Wallach lässt Schlauch hängen bei der Bodenarbeit

Infos und Fragen rund ums Thema "wie Pferde denken"...

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bea
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Beitrag von bea »

*hochschieb*

Nach einem kleine Ereignis heute habe ich eine Anschlussfrage an die hier diskutierte Thematik: Habt ihr eigentlich nie Angst, dass eure Pferde sich ihr "Ding" bei der Arbeit verletzen? Meiner schachtet ja auch ständig aus und lässt seinen Schlauch selbst bei allen "niedrigen Lektionen" wie Hinlegen und Sitzen immer draussen hängen. Ich hab mich schon mehrfach gefragt, ob dies nicht für ihn unangenehm sein müsste, aber da es ihn offenbar nicht störte, selbst wenn er fast draufsass, sah ich bisher nie Handlungsbedarf.
Heute ist es nun passiert: Mein Wallach hat sich sein bestes Stück entweder am Boden aufgeschubbert (er hat beim Hinlegen den Platzbelag weggescharrt, sodass der Kies hervortrat) oder er ist sogar irgendwie draufgetreten. :? Auf jeden Fall ist nach dem Aufstehen aus dem Liegen plötzlich Blut seinen Schlauch runtergelaufen. :shock: Ich habe dann drei feine, je ca. zwei bis drei Zentrimeter lange Risse entdeckt. Die Blutung hat zum Glück bald aufgehört und ich denke nicht, dass es schlimm ist - trotzdem: Müsste ich meinem Pferd vielleicht doch beibringen, seine "Motivationsstange" zumindest bei den Lektionen, die Richtung Boden gehen, einzufahren? Die Haut ist ja doch recht dünn, und wenn mein Schwarzer im Zirkusfieber ist, dann agiert er ohne Rücksicht auf Verluste... :lol:
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FNB
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Beitrag von FNB »

Genau deswegen hab ich das als erstes bei meinem Wallach bei der Ausbildung am Boden unterbunden. Und ja, ich habe schon arge Verletzungen gesehen (davon ab, der Sand der dann "ins Getriebe" kommt beim Ablegen etc. kann zu bösen Entzündungen führen, nicht witzig) und mein damaliger Trainer hat wohl auch schon "Anrisse" des Schlauches gesehen, mit OP nachfolgend etc.

Leider wird das von den meisten Reitern nicht ernst genommen....

LG FNB
xelape

Beitrag von xelape »

Mein Neuwallach macht das auch. Beim Bodenarbeiten.. wir fangen ja erst damit an.. lässt er den Schlauch hängen..

Angewöhnen? hm.. wie denn?
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bea
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Beitrag von bea »

@FNB: Danke für die Meldung. Das sind genau die Geschichten, die ich (nicht ;) ) hören wollte... ;)

Hm, abgewöhnen... Ehrlich gesagt widerstrebt mir das schon sehr. Bei Lektionen, die nicht Richtung Boden gehen - inkl. Kompliment - sehe ich auch keinen Grund dafür, dass er das nicht machen sollte. Immerhin ist es wirklich ein Zeichen grösster Entspannung und Freude (er schachtet z.B. auch beim Putzen häufig aus). Aber Abliegen und Sitzen sind halt schon "gefährlich", wie jetzt auch meine Erfahrung gezeigt hat. Ich bin noch ein bisschen unschlüssig, wie ich weiter verfahren soll: entweder ihn vor dem Ausführen dieser Lektionen zum Einfahren bringen, damit er lernt, dass das hier nicht erwünscht ist ("draufhauen"? :shock: ) - oder die Lektionen nur abrufen, wenn der Schlauch ohnehin drinnen ist (und dann hoffen, dass ich schneller bin als er mit Ausfahren ;) ). Ich tendiere zu Letzterem, auch wenn uns das natürlich in unserem Arbeitsprogramm einschränkt... Tu mich aber wirklich sehr schwer mit dem Gedanken, ihn dafür "strafen" zu müssen in Momenten, wo er mir vollstes Vertrauen entgegegenbringt. :? :(

An Strategien zum "Abgewöhnen" wäre ich aber auf jeden Fall sehr interessiert! Und weiterhin an der Frage, wie andere damit umgehen.
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xelape

Beitrag von xelape »

Ich "kenne" nur mit der Gerte antippen - bei Hengsten, dass sie nicht ausschachten.. das habe ich nicht nur sanft gesehen.
den Gedanken finde ich auch nicht toll...
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bea
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Beitrag von bea »

Also bei meinem müsste ich auf jeden Fall ganz schön kräftig draufhauen, denn wenn ich zwischendurch mal unbeabsichtigt mot der Gerte treffe, was sicher auch nicht so sanft ist,stört ihn das nicht die Bohne... Und auch nicht, wenn sein Schlauch beim Trab an der Hand in alle Richtungen schwingt & dabei immer wieder ziemlich unsanft an den Bauch hochklatscht... :? :roll:
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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

Ich kenne das Problem insofern, dass man Pferd sich dann halt auch auf sein bestes Stück drauflegt =P . Wobei der manchmal so viel Stroh in der Schlauchtasche sammelt, dass ich fast glaube, er schlaucht nachts beim Schlafen auch aus :lol: .

Einen interessanten Text zum Ausschlauchen gibt's hier. Die Theorie find ich eigentlich ganz schlüssig und ich persönlich würde aus dem Grund das Ausschlauchen auch nicht unterbinden wollen, erst recht nicht durch Draufhauen.

Eventuell wäre es ein Ansatz, mal über die Ausgewogenheit eures Trainings und das Thema Stress/Aufregung vs. Entspannung nachzudenken und bewusst mehr Raum für Entspannung und "Nichtstun" zu schaffen. Ich denke da bspw. an das Entspannungsquadrat nach Marlitt Wendt. So hat man auf jeden Fall schon mal ein Mittel, um etwas Spannung (egal ob jetzt positive oder negative) aus dem Pferd zu nehmen und es emotional wieder zu erden.
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
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Beitrag von FNB »

Draufhauen...wenn ich das höre.
Das ist die blödste Lösung.

Ja, man kann mit leichtem stetigen Touchieren bei manchen das Problem lösen. Oder durch Führen einer engen Volte (bzw. 2 oder 3 hintereinander) oder durch kaltes Wasser in einer "Spritzflasche".

Es gibt zig Varianten / Möglichkeiten, kommt auf´s Pferd drauf an. Und entweder man entscheidet sich für´s Unterlassen und zwar IMMER , wenn das Pferd "arbeiten" soll oder am Halfter ist oder auf dem Reitplatz (je nachdem, wie man´s sieht) oder halt nicht. Pferde können das nicht je nach Lektion unterscheiden.

Und ein Pferd kann auch ohne raushängenden Schniedel herrlich entspannt sein oder stehen eure Wallache dösend IMMER mit Schniedel draussen in der Sonne herum? :lol:

LG FNB
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bea
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Beitrag von bea »

Wie gesagt ist permanentes Unterbinden für mich auch keine Option. Und warum sollte ein Pferd nicht lernen können, dass in bestimmten Situationen oder sogar auf ein bestimmtes Kommando hin ein Verhalten einzustellen ist (sprich: Schlauch rein)? Für mich kommt letztlich allerdings kein Weg, der irgendwie mit Bestrafen zu tun hat, in Frage. Volte führen ist ja absolut in Ordnung, aber Touchieren (= letztlich nur ein netteres Wort für "Draufhauen") und Spritzflasche finde ich zu rabiat. Wie schon gesagt beeindrucken Berührungen am Schlauch meinen Wallach ohnehin wenig. Aber ich seh natürlich ein, dass das wirklich schwierig ist.
Vermutlich werde ich vorerst einfach so vorgehen, dass ich Hinliegen vor allem dann abfrage, wenn er gerade eingefahren hat. Durch Beobachten finde ich dann hoffentlich heraus, in welchen Situationen er einfährt; diese Situationen kann ich dann bewusst herbeiführen, bevor ich mich an die "bodennahen" Lektionen wage.
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Beitrag von FNB »

Bea, ich bin da leidenschaftlos, wer darauf achtet und wer nicht. Erfahrungen aus über 12 Jahren Bodenarbeit / Zirsensik haben mich halt zu dieser Meinung gebracht. Und mir persönlich ist kurzfristig etwas rabiat lieber als eine Verletzung am Schlauch . :wink:
Rückwärtsrichten kann übrigens auch zum Erfolg führen. LG FNB
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Beitrag von bea »

@FNB: Ich versteh dein Argument absolut!! Wenn ich nochmals von vorne anfangen würde, würde ich vielleicht auch anders entscheiden. ;) Aber nach zwei Jahren Bodenarbeit mit einem immer total freudvollen und hochmotivierten Pferd will ich unbedingt vermeiden, ihm diese Arbeit in irgendeiner Form zu vermiesen. :oops:
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Beitrag von Traumdauterin »

Mein Wallach ist tatsächlich häufiger fünfbeinig unterwegs. Weiß nicht warum, aber er geizt nicht mit seinen Reizen :P (er steht allerdings in einer Wallachgruppe ;) ).

@bea: Schade, dass du auf meinen Ansatz nicht eingegangen bist :) . Ich kann nur empfehlen, die Fühler mal in die Richtung auszustreichen. Marlitt Wendt ist bspw. auch regelmäßig in der Schweiz. Der Kurs war für mich auch als Zuschauer sehr interessant. Online findet man zu dem Thema aber auch schon ein bisschen was.
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bea
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Beitrag von bea »

@Traumdauterin: Entschuldige, war nicht bewusst übergangen. :oops: Unser Training ist allerdings sehr ausgewogen und ich denke auch viel über Spannung vs. Entspannung nach. ;) Sicher könnte man da noch dazulernen, was auch spannend wäre, aber vorher gibt es noch andere Baustellen, die wichtiger sind. ;)
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Vignir

Beitrag von Vignir »

bea hat geschrieben:Immerhin ist es wirklich ein Zeichen grösster Entspannung und Freude (er schachtet z.B. auch beim Putzen häufig aus).
Ja, das liest man immer wieder, daß es Entspannung sei, das ist aber grundfalsch, eher im Gegenteil. Das Pferd schachtet in diesem Fall aus, weil das Belohnungszentrum im Gehirn auf Hochtouren läuft, es ist also ein Zustand von Erregung, da größte Erwartungshaltung! :wink: Vor Entspannung ausgeschachtete Schläuche sieht man regelmäßig auf den Paddocks, wenn die Herde Siesta hält.

Wenn männliche Pferde z.B. bei der Zirkusarbeit ausschachten, dann sollte man das schon versuchen zu unterbinden, u.a. auch wegen der Verletzungsgefahr. Das macht man dadurch, daß man eben nicht übermäßig lobt, sondern das Pferd dann anderweitig beschäftigt sprich ablenkt, indem man es arbeiten läßt, Seitengänge etc. gehen läßt.
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Beitrag von bea »

@Vignir: Spannend! Hast du Studien dazu? Das habe ich noch nie gehört, während ich diverse Artikel - beruhend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen - kenne, die das mit der Entspannung belegen. (Muss ich aber mal suchen... Ich glaube, hier wurde auch mal etwas dazu verlinkt?) Die Erwartungshaltung ist bei meinem auf jeden Fall da bei der Bodenarbeit :lol: , aber er ist gleichzeitig total entspannt. Letztlich müssten diese Dinge sich ja nicht gegenseitig ausschliessen.
Ihn wegen des Ausschachtens weniger zu loben kommt für mich überhaupt nicht in Frage - und bei klassischer Handarbeit mit Seitengängen, der Schaukel etc. schachtet er genauso häufig aus wie bei Zirkuslektionen, beim Putzen oder vor dem Wälzen auf seinen über alles geliebten Holzschnitzeln. Wie schon gesagt: Bei allen Lektionen, die nicht Richtung Boden gehen, sehe ich auch überhaupt keine Probleme im Ausschachten... Du schreibst ja, man solle das Ausschachten "u.a. auch wegen der Verletzungsgefahr" unterbinden: Was wären d.M.n. dann andere Gründe, die dagegen sprechen?
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