Sitzschulungskurs mit Johann Riegler

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Moderator: Josatianma

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chica
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Sitzschulungskurs mit Johann Riegler

Beitrag von chica »

Am Samstag, dem 17.10.2009, fuhren wir Richtung Gut Ebenroth (Unterfranken), wo ein vom WuWei-Verlag organisierter Sitzschulungskurs mit Herr Johann Riegler stattfinden sollte.
Zwei Minuten lang hatte ich sogar einen aktiven Platz, weil eine Teilnehmerin abgesagt hatte, dann aber eben ganz schnell noch von einer Bekannten die Zusage bekam, deren Pferd mitreiten zu dürfen.
Also fuhren wir „nur“ zum Zuschauen.

Es begann mit einer kleinen Einführung im stilvoll eingerichteten Reiterstübchen des Guts bei kostenlosen (da vom Verlag gesponsorten) warmen Getränken und Semmeln :wink:
Herr Riegler betonte, wie wichtig der richtige Sitz sei und dass die Arbeit an diesem ein immerwährender Prozess sei. Gleichzeitig beruhigte er die aktiven Teilnehmer, indem er meinte, keiner müsse Angst haben nicht „gut genug“ zu sein, denn das wäre sowieso niemand, auch er selber nicht. Fand ich recht sympathisch.

Danach ging es in die kleine Longierhalle, wo sich Herr Riegler als erstes selbst longieren ließ, um zu demonstrieren, worauf es beim richtigen Sitz ankommt. Hier rief die Tatsache, dass dem unaufgewärmten Pferd gleich Ausbindezügel eingeschnallt wurden, doch etwas Unmut bei den Zuschauern hervor. Darauf aufmerksam gemacht stimmte Herr Riegler wenigstens zu, dass man vorher hätte aufwärmen können. Ansonsten sprach er sich definitiv pro Ausbinder aus, um das Pferd eben „in Haltung“ zu haben, so dass der Reiter bei der Sitzlonge wirklich nur auf sich achten muss.

Geritten wurde größtenteils ohne Bügel. „Grundposition“ für jeden Reiter war eine Hand am Sattel zum „Anhalten“, wie er es nannte, und die andere (innere) Hand hinter dem Oberschenkel hängend. Das „Anhalten“ sollte nur für das Seitengleichgewicht genutzt werden, nicht um sich in den Sattel zu ziehen, da dies eine Rücklage des Oberkörpers provozieren würde. Genau das konnte man zeitweise bei einigen Reitern auch erkennen.

Die hängende Hand entwickelte sich sehr schnell zum Anzeiger für die Entspanntheit des Reiters: Sobald eine Sitzkorrektur kam, wurde die Hand krampfhaft geschlossen und es wurde deutlich, wie schwierig es ist, wirklich jedes Körperteil ständig „unter Kontrolle“ zu haben. Meistens vergisst man das eine, wenn man sich auf ein anderes konzentriert.
Die erste Reiterin zeigte eine gut elastische Wirbelsäule, nur wollte Riegler ihr Bein weiter nach hinten verlagert sehen, um eben die gedachte Linie Ohr-Hüfte-Ferse zu erreichen. Grundsätzlich gab er aber die elastische Wirbelsäule als Basis des richtigen Sitzes an. Dies sei die Voraussetzung, um das Pferd wenigstens nicht im Rücken zu stören. Der nächste Schritt sei dann an einem lockeren Bein zu arbeiten, auch dies um das Pferd nicht durch „Klemmen“ zu beeinträchtigen und schließlich arbeitete er an der korrekten Schenkelposition inkl. Flachdrehen des Oberschenkels, also Anlegen des Knies durch Eindrehen der Fußspitze. Ziel ist es seiner Aussage nach dann, das Pferd nicht nur passiv begleiten sondern aktiv den Rücken „hochreiten“ zu können.

Er betonte, wie wichtig auch bei der Sitzlonge der Handwechsel sei, denn er schätzte die Händigkeit der Reiter deutlich ausgeprägter ein als die ihrer Vierbeiner (womit er wahrscheinlich nicht ganz falsch liegt).
Außerdem werde hauptsächlich im Trab gearbeitet, die Galopparbeit bekomme man nach entsprechender Arbeit im Trab quasi als „Nebenprodukt“ dazu.

Die nächste Reiterin war ebenfalls gut elastisch in der Wirbelsäule, ihr fehlte es nun aber etwas an „positiver Körperspannung“ im Oberkörper, wofür sie den Grund in ihrem hauptsächlichen Geländereiten sah. Riegler nutzte dies für den Hinweis, dass der richtige Sitz nicht nur für Dressurreiter sondern die Grundlage für jegliche Disziplin sei, gerade auch dem Geländereiter eine gewisse Sicherheit biete.

Die beiden Anfangsreiterinnen absolvierten ihre Einheiten auf demselben Pferd. Dieses ging währenddessen über weite Strecken sehr deutlich hinter der Senkrechten. Darauf aufmerksam gemacht fand Riegler dies allerdings „nicht schlimm“; etwas anderes wäre es, wenn man das Pferd beim Reiten aktiv in eine solche Position bringen würde. Hier meinte er, das Pferd entspanne sich, also wäre das in Ordnung. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich den Eindruck hatte, dass es der Einwirkung der Ausbinder entgehen wollte, die in dieser Position natürlich durchhingen (was Riegler positiv fand)…

Die folgende Reiterin brachte einen Schimmel-Ponywallach mit. Hier zeigte sich einerseits, dass kurze Bewegungen mit hoher Frequenz durchaus ihre Schwierigkeiten für den Reiter mit sich bringen und andererseits, was der Sattel für Auswirkungen auf den Sitz haben kann.
Der Sattel war deutlich nicht passend für dieses Pferd (auch das wurde vom Publikum ins Gespräch gebracht). Er saß auf der Schulter, wodurch er nach hinten schräg abfiel und dadurch die Reiterin viel zu weit nach hinten setzte, was sie entweder durch ein leichtes Vorneigen des Oberkörpers oder Klemmen mit den Beinen auszugleichen versuchte.
Bei der nächsten Reiterin, die an sich einen lehrbuchmäßigen Sitz hatte (elastische Wirbelsäule, Beine in richtiger Position, einzig eine Tendenz zum Hohlkreuz wurde kritisiert), wurde nun ein weiteres, nicht seltenes Problem deutlich: Das Einknicken in der Hüfte. Hier musste wieder das Publikum aktiv werden, da Herr Riegler das natürlich von seiner Position in der Mitte nicht sehen konnte. Es war wohl angedacht gewesen, dass jemand anderes longiert und er von außen unterrichtet, aber er zog diese Variante wohl vor.

Sehr interessant war, dass eine Teilnehmerin eine Reiterin auf seiner neu erschienenen DVD war. Mit ihr zeigte er fortgeschrittenere Übungen, also freihändiges Reiten, Armkreisen nach hinten, Drehen des Oberkörpers zur Seite und das teilweise bei Tempovariationen des Pferdes im Trab.
Danach folgte die Reiterin, deren Stunde ich hätte haben können. Sie ritt den kleinen Ponywallach vom Anfang, der nun aber deutlich keine Lust mehr hatte und die Stunde mehr oder weniger „boykottierte“ (auf eine sehr charmante, unterhaltsame Art und Weise allerdings :D).

Als nächste kam eine Reiterin auf einem Lipizzaner. Man bekam nicht wirklich Hintergrundinformationen, jedenfalls wurde dieses Pferd nicht ausgebunden, neigte aber zum Wegrennen, wodurch es für die Reiterin, die sowieso deutliche Probleme beim Mitschwingen hatte, fast unmöglich wurde, wirklich an ihrem Sitz zu arbeiten. Sie durfte schließlich mit Bügeln reiten und sie arbeiteten in sehr, sehr kurzen Trabreprisen, um ihr immer wieder neu die Möglichkeit zum Entspannen und erneutem Einfühlen in die Bewegung zu geben.

Die letzte Reiterin saß dann wieder fast perfekt. Auch hier wurde nur eine leichte Tendenz zum Hohlkreuz angemerkt, sie wurde schließlich auch „von der Leine gelassen“ :wink: und durfte frei reiten, um ihren Sitz beim Einwirken zu überprüfen, womit sie einen schönen Abschluss des Kurstages bildete.

Insgesamt wurde deutlich, dass es doch recht ähnliche Probleme sind, die wir Reiter beim Sitzen so haben. Ich persönlich stelle für mich immer mehr diese „Ohr-Hüfte-Fersen-Linie“ in Frage. Die (zumindest weiblichen?) Personen, bei denen sie zutrifft, sitzen im Hohlkreuz. Ausnahmslos. Evtl. wäre da doch die etwas nach vorne verschobene Beinlinie doch die bessere Alternative? Da werde ich wohl das ein oder andere Mal noch drüber nachdenken…

Ansonsten nehme ich für mich einen Tipp von Riegler mit: Immer in den zehn Minuten Schritt am Anfang einer Einheit die Zeit nutzen, um an seinem Sitz zu arbeiten. Denn ehrlicherweise müsse man sagen, dass man automatisch damit aufhört, sobald man aktiv zu reiten anfängt.
Ich bin im Endeffekt froh, dass wir „nur“ Zuschauer waren. 125 € für 20 Minuten wäre mir das nicht wert gewesen; es ist halt so, wie Herr Riegler am Anfang meinte: Die Arbeit am Sitz währt ein ganzes Leben lang (und ist nicht innerhalb eines Tages in 20 Minuten abzuhandeln).

AUTOR: Janina
LG Ines
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"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
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wiesel27

Riegler

Beitrag von wiesel27 »

Also nix versäumt.......... Aber wer den Riegler kennt, weiss auch schon von vornherein Bescheid.....
Perlpilz Moni
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Re: Riegler

Beitrag von Perlpilz Moni »

wiesel27 hat geschrieben:Also nix versäumt.......... Aber wer den Riegler kennt, weiss auch schon von vornherein Bescheid.....
Das interessiert mich jetzt aber, was meinst du genau damit.Hast du negative Erfahrungen gemacht? :wink:

Lg moni
frieda
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Beitrag von frieda »

Was meinst du damit?

LG frieda
Zähnchen

Beitrag von Zähnchen »

Bitte deklariere Dich- wir wüßten sehr gerne, was Du damit meinst.......
Danke
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