Reiteremotionen - geistige Haltung

Rund um die klassische Reitkunst

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-Anja-
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Beitrag von -Anja- »

Na, das ist ja genau mein Thema :P

Ich versuche, mich dem Problem von zwei verschiedenen Seiten zu nähern. Zum einen beginnt in meinem Kopf die Aufarbeitung der Reitstunde, sobald ich absitze. Ich gehe nochmal alle Sachen durch, die besonders gut oder eben auch nicht geklappt haben. Und schon mit ein paar Metern Abstand zum Pferd fallen mir die Erkenntnisse quasi von alleine in den Schoß. Das alles spielt sich ab, während sich das Pony in der Halle wälzt und ich den Sattel zurück zum Stall bringe. Wobei ich sagen muss, dass sich diese Zeitspanne zunehmend verkürzt. Früher waren es manchmal Tage, bis mir mal ein Licht aufging. Vor einem halben Jahr wurde ich noch sehr oft auf der Heimfahrt vom Stall "erleuchtet". Jetzt sind wir bei ein paar Minuten nach dem Reiten. Vielleicht schaffe ich es ja auch irgendwann, schon während des Reitens das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren :P
Meine zweite Strategie besteht darin, mir möglichst genau zu merken, worüber ich mich in welcher Situation mit Robi gestritten habe. Wenn ich mich dann während des Putzens entscheide, was ich heute mit dem Pony machen will, überlege ich mir schon im Vorfeld, bei welchen "Lektionen" welche Schwierigkeiten auftreten könnten. Mir gibt dieses Gefühl, vorbereitet zu sein, eine gewisse Sicherheit, in Problem-Situationen die notwendige Coolness zu bewahren.

Aber grundsätzlich muss ich ottilie Recht geben: es ist um Einiges leichter, sich in uneinheitlicher Stimmung gar nicht erst auf's Pferd zu setzen als dann die entsprechenden Folgen während der Reitstunde zu händeln. Für die zweite Variante habe ich auch noch keine Patentlösung gefunden, nur eben die Annäherung wie oben beschrieben :wink:
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

Besonders ärgerlich ist ja, wenn der Ärger durch Dritte noch erzeugt/verstärkt wird, während man schon auf dem Pferd sitzt. Es klang so, als ob das Gespräch wichtig war aber ich versuche inzwischen, Gespräche grundsätzlich auf die Zeit nach dem Reiten zu verschieben. Ich bin meist Ansprechpartner für die Mädchen bei uns auf dem Hof und so landet eben auch jeder "Mist" :evil: bei mir und ich ärgere mich, was dann auch auf's Pferd abstrahlt. Seit ich mir Gespräche dieser Art während ich reite energisch verbitte, geht es besser :D
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
zzebra

Beitrag von zzebra »

Jarit hat geschrieben:Ich reich dann mal Greta die Hand.

Wut aufs Pferd - so wie ich das bei anderen schon beobachtet habe - hab ich noch nie gehabt. Reaktionen von Reitern wie "diese Mistkrücke, die dieses und jenes nicht macht" etc. befremden mich immer sehr.
Auch an Wut auf mich selbst kann ich mich nicht wirklich erinnern. Klar ärgere ich manchmal über mich selbst, wenn ich zum tausendsten Mal gesagt bekomme, dass ich die Hände mehr so halten oder das Bein mehr dorthin legen soll. Aber das frustriert mich nicht, das ist mehr so ein innerliches mit der Hand vor die Stirn schlagen.
Hach da beneide ich mich ;)
Ich vermute, dass diese Überreaktion daher kommt, dass es "früher" immer hieß: "Jetzt setz dich durch, lass dich nicht verarschen, die muss dies und das jetzt machen!!" etc etc. Das prägt :( Echt nervig.
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Da kann ich folgendes Erlebnis von vor zwei Jahren beisteuern:

Göga und ich unterwegs mit den Pferden im Hänger zum RU. Während der Fahrt bekamen wir uns irgendwie inne Haare. Ich stieg dann schon mit Dampf im Kopf aus dem Auto. Nachdem wir die Pferde gesattelt hatten und warmritten, merkte ich, wie Amor immer mehr verspannte, weil ich überhaupt nicht bei der Sache war und immer noch voll die Wut im Bauch auf meinen Mann hatte. Das steigerte sich soweit, daß ich mir sicher war, daß Amor jeden Moment losbuckeln würde - und ich dann meine Wut ungerechtfertigterweise an ihm ausgelassen hätte.

Ich bin in solchen Situationen sehr oft sehr emotional und irrational. Meine Wut muß raus, notfalls muß ich was kaputtmachen oder wo draufschlagen - auch, wenn es mir selbst dann weh tut. Es fällt mir irre schwer, mich so zu beherrschen, daß ich meine Wut nicht an Dritten auslasse. Aber es wurde mit der Zeit auch schon besser, weil ich die Situationen, wenn ich drinstecke, nun besser erkennen kann.

Jedenfalls: in dieser Situation habe ich es geschafft, bin einfach nach 5 Minuten abgestiegen und habe mein Pferd abgesattelt. Meine RL stand ganz betröppelt da und fragte, was das denn soll? Also hab ich's ihr erklärt, und das war dann auch gut so.

An diese eine Situation muß ich sehr oft denken, wenn wieder einmal etwas beim Reiten nicht so klappt, wie ich es mir vorstelle. Dann versuche ich ganz aktiv mein Hirn leerzupusten und Amor nochmals ganz präzise zu erklären, was ich denn nun will. Ich habe dabei immer den Satz im Hinterkopf, daß jedes Pferd immer nur das leisten kann, was der Reiter ihm verständlich macht.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Ich glaube die Schwierigkeit besteht (zumindest für mich) darin, zu unterscheiden oder zu erkennen wann ich besser aufhöre, weil es ungerecht oder unsinnig ist, oder wann ich etwas durchsetzen muß (um in der Ausbildung keine Inkonsequenz aufkommen zu lassen).
Also, wo muß das Pferd mal durch, und wo muß ich "Fünfe-gerade-sein-lassen" weil ich nicht objektiv bin.
Daran übe ich immer noch.
Nun habe ich eine RL der ich all das erzählen kann. Alle Zweifel, alle Erfolge, alle Rückschläge und die sich alles vor Ort ansieht und mit mir in Einzelteile zerlegt. So bin ich in der nächsten Situation besser vobereitet.
Lala
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Beitrag von Lala »

Mir hat am meisten geholfen, mit mir ebenso nachsichtig zu sein, wie mit meinem Pferd. Und ja, ich habe ein Recht drauf, schlecht gelaunt, unmotiviert, traurig, wütend, depressiv oder sonst wie unangenehm drauf zu sein! Ebenso finde ich, ist es gerade auch im Umgang mit einem Pferd erlaubt Fehler zu machen. Nicht nur dem Pferd sondern auch dem Menschen. Dazu gehört halt leider Gottes auch, dass ich dem Pferd gegenüber hin und wieder ungerecht bin. (Allerdings habe ich den Anspruch an mich nicht zweimal gleich doof zu reagieren :wink: )

Seit ich mich nicht jedesmal selbst streng zurechtweise, bin ich auch viel eher bereit solche Dinge festzustellen :roll: und kann dann die Situation entsprechend schneller wieder entspannen.

"Vereinfachend" kommt hinzu, dass ich ein Pferd habe, dass da sehr Konsequent ist im Umgang mit mir. Verhalte ich mich doof oder ungerecht, macht sie einfach nichts mehr (was ich will). Bin ich andererseits zu fest abgelenkt oder mit externem Ärger beschäftigt, lässt sie sich subito irgend einen Mist einfallen, so dass ich mich zwansläufig mit ihr beschäftigen muss und gar keine Chance mehr habe über irgendwas zu grübeln. :P

Ärger und so bleibt daher ganz einfach vom Stall und Pferd fern. Da bin ich meiner Stute wirklich dankbar. Allerdings kenne ich die Situation beim Einschlafen. Da hilft es mir jeweils, alles was mich stresst in Gedanken in eine grosse Schachtel zu paken und diese irgendwo abzustellen, wo ich sie bei Bedarf wieder auspacken könnte. Bei sehr grossem Stress braucht es da manchmal schon noch eine Rolle Klebeband und Schnur herum, anschliessend packe ich das ganze in eine stabile Truhe und wenn das immer noch nichts nützt versenk ich das Ganze im Meer 8) :oops:
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summer
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Beitrag von summer »

Lala hat geschrieben:Da hilft es mir jeweils, alles was mich stresst in Gedanken in eine grosse Schachtel zu paken und diese irgendwo abzustellen, wo ich sie bei Bedarf wieder auspacken könnte. Bei sehr grossem Stress braucht es da manchmal schon noch eine Rolle Klebeband und Schnur herum, anschliessend packe ich das ganze in eine stabile Truhe und wenn das immer noch nichts nützt versenk ich das Ganze im Meer 8) :oops:
puh, ich wünschte ich könnte das......

ich finde deinen zugang zu diesem thema wirklich gut. ich habe mir noch nie überlegt, dass ich eigentlich auch mal fehler machen darf.....mir sitzt immer noch de spruch meines alten rl in den ohren: "nur der reiter macht fehler, dass pferd nie" - wobei diese fehler nicht wirklich erlaubt waren.
ich bin auch so gut wie nie aufs pferd böse - entweder ich bringe den stress schon mit, oder ich erwarte mal wieder viel zu viel von mir und bin dann grantig auf mich und frustiert, weil ich so "unfähig" bin.
aber inzwischen kann ich das, glaube ich, ganz gut vom pferd fernhalten (jedenfalls soweit, dass ungerechtigkeiten deswegen nur mehr sehr selten vorkommen). es fällt mir in letzter zeit auch leichter zu sagen, dass es heute keinen sínn hat mehr zu tun, als ein wenig liebhaben, auf die koppel stellen und ihm dann zuschauen.

ob das mit dem alter besser wird? :roll: (d., meine rl, behauptet das jedenfalla)
Sei deines Pferdes Gang unter dir wie die Bahn eines Sterns.
In deiner fühlenden Hand,deinem schwingenden Leib,deinem schwebenden Herzen liegt Kurve&pfeilgerader Weg,liegt Anfang&Ende,liegt die unermessliche Poesie der Bewegung,liegt die lebendige Kraft.
Linski
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Beitrag von Linski »

Was mir enorm geholfen hat, war viele andere Pferde zu reiten. Bei anderer Leute Pferde nimmt man vieles gar nicht so persönlich. Man sitzt seltener drauf, ist viel nachsichtiger mit pferdischen Unzulänglichkeiten und geht an Unwilligkeiten viel lässiger ran. Also mir gehts zumindest so.
Das färbt dtl. auf meine Arbeit mit dem eigenen Ross ab. Dazu kommt, sie ist super stur ist."lieber tot als nachgeben".
Es klappt nicht immer, aber möchte behaupten zu 90%, dass ich dann anhalte und, juhu, willkommen im Club, tief durchatme und gaaaaanz langsam bis 20 zähle. Dann noch EINE Lektion die immer gut klappt und aufhören.
Inzwischen empfinde ich es dann auch nicht mehr als ein "Aufgeben" sondern im Gegenteil als Heldenleistung mich im Griff zu haben.

Ingrid Klimke hat wohl mal gesagt das sie in solchen Situationen anhält und sich ganz langsam "heuwägelchen" vorsagt. *g* Hab ich mal irgendwo gelesen. Obs wirklich stimmt.....*schulternzuck*
Lächeln! Reiten macht Spaß!
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Saludos…
was Ihr Euch für Gedanken macht - faszinierend. :D
Nein mal im Ernst: Würde ich jede meiner Gefühlsregungen und die möglichen Reaktionen meines Pferdes darauf so genau analysieren, wie es hier geschieht, würde ich mich gar nicht mehr aufs Pferd trauen. Vielleicht hat das auch ein wenig damit zu tun, dass in Deutschland extrem kopfgesteuert geritten wird (ich darf das sagen, ich hab das selbst jahrzehntelang gemacht) und hier in Spanien mehr der Spaß am Reiten im Vordergrund steht. Im Laufe der Jahre schaut man sich zwangsläufig ja auch etwas von der hier herrschenden Mentalität ab – ich nehme meine menschlichen Probleme zu 90 Prozent nicht mehr mit in den Stall. Da habe ich mittlerweile wirklich die hiesige mañana-Einstellung; will heißen: Um meine Probleme kann ich mich bestens auch nach dem Reiten kümmern. Wenn ich allerdings merke, dass ich auch körperlich angespannt bin, was nach einem Stress-Tag ja leicht passieren kann, reite ich nur Sachen, von denen ich weiß, dass sie meinen Jungs Spaß machen. Und wenn ich mal richtig bescheiden drauf bin, reite ich nicht. Dann habe ich aber auch einfach keine Lust, aufs Pferd zu gehen.
Persönlich nehme ich meinen Pferden rein gar nichts. Obwohl ich davon überzeugt bin, dass die Herren durchaus auch mal sehr launisch sein können. Was an solchen Tagen nicht klappt, klappt halt nicht. Dann eben morgen. Oder übermorgen– mañana eben…
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Tja Cubano - dann mußt Du Dich eben mehr hier beteiligen und uns an Deinen manjana-Gedanken teilhaben lassen...
Das ist doch genau die Frage, WIE man sowas in den Griff bekommt.
Und nachdem zumindest mein persönliches Umfeld nicht aus entspannten Südländern besteht, tu ich mir auch schwer, da was abzugucken 8)
Geredet ist immer leichter als ausgeführt... nicht nur beim Reiten *seufz*
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
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Klara
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Beitrag von Klara »

Genau, deswegen versuche ich ja auch immer morgens zur reiten. Das ist dann schon mañana-Einstellungs-ähnlich :wink: . Klappt aber auch nicht immer.
Lala
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Beitrag von Lala »

summer hat geschrieben:
Lala hat geschrieben:Da hilft es mir jeweils, alles was mich stresst in Gedanken in eine grosse Schachtel zu paken und diese irgendwo abzustellen, wo ich sie bei Bedarf wieder auspacken könnte. Bei sehr grossem Stress braucht es da manchmal schon noch eine Rolle Klebeband und Schnur herum, anschliessend packe ich das ganze in eine stabile Truhe und wenn das immer noch nichts nützt versenk ich das Ganze im Meer 8) :oops:
puh, ich wünschte ich könnte das......
Sagt ja auch niemand, dass es leicht ist :? Zu Beginn hat es bei mir jeweils auch ganz schön lange gedauert bis die olle Schachtel zu war. Und auch dann sind immer mal wieder irgendwelche penetrante Sorgen rausgekrochen und haben mich wieder vom Schlafen abgehalten. Allerdings hat man in der Nacht ja GANZ viel Zeit zum Üben :P
Und wie bei fast allem anderen wirds mit der Übung leichter. Das schöne an der Sache ist halt, dass du dich nicht mit den Sorgen anundfürsich beschäftigst, sondern mit Kisten und Koffern und die Sorgen werden mehr so abstrakte Dinger...

Über nervige Verhaltensweisen (ob von mir oder vom Pferd) mach ich mich gerne ein bisschen lustig. "Ah schon wieder, das kenn ich doch irgendwie. Veranstalten wir wieder Theater :P Willst du dir nicht mal was neues einfallen lassen? ..." :P :lol: :roll:
Nerviges, dass man nicht so ernst nimmt, ist nämlich plötzlich auch viel weniger schlimm. :D
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

ottilie hat geschrieben:Tja Cubano - dann mußt Du Dich eben mehr hier beteiligen und uns an Deinen manjana-Gedanken teilhaben lassen...
Das ist doch genau die Frage, WIE man sowas in den Griff bekommt.
Und nachdem zumindest mein persönliches Umfeld nicht aus entspannten Südländern besteht, tu ich mir auch schwer, da was abzugucken 8)
Geredet ist immer leichter als ausgeführt... nicht nur beim Reiten *seufz*
Da seufz ich mal solidarisch mit…
Hmm, da stellst Du mich vor eine schwere Aufgabe. Wie erklärt man jemandem, dass er das Gedankenkino über den alltäglichen Irrsinn von Job und Privatleben abschalten soll, wenn er ans Pferd geht? Was bei mir eigentlich gut funktioniert (auch in anderen Lebenslagen), ist singen. Tönt blöd, aber wenn man ein paar Mal irgendeinen Ohrwurm geträllert hat, ist man (oder ich zumindest) eigentlich automatisch ungestresster.
Und ich schließe mich zudem lala an: Wenn mich was an meinen Pferden oder mir nervt, lache ich drüber. Das habe ich mittlerweile so perfektioniert, dass ich unlängst laut gelacht habe, als mein Schimmel mir durchgegangen ist. Natürlich ist das per se NICHT witzig. Aber ich kann in solchen Situationen mittlerweile wirklich über das innere Bild lachen, wie ich wohl gerade – völlig jenseits eines guten Sitzes – auf diesem Irren unter mir hänge…

Anderes Beispiel: Du bist genervt und gestresst, gehst trotzdem aufs Pferd. Wenn Du dann merkst, wie Du völlig verbissen vor Dich hinreitest und dabei auch noch versuchst, Dein Pferd locker zu bekommen, sag doch einfach mal zwischen zusammengebissenen Zähnen (die Deiner Gefühlslage dann ja eh ziemlich nahe kommen): Und Du wirst jetzt LOCKER! Jede Wette: Das ist so absurd, da muss man einfach grinsen…
Generell glaube ich übrigens, dass die Fähigkeit über Situationen und auch über sich selbst lachen zu können, eine ganze Menge ausmacht, wenn man aus einem Stressloch krabbeln möchte. Küchenpsychologie, ganz klar - aber bei mir hilft das.
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emproada
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Beitrag von emproada »

@Cubano: singen ist ein gutes Stichwort!
Da ich aber niemanden antun will, sich mein schräges Gesinge anzutun und da ich auch nicht weiß ob das wirklich zur Entspannung beitragen würde, summe ich auch manchmal vor mich hin, wenn mich etwas nervt. :wink:
Wobei die 'Ohmmmm' Variante bei mir immer noch besser hilft.

Am Besten hat mich da aber von allen Pferden mein Lusi erzogen. Bin ich zu ihm ungerecht oder lasse mich von Emotionen leiten, nimmt er mir das wochenlang übel. Also habe ich gelernt, mit schlechter Laune besser umzugehen. Zumindestens in 98 % der Fälle.....
Viele Grüße Tina
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

Ja, Cubanos mañana-Philosophie beschreibt ziemlich genau das, was ich meine, wenn ich von Skadi als meiner kleinen Therapeutin spreche. Schon auf der Fahrt zum Stall bessert sich meine Laune, Probleme rücken in den Hintergrund, um bis morgen zu warten. Ok, bin trotz recht mitteleuropäischem Äußeren schon oft für eine Griechin gehalten worden, weil mein Charakter nicht dem typisch Deutschen entspräche. :lol:

Diese Einstellung macht mir vieles leichter. Gelernt habe ich das, als ich neben der Arbeit über mehrere Jahre ein Abendstudium absolviert habe und in der Zeit noch einige private Wirren meistern musste. Bei mir ist es nicht die Kiste, sondern die Tür. Wenn ich die Bürotür hinter mir schließe, bleiben die Arbeitsprobleme in der Firma, wenn ich die Wohnungstür verschließe, bleiben die privaten Sorgen zuhause etc. Anders wäre es damals nicht möglich gewesen, das alles durchzuziehen. Wenn ich merke, dass ich negative Gedanken von einem Bereich in den anderen trage, ist das immer ein Zeichen, dass ich mich nicht wohl fühle, das irgendwas schief läuft in meinem Leben. Dann gehe ich ein Stück zurück, nehme mir eine Auszeit und norde mich wieder ein.

Wenn ich nur den richtigen Job hätte, dann säße ich auch schon längst auf der Insel, wo ich mental hingehöre. *träum*
LG
Jarit

Erfahrung heißt gar nichts. Man kann etwas auch 35 Jahre lang falsch machen. - Tucholsky
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