Hallo Sylliska,
kann es sein, dass Amor etwas unter Spannung gestanden hat? Mir kam es so vor, als wären seine Tritte etwas verhalten gewesen und dass er dadurch noch nicht zu 100 % vor Dir war (deshalb wollte der RL ja auch, dass Du etwas flotter vorwärts reitest). In so einer Stimmung kann es bei jeder kleinsten Ablenkung "in die Luft gehen". Kurz vor der Buckelattacke hast Du den äußeren Zügel völlig aufgegeben, und das Tempo war Dir, wie Du schreibst, etwas zu hoch (ungewohnt = Unsicherheit). Er war also nicht ganz vor Dir, einen kurzen Moment war keine Anlehnung da (und damit war auch die Sicherheit für ihn weg, außerdem hat er Deine eigene Unbehaglichkeit gefühlt) und dann seid Ihr noch direkt an den Zuschauern vorbeigeritten. Hat in diesem Moment vielleicht ein Zuschauer eine schnelle unbedachte Bewegung gemacht?
Die kleinen Buckler waren bestimmt ganz schön fies zu sitzen, oder?
Ich finde es in einer solchen Situation immer sehr wichtig, ganz besonders konzentriert auf eine gleichmäßige Anlehnung zu sein, die ihm Sicherheit geben soll in der fremden Umgebung und ihm gleichzeitig aber signalisiert, dass Du aufpasst und ihm keine Gelegenheit für Spässchen gibst. Das ist kopfmäßige Schwerstarbeit, weil man sich wirklich total auf jede kleinste Regung konzentrieren muss! Lies mal bei TR im Wasserprinzip nach: man muss das Pferd so mit seinen Hilfen einrahmen, dass es keine offene Tür findet, durch die überschüssige Energie entweichen kann. Und das ist richtig schwer!
Grundsätzlich könntest Du herausfinden, ob Du ihn in einer solchen "Stimmung" lieber sehr frisch vorwärts reitest oder ob Du lieber 10 Minuten lang etwas verhaltener reitest und ihn dann, wenn er mental etwas losgelassen hat, etwas mehr "heranholst". Es gibt Pferde, die entspannen sich, wenn man sie einfach mal ganze Bahn so richtig kräftig vorwärts traben lässt - das reicht, um den ersten Druck abzulassen (und Traben verleitet nicht so sehr zum Buckeln wie das Galoppieren). Bei anderen geht das gar nicht, die regen sich nur noch mehr auf.
Ich gehe auch oft Kompromisse ein und reite mit einem Abstand von 1-2 Metern an der Tribüne oder anderen "gefährlichen Orten" vorbei, um so ein Scheuen zu vermeiden. Warum sich Stress machen, wenn man ihn durch einen kleinen zeitweisen Kompromiss vielleicht völlig vermeiden kann? Wenn die erste Spannung weg ist, kann man dann ja wieder auf den Punkt reiten. Es ist ja ein Kurs, und keine Dressurprüfung, bei der Du die Hufschlagfiguren genau auf den Punkt reiten musst.
Du musst immer bedenken, dass er bei einem Kurs eine mehr oder weniger lange Hängerfahrt hinter sich hat, vielleicht eine Gastbox bezogen hat, und nicht jedes Pferd geht damit völlig entspannt um. Was hältst Du von Bachblüten?
Und Aikido-Prinzip: Du hättest nach dem Buckeln weitergaloppieren können, um den Schwung für Dich zu nutzen. Und nach einer Runde wieder mit der Trabarbeit fortfahren können (die durch das Buckeln und das anschließende galoppieren vermutlich mehr an Schwung und Losgelassenheit gewonnen hätte).