@ Umira:
Ich hab so ein gewitztes Tier. Bei uns war es eine ähnliche Situation, nur umgekehrt: Pferd blieb ständig zurück und ließ sich ziehen, um schnell einen Grassnack einzuwerfen.
Die Überquerung einer Wiese war (im Frühling und jetzt Winter, wo kein Grünfutter: ist noch immer!) eine Herausforderung.
Ich habe dagegen mit -V und +V gearbeitet. Pferd blieb stehen: -V, nämlich vortreiben. Richtige Reaktion des Pferdes, nämlich wieder zu mir aufschließen und Gras sein lassen: +V in Form von Lob + Leckerli (wobei das nicht wirklich wirksam ist, wenn der Konkurrent Gras ist

).
Was lernte er? Ziemlich bald sah es so aus: Pferd hat zwar gelernt, es soll bei mir bzw. nicht zurückbleiben, aber das löst er jetzt, indem er schnell 1-2 Schritte vorgeht (oder sogar trabt, und er trabt sonst niiiie gern!!), rupft ein Büschel, wartet aufs hechelnde Frauli, geht brav ein paar schritte neben- oder hinterher wie gewünscht (könnt ja Belohnung dafür geben), dann hechtet er wieder vor, rupft ein Büschel....
Die Wiese zu überqueren ist immer noch genauso anstrengend, nur in die andere Richtung.
Und daran zeigt sich noch ein Punkt: es gibt Situationen, da kann man sich mit +V brausen gehen, weil keine +V der Welt z.B. Gras überbieten kann im FAll meines Pferdes. Um ihn mit +V vom unerwünschten Grasen unterwegs abzuhalten, könnte ich nur ein Leckerli nach dem andern stopfen, um ihn dran zu hindern, den Kopf ins Gras zu stecken. Ich glaub aber nicht, dass er dadurch lernen kann, dass er JETZT nicht grasen soll, sondern das ist dann schon eher die Methode mit der Karotte vor der Nase bestechen.
Dies ist eine (ziemlich nervige, im Übrigen) Situation, die man m.M. nach mit nur +V nicht lösen kann - weil er sich das von mir nicht gewünschte Verhalten selbst belohnt und so nie unterscheiden wird können, welches Verhalten nun die Belohnung bringt und welches nicht: bleibt er brav neben/hinter mir mit Kopf aus dem Gras: Belohnung (von mir). Bleibt er hinterher und Kopf im Gras: Belohnung (Gras). Geht er voraus und erwischt ein Grasbüschel, belohnt er sich ebenfalls selbst.
Diese Überlegung führt mich jetzt dazu zu sagen, dass in allen Fällen, in denen das vom Menschen nicht erwünschte Verhalten (das es nun mal einfach gibt!) so stark selbstbelohnend ist, dass die +V nicht eindeutig wirken kann. Wahrscheinlich oftmals dort, wo Pferd einfach etwas NICHT tun soll (sich NICHT losreißen, NICHT allein nach Hause galoppieren, NICHT treten etc.).
Ich finde ganz ehrlich auch nix schlimmes dabei, beim erwähnten Fressen-ohne-dass-ich-es-will-Beispiel das Pferd von hinten nach vorn zu treiben (das ist -V), damit es verstehen lernt, dass es JETZT nicht fressen darf. Reagiert es auf mein -V mit richtiger Reaktion (schließt auf), gibt es +V. Nach wie vor denk ich, die Mischung ist einfach am zielführendsten...