Augenschmaus-Ritte

Rund um die klassische Reitkunst

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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

horsmän hat geschrieben:Aber es wird mit Respekt ggü. dem Pferd (und seinem Maul) gearbeitet. Das allein gefällt mir.
Das hast Du sehr schön geschrieben.

Leider gefällt mir das Video auch nicht gaaaanz so gut. Schön finde ich den Arbeitswillen, weniger schön finde ich das nicht-sitzen-lassen und die mangelnde Beugung in den großen Gelenken. Es sieht passageartig aus, aber ich erkenne keine Beugung. Aber das ist nur mein persönlicher Eindruck.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
Nakim

Beitrag von Nakim »

ich mag Haflinger. Aber hier läuft mir das Pferd zuviel in den Boden rein. Zu tief und zu eng und zu wenig Gewichtaufnahme hinten. Für eine Arbeitspiaffe oder Passage geht mir zuviel nach unten und zuwenig vorwärts. Ansonsten ein sehr williges Pferd dem ich einfach einen geschickteren Reiter wünschen würde, der ihm mehr hilft.
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emproada
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Beitrag von emproada »

Die Hand stört mich jetzt aber wirklich massiv und nur weil nicht gezogen wird ist dieser extrem springende Zügel wohl kaum angenehmer fürs Pferd.
Außerdem sind die Piaffen extrem auf der VH und dem Kopf geritten, da kann auch ein Haflinger der gut vorbereitet wurde in der HH tiefer kommen. So sieht man genau das, was an den Turnier-Piaffen immer so bemängelt wird, nämlich das sie nur in den Boden gehen.
Viele Grüße Tina
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

emproada hat geschrieben:Die Hand stört mich jetzt aber wirklich massiv und nur weil nicht gezogen wird ist dieser extrem springende Zügel wohl kaum angenehmer fürs Pferd.
Das denke ich auch. Und viele Pferde – mein Brauner eingeschlossen – reagieren darauf eben mit Extrem-Gekaue auf dem Gebiss. Bei meinem wird das deutlich weniger, wenn die Anlehnung konstant ist, ohne zu starr zu sein.
Zu der Passage: Ich finde, da sieht man auch ziemlich deutlich, warum Federkraft, also die Kombination aus Schub und Tragkraft für versammelte Lektionen so wichtig ist. Bei dem Hafi ist mir die Passage auch zu sehr "ohne Gummi". Und auch ein Haflinger kann das im Rahmen seiner Exterieurmöglichkeiten durchaus zeigen.
Den Rest unterschreibe ich bei Nakim und Emproada…
horsman
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Beitrag von horsman »

OK, da setzen wir wohl andere Prioritäten. Wie gesagt, das alles ist noch nicht schulgerecht vollendet, aber es geht mir grundsätzlich in eine bessere Richtung. Denn: man sieht, dass das Maul hier Teil der Durchlässigkeitskette ist und zwar von vorne nach hinten und von hinten nach vorne. Das sehe ich bei hunderten von vermeintlich besseren Dressurpferde mit ihren Reitern leider nicht. Und ohne ein losgelassen tätiges Maul, kein widerstandsloses Genick, usw...
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

horsmän hat geschrieben: ... von hinten nach vorne....
Und eben das sehe ich in Bezug auf das Maul meist nicht. Richtig, das Pferd ist nicht mit der Hand nach hinten geritten. Aber eben auch nicht nach vorne an die Hand heran. Es folgt der Hand nicht nach vorne. Und gerade ein Pferd wie dieser Hafi braucht ein ziemlich offenes Genick in der Versammlung. An ein, zwei Stellen ist das ansatzweise zu sehen.

Und der vergleich mit schlecht (oder zumindest anders als wir es gut finden) gerittenen Turnierpferden macht es doch nicht besser. Ich finde es auch erfreulich, wie dieser Hafi gearbeitet ist aber eben keine Augenschmaus. Das wäre für mich eher, wenn dieses hübsche Tier einfach in schöner Selbsthaltung unspektakulär geradeaus laufen würde. 8)
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Das Erste, was mir an diesem Video auffiel, war der hüpfende Pferdeschwanz - der Reiterin. Es sieht aus, als würden ihr Schulterbereich und besonders ihr linker Arm ein Eigenleben führen (man achte einmal auf den linken Ellenbogen, etwa um 1:25, 2:55 oder 3:30). Dadurch ruckelt sie am Zügel, wobei nicht klar ist, ob immer unbewusst oder auch beabsichtigt. Der Haflinger sperrt auch öfters das Maul auf (was er zumindest kann, da er nicht zugeschnürt wurde). Als Trainingsvideo interessant, aber für einen Augenschmaus wünschte ich mir, dass sich Pferd und Reiterin mehr im Gleichmass miteinander bewegen.
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horsman
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Beitrag von horsman »

ja der linke Arm ist an dieser Stelle tatsächlich etwas "locker", das fiel mir auch auf. Dennoch würde ich nicht sagen, dass das Pferd hier das Maul auf sperrt in einem neg. Sinne, sondern dass es eine gute und gewünschte Reaktion eines lebendigen Mauls ist. Ein losgelassenes Pferdemaul darf sich ruhig mal öffnen. Soll es sogar bei aufkommendem Zügeldruck, sonst wär es ja ein Zeichen, dass das Pferd die Kiefer aufeinander presst. Natürlich soll es nicht dauerhaft das Maul aufsperren. Das tät es aber nur bei einer rückwärts ziehenden Hand mit Dauerdruck. Hier, bei der main fixe, entlastet sich das Pferd selbst, wenn es durch öffnen des Mauls nach gibt. Ein ständiger Dialog. Eben lebendig und nicht der sonst übliche Monolog. Auch hier wieder: perfekt ist die main fixe der Reiterin noch nicht, aber immerhin keine "ich brauche Zug am Zügel-Hand".
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

horsmän hat geschrieben:Ein losgelassenes Pferdemaul darf sich ruhig mal öffnen.
Das stimmt. Aber auf dem Video sehe ich mehr Dauergeklimper am Gebiss – und das sollte in meinen Augen halt nicht sein. Weil das für mich ein Zeichen dafür ist, dass das Pferd eben NICHT korrekt von hinten an die Hand geritten wird – und das sollte in meinen Augen auch in der französischen Reitweise doch so sein, oder?
Für mich sieht das ein wenig so aus, wie Alkasar schon geschrieben hat. Das Pferd folgt nicht der Hand. Was in meinen Augen durchaus eine Folge dessen sein könnte, dass diese eben nicht ruhig und freundlich steht…
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Richtig, das Pferd ist nicht mit der Hand nach hinten geritten. Aber eben auch nicht nach vorne an die Hand heran. Es folgt der Hand nicht nach vorne.
Genau das waren auch meine Gedanken! Mich hätte wirklich interessiert, wie sie den Rahmen verändern kann. Ich war auch etwas verwundert darüber, daß du, horsmän, dieses Video eingestellt hast! Für mich ist das Pferd oft hinter dem Zügel bzw. hinter der Senkrechten.

Ansonsten würde ich jetzt Teile der letzten Aussagen von horsmän und cubano nehmen und einen neuen Thread aufmachen, da ich glaube, daß die Ansichten über ein "lebhaftes Maul" doch recht auseinander gehen und mich die Ansichten hier interessieren würden.
Liebe Grüße, Sabine

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esge
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Beitrag von esge »

Beiträge zum Maul im anderen Thread.
Für mich ist dieser Hafi nicht ideal geritten, weil zu oft aufgerollt usw.
Aber was mir gut gefällt ist, wie das Pony mitarbeitet und sich richtig dolle Mühe gibt. Man führt in meinen Augen ein pferd, das von Haus aus nicht unbedingt über große Gänge verfügen mag (auch wenn das sicher ein sehr guter Haflinger ist!) auf eine relativ spielerische Art udn Weise dazu, große Bewegungen zu entdecken. Wenn so beabsichtigt (und der Titel des Videos geht genau in diese Richtung), gehts in so einer Phase nicht darum, dass alles korrekt von hinten nach vorn und bla und blubb entwickelt wird. Es geht darum zu zeigen "guck mal, was DU können kannst! Probier doch mal!" Erst in einer weiteren Phase wird das Ganze dann (hoffentlich) in ordentliche Bahnen gelenkt und mit Rücken, somit mit Anlehnung, aufgebaut. Bei derartigem Vorgehen gehe ich allerdings davon aus, dass das betreffende Pferd im "normaltrab" über ein gutes Herandehnen an die Hand verfügt. Kann ich hier nicht so beurteilen. Wäre meine Bemängelung an dieser Aufnahme, dass dies nicht zwischendrin geritten wird.
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Beitrag von horsman »

Zum Hafl Video noch mal. Muss etwas relativieren:

In der zweiten Hälfte auf der linken Hand (um bzw. nach Minute 3) bewegt die Reiterin die Hand in der Tat zu viel, das Pferd ist (wahrscheinlich deswegen ?) weniger gut in Balance als in der ersten Hälfte auf der rechten Hand. Es kommt zu oft auf die VH und kommt demzufolge auch öfter, als in der ersten Hälfte und zu lange leicht hinter die Senkrechte. Möglicherweise will sie zu aktiv mehr "Aktivität" erzeugen, erreicht aber genau das Gegenteil. So ist das eben mit der Leichtheit, will man nach ihr greifen ist sie futsch . Ev. bzw. zusätzlich verläßt das Pferd auch die Kraft. Trotzdem ist die Arbeit nicht grundsätzlich schlecht.
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no0815girl
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Beitrag von no0815girl »

Ich finde den Haflinger toll zum Anschauen. Ich denke, der hat auch sehr viel Schwung im Rücken und ist nicht so einfach zu sitzen wie ein Durchschnittshaflinger. Dafür sitzt die Reiterin gut.

Was mir vor allem gefällt ist die Art der Arbeit. Klar, die springenden Zügel sind nicht optimal, aber meiner Meinung nach rollt sich das Pferd ein, weil er noch nicht genug mit der Hinterhand aufnehmen kann und eben nicht, weil der Zügel ihn dahin zwingt. Mit vermehrter Übung wird er sich sicher weniger aufrollen. Meine Pferde zeigen sofort, wenn die Anlehnung nicht stimmt, entweder wird mit dem Kopf geschnickt, Kopf hochgerissen oder ähnliches. Da der Hafi in der Hinsicht doch sehr ruhig läuft, denke ich nicht, dass ihn das übermässig stört.
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

no0815girl hat geschrieben:.... ist nicht so einfach zu sitzen wie ein Durchschnittshaflinger.


Tsts, immer diese Pauschalurteile. Mein Durchschnittshaflinger ist schrecklich zu sitzen. Erträglich wird es erst, wenn er (im Rahmen seiner Möglichkeiten) schwungoll über den Rücken geht.
no0815girl hat geschrieben:Meine Pferde zeigen sofort, wenn die Anlehnung nicht stimmt, entweder wird mit dem Kopf geschnickt, Kopf hochgerissen oder ähnliches. Da der Hafi in der Hinsicht doch sehr ruhig läuft, denke ich nicht, dass ihn das übermässig stört.
:shock: Und was ist dann mit den vielen Pferden, die stundenlang brav aufgerollt laufen, ohne mit dem Kopf zu schnicken? Alles ok, stört sie nicht?

Kann ich nicht nachvollziehen, diese Argumentation.
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Von mir bekommt der Haffi meinen Respekt. Die Reiterei empfinde ich jedoch eher als suboptimal. Mag man da vielleicht noch bei dem verlinkten Video unsicher sein, sprechen aber spätestens die anderen eingestellten Filme eine doch deutlichere Sprache zum Thema.
Mit Augenschmaus hat das für mich rein gar nichts zu tun. Auch dann nicht, wenn ich einrechne, dass das eine Übungssituation darstellt.
Was mich aber am meisten verwundert: Der Wiederrist erscheint zum Teil vollkommen versunken, die meisten Bewegungsabläufe sind bergab und das Pferd ist definitiv auf sämtlichen Videos in der Tendenz eingerollt.
Ob sowas alleine nur durch den Reiter hergestellt ist, oder ein Zeichen von Überforderung ist, ist mir im Sinne eines Augenschmausrittes völlig Wumpe.
Hin und wieder würde ich soetwas bei einer Lernsituation/in den Anfängen neuer Lektionen locker hinnehemen. Nicht aber, wenn das Pferd nicht immer wieder auch mal in eine Bewegung entlassen wird, in der es reel gehen kann und schon gar nicht, wenn die Reiterin den Eindruck macht ihre Hilfen eher wie Zirkustricks anzuwenden, statt das die Lektionen aus einem vernünftigem Sitz heraus entwickelt werden.
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