Heute durfte ich in Reinkultur erleben, wie Beizäumung auf keinen Fall funktioniert. Auf mehrmalige Anfrage habe ich nachgegeben (Schande über mich) und an einer Dressur-Gruppenstunde unseres Stalles teilgenommen.
Das erste, was ich zu hören bekam: "Wenn Sie a bisserl Dressur reiten wollen, muss der Kopf runter." Wie wurde auch erklärt: Mittels "fummeln" den Kopf soweit runter, dass er gut hinter der Senkrechten war, etwas links und rechts in der Ganasche bei anstehenden Zügeln "stellen". Junito ließ sich das zunächst gefallen. So sind wir losgeritten. Ich hatte das Gefühl, gegen eine Betonmauer zu reiten. Auf meine zarte Anfrage, ob wir denn nicht etwas an der Hinterhandtätigkeit arbeiten sollten, wurde mir geantwortet: "Das Pferd muss den Hals biegen, damit Paraden nicht im Widerrist stecken bleiben." Als er schön rollkurmäßig ging und ich irgendwann nicht mehr konnte (Reiten ist für mich normalerweise kein Fitneßstudio), hielt mich der RL an: "Sie sollten Ihre Zäumung ändern. Benutzen Sie doch ein Reithalfter, damit die Hilfen besser ankommen, und ein Martingal gegen das Kopf hochreißen wäre auch gut." Also dem Pferd den Mund verbieten. Die Unterlegtrense war übrigens auch zu scharf. Nun ja.
20 Minuten haben wir es ausgehalten. Nach vornehmlich Schritt Zirkel und geradeaus, ach ja etwas Schenkelweichen, hat es mir dann gereicht. Meine Arme haben wehgetan. Junito wurde immer hibbeliger. Von Rückentätigkeit nichts mehr zu spüren.
Danach habe ich dem RL erklärt, dass seine Methode nicht die meine sei und ich mein Pferd 5 Jahre lang versucht hätte, so zu arbeiten. Er hatte dann so Kommentare wie "Ich reite seit über 30 Jahren so. Pferde mittels Dressur zu konservieren ist Quatsch. In Warendorf werden mehr Dressur- als Springpferde aussortiert." WURGS! Was interessiert mich das? Dann habe ich den Namen Philippe Karl fallenlassen und dass ich die Sache etwas anders sehe. Sein Augenverdrehen sagte mir alles. Naja, war mir auch egal.
Auf diese Art von Beizäumung verzichte ich dankend! Zumal ich schon gespürt habe, dass wir auf anderem Wege tatsächlich weiterkommen. Ich möchte ja immer mehr Verfeinerung und kein Krafttraining. Aber leider scheint der Herr nicht fähig zu sein, über seinen Tellerrand zu schauen.
Zum Glück haben wir uns friedlich getrennt.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.