Der innere Schweinehund des Pferdes

Rund um die klassische Reitkunst

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Julia
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Beitrag von Julia »

Cat_85 hat geschrieben: ABER: unsere Pferde haben ja auf der Koppel nichts weiter zu tun. Sie müssen sich kein Futer suchen, auch im Winter nicht, sie haben keine Feinde. Die wenigsten haben Jungtiere zum großziehen. Es ist stink langweillig.
Das sehe ich erstmal auch so, trotzdem, meine Mary ist so, wenn ich komme freut sie sich mich zu sehen, kommt gerne mit, liebt Spaziergänge, tüddeln,die Arbeit mit den Kindern....
ABER, wenn ich sie reite und es dann tatsächlich anstrengend wird, sie was tun soll und zwar dann wann ich es möchte, DANN haben wir ein Problem....naja, sie hat eins 8)
Und ich denke schon, dass ich in der Lage bin ein Pferd zu motivieren und sie auch bei weitem nicht überfordere.... Sie hat halt diesen Schweinehund als Untermieter und wenn wir ihn überwunden bzw. ruhig gestellt haben, macht sie wunderbar mit !
Aber auch das klappt nicht immer...und ich bin schon der Meinung die unterschiedlichsten Pferde total unabhängig von Besis und Lebensumständen zu kennen.....weil sie halt total unterschiedlich sind...Individuen halt :!:
Liebe Grüße, Julia
Excalibur

Beitrag von Excalibur »

Mein Pferd war ja den grossteil seines Reipferdelebens krank und hatte vermutlich auch in der Zeit da zwischen imm leichte *Schmerzen* oder zumindest ein unwohlsein. das heißt reiten ist grundsätzlich erst einmal nicht gerade positiv für ihn.

Die erste Zeit als wir in fit hatten und er erleben durfte, dass er sich auch völlig *schmerzfrei+ unter dem Sattel bewegen kann war er hoch motiviert.

Nach dem ersten Jahr haben wir dann langsam angefangen zu arbeiten und man merkte schnell, das ihm das nicht so rehct schmeckte. Gut er hat natürlich nie gelernt, das Arbeit spass macht. Zudem ist er auch eher der Typ komm ich heut nicht, komm ich morgen.

Oft bin ich echt am Verzeifeln. Wenn er so einen richtig schlechten Tag hat, könnt ich ihn oft echt einstampfen, dann bekomm ich Angst das er vielleicht wieder etwas hat.

Da er sich im Gelände aber dann wieder sehr lebhaft zeigt bin ich dann wieder beruhigt.

Ich versuche ihm viel Abwechlung zu bieten und ihn immer wieder zu loben. Es ärgert mich dass ich beim reiten so energisch sein muss und ihn doch für meinen Geschmack zu viel mit der Gerte auffordern muss, dass macht mich dann oft traurig.

Er ist echt oft richtig Depressiv und hat Stimmungsschwankungen ohne Ende, was sicher an der langen Krankengeschichte liegt. Es kostet echt oft viel Kraft sich davon nicht anstecken zu lassen, da er natürlich merkt wenn ich nicht zufrieden war, was natürlich wieder contra Produktiv ist.

Hat er eine richtig gute Phase zeigt er mir mal wie er könnte. (wenn er den wollte :cry: )

LG nadine
skywalker

Beitrag von skywalker »

Ich denke man kann es auch übertreiben damit, sich selbst und seine eigene Stimmung immer verantwortlich dafür zu machen, dass das Pferd scheinbar keine Lust zu "arbeiten" hat, oder nicht sofort angerannt kommt von der Weide. Dass sozusagen die Meinung herrscht, ein Pferd hätte von Natur aus immer gute Laune und prinzipiell Lust was zu tun, und wenn nicht, ist der Mensch dran schuld - er ist entweder zu wenig abwechslungsreich oder das Pferd spiegelt seine eigene schlechte Laune.

Ich denk es gibt eben einfach unter den Pferden solche, die gern viel tun und solche, die am liebsten überhaupt nix tun, genau wie bei den Menschen!
Es gibt Menschen, die kennen nix Schöneres, als jeden Abend auf der Couch vorm Fernseher zu liegen. GEnauso gibt es sicher Pferde, die nix schöneres kennen, als auf der Weide zu stehen (ja, stehen, nicht etwas spielen oder galoppieren). So ein Pferd kann man glaub ich einfach nie so sehr motivieren, dass es angelaufen kommt. Man kann versuchen, ihm die "Arbeit", zu der man es aber zwingen muss in erster Linie, so schmackhaft wie möglich zu machen.

Außerdem glaub ich, dass nicht immer nur das Pferd den Menschen spiegelt (wenn man es so nennen möchte, ich würde eigentlich eher eine ganz normale Reaktion darin sehen...), sondern umgekehrt auch. Also das Geschlurfe von Billy - da wird man schon vom Zuschauen müde, auch wenn ich mit Elan und voll MOtivation selbst in den STall gekommen bin... :D

Was wollte ich sagen... äh, ja, also ich mach mir langsam keine Vorwürfe mehr, dass Billy mir nicht entgegengelaufen kommt. Ich erwarte das auch nicht und bin nicht traurig deswegen.
Er ist halt eher ein Couch-Potatoe (mit oder ohne e?????).
Ich kann es nie akzeptieren, was darin enden müsste - rein logisch - dass ich das Pferd irgendwann ab- und aufgebe und sage, so ein Pferd wollte ich nicht, oder ich kanns akzeptieren, versuchen das beste draus zu machen und darin eine Aufgabe sehen...
Ich hab mich momentan für Letzteres entschieden --> Lebensaufgabe :D .
GingerCC
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Beitrag von GingerCC »

Excalibur hat geschrieben:Mein Pferd war ja den grossteil seines Reipferdelebens krank und hatte vermutlich auch in der Zeit da zwischen imm leichte *Schmerzen* oder zumindest ein unwohlsein. das heißt reiten ist grundsätzlich erst einmal nicht gerade positiv für ihn.

Die erste Zeit als wir in fit hatten und er erleben durfte, dass er sich auch völlig *schmerzfrei+ unter dem Sattel bewegen kann war er hoch motiviert.

Nach dem ersten Jahr haben wir dann langsam angefangen zu arbeiten und man merkte schnell, das ihm das nicht so rehct schmeckte. Gut er hat natürlich nie gelernt, das Arbeit spass macht. Zudem ist er auch eher der Typ komm ich heut nicht, komm ich morgen.

Oft bin ich echt am Verzeifeln. Wenn er so einen richtig schlechten Tag hat, könnt ich ihn oft echt einstampfen, dann bekomm ich Angst das er vielleicht wieder etwas hat.

Da er sich im Gelände aber dann wieder sehr lebhaft zeigt bin ich dann wieder beruhigt.

Ich versuche ihm viel Abwechlung zu bieten und ihn immer wieder zu loben. Es ärgert mich dass ich beim reiten so energisch sein muss und ihn doch für meinen Geschmack zu viel mit der Gerte auffordern muss, dass macht mich dann oft traurig.

Er ist echt oft richtig Depressiv und hat Stimmungsschwankungen ohne Ende, was sicher an der langen Krankengeschichte liegt. Es kostet echt oft viel Kraft sich davon nicht anstecken zu lassen, da er natürlich merkt wenn ich nicht zufrieden war, was natürlich wieder contra Produktiv ist.

Hat er eine richtig gute Phase zeigt er mir mal wie er könnte. (wenn er den wollte :cry: )

LG nadine
Kleine Frage:

Ist dein Pferd wirklich gesund?? Oder hat er heute noch Schmerzen?

Wieso war er als junges Pferd motiviert und fleissig und heute nicht mehr? Was habt ihr gemacht, daß er keine Lust mehr hat?

Ich kann Skywalker und anderen Schreibern nur zustimmen, wenn sie schreiben, daß ehemals motivierte Pferde von ihren Reitern zu dem gemacht werden was sie heute sind.
Es ist eigendlich immer der Reiter der das Pferd zu dem macht, was es heute ist. Blos die wenigsten gestehen es sich auch ein.
~pony~

Beitrag von ~pony~ »

Zum inneren Schweinehund kann ich aktuell auch was beitragen:
Mein Pony war seit letzten Winter kaum noch reitbar (es ist schon sehr alt und hatte andauernde ganz, ganz leichte Lahmheit/Steifigkeit/Wegknicken der Vorderbeine im unregelmäßigen Wechsel in Trab und Galopp - Tierärzte fanden nichts und schließlich schoben wir es auf allgemeine Alterserscheinungen, Muskelabbau und athrotische Veränderungen, dazu kam noch eine OP im April, die es natürlich auch nicht besser machte). Ich bummelte also mit meinem Zottel monatelang nur noch im Schritt durchs Gelände, meist ging er sogar einfach nur noch als Handpferd. Ich war kurz davor, ihn einfach in Rente zu schicken, weil er zusehends abbaute und ich das Gefühl hatte, er wollte auch nicht mehr bewegt werden bzw sich selbst auf der Koppel bewegen. Aber: Mir war auch klar, dass er dann noch mehr abbauen würde und es ihm noch schneller noch schlechter geht. Also - was tun?

Ich beschloss, seinen "inneren Schweinehund" zu ignorieren und startete den Versuch, ihn wieder aufzutrainieren. Die ersten Wochen machte er jeden Tag den Eindruck, ich würde unverschämterweise täglich Hochleistungssport von ihm erwarten und schaute wirlich mitleiderregend drein, sobald ich mich näherte. Ich denke aber, dass er keine Schmerzen hatte (er ist von Natur auch sehr faul und hatte sich eher schon mit dem süßen Rentnerleben abgefunden), denn plötzlich klappten auch Trab und Galopp wieder taktklar, über den Rücken und durchaus willig, wenn auch nur in homöopathischen Dosen. Zum Glück hat er sich jetzt damit abgefunden, wieder arbeiten zu müssen - hätte sich nicht binnen zwei oder drei Wochen Aufbautraining eine Besserung gezeigt, hätte ich es wohl für immer aufgegeben. Jetzt wird er geritten, wie ein Jungpferd, um wieder Muckies aufzubauen, das Laufen fällt ihm wieder insgesamt leichter und er geht gern ins Gelände (Halle mache ich wenig, momentan). Hoffentlich geht es so positiv weiter - auf jeden Fall bin ich froh, auf die persönliche Meinung meines Pferdes gepfiffen zu haben - im Nachhinein betrachtet kam er mir damals vor wie ein richtig alter Mensch, der sich selbst schon aufgegeben hatte. Jetzt ist er wieder der kleine Kämpfer, den ich kenne.
Excalibur

Beitrag von Excalibur »

@ Ginger


Du hast recht, klar waren das unsere Fehler, damals wussten wir es nicht besser. Wir haben das gemacht was uns die Reitlehrer etc. gesagt haben.

Als er 5 war fing seine Krankheitsgeschichte an. Wir haben ihn zwar nie geschlagen oder übermässig tragtiert, wenn er etwas nicht wollte, aber wirklich geholfen haben wir ihm auch nicht. Abseinem 5 Lenbensjahr fing dann seine Krankheitsgeschichte an, die natürlich auch im endefeckt nur resultat von schlechten Reiten und schlechter Ausrüstung bei einm sensiblen Pferd war. Als er 12 war sollte er in früh rente, da nichts mehr ging und wir und unser Pferd nach knapp 8 Jahren keine motivation mehr hatten. Dann endlich fanden wir bei Herrn Schöneich jemanden, der uns unsere unzulänglichkeiten erklärte.

Daran begann ich mich mit der klassischen Ausbildung auseinander zusetzen.

Nachdem wir alles geändert hatte fand mein Pferd es erst einmal toll, arbeiten zu dürfen. Wobei wir natürlich bei -10 anfingen, von daher war das ganze natürlich nicht wirklich anstrengen sonder reine Korrektur.

Das Ganze ist jetzt gut 2 jahre her und wenn es mal etwas anstrengender wird macht sich einfach die nicht vorhandene Motivation bemerkbar.

Sicher ist es meine Aufgabe ihn dabei zu helfen und ihn immer neu zu motivieren, aber auch ich war damals unwissend und Opfer von System. Ich habe mioch auch 8 Jahre mit Frustration und Krankheit meines Pferdes auseinader gesetzt und manchmal ist es dann einfach schwer immer wieder die Kraft zu finden.

Aber * Der Weg ist das Ziel* und zumindest sind wir jetzt auf dem richtigen Weg :wink:
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