Taktunreinheit im Trab

Rund um die klassische Reitkunst

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Fortissimo
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Taktunreinheit im Trab

Beitrag von Fortissimo »

Ich hab da ein kleines Problem mit meinem Anglo-Araber. Er soll jetzt wieder fit gemacht werden für einige Distanzritte in diesem Jahr und ich habe ihn nun 2 Tage auf der Ovalbahn für die Isländer trainiert. Hier reite ich ihn erst mal ca. 20 Minuten im flotten Schritt und trabe ihn dann ca. 25 - 30 Minuten locker durch. Die Ovalbahn ist 250 Meter lang, das heißt, ich kann ein gutes Stück geradeaus traben, dann eine länger Wendung und wieder geradeaus. Und nun kommt mein Problem. Auf der rechten Hand läuft er absolut locker und 100% taktklar im Leichttraben. Wechsel ich auf die linke Hand, zeigt er Taktfehler im Trab! Erstaunlicherweise ist die Taktunreinheit sofort weg, wenn ich umsitze! Ganz unabhängig davon, ob ich geradeaus reite oder in der Wendung bin. Trabe ich auf der rechten Hand leicht, ist alles o.k., trabe ich auf der linken Hand leicht, geht er taktunrein - obwohl er geradeaus läuft. Erstaunlicherweise legt sich die Taktunreinheit, wenn ich ihn einfach weitertrabe.

Ich habe ihn im Winter röntgen lassen und da war soweit kein Befund erkennbar (minimale Veränderungen seien ganz normal, sagt der Tierarzt).

Woher kann das kommen? Die Taktunreinheit zeigt sich sowohl bei durchhängendem Zügel als auch bei leicht aufgenommenem Zügel.

Der Sattel liegt sehr gut, lässt die Schulter schön frei und das Schweißbild ist gleichmäßig. Er zeigt auch keinerlei Druckempfindlichkeit im Rücken.
Tess
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Beitrag von Tess »

Im besten Fall ein einfaches Schiefenproblem (schwächeres Hinterbein) im schlimmsten Fall alles mögliche :wink:
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Dann hoffe ich mal auf schwächeres Hinterbein... :roll:
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amara
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Beitrag von amara »

So ging Fesselträgerentzündung bei meiner Freundin los... das würde ich definitiv genauer abklären bevor ich weiterreite. So deutliche Unreiten nur wegen dem Umsitzen klingen komisch. Wie ist es beim Aussitzen?
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Cappuccino
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Beitrag von Cappuccino »

Dasselbe habe ich vor 2 Monaten bei meinem Pferd erlebt. Plötzlich Taktunreinheiten im Trab auf der linken Hand, die sofort verschwanden, als ich konsequent auf dem "falschen" Fuß leichtgetrabt bin. Im Moment kann ich wieder "richtig" leichttraben, dafür fällt es ihm entsetzlich schwer, vernünftig v/a zu laufen. Auch das kann morgen wieder kein Problem sein, aber dafür kann er sich möglicherweise nicht mehr links oder rechts biegen oder stellen....Wir hangeln uns da durch und reiten, was jeweils möglich ist. Ich freue mich über jeden einzelnen Tag, an dem es ihm gut geht.

Bei uns steht allerdings eine gesicherte Diagnose fest, nämlich Bruch des 6. Halswirbels mit bereits, wenn auch geringen, arthrotischen Veränderungen. Die Prognosen für dieses Pferd sind denkbar schlecht und deshalb bin ich gottfroh, wenn es mir gelingt, ihn durch so relativ simple "Tricks" weiter auch unter dem Sattel in Bewegung halten zu können.
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Celine
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Beitrag von Celine »

Hm, das ist schwer zu sagen. Ich kenne diese Taktunreinheiten auch. Bei uns sind oder waren sie ein Problem der Schiefe und Steifheiten. Genau, wie du es beschreibst, war es beim Traben auf dem anderen Hinterbein schlagartig besser und wurde auch im Läufe des Ritts besser.
Cappuccino, das klingt ja schrecklich. Ich wünsch dir und dem Pferd alles Gute
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Cappuccino
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Beitrag von Cappuccino »

Danke schön! :love:

Mir scheint, dass der Schmerz aus dem Bereich des Widerristes herrührt und bei Linksbiegung durch Entlastung der linken Seite vermindert wird.
sab
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Beitrag von sab »

Hallo,


bei meiner LIpi-Stute ging die Fesselträgerentzündung mit minimalen Taktunreinheiten in der Wendung los. Fesselträger kann man nicht durch Röntgen abklären, da braucht es Ultraschall.

Ich würde das Pferd nicht weiterreiten sondern erstmal eine Diagnose machen lassen.

LG

Sabine
Yvonne

Beitrag von Yvonne »

Kannst Du denn eingrenzen, von wo die Taktunreinheit kommt? Vorne oder hinten? Welches Bein habt ihr geröntgt?

Sowas finde ich immer extrem schwierig, weil man nicht zuverlässig ausschließen kann, dass es kein gesundheitliches Problem ist. Aber um das abzuklären, bräuchte es zumindest Röntgen (ok das habt ihr schon gemacht) und evt. Leitungsanästhesie und Ultraschall.

Ich gehe davon aus, dass das Problem nur beim Reiten auftritt? Nicht an der Longe? Auf ganz engem Kreis? Wenn man es da auch provozieren kann, dann würde ich eher nicht auf ein Problem nur wegen Schiefe tippen.

Eine Möglichkeit wäre, das Pferd unter Schmerzmittel zu setzen und dann zu schauen, ob das Problem weiter besteht. Wenn es weg ist, dann kann man versuchen, das näher zu lokalisieren und einzugrenzen. Ist aber wiederum blöd, weil man dann eben erst das Mittel absetzen muss, ehe man mit Leitungsanästhesie loslegen kann...
le_bai
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Beitrag von le_bai »

hi fortissimo ;)

sehe es ähnlich, auf der hand zwar nicht "fehlerzugucken" - aber es zu provozieren.

parallel habe ich das beobachtet, wenn unser "heißer ofen" mal wieder extrem getobt hat ect.
er ist auf den beinen 110%.
holt sich aber bei wildem gehopse und gesteige (beim toben) auf seiner schwächeren seite ab und an eine blockade im sprunggelenk.

es ist ursächlich also auf die schiefe und verlagerung der "bervorzugten" beine zurückzuführen.
hat aber enormere auswirkungen.
ich würde das mit wärmebild und osteopath (in meinem fall kinesiologisch) abklären und dann gezielte gegenmaßnahmen überlegen.
man provoziert auch mit kleinigkeiten eine dauerhafte entlastung/schonung bzw. veränderung der bewegungsmuster.
um das anzugehen, muss man ursache und wirkung gezielt angehen. dann ist auch das training effektiver :D
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Ich hab jetzt mal eine ganz neue Vermutung. Kann so eine seltsame Lahmheit von einem Magengeschwür kommen?

Er hatte früher schon mal Last mit Magengeschwüren, die ich damals mit Magnoguard und Haferschleim in den Griff bekommen habe. Derzeit erscheint er mir wieder so gestresst, lässt sich nur ungern satteln, war bei der Physiotherapeutin ausgesprochen grätzig, als sie ihm an die Flanken und an den Bauch fasste und er leckt wieder permanent die Gitter am Stall ab.

Die Lahmheit zeigt er vorne. Nur mal rechts und mal links. Am Freitag wollte ich ihn ausgebunden mit Sattel longieren, da ließ er überhaupt nicht los. Als ich den Sattel abgenommen hatte, lief er deutlich besser. Nicht daß es zu Mißverständnissen kommt. Der Sattel passt! Ist mir auch von der Physiotherapeutin bestätigt worden.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Offensichtlich ist der Sattel aber ein Problem. Wenn er mit schlechter läuft als ohne? Vielleicht schaust du dir die Sattelgurte mal genauer an und probierst eine andere. Viele Pferde, die schlicht zügellahm sind, verlieren die taktunreinheit, wenn sie korrekt losgelassen über den Rücken gehen. Die Frage ist, warum lässt er nicht los? Ausbildungsmängel, Schmerzen, Verletzungs-/Krankheitsbedingt, schlechter Reiter, unpassende Ausrüstung... Der Gründe gibt es viele. Eine Ferndiagnose ist da unmöglich.
Liebe Grüesslis, Jen
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Wenn er ohne Sattel sofort ohne Taktfehler läuft, liegt der Verdacht schon nahe, dass es was mit Magen oder Blinddarm zu tun haben könnte. Der Gurt drückt ja an den entsprechenden Stellen.
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Das Pferd einer Bekannten hatte immer wieder unspezifische Lahmheiten. Nichts half. Bis eine Heilpraktikerin Bauchschmerzen feststellte. Sie gab Futterzusätze, u.a. Fermentgetreide. Die Lahmheit verschwand dauerhaft. Alle im Stall waren sehr erstaunt und hätten nie auf diese Zusammenhänge getippt.
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Mal eben aktueller Stand.

@jen: seit gestern glaube ich auch an das, was Du geschrieben hast. Irgend eine Verspannung, wohl in Kombination mit einer Magenproblematik.

Ich habe dem Schimmel jetzt knapp 1 Woche einen Haferschleim gefüttert, mit Rübenschnitzeln und Öl. Das ist so ein Spezialrezept für magenkranke Pferde. Die Physiotherapeutin hatte ja bereits auf die Empfindlichkeit am Bauch hingewiesen, daher hatte ich einfach mal die Ernährung umgestellt. Gestern hab ich ihn dann geputzt und er war total brav, dann vorsichtig Sattel aufgelegt - auch kein Problem. Beim Gurten hat er mich ein wenig angestupst, aber nicht wirklich reagiert. Dann an der Longe erst 20 Minuten Schritt, dann mit Lauferzügeln ausgebunden (ganz starre Ausbinder geht bei ihm gar nicht!!). Er verdrehte die Augen. Schritt gehen lassen, er drückte den Rücken weg und versuchte, die Nase ganz hochzunehmen, als das nicht ging, tickte er völlig aus! Er raste los, bockte wie verrückt, schlug hinten heftig aus, drückte den Rücken weg und nahm die Nase so hoch wie es nur ging. Stimmkommandos ignorierte er völlig (ganz ungewöhnlich bei ihm). Also habe ich ihn weiter laufen lassen und nur dafür gesorgt, daß er sich nicht lang legt. Irgendwann wurde er dann ruhiger, drückte aber immer noch den Rücken weg und lief auf der rechten Hand taktunrein und verwarf sich im Genick. Auf der linken Hand lief er dann sofort taktklar und ließ auch relativ schnell den Hals fallen. Dann wieder rechte Hand, erst verspannt und tickernd, dann irgendwann ging auch dort die Nase runter, er schnaubte ab, verwarf sich nicht mehr und lief taktrein.

Ich habe ihn sonst selten longiert und wenn dann ohne Ausbinder. Beim Reiten weiß ich, daß er keine "durchhaltende" Hand mag, dann macht er sich fest. Vielleicht hätte ich hier und da doch mal durchhalten sollen!

Vielleicht ist das jetzt eine Momentaufnahme gewesen und er lahmt morgen wieder, aber ich werde es am Wochenende wieder probieren und wenn er läuft, arbeite ich erst mal an der Longe weiter mit ihm - geb ihm aber immer noch seine Magenkost.
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