Neues Pferd - Problemkind

Allgemeines rund ums Pferd

Moderatoren: Julia, dshengis

Nola
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Beitrag von Nola »

Das tut mir leid - und trotzdem: 5 Jahre sind 5 Jahre! Anrührend... *schnief*
Nola
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Beitrag von Nola »

Guten Morgen, ihr Lieben, und frohes neues Jahr!

Ich dachte, ihr freut euch vielleicht über einen Zwischenbericht:

Pferdchen macht sich!

- äußerlich / Gangbild: sowohl die Physio wie auch Hufschmied und Tierarzt sind äußerst zufrieden. Blockaden sind weg, Stolpern ist viiiel seltener und nicht mehr so schlimm, sie kommt vorne viel besser aus der Schulter, Rücken ist viel lockerer, weich, beweglich, Hufe sehen schon viel besser aus, sie steht viel besser... Durchgeröntgt ist sie jetzt auch noch mal von Genick bis hinterem Rücken komplett - alles super!

- Umgang / an der Hand: kaum noch und seltener Geknatsche beim Satteln, fast gar kein Gemotze mehr beim Putzen, Versuche zu treten und zu beißen scheinen im Grunde passé (ohne völlige Garantie natürlich :wink: ). Führen im Wald auch viiiel entspannter, sie rennt nicht mehr so und blockiert auch nicht mehr ständig, fast gar nicht mehr.

Ich habe rausgefunden, was das Problem war - Pferdchen ist schon speziell... Sie hatte nämlich Schiß vor einer Stelle weiter weg (verständlich, etwas rutschige Holzbrücke über kleinen Wasserlauf, die unter den Hufen unheimliche Geräusche macht; da haben sich anfangs fast alle Pferde), aber das habe ich erst nicht verstanden, weil sie dort nämlich immer anstandslos, wenn vielleicht auch etwas eilig, drüberging. Nachdem ich das aber prinzipiell bei ihr beobachtet habe, daß Dinge vor allem aus der Entfernung unheimlich sind, machen wir an dieser Stelle nun immer Programm mit Stehenbleiben, Leckerlies fressen (nun nimmt sie sie sogar schon vom Brückengeländer mit Blick aufs Wasser) und ganz viel Loben und Streicheln - und siehe da: sie blockiert 200m vorher nicht mehr. :D

- Bodenarbeit: Wir longieren viel über Stangen - anfangs hieß das häufiger: angaloppieren und hektisch rüberspringen. :lol: Mittlerweile sind wir immer öfter bei kadenziert rübertraben, Beine heben und werfen und einen auf Dressurpferd machen. :) Auch im Schritt kann sie da jetzt entspannt rübertrödeln. Überhaupt geht sie an der Longe viiiel besser und williger, Übergänge klappen viel besser, sie läuft viel bereitwilliger außen rum ohne Gezerre oder Reingerenne. Da ist noch Luft nach oben, aber insgesamt so viel besser!

- Unterm Sattel: Das ist noch das größte Thema. Eine Weile ging gar nichts mehr, Pferd stieg und blockierte nur noch und machte psychisch wie körperlich dicht. War eine unglückselige Kombination aus ein paar Faktoren und scheint auch ungute Erfahrungen/Erinnerungen aus ihrer Springpferdzeit getriggert zu haben. Wir haben sämtlichen Druck rausgenommen, erst mal eine Weile nur longiert, Physio, Tierarzt und Sattler waren auch noch mal dran, neues, etwas dünneres Gebiß rein (mag sie gern - die Kleine hat ein echt schmales Maul), und nun reiten wir sie quasi neu an wie ein Jungpferd. 5-10 Min. nach dem Longieren, nicht mehr, weitgehend leichter Sitz. Und sie läuft wieder! Auch unterm Sattel trödelt sie schon entspannt im Schritt über Stangen, und auch Trabstangen haben funktioniert - da war anfangs bei ihr ja Alarm, also noch in der Anfangszeit vorm Blockieren, aber vor zwei Tagen beim ersten Versuch trabte sie da ganz entspannt unter mir rüber. :)

So, und jetzt muß ich los in den Stall!

Liebe Grüße

Nola
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Vielen Dank für diesen sehr positiven Bericht.

Ja, manchmal ist "gehe zurück auf Null" genau das Richtige, um festgesetzte Erinnerungen zu löschen.
Danach geht es aber um so schneller und gradliniger voran.

Ich glaube, Du kannst sie inzwischen schon sehr gut "lesen".
Weiter so und viel Freude dabei!
Puppa99
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Beitrag von Puppa99 »

Schön! Habe gerade den ganzen Thread durchgelesen, und man merkt deutlich, wie sich die Situation immer weiter verbessert und deine Einstellung zum Pferd immer positiver wird.
Diese Einstellung ist wirklich ganz wichtig, dieses Herausfinden wollen, wo es hakt, anstatt Druck zu machen und Widerstand zu provozieren (soll jetzt bitte nicht heißen, dass man sich niemals konsequent durchsetzen darf, sondern bezieht sich auf Widerstände, die aus Angst und/oder Schmerz resultieren - soweit man das denn merkt...).
Mein Stütchen ist nun beileibe kein Blüter (Hafi-Mix), aber vieles vom Verhalten deiner Stute erkenne ich wieder. Mir fehlte früher die positive Einstellung, das "es ist einfach ein tolles Pferd" oder "es läuft zwar gerade besch..., aber wir werden eine Lösung finden". Der Stall in dem wir damals waren, trug auch nicht gerade zur Lösungsfindung bei, da gab es viel Durchsetzen und "der muss da durch". Ich war da schon total exotisch mit Handarbeit, immer mal Reiten mit Halsring und Longieren am Kappzaum. Ach ja, dass man im Gelände auch zu Fuß gehen kann, war vielen auch nicht klar. Reiten bedeutete Anstrengung: treiben, vorn halten, viel am Stück traben, am besten mindestens eine Stunde lang. Davon waren vielleicht fünf Minuten für die Pferdeausbildung wertvoll. :(

Eine erste Änderung brachte ein Lehrgang bei Christiane Horstmann, die bei Philippe Karl und Richard Hinrichs gelernt hat. Geritten wurde auf ihren Pferden (mein Pony gehörte noch nicht mir, ich bildete sie als Reitbeteiligung aus), und das war einfach ein Erlebnis. Ich hätte am Tag fünf von diesen wundervollen Camargue-Pferden reiten können, ohne hinterher erschöpft zu sein. Sie reagierten so fein, dass ich mir öfter anhören musste, ich solle doch gefälligst weniger machen. :wink:

Wieder daheim, wurde immer mehr klar, dass sich was ändern muss. Diese Veränderung hat Jahre in Anspruch genommen, und ich lerne immer noch dazu, bilde mich weiter, nehme an Seminaren teil, hole mir Trainer her oder fahre zu einem Kurs, um uns weiter voranzubringen auf dem Weg zu besserem Verständnis, mehr Vertrauen und vor allem einem faireren Umgang meinerseits mit meinem Pony. Ach ja: und Spaß soll es machen, und zwar uns beiden! :lol:

Also: Du bist auf dem richtigen Weg, hast schon eine super Einstellung, und dein Pferd zeigt dir, dass du es richtig machst. Das Zusammenwachsen dauert Jahre. Lass deinem Pferd und vor allem auch dir (!) viel Zeit und lerne mit und von diesem tollen Tier, dass dir seine Ängste und Schmerzen offenbart. Denn genau das tun Pferde bei Menschen, denen sich sich öffnen. Viel Glück weiterhin!
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Wundervoll ausgedrückt, Puppa! Ganz meine Meinung - und ich finde es auch wirklich toll, dass ihr beiden so schnell so schöne Fortschritte gemacht habt.
Liebe Grüße Birgit
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*Krisi*
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Beitrag von *Krisi* »

Puppa99 hat geschrieben:...Lass deinem Pferd und vor allem auch dir (!) viel Zeit und lerne mit und von diesem tollen Tier, dass dir seine Ängste und Schmerzen offenbart. Denn genau das tun Pferde bei Menschen, denen sich sich öffnen. Viel Glück weiterhin!
Vielen herzlichen Dank für diesen wunderbaren Denkanstoß !
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Ich musste bei einem Trainingspferd letzte Woche an diesen Thread denken, und jetzt hat Puppa noch mit ihrem Beitrag etwas vorweg genommen.

Die Stute letzte Woche hat mich sehr an einen Wallach aus einem Verladetraining erinnert, dessen Besitzerin geheult hat als ich meinte ihr Bube sei ja ein echtes Häschen. Ihr Pferd war sonst immer nur das durchgeknallte Arsc...pferd. Klar hat er sich dauernd losgerissen, Menschen umgerempelt, Kraft eingesetzt. Aber offenbar war es seine einzige Möglichkeit, denn er hat nur ganz wenig erkennen lassen, wann etwas "zuviel" für ihn ist.
Die neue Stute letute Woche recht ähnlich, eigentlich sanft und fein inzwischen oft derb und bott. Es hat sich so eingespielt, und die Besis können beide ein Lied singen von RL und Schmieden etc, die der Meinung sind "das muss man mal mit ordentlich Druck klrstellen, der/sie muss mal sehen wie das zu gehen hat und nachgeben. Dass solche Metjoden scheitern weil diese Pferde einfach so schnell dicht machen brauche ich sicher nicht erwähnen.

Nimmt man Rücksicht auf die Befindlichkeiten, erklärt kleinschrittig was gewünscht und gut ist, geht es alles mit sehr wenig Getue.

Es lohnt das Individuum zu sehen und sich anzupassen. Schön dass es bei euch gute Fortschritte gibt!
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
Nola
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Beitrag von Nola »

Kurzes Update:

Das Pferdchen steht jetzt weiter draußen, dafür mit 8 Stunden Koppelgang, Fensterbox, einem riesigen, wundervollen Gelände... hach...
Mir geht selbst jedes Mal das Herz auf, und es ist wie Urlaub, dorthin zu fahren.

Sie hat sich sehr schnell eingewöhnt in den neuen Stall und fühlt sich sichtlich viel wohler, ist wieder viel zugänglicher.

Im alten Stall hat sie irgendwann komplett dicht gemacht, und ich hatte ständig ein steigendes, übel gelauntes, unwilliges Pferd an der Hand. Aber ganz genau: mit Gewalt ging da gar nichts. Klar darf sie mich an der Longe nicht ansteigen, und damit kommt sie dann auch nicht durch, und trotzdem war mehr Druck das Letzte, das sie gebraucht hätte. Irgendwann war sie dann auch noch lahm, hat im Rücken komplett zugemacht...

Jedenfalls habe ich dann lieber einen Monat Stallmiete doppelt gezahlt und sie sofort rausgestellt, Umzug war ja sowieso geplant.

Tja, und nun taut sie auf und freut sich ihres Lebens - und wird immer mehr wieder zu dem nett reitbaren Pferd, das ich gekauft habe!

Klar, sie ist nach wie vor ein halbes Vollblut, gelegentlich kopflos, hektisch, unausbalanciert, aber nun können wir sie in Ruhe aufbauen. Und ich habe eine ganz, ganz tolle neue Reitlehrerin an der Hand, die einerseits klar sagt, wo einfach mal konsequent sein angesagt ist, andererseits aber nett und ruhig auf Pferd und mich eingeht. Ich freu mich!

Lieben Dank und Grüße an euch alle!

Nola
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Beitrag von Nola »

Nachtrag: Heute sind wir zum ersten Mal durchs neue Gelände, mit zwei Pferden dabei, die meine Kleine auch noch nicht kannte.

Was soll ich sagen: coole Socke!

Traktor egal, unbekanntes Gelände egal, Pfützen egal, rittig und problemlos regulierbar in allen drei Gangarten, nebenher, vorneweg, hinter den anderen her und auch von ihnen weg. Sooo toll! Bild
Julia
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Beitrag von Julia »

Hallo Nola!

Das freut mich sehr für Euch beide! Genießt die Zeit! :D
Liebe Grüße, Julia
Nola
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Beitrag von Nola »

Danke, Julia!
Nola
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Beitrag von Nola »

Nochmals ein kurzes Update:

Mein Pferdchen und ich fühlen uns im neuen Stall immer noch richtig wohl, und uns beiden geht es immer besser!

Klar, vor uns liegt noch viel Arbeit, aber mittlerweile habe ich ein zunehmend entspanntes (also für ein Vollblut :wink: ), williges und immer besser rittiges Pferd. Gelände macht richtig Spaß - okay, manchmal begegnen uns gefährliche Dinge (Äste auf dem Boden und dergleichen), und dann rennt Madame auch mal 10m rückwärts und will umkehren, aber sie läßt sich immer schneller überzeugen, einfach schnell vorbeizutraben, notfalls eben seitwärts, und dann ist auch gut. Allgemein ist sie aber mutig und schreckfest, sie neigt null zum Durchgehen oder Bocken und ist bisher auch erst ein einziges Mal wirklich zur Seite gesprungen. Und Galoppbahn langfetzen finden wir beide richtig klasse!

Hach - ich bin so froh, daß wir beide nun endlich Spaß miteinander haben können!

Liebe Grüße

Nola
xelape

Beitrag von xelape »

ach wie schön... das klingt gut.

Oft braucht es einfach Zeit und Geduld :)
Nola
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Beitrag von Nola »

Ich muß mich mal kurz eine Runde aufregen: Sattler!!!

Nun gut, JETZT hat mein Pferd wirklich endlich einen passenden Sattel - und siehe da, wie entspannt sie laufen kann!

So toll wie sie sich auch entwickelt hat - so richtig entspannt und ruhig lief sie noch nicht, und auch wenn es billigere Baustellen als den Sattel gibt, hatte ich doch das Gefühl, da ist noch Optimierungspotential. Und meine Reitlehrerin und Physio meinten auch: "bißchen lang ist er schon."

Heute war also eine andere Sattlerin da, und meine Kleine war sooo artig! Sie hat sich echt toll entwickelt auch charakterlich oder eben vor allem vom Vertrauen her. Ich habe immer gesagt: das ist ein nettes Pferd! Und sie stand (fast) die ganze Zeit auch ohne Festhalten brav da und hat sich abtasten und Sättel auflegen lassen. Aufsteigen, absteigen, aufsteigen... das wäre so vor ein paar Monaten noch nicht gegangen!

Beim Reiten war's dann sehr eindeutig, welchen Sattel das Pferd haben wollte. Falscher Sattel: Pferd rannte unter mir weg. Richtiger Sattel: Pferd schnaubte ab und entspannte sich in die Tiefe. So entspannt und konstant kannte ich sie unter dem Reiter noch gar nicht - hach, wie schön! Ich freu mich sehr darauf, sie damit das erste Mal länger zu reiten!

LG Nola
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Schön!


Und was für ein Sattel ist es geworden?


LG Ulrike
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