korrektes Leichttraben

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charona
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korrektes Leichttraben

Beitrag von charona »

Guten Morgen allerseits :-)

nach einem Unfall habe ich lange Zeit beim Reiten schwere Rückenschmerzen gehabt und um einigermassen erträglich auf dem Pferd sitzten zu können, habe ich mir scheinbar einen falschen Bewegungsablauf bei Leichttraben angewöhnt, sprich: die Ferse federt beim "aufstehen" nicht nach unten sondern zieht sich hoch. Habt ihr Tips, wie man den Bewegungsablauf quasi mit Trockenübungen aber auch auf dem Pferd üben kann?

Sitzlongen sind leider nicht möglich, wohne in Holland und hier reiten alle so gut, da brauch man das nicht. Scherz beiseite: gibt es hier in der einigermassen erreichbaren Umgebung leider nicht.

Vielen Dank für Eure Tips.

herzliche gruesse
Linski
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Beitrag von Linski »

Sieht vielleicht dämlich aus, aber zumindest bei mir hats funktioniert.
Mit dem vorderen Fuss auf die Kante einer Treppenstufe, leicht in die Knie und versuchen mit der Ferse nach unten zu federn. Das Leichttraben simulieren.
Vielleicht nicht unbedingt auf Socken.
Jetzt weiss ich natürlich nicht wie das bei einer Schonhaltung nach Rückenbeschwerden ist, denn ich habe es nach einer KNie-OP als Trockenübung genutzt. Aber einen Versuch ists wert?
Lächeln! Reiten macht Spaß!
horsman
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Beitrag von horsman »

entspann die kniee, dass sie nicht am Sattel drücken und lassen das Gewicht deiner Beine einfach entspannt auf den Bügeln ruhen. Denk vor allen Dingen nicht, du müßtest das Pferd jeden Tritt treiben.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

gibt eine dvd von mark rashid dazu: sitting the trot
sab
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Beitrag von sab »

Charona,


hast Du sonst noch Rückenschmerzen, unabhängig vom reiten ? - Ich frage dies, weil ich nach einem schweren Reitunfall viel Rückentraining mache und feststelle, welche Wunder das bei Rückenbeschwerden haben kann.


LG

Sabine
Gabi
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Beitrag von Gabi »

Bei mir haben gefederte Steigbügel, Elastoste... Wunder gewirkt
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greta j.
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Beitrag von greta j. »

Linski hat geschrieben:Mit dem vorderen Fuss auf die Kante einer Treppenstufe, leicht in die Knie und versuchen mit der Ferse nach unten zu federn. Das Leichttraben simulieren.
Ich ergänze noch: Und beim Federn nach unten gleichzeitig nach oben strecken, also "Aufstehen".
So kriegt man es als Anfänger im FS-Reitzentrum auch gelernt. Zum Trockenüben find ich das super!
"Reiten Sie Ihr Pferd glücklich." - Nuño Oliveira
moreno
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Beitrag von moreno »

Hallo charona,

was Sie jetzt lesen werden ist kein Witz: Vergessen Sie das Leichttraben. Lösen Sie Ihr Pferd im Schritt und sitzen Sie aus. Reiten Sie ruhig und langsam. Treiben Sie nicht bei jedem Tritt (was auch schon horsmän empfohlen hat); sitzen Sie nicht nur, ruhen Sie auf dem Pferd.
Ich weiß nicht, ob das Rezept immer funktioniert, mir hat es nach einem Unfall mit massiven Rückenverletzungen sehr geholfen. Leichttraben war unglaublich schmerzhaft, ein no - no! So habe ich am Reiten, im Rahmen des Möglichen, doch viel Spaß behalten.
Leichttraben muss nicht sein. Den Pferden nützt es ohnehin nichts. Die "Rückenentlastung" des Pferdes ist doch schon physikalisch ein Unsinn. Beim Reiter führt esleicht zu Verspannungen in den langen Rückenmuskeln. Nebenbei: früher war es diese Trabart der Trab für die unbegabten Reiter.
Versuchen Sie es mal. Es dauert eine Weile, bis sich das "Muskelkorsett" wieder gebührend gestärkt hat. Aber es geht!

Diesen Weg schlägt Ihnen ein ebenso rossnärrischer wie reitverliebter und leider verunfallter Medizinmann vor.

Viel Erfolg und schöne Grüße

Dörr
Reiten sie ihr Pferd glücklich. (N. Oliveira)
esge
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Beitrag von esge »

Das kommt halt leider aufs Pferd an, ob das geht. Auf vielen Iberern eine wunderbare Möglichkeit - auf vielen schwungbetonten WBs ein no Go.

An Moreno: die Entlastung auf den pferderücken entsteht ja nicht durch Wegnahme eines Reitergewichtes, sondern einfach dadurch, dass nicht mehr zwei verspannte Rücken miteinander kollidieren. Sprich, wenn Pferde (zuviel) Schwung haben oder halt den Rücken noch nciht hergeben mögen, und der Reiter nur mit Verspannung das Sitzenbleiben erzwingen kann, ist Leichttraben schon eine gute erfindung und durchaus eine Entlastung für den Pferderücken.eingessen werden sollte meiner Meinung nach nur dann, wenn der Pferderücken dazu auch einläd. Das handhabe ich ähnlich wie das Anbieten der Hand. Die Bereitschaft des Pferdes ist wesentlicher Bestandteil dieses Tuns.

Charona, beobachte mal dein Leichttraben: Stehst du aktiv auf, oder lässt du dich hochheben? Letzteres wäre das wünschenswerte. Außerdem: Wie gerade ist dein Oberkörper beim Leichttraben? Stehst du sehr gerade nach oben auf? Wenn ja, kommt es häufig zu einem kurzfristigen Balanceverlust (denn das Pferd unter einem läuft ja weiter und man droht dann, hinter die Bewegung zu geraten). Das wird gern ausgeglichen, indem man sich im rücken oder Po oder sonstwo festmacht. Bisschen Arschbacken zusammenkneifen verhindert dann, dass man in den Sattel fällt. Steht man hingegen leicht nach vorn - in die Bewegung hinein - auf, kann man meist viel entspannter leichttraben. Bis man sich wieder niedersetzt, hat das Pferd die Vorlage "eingeholt" und beide sind im selben Bewegungsfluss. Sehr gerades Aufstehen ist nur angesagt, wenn man ein zu eiliges Pferd bremsen möchte. Übrigens muss man faule Pferde auch weniger treiben, wenn man leicht nach vorn in die Bewegung aufsteht. :wink:
Loslassen hilft
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Wenn das "Aufstehen " nicht funktioniert, versuch es doch einmal mit dem "Hinsetzen".... :wink:
Was du beschreibst kann verschiedene Ursachen haben : du klemmst mit dem Knie, du blockierst deine Hüfte, Du versteifst dein Fußgelenk, eine Kombination einer oder mehrerer dieser Punkte, oder aber, du bist nicht im Gleichgewicht- was dann wieder zu den vorgenannten Punkten führt....

Was hier oft hilft :
Geh in den Entlastungssitz ( Zweipunktsitz/ Balancesitz/ Schwebesitz) , zunächst im Schritt, so, daß du ein gutes Gleichewicht darin hast- sprich, daß du ohne dich mit den Händen festzuhalten ausbalancieren kannst und nicht in den Sattel zurück rutscht. Dann, setzt dich kurz und steh wieder auf. Wenn das ohne viel Kraft und Gewackel geht, ist das deine Gleichgewichtsposition.

Das wiederhole im Trab. Erst, wenn du ganz entspannt und sicher oben bleiben kannst, mit federnden Knien, Fußgelenken und Hüftgelenken, versuche ab und an mal kurz ein wenig "spaltig" den Sattel zu berühren und gleich wieder in den Schwebesitz zu kommen. Wenn das leicht uind ohne Kippen klappt, versuche das Leichttraben aus dem Schweben , zum Sitzen hin zu entwickeln. ( nicht aus dem Sitzen, zum Aufstehen hin)

Das hilft sehr oft sehr gut, wenn die Gelenke nicht mehr loslassen wollen. :)
charona
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Beitrag von charona »

oooh, meine Lieben! Ich bin überwältigt, soviele tolle Tips!

habe bereits auf allen Fronten angesetzt: Rücken- und Bauchmuskeltraining (gut Ding will Weile haben) und Dehnübungen, allerdings ob des vereisten Reitplatzes länger nicht auf dem Pferd gesessen..

Ob Moreno's Tip hilft, hmmmm. Habe eine junge Friesendame mit viel Schwung, sitze bis dato eigentlich gar nicht aus,, sondern trabe eher im RemontenSitz mit deutlicher Tendenz nach vorne, weil sie noch nicht so lange unterm Sattel ist, werde es auf jeden Fall aber versuchen.

Treibe sicher nicht jeden SChritt heraus, habe lt. RL ein recht ruhiges Bein, nur diesen leidigen gestörten Bewegungsablauf; sogar die genannten "Trockenübungen" (vielen Dank für den Tip) krieg ich (noch) nicht koordiniert.

@Moreno: wie machen Sie das denn dann im Gelände? bei uns steht dieses nämlich in der nächsten Zeit neben Kringeln auf dem Platz auf dem Programm. Sitzten Sie dann auch immer aus??

Werde gleich nochmal alle Tipps genau durchlesen und morgen direkt versuchen zu probieren.

Herzliche Grüsse
moreno
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Beitrag von moreno »

Hallo esge,

eigentlich wollte ich nur einen Weg aufzeichen, der mit persönlich geholfen hat, eine sehr schwierige Rückensituation ertäglich zu machen und der mich wieder aufs Pferd gebracht hat.

Eine Grundsatzdiskussion über das Leichttraben wollte ich nicht anregen.

Unbestreitbare Tatsache jedoch: die vorgeneigte Haltung im Leichttraben, leichten sitz, Entlaqstungssitz etc. fürht eher zu einem versannten, denn zu einem lockeren Rücken des Reiters, weil sein Kopf - Schulter - Thoraxbereich nicht im Schwerpunkt über dem Becken ruht, sondern über längere Zeit vom erector trunci gehalten werden muss.

Noch eine Anmerkung zu Charona, dann höre ich schon auf: wenn ein Pferderücken Schwung hat, kann der Reiter sitzen. Kann er nicht sitzen, hat der Rücken "Stoß" (eben keinen Schwung). Ach ja, die Sache mit dem Schwung...... Vorwärts!!!! Mehr Schwung!!!!?????????

Dörr
Reiten sie ihr Pferd glücklich. (N. Oliveira)
odomar

Beitrag von odomar »

moreno hat geschrieben: wenn ein Pferderücken Schwung hat, kann der Reiter sitzen. Kann er nicht sitzen, hat der Rücken "Stoß"
Manchmal ist es aber auch nur langsam, dann hat es weder Schwung noch Stoß.
Belfigor
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Beitrag von Belfigor »

Ich denke Morenos Erfahrungen und Tips beruhen einfach auf dem Bewegungsablauf von "korrekt" ausgebildeten Pferden. Ein Pferd, das "von hinten über den Rücken läuft" kann man immer gut sitzen, weil es einen "mitnimmt". Ist dieser Bewegungsfluß unterbrochen ist dies eben nicht der Fall. Ich will hier auch keine "Diskussion über Motorik" einfädeln, nur kundtun, was meine Erfahrung ist.

Die Frage an Charona wäre daher, wie die junge Friesenstute ausgebildet wird, damit Aussitzen von vornherein eine Option wäre.

Bezüglich Rückenschmerzen, Problemen beim Bewegungsablauf kann ich die Feldenkraismethode und/oder die Alexandertechnik wärmstens empfehlen. Beides sind quasi "Lernmethoden", die zu einer Verbesserung der Selbstorganisation führen. Gerade nach traumatischen körperlichen Erfahrungen wie Unfällen/Erkrankungen.
"Die Wahrheit kann man nicht verbrennen, denn sie ist das Feuer."
charona
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Beitrag von charona »

Belfigor hat geschrieben:Die Frage an Charona wäre daher, wie die junge Friesenstute ausgebildet wird, damit Aussitzen von vornherein eine Option wäre.
Nagel auf den Kopf getroffen, Danke Belfigor. Reite zwar klassisch orientiert aber bei einem RL der alten Schule (84 J). Aussitzen bei (so) jungen Pferden ist bei ihm ein absolutes No-Go.
Belfigor hat geschrieben:Bezüglich Rückenschmerzen, Problemen beim Bewegungsablauf kann ich die Feldenkraismethode und/oder die Alexandertechnik wärmstens empfehlen. Beides sind quasi "Lernmethoden", die zu einer Verbesserung der Selbstorganisation führen. Gerade nach traumatischen körperlichen Erfahrungen wie Unfällen/Erkrankungen.
Kann man sich das sozusagen im "Selbststudium" zu eigen machen? Ausser im Rollkuren liegt die Entwicklung hierzulande nämlich Lichtjahre hinter der in Good old Germany :lol: zurück..

übrigens habe ich den Rücken keinem Reitunfall zu danken, bin daheim die Treppe runtergefallen. wie blond kann man sein
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