Marion ist Trainerin A (Leistungssport), Ausbilderin „Reiten im Gesundheitssport“ und langjährige Schülerin von Eckart Meyners und Desmond O'Brien. Sie selbst war lange im Profi-Leistungssport zuhause und gibt ihr Wissen nun an Reiter weiter, die bereit sind, sich ihren körperlichen „Mängeln“ zu stellen und an diesen zu arbeiten. Nicht immer ganz schmerzfrei, wie sich herausstellen sollte

In der Ausschreibung stand:
- theoretische und praktische Voraussetzungen für losgelassenes Reiten
- Zusammenhänge zwischen körperlichen Einschränkungen und den Sitzmöglichkeiten des Reiters erkennen
- Lokalisierung der wirklichen Ursachen von Sitzfehlern - gezielte, sofort wirksame praktische Übungen, um diese zu lösen
- Optimierung der Körperkoordination
- Losgelassenheit beim Pferd erreichen durch die Harmonisierung der reiterlichen Einwirkung
Klar. Und das alles in zwei Tagen... Ich durfte die Kursleiterin aber bereits vorher schon persönlich kennen lernen und sie kam mir äußerst sympathisch (ob es wohl am unverkennbaren Dialekt unserer fränkischen Heimat lag?

Da dies der erste Kurs mit aktiver Teilnahme für mein Pony und mich war, war ich extrem aufgeregt. Eine andere Teilnehmerin aus Österreich nahm uns dankenswerterweise mit und so starteten wir am frühen Samstag morgen gen Linner – mit einer dicken Erkältung im Gepäck, die mich aber nicht stoppen konnte. Auf dem Hof angekommen umfing uns sofort eine angenehme und familiäre Atmosphäre. Die Pferde bezogen ihre Boxen und wir schauten uns die Einheiten unserer Mitstreiter an.
Dabei diente die erste Einheit zur Bestandsaufnahme. Jeder sollte ein wenig von seiner momentanen Situation, aktuellen Problemen etc. erzählen und dann sich und sein Pferd in allen drei Grundgangarten vorstellen. Innerhalb weniger Minuten - eigentlich eher Sekunden... - deckte Marion gnadenlos jeden Schreibtischtäter-Sitzfehler, Haltungsschaden, verkürzten, verkümmerten oder verspannten Muskel auf und zitierte die Reiter vom Pferd. Alle durften der Reihe nach Übungen ausführen, die zur Behebung dieser Probleme dienen sollte. Wir bekamen allerdings auch immer wieder gesagt, dass wir diese Probleme nicht innerhalb dieses Wochenendes auflösen könnten. Immerhin bekamen wir aber ein Gefühl dafür vermittelt, welches Bewegungspotential wir eigentlich haben, nur leider viel zu wenig ausschöpfen.
Viele Übungen verlangten ein isoliertes Bewegungsmuster, z. B. in Seitenlage die Schulter auf und ab oder vor und zurück zu bewegen; oder die Hüfte nach vorne/hinten/oben/unten zu bewegen. Dabei traten häufig die gleichen Blockaden an den Tag (Schulter-, Nackenbereich, Hüfte etc.). In diesem Fall legte Marion Hand an. Nicht immer unbedingt zärtlich, aber wirkungsvoll ohne Ende. Einige von uns saßen nachher gefühlsmäßig „in ihre Einzelteile zerlegt“ auf dem Pferd und konnten so ihren Körper überhaupt wieder bewusst wahrnehmen.
Mein großes Problem war die Hüfte. Durch eine Hausrenovierung und viel körperliche Arbeit im Garten war meine Muskulatur im Rumpfbereich stark verkürzt und ich ließ meinem Pony keine Chance, den Rücken richtig aufzuwölben. Mit meinem festen Becken drückte ich immer wieder dagegen und es war ein Wunder, dass er überhaupt so lange so nett gelaufen ist. Ich musste mich im Hopserlauf verwringen (meine Güte kann das anstregend sein!), robbte auf allen Vieren über den Boden, wölbte dabei immer wieder den Lendenbereich auf, bekam die Schultern so platziert, dass ich den Kopf tragen konnte und lernte auf dem Balimo das korrekte Angaloppieren. Und auf einmal war alles ganz leicht.
Wer es nicht gesehen hat, glaubt es nicht - innerhalb kürzester Zeit waren bei allen Teilnehmerinnen enorme Verbesserungen zu sehen! Da wiegten auf einmal die Becken um die Wette, Beine wurden lang und länger, Hände ruhiger und keiner mehr suchte nach dem Goldschatz auf dem Boden. Besonders faszinierend waren die Reaktionen der Pferde auf ihre "neu konditionierten" Reiterinnen. Ich hoffe, dass sich hier noch andere Teilnehmerinnen melden und von ihren Erfahrungen berichten.
Blinky war ein Schatz. Er reagierte SOFORT auf mein locker mitschwingendes Becken und wölbte den Rücken auf, dass es eine Pracht war. Er ließ sich locker aus der Hüfte angaloppieren und lief insgesamt einfach viel runder, weil er sich dank Marions Sitzkorrekturen nun viel leichter tat, meine Anweisungen auszuführen. Wir übten die Feinabstimmung zwischen Schultervor und Schulterherein einfach nur durch die Stellung meines Beckens und ich war völlig begeistert, wie einfach feines Reiten sein konnte.
Am zweiten Tag galt es dann, das neu erlernte Fühlen umzusetzen. Dazu wurde nicht nur der Reitersitz im einzelnen beurteilt, sondern Reiter und Pferd im Gesamtbild. Marion fiel auf, dass Blinky nun zwar den Rücken hergab, sich die Arbeit aber leicht machte, indem er sich hinterm Zügel verkroch und die Hinterhand nicht wirklich mitnahm. Es war also meine Aufgabe, ihn an den äußeren Zügel zu treiben – teilweise auch durch das korrekte Touchieren des Hinterbeins – und die Hinterhand zur Mitarbeit zu animieren. Mir gingen ganze Gefühls-Kronleuchter auf und ich war auf einmal in der Lage, uns selbst zu korrigieren. Wer keinen regelmäßigen Unterricht mangels Trainer vor Ort hat, weiß, wieviel das Wert ist!
Nach der dritten Einheit (ich war direkt die erste Reiterin am Morgen) war ich so stolz auf mein Pony und mich, dass ich heimlich im Stall ein paar Tränchen verdrückte. Emotional aufgewühlt brauchte ich einige Zeit für mich zum Verarbeiten. So setzte ich mich in die Sonne und ließ das Erlebte sacken.
In der vierten Einheit war dann eigentlich die Luft raus. Meine Energie war, auch wegen der Grippe, nicht mehr vorhanden. Pony merkte meine Ungeduld und ließ sich davon anstecken. Also zeigte uns Marion erst einmal das Diagonalisieren an der Hand. Pony musste ran und arbeiten, Frauchen durfte derweil üben, mit einer Touchierpeitsche umzugehen. Nachher fand dann beides zusammen und wir haben nun eine Hausaufgabe mehr.
Weiter gings vom Sattel aus. Wieder war das Thema aktive Hinterhand präsent und wir sollten im Trab immer mal wieder die Tritte verlängern. Ich wollte zuviel und Pony galoppierte immer wieder von sich aus an. Weil ich mich nicht mit ihm auseinandersetzen wollte, ließ ich ihn mit Marions Einverständnis gewähren. Sie meinte nur lapidar „wenn, dann aber richtig“. Als ich mich im flotten Galopp mit in die Kurve legte, wurde ich sofort von ihr ausgebremst. Wenn ich nicht wollte, dass wir in der nächsten Ecke im Sand liegen, sollte ich gefälligst den äußeren Bügel belasten und ihn so stablisieren. Klingt eigentlich total logisch *räusper* Also nochmal von vorne – angaloppieren und fetzen lassen. Und wie

Selten hat mich jemand mit so gnadenloser Ehrlichkeit wie Marion gefordert und gefördert. Mit immer dem richtigen Quäntchen Humor und nötigem Ernst vermittelte sie mir, fühlen zu lernen. Ich habe wieder ein „Popometer“ und fühle mich als mündiger Reiter, der wieder weiß, was er zu tun hat. Leider geht im Alltag so viel verloren, was eigentlich selbstverständlich ist – sei es an Bewegung wie an einfachem Gefühle zulassen. Dabei brauchen wir beides so dringend, wenn wir wirklich fein und pferdegerecht reiten wollen.
Ich danke Marion für diese wundervolle Erfahrung und allen Teilnehmerinnen, mit denen ich dieses Erlebnis teilen konnte! Wir hatten so viel Spaß und sowohl die Stallbesitzerin als auch die Kursorganisatorin (nicht zu vergessen das Wetter!) taten das Ihrige, um eine tolle Atmosphäre zu schaffen. Nächstes Jahr sind mein Pony und ich auf jeden Fall wieder mit von der Partie!
Verfasserin: chica