlich noch einen reiter findet *breitgrins.
halbwegs seriöse Leute, die wirklich vor ort und nach standard schauen, haben auch stuten mit papieren in vermittlung.
grundsätzlich ist aber auch mit papier die qualität in der rasse extrem gestreut. in FR und D gibt es weniger spitzenpferde - aber dafür einen besseren schnitt. und sorgfältigere haltung - im regelfall.

die menorq. zucht ist nochmal ein sonderpunkt. hierbei bitte unterscheiden zwischen der tatsächlichen rasse (zuchtbuch) oder dem regionalen landschlag Andalusier, der sich parallel etabliert hat.
es gibt menorq. pferde in D. Preisklasse mind. 5-stellig.
der menorq. ist ein reinzuchtprodukt (enge genetik) aus iberern, korsika (viel anglo-arab einfluss) und anderen südpferden. kein schweres blut oder pony blut.
ich habe bisher nur ca. 10 pferde kennen gelernt. hoch begabt, hoch im blut, sehr korrekt, etwas wenig im fundament - und ziemliche workaholics!!
auf dem chio vor 3 jahren konnte ich mit einem der hauptimporteure nach D und Asien sprechen. der verkauft neben den pferden dann entweder direkt mit Reitunterricht oder landsleute für beritt an sein klientel.
nachdem einer der grooms bei der veranstaltung einen finger leichter war, wusste ich auch warum. besagtes pferd hat später im hauptstadion die massen zum toben gebracht, alle schulen über der erde und eine unglaublich aussstrahlung. alles im umgang ohne reiter war ziemlich heftig.

3. reitpferde-ideal.
ich möchte niemanden persönlich angreifen und habe selbst auch das rad nciht erfunden. trotzdem irritiert/erschreckt mich der anspruch und die interpreatation des exterieurs bei "pferdesuchenden" massiv.
ich kann mich nicht davon freisprechen, nicht auch schon meiner emotion und vorliebe erlegen zu sein beim pferdekauf. insbesondere beim ersten ;)
der anspruch und das bild im kopf hatten aber vorlage auf entsprechendem niveau. meine letzte RB vor dem ersten eigenen pferd war nämlich so ein "freizeitpferd" - karossierExterieur - gerade für einen eher mittelprächtig reitenden freizeitreiter sind suboptimale pferde die besten kunden für den TA. je mehr das pferd an sich selbst arbeiten muss, umso schwieriger wird das mit reiter und noch schwieriger, sobald der reiter sich immer mehr von "perfekt" entfernt.
je schlechter der reiter, desto besser das pferd. das sind wir den pferden schuldig, in zeiten, wo der pferdemarkt von guten pferden reich gesegnet ist. da sollte auch die rasse hinten an stehen. wenn denn überhaupt der standard einen entscheidenden mehrwert beinhaltet, welcher für den kauf eines exemplares dieser rasse spricht.
im falle menorquin - es gibt wesentlich mehr und bezahlbare pferde mit CDE pässen bzw. tres-sangre-Abstammung. Auch das sind "Arbeits"tiere - jedoch je nach züchter auch weniger gefährlich ...

ich verstehe, dass der PRE im niedrig/mittelpreis-segment (bis 10.000) selten ansprechend ist. der lusi wandelt sich auch stark ab vom ursprung.

es gibt noch immer genügend züchter, welche im alten typ züchten und z.T. gute ergebnisse für den freizeitreiter danke generationen andauernder veredelung bringen. Bonnier, peralta (wer kennt ihn nicht : Merlin/Orpheo?),...

da wir zur veredelung unserer berberstämmigen/araber-Berber pferde auch immer im iberer "suchen", weiß ich sehr wohl um das dilemma eines attraktiven, gesunden pferdes.
importpferde erfüllen den letzten punkt - gesund - oft am wenigsten. nicht wegen bösartigkeit oder schlechter aufzucht, sondern weil seltens absetzer gekauft werden. die älteren pferde vertragen die umstellung des habitus einfach nicht so gut. damit steigen die risiken enorm. ein züchter kann das immernoch irgendwie kompensieren.

wenn es das einzige reitpferd ist, eher ärgerlich.

und mal ehrlich - selbst bei 200 euro kosten monatlich ist manches schnäppchen schnell ikeins mehr - und manches "teure" pferd könnte man sich nach wenigen jahren schon gekauft haben.

zu dem pferd der TE wurde alles gesagt.
kein menorq. Pferd ... nchtmal 30%ig ... und kein reitpferdeexterieur, sondern karossier.

fuchs mit flaxen und sooty gibt es auch anderweitig.

keks für die leser.
gruß
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Beitrag von le_bai »

Bild

hier noch eine schablone. völlig rasse-unabhängig ...
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Beitrag von Finchen »

Danke für die sehr umfassenden Aspekte zusätzlich - dein Mann hat ja Recht, aber es ist meiner Meinung nach gut und wichtig, diesen Idealismus zu behalten!

Die Erfahrung hinsichtlich Beurteilung des Exterieurs, Zuchtstandard, Marktangebot etc. hat der gemeine Freizeitreiter ja erstmal nicht. Deine Kenntnisse sind da sehr dienlich um mal ohne rosarote Brille nüchtern einige Überlegungen anzustellen.
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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Beitrag von Finchen »

Le_bai: Interessehalber, kennst du die Zucht des Mennorquiners in den NL?

http://www.menorcahorses.com/de
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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Beitrag von xelape »

le-bai, danke das war sehr ausführlich beschrieben! und bringt es gut auf den Punkt.
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